Meine Lieben,
ich bin seit einigen Monaten ein stiller Mitleser in diesem Forum und auch ich möchte meine Geschichte loswerden, die wie ein Stein in meiner Brust liegt.
Ich hoffe ihr entschuldigt, wenn sie etwas länger wird.
Kurz zu mir: Ich bin 31 Jahre alt und seit Mitte Mai Single, getrennt von einem 37 Jahre alten Charakterschwein.
Ich habe vor meinem Narzissten zwei stabile, jeweils 4-jährige Beziehungen geführt, man hat sich im Guten getrennt, weil auseinandergelebt.
Eine Zeit lang war ich alleine, bin viel ausgegangen, und dann habe ich IHN kennengelernt. Ich war vom ersten Moment an wie vom Blitz getroffen, sein Äußeres war mein Ideal, auch er war redegewandt, charmant und auf eine gewisse Art und Weise frech.
Nach mehrmaligen Treffen fragte ich ihn, was denn mit uns sei, daraufhin meinte er: Ich mag dich, aber ich weiß nicht, ob du mir zu nett bist.
Nach weiteren Wochen und mehren Treffen fragte ich ihn noch mal, was mit uns sei, Antwort:Einen Versuch sei es wert. Auf meine Frage, ob das hieße, das wir nun zusammen seien kam nur: Habe ich doch grade gesagt.
Kurz zu seinem Hintergrund: Er ist in Deutschland geboren, jedoch nicht deutschstämmig, seine Eltern haben sich als er Anfang 20 war, getrennt und sind dann jeweils zurück ins Heimatland gegangen . Hassliebe zum Vater, Vater hat ihm nie Anerkennung gegeben, Mutter vergöttert.
Auch ich habe am Anfang des Öfteren ein komisches Bauchgefühl gehabt, es jedoch beiseite geschoben.
Die erste Trennung kam nach 6 Monaten, eine Woche, bevor er in die Heimat gefahren ist (er fährt jedes Jahr 4 Wochen im Sommer hin).
Ich war am Boden zerstört. Nach 2 Wochen meldete er sich wieder, eine ständige ON-/OFF- Beziehung ging los.
Eine Woche Nähe, eine Woche Distanz.
Ich habe immer mehr gekämpft, mit dem Gedanken, wir schaffen das.
Nach 1,5 Jahren kam dann die erste Frauengeschichte ins Spiel, ich wurde immer misstrauischer, bis ich in sein Handy schaute und diverse SMS lass.
Daraufhin beendete ich die Geschichte, blieb eine Woche standhaft, bis dann die üblichen es tut mir so leid, ich habe nicht nachtgedacht-SMS kamen.
Dann ging es Mal für 3 Monate gut, dann wieder 1 Monat Funkstille.
Ich habe jedes Mal gelitten wie ein Hund, bin aber auch irgendwann immer mehr abgestumpft.
Ich muss dazu sagen, dass er meiner Meinung nach ein Alk. hat. Er konnte zwar tagelang nicht trinken, aber wenn ich zurück denke, spielte Alk. in all den 8 Jahren eine große Rolle.
Auch hat er sich in 8 Jahren nicht von der Stelle bewegt, war die meiste Zeit arbeitslos, hat immer wieder Jobs angefangen, am Anfang euphorisch, nach einer Woche pessimistisch (natürlich waren immer die anderen Schuld) und hat dann letztendlich immer hingeschmissen.
Der Höhepunkt kam dann: Er konnte seine Miete nicht mehr aufbringen, ist aus seiner Wohnung geflogen, bei mir untergekommen. Aus den paar Wochen wurde ein Jahr.
Im gemeinsamen Alltag haben wir uns dann immer öfter gestritten, was durch viele schöne Momente (gemütlich kuscheln auf der Couch, Akitvitäten mit Freunden) wieder glattgebügelt wurde.
Ich war praktisch der Ernäherer, er sass von Morgens bis Abends auf der Couch. Bis ich es irgendwann nicht mehr ertragen konnte, ihm gesagt, dass er sich einen Job suchen oder gehen soll.
