Auch ich versuche immer noch, alles zu analysieren. Ich sehe auch die Dinge endlich, wie sie wirklich waren oder sind. Und versuche nun meine eigenen Unstimmigkeiten zu finden. Denn sind wir mal ehrlich, als wir wussten, da stimmt was nicht. Und nicht nur etwas Kleines, sondern irgend wie, war da ganz viel verkehrt, haben wir, anstatt zu laufen, versucht zu helfen, zu verstehen, nicht aufgeben, da sein, unterstützen und so weiter.
Was genau ist es bei mir, dass ich das so lange mit gemacht habe?
Ich verzweifele fast, wenn ich die Dinge so betrachte. Ich kann es erkennen, ich kann überzeugt sagen, ja so war das, so ist es. Aber ich kann es nicht verstehen. Da fängt der Kopf an und sagt, ja aber es muss doch, oder, ja aber es kann doch nicht sein.
Irgend wie ist das alles unvorstellbar trotzdem ist es die Realität.Und das löst in mir einen Konflikt aus.
Ich weiß, ICH und wo möglich auch er selbst, kann NICHTS ändern.
Aber, da muss man doch was tun können, sagt mein Kopf.
NEIN, ich weiß man kann es nicht.
Und der Kopf wieder, vielleicht gibt es ja doch irgend einen Weg um zu helfen.
Wie oft habe ich mir selbst die Dinge schön geredet. Nach Entschuldigungen und Gründen gesucht.
Auf der Arbeit habe ich öfters was von ihm erzählt. Und seinem Verhalten. Die Kollegen sagten, warum bist du überhaupt mit ihm zusammen? So einen möchte ich nicht.
Und schwups, hatte ich die Antwort: Eigentlich ist er ja kein schlechter Mensch. Er kann ja auch anders.
Total bescheuert!
Es gibt da ein paar Dinge, bei denen ich sofort hätte handeln müssen. Da sie in solch einem Widerspruch zu meinem Wesen stehen.
Als sein Vater starb, keine Trauer von ihm. Null! Er ist eben tot.
Obwohl er ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte. Ist eben tot. Man lebt, man stirbt. Dann ist man weg. Ist so.
Ich war verwirrt und habe oft nachgefragt. Ja aber du vermisst doch den Menschen. Du weißt ganz genau, mit dem wirst du niemals mehr reden oder lachen können. Es ist doch ein Verlust präsent.
Nein, er ist eben tot.
Er war nur, mehr sauer, als traurig, wenn Bekannte und Verwandte zu seiner Mutter sagten, ach das tut mir leid. Und sie begann zu weinen. Da musste er selbst manchmal schlucken um nicht zu weinen. Sagt er..
Für mich war das unvorstellbar, nicht traurig zu sein über den Verlust eines Menschen.
Vermissen....kennt er nicht. Jedes mal wenn ich gefragt habe, kam nur, nein, ich weiß doch sie (ob das die Kinder, seine Mutter, Bruder und auch ich) sind gut unter. Warum sollte ich sie dann vermissen. Sie sind ja nicht weg, sie sind dort und ich bin hier.
Ich habs nicht verstanden. Aber sein ganzes Verhalten beweist dass er wirklich so denkt und fühlt.
Ich hätte tot über dem Zaun hängen können, es wäre ihm nicht aufgefallen bis ihn jemand kontaktiert hätte.
Wenn ich nicht angerufen habe, hat er sich nie was dabei gedacht. Warst wohl beschäftigt.
Hä? Es war tägliche Routine sich zu melden, auch wenns nur war, bin zu hause. Und dann kommt nix, für einen oder zwei Tage und du denkst nicht was ist denn da los?
Nein, wirst wohl beschäftigt sein. Vermissen ist Frauendreck und emotionaler Dreck. Ich bin ein logischer Mensch. Ich lebe nach Fakten.
Ja, aber wenn du nicht weißt ob etwas ist, obwohl das gewohnte irgendwie unterbrochen wird, ohne jegliche Vorwarnung, wunderst du dich dann nicht. Keine Sorgen?
