Hallo! Darf ich mich dazu setzen?
Ich habe den Thread über die Google Suche gefunden und bin dann über die letzten Tage beim Nachlesen hängen geblieben. Die Beziehung zu meinem Narz liegt mittlerweile fast 6 Jahre zurück. Wir waren ca. 2 1/2 Jahre mit Unterbrechungen (wer kennt das on-off Spiel nicht?) zusammen.
Nachdem ich es endlich geschafft hatte die Beziehung zu beenden (und ihr wisst wahrscheinlich alle, wie schwer das ist), war erst einmal 4 Jahre Funkstille. Vor ca. 1 1/2 Jahren hat er dann wieder Kontakt aufgenommen. Ich schätze, weil er hoffte, er würde bei mir wieder einen Fuß in die Tür bekommen und weil seine Zufuhr anderweitig gerade erschöpft war.
Leider musste er dann zu seinem Unmut feststellen, dass ich mich in einer äußerst glücklichen (normalen) Beziehung befinde und ihm diese Route erst einmal versperrt blieb. Was ihn aber nicht davon abhielt, das ganze Spiel (dank meiner Blödheit), auf der Freundschaftsschiene wieder von vorne anzufangen. Er wollte mir unbedingt einen Gefallen tun (er kennt sich in einem bestimmten Gebiet sehr gut aus und hat mir damit zu dem Zeitpunkt unglaublich weitergeholfen), da er sich heute noch teils für Dinge und die Kosten, die er mir damals in der Beziehung verursachte, schämen würde. Nach der ganze Zeit, der langen Funkstille, seiner Reue und Einsicht, der Zerknirschtheit und seinen langen Ausführungen zu seinen Fehlern damals, wollte ich ihm den benefit of the doubt (im Zweifel für den Angeklagten) gewähren. Menschen können sich doch ändern, nicht? Vor allem nach der ganzen Zeit. Und zack, hatte er mich wieder um den Finger gewickelt.
Und ich Trottel habe ihn noch vor meinem Freund verteidigt und wegen ihm Stress mit meinem Freund risikiert und er saß wahrscheinlich daheim und hat sich schön ins Fäustchen gelacht und sich ob der ganzen Aufmerksamkeit ein Loch in den Bauch gefreut.
Die Erleuchtung, dass er höchstwahrscheinlich Narzisst ist, hatte ich aber erst vor einer Woche (ich habe bei Google nach dem Stichwort emotionale Gewalt gesucht), als der Leidensdruck mal wieder besonders groß war und das Gedankenkarussel gar nicht mehr aufhören wollte.
Nach der Honeymoonphase (siehe oben) begann nämlich die gleiche Routine, die ich aus der Beziehung von damals schon kannte - verpackt in geheuchelter Sorge um mich und mein Wohlergehen bzw. dann um seines.