Er fand eine Stelle, eine gewisse Zeit (7 Monate ging es gut), dann war der Job schei. und er von heute auf morgen bei mir verschwunden, trennte sich per SMS von mir.
Er hatte sich hinter meinem Rücken eine Wohnung gesucht, in seinem eigentlichen Wohnort, 20 km von mir entfernt.
Ich war natürlich am Boden zerstört, habe gelitten. Er hat sich immer wieder gemeldet, unverbindlich. Wollte mir nicht mal sagen, wo er nun wohnt oder mir seine Wohnung zeigen es würde reichen, wenn ich wisse, in welcher Stadt er nun lebt und es wäre ja auch gut für unsere Beziehung )
Er distanzierte sich immer mehr, die gemeinsamen Abende wurden weniger.
Die, die wir hatten waren natürlich wunderschön und leidenschaftlich. Bis ich misstrauisch wurde, wieder sein Handy kontrollierte und sah, das es eine neue Frau in seinem Leben gab.
Ich habe diese Frau daraufhin angerufen (geschieden, Mutter eines 3-jährigen Sohnes). Dieses sagte mir, sie wolle nur Spaß haben und sich raus halten.
Ich habe mich dann von meinem Narzissten abgewandt, 4 Monate ohne Kontakt, ich habe gelitten wie ein Hund (damals kannte ich den Begriff Narzissmus nicht).
Dann, als ich grade anfing, die Sache irgendwie sacken zu lassen, meldete er sich wieder bei mir. Erzählte mir, was er für einen großen Fehler gemacht habe, das mit uns hinzuschmeissen, er wolle mich zurück etc. Ich durfte dann auch endlich seine Wohnung sehen.
Ich, naiv wie ich war, habe mich darauf eingelassen. Unter der Bedingung, das er keinen Kontakt mehr zu dieser anderen Frau hat. 3 Monate ging das Ganze gut, dann wurde er wider kühl, suchte extreme Nähe oder als Kontrast die Distanz (zB. ist er manchmal, wenn wir mal wieder Streit hatten, eine Woche in seiner Wohnung untergetaucht, Handy aus, für mich unerreichbar, ich hatte keinen Schlüssel von seiner Wohnung, er jedoch von mir).
Nach 3 Monaten merkte ich, dass er wieder Kontakt zu besagter Affäre hat. Es wurde natürlich alles heruntergespielt, erst ich würde es mir einbilden, dann sie wäre alleine, bräuchte jemanden zum reden und am Ende war ich nur noch ein Psycho oder Sherlock Holmes. Und ich habe es nie geglaubt, aber auch nicht die Kraft gehabt, es zu beenden.
Die letzten 2 Jahre verliefen wellenartig mit ihm, die ruhigen Phasen wurden länger, aber auch die Breaks zwischendurch.
Im April diesen Jahres redete er noch von Zusammenziehen und gemeinsamer Wohnung, drei Wochen später verschwand er aus meinem Leben.
Ich dachte, auch dieses Mal sei es eine Phase, aber falsch gedacht.
Von Mai bis Juni meldete er sich sporadisch, wie ein guter Kumpel.
Anfang August traffen wir uns dann bei ihm, haben geredet, ohne jeglichen Körperkontakt, einen Tag später fuhr er in den Urlaub.
Zu diesem Zeitpunkt begann ich mich mit dem Thema Narzismuss zu beschäftigen und mir fiel es wie Schuppen vor die Augen.
Dann ging das übliche Hoovering los.
Erst harmlose WA:
Na, alles klar?
Dann ging es mehr in die anzüglichere Richtung, als er merkte, ich habe angebissen. Er würde mich gerne nach dem Urlaub sehen, ein schönes Wochenende mit mir verbringen usw usw.
Doof wie das Herz ist, bin ich auf diese SMS eingegangen, das Gefühl dabei war aber schon nicht mehr wirklich da.
Wir schrieben wirklich viel, bis ich nach 3 Wochen auf einmal merkte: Hey, der ist total kurz angebunden, aber Daueronline.
