Ich kann noch nicht mal so einfach sagen, du, sag nix zu den Eltern.
Da ich es ja selbst getan habe. Ich kann dir nur von meiner Erfahrung erzählen und vielleicht hilft sie dir ja bei deiner Entscheidung, ob oder ob nicht.
Ich habe, oder eher, hatte, ein sehr sehr gutes Verhältnis zu seiner Mutter und zu seinen Töchtern. (Außer die mittlere, die ja keinen Kontakt mit ihm möchte, warum auch immer. Und er sich nie drum gekümmert hat, es raus zu finden, was los ist. Sie weiß aber von mir, hat ihrer großen Schwester auch Fragen gestellt über mich. Und war durchaus positiv mir gegenüber mit dem was sie gesagt hat).
Seine älteste war für mich fast wie eine eigene Tochter. Zu schreiben, war, tut schon weh. Ich habe mit ihr auch das Ende der Beziehung nicht diskutiert. Ich wollte sie da komplett raus halten. Da sie schon genug Sachen in ihrem Leben hat, die man durchaus auf den narzisstischen Vater zurück führen kann.)
Natürlich wusste ich, dass ein weiterer, richtig herzlicher Kontakt nicht einfach sein würde. Und habe ihr überlassen, das zu tun was für sie richtig ist. Ich wollte und will es immer noch nicht, dass sie sich irgend wie schlecht fühlt, wenn sie regen Kontakt zu mir hat. Immerhin ist er ja ihr Vater, den sie auch liebt. Alles nachvollziehbar.
Ich kann auch eigentlich nichts in der Familie finden, wo ich sagen würde, da liegt der Hund begraben. Papa ist schon verstorben. War aber ein wirklich beliebter Mensch mit vielen Freunden. Die Mama ist ein sehr warme, herzliche Person, die ich vom ersten Moment an gemocht habe.
Und so irgend wie, hat doch jeder schon mal gemerkt, dass er eigentlich ganz anders ist, als die Familie. Mit seinem abstrakten Verhalten. Besonders die Wutausbrüche, die, so wie er sagt, nihilistischen Weisheiten. Und auch sonst, hat er ganz viele Arten an sich, die im totalen Gegensatz zu der, der Familie stehen.
Ich habe versucht raus zu finden, warum er so ist wie er ist. Und nur eine einzig plausible Erklärung gefunden. Für mich.
Ob es das jedoch exakt war, das ihn zum Menschen gemacht hat, der er heute ist, ich vermute es, kann es aber nicht beweisen.
Und so wie ich denke, ist sein Elternhaus zwar dran beteiligt, aber ein Schuld kann man da nicht zusprechen.
Ich habs schon mal erzählt, mein Ex hat einen starken Sprachfehler.
Und ich weiß, die Mutter hat alles dran gesetzt, dass ihm geholfen wird. Nicht weil sie sich dadurch besser gefühlt hätte, sondern er. Sie hat ihn von Sprachtherapeuten zu Sprachtherapeuten geschleppt. Und natürlich, wenn der Junge dann mal etwas getan hat, was nicht mit der Sprache zu tun hatte, hat sie ihn bestärkt, gelobt. Sie wollte ihm nur zeigen, du bist trotz deiner sprachlichen Behinderung ein wertvoller Mensch.
Wir wissen alle wie grausam Kinder sein können, ohne es wirklich mit böser Absicht zu tun. Er wurde gehänselt und ausgelacht. Kinder eben. Besonders Kinder damals. Heute ist das Umfeld alarmiert und redet schnell von Mobbing und alle sind bedacht, dass so etwas nicht passiert.
Vor 50 Jahren war das natürlich anders. Ist so, war so.
Es hat mir richtig leid getan, als das Ende der Beziehung kam, dass ich diese Menschen 'verlieren' würde. Zumindest würde der Kontakt wie er vorher war, nicht mehr möglich sein.
Ein harter Verlust für mich.
Ich schrieb seiner Mutter ein paar Zeilen, ohne irgend was über ihn oder uns zu sagen. Mich bedankt für ihre Wärme, ihre Zuneigung, die ich sehr zu schätzen weiß. Und dass ich im Moment noch nicht genau weiß, wie ein Umgang in der Zukunft statt finden würde.
Sie schrieb mir auch eigentlich sehr freundlich zurück. Ich weiß dass sie es bedauert, dass diese Beziehung zu Ende ist. Sie hatte sich richtig gefreut als sie erfuhr, er hat eine Beziehung. Und war vom ersten Tag an, sehr gut zu mir.
Ich schrieb ihr, ich möchte auch nicht besprechen was mit ihm und mir passiert war. Für mich selbst sei es wichtig, dass man nicht denkt, oh die hysterische Ex.
Sie antwortete sehr nett und freundlich. Genau wie ich sie kenne. Nur ein Satz, 'ich hoffe du kannst jetzt dein Leben wieder in den Griff bekommen', hat mich so gestochen, ich verlor die Kontrolle.