- immer wieder subtiles abwerten meinerseits teils als Kompliment verpackt
- abwerten meiner Beziehung bzw. der Personen um mich herum
- schlecht machen meiner Hobbies und Freizeitaktivitäten
- dauernde Angst um sein Image bei den Personen mit denen wir beide zu tun hatten
- dahingehend versteckte und oft auch nicht so versteckte Drohungen, wenn er mal wieder Paranoia hatte, das ich mein Wissen über ihn irgendjemandem dieser Personen mitteilen könnte
- oftmaliges von oben herab behandeln bzw. so tun, als wüßte er alles besser oder würde moralisch über mir stehen
- teilweise Lügen, Verleugnen bzw. Verdrehen von Tatsachen und felsenfestes Behaupten, dass meine Erinnerungen an gewisse Geschehnisse so nicht stimmen, aus dem Kontext gerissen sind oder ganz anders waren
- dass ich viel zu sensibel wäre und hey, das war doch nur Spaß
- viel herumkritisieren an mir, unter dem Deckmäntelchen der Sorge, weil um Freunde sorgt man sich doch
- einem immer wieder ein schlechtes Gewissen machen, wenn man nicht wie von ihm gewünscht handelte
- Gefühlsschwankungen par excellence - von ruhig, zu in der nächsten Sekunde auf 180, war alles dabei
- passiv-aggressives bzw. aggressives Verhalten oft anderen gegenüber, aber immer unterschwellig als schwebendes Damokles Schwert über einem
- aus Mücken werden bei ihm immer Elefanten, sobald er sich auf irgendeine Art angegriffen fühlt
- wenn ich in irgendeiner Art Widerstand oder nur den Anflug an Kritik an ihm leistete, wurde gleich die ganze Freundschaft, mein Respekt gegenüber ihm und meine Motive in Frage gestellt, was meistens ihn stundenlangen Monologen (ich kam oft gar nicht zu Wort) von ihm endete, bis mir der Schädel brummte oder er dann wieder drohte die Freundschaft zu beenden bzw. das teils auch tat
- je nach Schwere meines Vergehens durfte ich mir teilweise auch sehr nette Ausdrücke oder Drohungen anhören, die nur so vor Sarkasmus und Zynismus trieften
- dauerndes darauf achten, wie ich Dinge ausdrücke bzw. erst fünfmaliges überlegen, ob ich das jetzt (so) sagen will, aus Angst, einen Ausraster (siehe oben) zu riskieren
... um so ein paar Dinge zu nennen.
Leider hielten seine Freundschaftaufkündigungen nie lange an und ich konnte mir sicher sein, dass er nach ein paar Tagen oder Wochen unter großen Entschuldigungen und Bekundungen, wie wichtig ihm unsere Freundschaft doch wäre, wieder um die Ecke kommen würde um nahtlos dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. Und ich hatte einfach nicht die Kraft meinen Standpunkt, dass Freunde so nicht miteinander umspringen, zu beharren.
Jedes Mal, wenn ich eine Nachricht von ihm aufpoppen sah, fing mein Herz an zu Rasen und mir wurde schlecht in Erwartung dessen, was ich mir evtl. heute wieder anhören durfte, weil er einen Sündenbock brauchte. Ich habe während dieser Zeit viel über Grenzen setzen und durchsetzen gelesen und versucht an meinem Selbstbewußtsein zu arbeiten.
Letzten Endes bot ich ihm dann vor zwei Wochen die Stirn, und es kam zum Eklat. Ich sagte ihm, ich würde mir dieses Verhalten nicht mehr länger bieten lassen und zukünftig den Mund aufmachen, wenn mir sein Verhalten mir gegenüber nicht passt. Dass ich es nicht mehr hinnehmen werde, wie er mit mir umspringt und ich nicht weiter in seiner Gegenwart wie auf rohen Eiern laufen werde aus Angst, sein Ego zu verletzen. Nicht so wie damals, als mir sein Verhalten teilweise Angst machte.
Er versuchte die ganze Zeit dagegen zu argumentieren. Er mache sich doch nur Sorgen, er sei halt ein ehrlicher Mensch und er werde nicht bei mir anfangen, mich in Watte zu packen, weil ich ja so sensibel wäre sondern mir immer seine Meinung sagen, er hätte ein Recht auf seine Meinung (und wohl ein Recht darauf, dass ich diese als einzige Wahrheit annehmen müsse ) etc. pp. Das Ganze ging aber eigentlich relativ ruhig von statten und ich verabschiedete mich mit: ich werde zukünftig nicht mehr einfach alles schlucken und er müsste nun damit klar kommen.