Habe ihn dann ganz direkt gefragt, ob er eine Urlaubsbekanntschaft hat. Zurück kamen nur Beleidigungen:
Es würde mich nichts angehen, ob ich immer noch nicht kapiert hätte, das wir nicht mehr zusammen sind.
3 Tage Funkstille, dann meldete er sich wieder. Der WA- Kontakt ging weiter, allerdings nicht mehr tiefgehend. Er rief mich dann auch morgens um 4 (wahrscheinlich im Suff) 4 mal an, ich bin aber bewusst nicht dran gegangen.
Letzten Mittwoch teilte er mir dann per WA mit, dass er am nächsten Tag zurück nach Deutschland kommt, aus unserem gemeinsamen Wochenende aber nichts wird. Ich fragte ihn nach dem Grund, daraufhin schrieb er mir, dass er im Urlaub jemanden kennengelernt hat und in naher Zukunft in die Heimat auswandern will (Das war die Faust in mein Gesicht), ich war wirklich aufgelöst. Damit hatte ich nie gerechnet, weil er mir in den all den 8 Jahren immer gesagt hat, er könne sich nicht richtig verlieben, sich nicht öffnen.
Den Mittwochabend habe ich tränenreich alleine auf dem Sofa verbracht, mich auch nicht mehr bei ihm gemeldet.
Donnerstag Abend bekam ich eine WA, gegen 22h: Bin kurz vor Köln, noch eine Stunde.
Ich schickte nur einen erhobenen Daumen zurück.
Daraufhin kam von seiner Seite, dass er evtl. ein Problem haben könnte, sein Onkel war für zwei Wochen zu Besuch in seiner Wohnung und hat (angeblich) den Schlüssel in der Kneipe gegenüber abgegeben und wenn er Pech hat habe die Kneipe zu, wenn er ankommt.
Ich habe ihm dann geantwortet, er solle doch dann einfach dort anrufen.
10 Minuten später rief er mich an, 4x. Ich war wie gelähmt, bin nicht ans Handy gegangen. Darauf folgten diverse WA-Nachrichten:
Danke auch!
Vielen Dank!
Danke fürs Hängen lassen!
Fürn Ar. von dir!
Mich hat das Ganze so beschäftigt, das ich ihn daraufhin Freitag Abend angerufen habe. Er hatte wirklich die Absicht, bei mir zu übernachten (ich weiß, es ging nicht um mich, es war nur die Angst, nach 4 Wochen in eine einsame, leere Wohnung zu kommen). Ich habe ihn gefragt, ob das sein Ernst sei, ob er das seiner neuen Freundi gegenüber fair finden würde. Er meinte nur, es wäre ja nix schlimmes dabei gewesen, wir würden uns viele Jahre kennen und er hätte mich ja auch nicht angepackt.
Dann kam noch, dass alles was er mir geschrieben hat wahr sei, dass er sich verliebt hätte, in eine 33 jährige Frau, die ein 8-jähriges Kind hat und eine Freundin von einer guten Freundin von ihm ist, alles würde so gut passen, das wäre Schicksal, der Urlaub war so toll (O-Ton: ich war 4 Wochen lang jeden Tag voll) und er wolle jetzt, sobald er einen Job habe, runtergehen Tat weh, alles Dinge, die er mir nie gesagt hat). Er sagte dann noch weiter, er hätte mich ja so schrecklich lieb und wäre immer für mich da (Haha, ja klar, war er in acht Jahren nicht, warum also jetzt?!?) und er könne es ja nicht mitansehen, das es mir so schlecht geht und er wolle, das ich genauso glücklich sei und wir können uns ja in den nächsten Tagen mal Treffen und in Ruhe quatschen.
Ich habe nach dem Telefonat lang gegrübelt und ihm dann eine Nachricht geschrieben, dass ich das alles nicht mehr kann, das es mir weh tut und das ich weder Affäre, beste Freundin noch flüchtige Bekannte sein will.
Seine Reaktion: Du checkst echt gar nix, traurig. Und das nach all den Jahren.