Nein, warum sollte ich. Wenn etwas ist, wird derjenige sich schon melden.
Zu Anfang habe ich ihn schon vermisst wenn er noch dabei war sich zu verabschieden nach dem Wochenende.
Er kennt das Gefühl nicht.
Ich muss auch ehrlich sein. Zum Schluss hin, hat er mir nicht mehr gefehlt. Er war mehr so ein Anker, eine Gewohnheit. Da ist jemand und gut ist. Öfters habe ich gesagt, von mir aus braucht er dieses Wochenende nicht kommen, dann hab ich meine Ruhe und Frieden. Wollte aber auch nicht den Schritt gehen es zu beenden. Weiß der Geier warum nicht!
Heute habe ich erfahren, er ist wohl dabei wieder in die Heimat zu ziehen. Unsere gemeinsame Heimat.
Das tat erst mal weh. Denn es ist wieder mal etwas von dem anfänglichen Traum den ich hatte. Dass wir nach Beenden unserer beruflichen Engagements zusammen in die Heimat gehen.
Aber, das ist eben nur so ein Wermutstropfen, noch eine bittere Pille die ich eben schlucken muss.
Wenn er mich jetzt fragen würde, kommst mit mir mit, ich glaube ich würde ihn fragen ob er noch ganz dicht ist. Heimat gerne, aber nicht mit ihm.
Es wundert mich aber auch. Denn wo er jetzt ist, das mag er. Er hat sich dort wohl gefühlt und mochte seinen Job. Hatte immer gewartet, dass er eine Verlängerung erhalten würde.
Die hat er auch bekommen vor ein paar Wochen. Noch zwei Jahre.
Und jetzt will er weg? Gar nicht so seine Art.
Könnte aber auch sein, dass er bemerkt hat, das seine Untertanen...wie er denkt..also seine Mitarbeiter, von denen er der Vorgesetzte ist, nicht mehr so spuren wie vorher. Dass er bemerkt hat, so toll wie er dachte, denken sie nicht von ihm. Es bemitleidet ihn niemand wegen der Trennung. Niemand sagt, hast richtig gehandelt. Sie sagen nur, schade. Weil sie mich alle mögen und genau wissen wie er ist. Nur, hat er eigentlich keine Ahnung davon.
Sie haben ihm auch zum ersten Mal überhaupt als Team 'bekämpft'. Ihm sein Verhalten anderen Mitarbeitern gegenüber aufgezeigt und das er im Unrecht sei.
Dass sie nicht gekuscht haben, als er sie daran erinnerte, er ist Chef.
Das war neu für ihn. Und ich glaube auch, er sieht eine Verbindung mit der Trennung von mir. Das ist in der gleichen Woche passiert. Nur wenige Tage nach dem er erzählt hatte, er hätte es beendet da ich einfach nicht eingesehen hatte, er sei Gott.
Das hat der wirklich zu denen gesagt! Ist doch irre?
Und keiner hat ihm irgend wie auch nur den geringsten Zuspruch gegeben. Keine Bewunderung. Nur gesagt, och das ist aber schade.
Dann ihr 'aufmüpfiges' Verhalten bei einer Situation in der er wieder den Chef hat raus hängen lassen und sich benommen hat wie die Axt im Walde.
Ich denke schon, dass hat ihn getroffen.
Obwohl er natürlich tausend Gründe hat, warum die doof sind und er die Position hat, weil er eben perfekt ist.
Alles ein wenig verwirrend und die ganze Wahrheit werde ich niemals erfahren.
Aber ich weiß eins ganz genau. Wenn er sich bei mir meldet, dann ist es nicht weil er mich vermisst, oder weil er einen Verlust spürt. Denn diese Gefühle kennt er nicht.
Das bestärkt mich noch mehr, ihm nicht zu antworten. Vergeudete Zeit. Mein Wesen würde es gerne verbessern, ihm helfen wollen. Aber mein Kopf weiß ganz genau, das ist nicht möglich. Dies mal höre ich auf meinen Kopf!
03.06.2016 16:31 •
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