Es schien auch erst so, als wäre das okay mit ihm... war es aber natürlich nicht. Am nächsten Tag wurde mir dann wieder die Freundschaft gekündigt. Er könne mit meinem respektlosen Verhalten nicht umgehen und vor allem nicht, dass ich ihn in einem Licht darstellen würde, als wäre er ein Monster, weil ich damals in gewissen Situationen Angst vor ihm hatte und mich erdreistete das nach all den Jahren zu erwähnen. Das Ganze natürlich in bekannt zynischem Ton, garniert mit einigen unterschwelligen Drohungen (du hast mich noch nicht richtig wütend erlebt und glaub mir, das willst du auch nicht etc.).
Danach Silent Treatment.
Als ich dann eine Einladung eines gemeinsamen Bekannten mit der Begründung ausschlug, dass ich lieber nicht mitkommen wolle, da mein Ex auch dort sein würde und ich ihm den Abend nicht vermiesen wollte, da wir Knatsch hätten, sind bei ihm anscheinend alle Dämme gebrochen, als der Bekannte ihm das gegenüber erwähnte.
Kurz darauf erhielt ich eine wahre Schimpftirade an Gehässigkeiten und wie ich es nur wagen konnte, dem gemeinsamen Bekannten gegenüber zu erwähnen, dass wir Streit hätten. Ich sei so dumm, so bescheuert, ich schei. Opfer, er würde mich jetzt mal richtig rund machen, so das ich mir wünschen würde, ich hätte das nie gesagt usw. Ich versuchte mich zu wehren und ihm mit Sarkasmus und Logik zu begegenen... Keine Chance. Letztendlich sagte er mir dann als Sahnehäubchen oben drauf, dass er mich damals eigentlich nie so liebte, wie ich ihn. Und das, obwohl er damals immer meine Liebe in Frage stellte, damit ich ihm diese ja schön immer wieder versicherte.
Nach dem Satz, sagte ich ihm, dass er jetzt eine Grenze überschritten hätte, ich jetzt endlich ruhigen Gewissens damit abschließen könnte und ihn zukünftig ignorieren werde. Dann setzte ich ihn auf allen Kanälen auf Ignore.
Wie ihr euch aber wahrscheinlich denken könnt, war es das nicht. Schon ein paar Stunden darauf, bekam ich eine Nachricht von ihm unter einem anderen Account, dass ihm alles so leid täte, und dass wir es der guten Zeit, die wir damals miteinander hatten, schulden würden, nicht so auseinander zu gehen. etc. pp. Ich hab versucht meinen Standpunkt zu halten, bin aber letztendlich wieder weich geworden und habe zugestimmt es nach gewissen Abstand evtl. nochmal zu versuchen.
Seitdem grüble ich, wie ich ihm klar machen kann, dass ich nicht mehr will. Ich hab ihm das mittlerweile so oft gesagt, aber er taucht immer wieder auf und überhört einfach gekonnt meinen Wunsch in Ruhe gelassen zu werden. Aus Höflichkeit versuche ich dann normal mit ihm umzugehen, dabei dreht sich mir jedes Mal der Magen um und ich bekomme ein flaues Gefühl, wenn ich nur den Namen lese.
Ich weiß jetzt gar nicht genau, was ich mir von diesem Eintrag hier erwarte. Vielleicht einfach um es einmal aufgeschrieben zu haben, weil ich in meinem Umfeld mit keinem darüber sprechen kann und man sich hier mit Menschen austauschen kann, die gleiches oder ähnliches erlebt haben. Ich bin überzeugt, mir würde es besser gehen, wenn ich einfach den Kontakt abbrechen könnte, aber letztendlich rede ich mir ein, dass das, was er mit mir macht, nicht gerechtfertigt genug ist, um die Freundschaft abzubrechen. Die typischen alten Muster. Ich habe mittlerweile so viel darüber gelesen und eigentlich weiß ich, was jetzt der richtige Schritt wäre, aber ich habe Angst davor bzw. vor seiner Reaktion. Angst, dass er dann die Drohungen wahr macht.
Entschuldigt bitte die riesige Wand Text. Ich musste mir das wie gesagt, einfach mal von der Seele schreiben.