@maria
Vielen Dank für deine Schilderungen. Ja, der Unterschied zum Autisten ist der, dass dieser die normalen Entwicklungsprozesse durchgemacht hat, und einzig die Gefühlswelt ihm verschlossen bleibt. Daher hat er zwar Schwierigkeiten in den ganzen sozialen Interaktionen, weil er die unausgesprochenen Informationen nicht wie Neurotypische erhält, aber er ist lernwillig und - fähig und an anderen Menschen interessiert. Seine Welt dreht sich zwar auch vorwiegend um ihn, da er in einer fremden Welt zurecht kommen muss, aber er ist bemüht, da er dazu gehören möchte.
Mein Ex ging an Weihnachten weg, und seither habe ich ihn nicht wiedergesehen, nur mail, sms, telefonieren. Ich konnte es einfach nicht verstehen, dass er so von jetzt auf gleich den Schalter einfach umlegen kann und es ihm gar nichts ausmacht, per sms Schluss zu machen:-( Jetzt bot er an, einen anständigen persönlichen Abschluss zu machen, aber das kann ich nicht. Ich kann ihn nicht sehen, da ich ja immer noch gefühlsmäßig an ihm hänge. Und die Vorstellung, dass ich für ihn nur ein Ding bin, wo er jetzt eine Aufgabe erledigt, um gut da zu stehen, und dann geht er wieder in sein Leben mit den angeblichen vielen attraktiven Frauen, wie er mir mitteilte, und mich einfach abharkt und vergisst, ertrage ich nicht. Er hat es immer erfolgreich geschafft, mich eifersüchtig zu machen, wenn er das wollte.
Was du schreibst mit diesem lieb sein und gleich danach gehässig sein, das ist es, was in meinem Hirn nicht ankommt. Ich dachte oft in unserer 12 jährigen Beziehung an Mr. Jekyll und Mr. Hyde. Und dass ich immer an Unstimmigkeiten schuld sein musste, weil er eben niemals einen Fehler bei sich sehen kann, da für ihn ein Verhaltensfehler seine ganze Person betrifft, und ihn damit als ganze Person als falsch hinstellt und vernichtet. Ich hätte mir oft die Haare raufen können Wieso sieht er das nicht, das kann doch ein Kleinkind erkennen... . Mein Hirn hat sich dadurch wirklich immer mehr zu Matsch entwickelt:-)
Und ich glaube, was das schlimmste für mich ist, ist dieses Mitgefühl mit ihm. Ich sehe diesen kleinen hilflosen Jungen hinter der Mannesmaske, ich weiß, dass er oft das Opfer gespielt hat, aber ich glaube auch, dass er sich als das Opfer sieht und so empfindet. Und weil ihn keiner versteht, ist er halt ungeheuer wütend auf die Welt, flüchtet sich in die Überlegenheitsposition. Innen drin fühlt er sich minderwertig und nach außen macht er auf unnahbar und arrogant. Wenn er seine Defizite nachholen würde, wäre er mein Traummann.
Aber er will keine Hilfe, weil er nicht sehen kann, dass er das Problem ist bzw. hat. Er sagte in einem Gespräch dazu mal zu mir: Willst du nur mit mir zusammenbleiben, wenn ich krank bin? Er hat nicht verstanden, dass es nicht erfolgte Entwicklungsprozesse sind, die man nachholen kann, und keine psychische unheilbare Krankheit. Da hat er ein Trauma, weil es in seiner Familie so etwas gibt. Als co-Abhängige leide ich sicher unter diesem Helfersyndrom, was sich erst in den letzten Jahren bei mir gebessert hat. Aber in dem Maße, wie ich nicht mehr an ihm herumtherapiert habe, fühlte er sich vernachlässigt, weil ich meine Aufmerksamkeit nicht mehr auf seine Problemkreise gerichtet habe, sondern immer mehr auf die schönen Erlebnisse mit ihm. Da ich diese geniessen konnte, und er aber davon nicht erfüllt war, wenn es mir nur gut ging, zettelte er immer öfter unlösbare Diskussionen an, bei denen ich immer nur als Verlierer vom Platz gehen konnte. Ausländer waren oft sein Thema, und ich kann diese feindliche Gesinnung einfach nicht teilen. Und prompt fühlte er sich wieder mißverstanden und zog sich von mir zurück und wurde kalt.
Ich weiß, dass ich diesen Lebensabschnitt nur abschließen kann, wenn ich vollends die Hoffnungslosigkeit einsehe, mit diesem Mann jemals ein gemeinsames Leben zu haben. Dass es niemals möglich sein wird, mit ihm Freudschaft (was er will zum Warmhalten) oder sonstwie Kontakt zu haben, weil er sich nicht ändern kann und wird und daher immer so sein wird, wie er jetzt als GANZER Mensch ist.
Er ist eben nicht nur die liebenswerten Anteile, sondern auch die zerstörerischen Anteile, die es nicht ertragen können, wenn ich mal Freude am Leben habe, auch wenn im Außen nicht alles nach Bilderbuch abläuft. Er wollte mir immer sagen, wie ich denken muss, wie ich handeln muss, damit ich die Figur in seinem Traum bin, die ihm ewig erhalten bleibt, und ihm ein schönes sorgenfreies Leben bereitet, so nach dem Motto WIr gehen den Rest der Welt. Das ginge aber nur, wenn ich kein eigenes Wesen bin, mich also vollständig aufgebe, was ja auch in dieser Beziehung geschehen ist, und mich fast umbrachte- erst die Seele und dann den Körper, als der Seelenschmerz zu groß wurde.