Ich habe ihm geschrieben, das ich sehr viel gecheckt habe, das ich ihm wünsche, das diese Frau ihn genauso behandelt, wie er all die Frauen vorher, damit er sieht, wie sich das anfühlt (ich weiß, kindisch von mir, aber ich konnte in dem Moment nicht anders).
Von seiner Seite kam nur: das meinst du jetzt nicht ernst?!
Ich habe ihm geschrieben: Lass mich bitte in Ruhe.
Und seitdem ist Funkstille. Seit genau drei Tagen.
Im ersten Moment war es eine große Erleichterung für mich, ihm das zu sagen. Samstag ging es mir relativ gut, seit gestern kommen auch die Wellen der Sehnsucht.
ABER: ich will diesen Menschen nie wieder in meinem Leben haben. Wir hatten so viele ON/OFFs, es gab andere Frauen, ich habe das alles mitgemacht (während ich das Schreibe schäme ich mich dafür), ich bin weder doof noch häßlich und ich WILL mir das nicht mehr bieten lassen.
Die Worte das er sich verliebt hat waren wie Messerstiche, auch wenn ich weiß, das solche Menschen nie lieben können, es tut sauweh.
Ich habe das Gefühl, acht Jahre um etwas gekämpft zu haben, was eine andere nun nach 3 Wochen bekommt.
Ich weiß, dass es quatsch ist und das auch diese Beziehung keinen Bestand hat, es ist einfach mein Kopf, der mir diese Illusion vorspielt.
Ich werde stark sein, ich werde durchhalten, und ich werde auf keinen seiner Kontaktversuche jemals mehr reagieren.
Den ich weiß, irgendwann kommt wieder einer dieser Versuche. Momentan ist er beleidigt und es wäre ja gnädig von ihm, wenn er noch Kontakt zu mir halten würde.
Ich dachte immer, dieser Mensch sei alles für mich, mein Seelenverwandter, aber ich bin noch nie von einem Menschen so in de Himmel gehoben und danach wieder in die Hölle fallen lassen und das immer und immer wieder.
Da es nicht unsere erste Trennung ist und wir offiziell schon seit vier Monaten getrennt sind, weiß ich, dass ich es überleben werde. Ich leide zwar ähnlich, wie vor zwei Jahren, als wir für sechs Monate getrennt hatten, aber da war mir, wie bereits erwähnt, dass Thema Narzismus noch nicht bekannt.
Dieses Mal versuche ich, pragmatischer an die Sache ran zu gehen.
Am Freitag habe ich einen Termin bei einem Heilpraktiker, der auch Gesprächstherapie macht. Ich hoffe, das er mir helfen kann, diesen Knoten in meiner Brust zu lösen.
Unglaublich, das ich zur Gesprächstherapie gehe, obwohl er den Dachschaden hat. Ich habe ihm Mal geraten, zum Psychologen zu gehen, um sein Problem aufzuarbeiten (Vater), dafür hat er mich ausgelacht.
Dieser Mann hat mich psychisch so oft gedemütigt und erst jetzt merke ich die Wunden, ich habe es in all den Jahren nicht mehr gefühlt, keine Zeit dazu gehabt, weil er mich nach einem Messerstich auf Wolke sieben hob und ich dachte: Jetzt wird alles anders.
Ein kleiner Trost am Rande: Eine alte Freundin von mir war mit einem Narzissten 3 Jahre lang zusammen, es hat bei ihr 2 Jahre gedauert, die Sache aufzuarbeiten, seit einem halben Jahr ist sie nun in einer neuen GLÜCKLICHEN Beziehung.
Bei ihr war das Gefühl auf einmal weg.
Ich danke euch, das ihr meine Geschichte gelesen habt, ich hoffe, sie ist nicht zu wirr und einigermassen verständlich, es ist noch alles frisch und ich habe so viele Dinge im Kopf, das würde hier den Rahmen sprengen.
Ich hoffe, ich darf euch hier begleiten und mich hin und wieder ausweinen?
Viele Grüße,
D3stiny
21.09.2015 20:14 •
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