Denn sofort sah ich vor meinen Augen was er ihr wohl erzählt hatte. Er hat ja immer sehr gerne behauptet ich sei die, mit dem psychologischen Problem, mit den Belastungen, mit den 'nicht normalen' Empfindungen. Und dass ich eben mein Leben nicht im Griff habe.
Und im Gegensatz, ich könnte es ohne Problem direkt beweisen, dass einzige Problem in meinem Leben, war was er versucht hat mir einzutrichtern.
Bevor er in mein Leben trat, ging es mir gut. Ich war zufrieden mit meinem Leben. Es gab mit Sicherheit ein paar Baustellen. Aber da war ich dran.
All die Dinger die er immer wieder behauptet hat, waren meist nur sein eigenes Spiegelbild. Selbst wenn ich sagte, halt, das ist so nicht wahr, ich fühle mich nicht so, wie du es behauptest...nein, nur seine Meinung galt.
Ein Kampf den viele hier erkennen werden. Es ging ihnen auch so.
Und dieser eine Satz von der Mutter, hat sofort eine Reaktion in mir hervor gerufen, ich dachte ich vergesse mich. Mit ganz viel Anstrengung habe ich es überhaupt geschafft ihr nicht alles zu erzählen, obwohl ich es in diesem Moment einfach nur tun wollte. Ich habe ihr lediglich gesagt, der Satz von dir, Leben in den Griff bekommen, ist genau das waa dein Sohn immer behauptet hat. Und wir wissen alle, dass diese Aussage nicht wahr ist, sich nicht belegen lässt.
Ich hatte einen Trumpf in der Hand. Obwohl ich den eher traurig sehe. Als sie es damals selbst sagte, tat sie mir leid. Weil sie eben so warm, gut und herzlich ist. Ein paar Wochen zuvor, hatte sie mir gesagt, seine Tochter tut sich überhaupt kein Gefallen so zu reden wie er, oder so zu werden wie er.
Da sie mittlerweile auch öfters Leute mit 'Witzen' verletzt, schon persönlich wird. Und nur Witze erzählt, oder Bemerkungen macht, die andere Personen angreifen, ohne es direkt zu sagen.
Da saß ich da, mit meiner Wut und dem Gefühl von Ohnmacht, seine Mutter glaubt ihm auch noch?
Und ich fühlte mich wieder so in die Ecke gedrängt. Ich kam aus der Ecke raus und wehrte mich. Erzählte ihr genau, weißt du noch als du das gesagt hast, mit der Jüngsten? Ich werde es nie vergessen. Und es hat mir damals schon gezeigt, dass selbst du weißt, dass er nicht so toll ist, wie er immer macht.
Wie oft hat man mit den Augen gerollt, wenn er wieder mal sinnlos gelabert hat. Wie oft, waren alle in Schockstarre und haben keinen Mucks mehr von sich gegeben, wenn er einen Wutausbruch hatte. Wie oft saßen alle da, und haben nichts mehr gesagt, vor lauter Angst, er würde noch mal ausflippen. Einmal, nach solch einem Wutausbruch, ist er ins Bad gerannt. Geschimpft wie irre. Und wir standen im Wohnzimmer und sagten kein Wort.
Plötzlich polterte es im Bad ganz laut. Und wir hatten alle den gleichen Gedanken, oh er ist gestürzt.
Und KEINER von uns hat sich überhaupt getraut zu fragen, ob alles in Ordnung sei. In den Gesichtern von allem war zu erkennen dass sie am überlegen waren, Oh Gott frage ich ihn jetzt ob alles okay ist? Wenn es nix war, flippt er gleich wieder aus. Wenn es was war und ich frage nicht, was dann?
Genau das Verhalten dass er immer erreicht hat mit seinen Ausbrüchen.
Hier standen erwachsene Menschen, die nicht fähig waren richtig zu handeln. Das Richtige wäre gewesen ihn zu fragen, hey alles okay da drin? Es wäre die menschliche Reaktion gewesen.
Aber durch seine Ausbrüche, hat er alle um sich rum so verunsichert, niemand weiß so recht was er tun soll.
Ich war damals wirklich geschockt. Nicht über seinen Ausbruch, sondern über das, was diese Ausbrüche bewirkten. Angst!
Ich habe oft und lange versucht ihm zu erklären wie sich alle fühlen, wenn er so ausflippt. Angst ist nicht etwas, das erstrebenswert sein sollte, wenn man als Mensch verärgert ist. Angst ist nicht produktiv wenn es darum geht Probleme zu lösen.
Er hat es nie an sich ran gelassen. Weiter als, wenn ihr euch anders verhalten hättet, wäre ich auch nicht ausgeflippt, kam er nie.
Die Reaktionen auf sein Ausflippen, damit wollte er nichts zu tun haben.
Also, das sagte ich seiner Mutter. Und sie weiß, dass auch sie unter seinem Verhalten oft leidet. Dass sie sich auf rohen Eiern um ihn rum bewegt. Es gibt genug Situationen in denen sie sein Verhalten bemängelt hat, es aber ihm direkt nicht sagen konnte. Aus Angst!
Und was passierte? Der Kontakt ist nun abgebrochen. Sie wollte das nicht hören. Ich kann es sogar verstehen. Die Familie ist ihr Heiligtum. Seit ihr Mann verstorben ist, sind die Kinder und Enkel noch wichtiger geworden. Und man sieht ihr an, wie sehr sie sich bemüht damit alle zufrieden sind. Ein wirklich toller Mensch in meinen Augen. Ich mag sie sehr.
Trotzdem kann ich verstehen, dass ich nun die 'Böse' bin. Das ist Blut, eigenes Fleisch. Und sie wird niemals riskieren ihn so zu verärgern, dass er sich von ihr abwendet. Da hängt einfach zu viel dran.
Ich bin mir im Klaren, dass meine Aussagen sie getroffen haben. In dem Moment, als ich ihr antwortete tat es mir fast schon leid. Ich bin nicht ausgerastet, sondern sachlich geblieben. Ich konnte einfach nicht anders, als mich endlich mal zu wehren. Nicht immer alles hinnehmen, damit er nur ja keinen Grund hat wütend zu werden.
Seit diesem Tag, kein Kontakt mehr. Nicht mehr zur Mutter. Nicht mehr zur Tochter. Das tut richtig weh und sie fehlen mir. Besonders die älteste Tochter. Aber ich kann es auch verstehen, dass sie so handeln.
Sein Einfluss ist sehr groß in der Familie. Und obwohl sie selbst alle wissen, er benimmt sich oft wie die Axt im Walde, halten alle die Füße still.
Lange Story, kurzer Sinn: Die Familie zu kontaktieren, oder dort nachfragen was denn überhaupt los war, dass er so geworden ist, bringt nichts. Es wird dir nicht die Antworten geben die du dir erhoffst.
Es wird dich verletzen, wenn du merkst, obwohl sie dich sehr mögen, ist er doch derjenige zu dem sie halten. Selbst wenn sie wissen, da stimmt was nicht.
Ich glaube schon, dass die Eltern und nahen Verwandten von ihnen auch denken, da ist was nicht richtig. Und besonders eine Mutter darunter leidet. Sie will ja nur das Beste für ihre Kinder. Und hat mit Sicherheit bei der Erziehung das getan, was sie glaubte war das richtige. Es wäre selbst für sie eine Niederlage, vielleicht Zweifel, habe ich versagt, habe ich etwas falsch gemacht?
Es bleiben immer mehr Wunden offen, die man eigentlich nicht so einfach schließen kann. Und oft ist, ich mach die Augen zu dann ist es nicht mehr da, für uns Menschen die einfachste Lösung.
Ich kenne das aus meiner eigenen Familie.
Meine Mutter ist sehr anstrengend, da alles was belastet und weh tut, unter den Teppich gefegt wird. Keinen Fehler eingestehen. Nur ja die Fassade aufrecht erhalten.
Ich kann die Gründe erkennen. Die Generationen vor uns, haben alles getan damit niemand auf sie herunter blicken kann. Ob es die immer sauberen Fenster und Gardinen sind. Ob es die Kinder waren, die sich immer benehmen mussten. Oder nur ja immer ordentlich angezogen waren. Denn, was sollen denn die Leute denken?
Ich kann mich noch gut dran erinnern. In den 70'ern waren Frauen, die geschieden waren, überhaupt nicht respektiert worden. Selbst wenn der Mann sie verlassen hat, wegen einer anderen, wurde von der Gattin behauptet, na was die wohl gemacht hat, denn er ist ja abgehauen.
Oder wenn sie ihn verlassen hatte, was ist denn das für eine. Will wohl rum machen mit anderen und so.
Deswegen glaube ich auch, das dieser Spruch, früher sind die Paare durch dick und dünn gegangen. Da hat man nicht so einfach aufgegeben. Diese Sprüche sind Firlefanz. Es war die Gesellschaft die angeprangert hat, die verurteilt hat. Die haben viele davon abgehalten ihre Ehen zu beenden.
Das macht man nicht, was sollen denn die Leute denken?
Und mit seiner Mutter ist es nicht anders. Sie möchte keine Versagerin sein. Obwohl sie es sowieso nicht ist. Aber weil der Sohn so aus der Reihe getanzt ist. Und ganz oft viele Menschen verletzt und degradiert, sucht sie die Schuld auch bei sich selbst. Sie tut mir oft leid. Und ich würde mich freuen, wenn sie akzeptieren könnte, dass sie ihr Bestes getan hat.
Also, mein Ratschlag, Finger weg vom Umfeld! Besonders Familie. Das Umfeld ist sowieso total geblendet von ihm. Und seine Familie, auch wenn sie es vielleicht wissen, wollen es nicht wahr haben. Und auch nicht von einem Außenstehenden hören.
18.06.2016 08:28 •
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