Hallo Saxana,
ich bin wieder da! Hoffentlich nunmehr durch das innere und äußere Feuer geläutert, auf dass ich endlich loslassen kann und nur für mich die Verantwortung übernehme.
Harte Worte, aber wahr, die Deine Tochter da an ihre Oma gerichtet hat. Ich durfte ja auch immer als Prellbock in der Ehe meiner Eltern dienen. Als ich so ca. 14 Jahre alt war, hat mir meine Mama auch ihre Sorgen mit meinem Vater anvertraut. Scheinbar gemeinsam haben wir überlegt, was eine Lösung sein könnte. Heute kommt es mir genauso vor, wie es Deine Tochter gesagt hat. Auch ich war sozusagen Ersthelfer und dadurch kam Mama wieder zu Kräften.
Ich war sowohl psychische als physische Gewalt gewohnt. In der letzten Zeit habe ich viel darüber nachgesonnen, warum es dem Ex-emplar überhaupt möglich war, so mit mir umzuspringen. In meinem Inneren ist dank Erziehung der Glaubensatz verankert, dass ich es verdiene bestraft zu werden, wenn ich nicht ordnungsgemäß funktioniere. Wie krank ist das denn? Die Oberpfeife musste mir nur lange genug einreden, dass ich daran schuld bin, dass er bei seiner Arbeit nicht genug Umsatz bringt und schon habe ich mir den Schuh angezogen.
Ist es seine Arbeit oder meine? Kann ich etwas dafür, dass er einen Blutdruck von im Mittel 200/130 hat und deshalb auf Daueraction läuft? Deswegen zum Arzt gehen-nein! Da bin nur ich dran schuld. Und wenn Schnuffi-Puffi dann irgendwann einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden sollte, bin natürlich auch ich dran schuld. Als gerechte Strafe darf ich dann das Monster noch pflegen und meine Arbeit aufgeben, damit er mich immer schön unter Kontrolle hat (hat mein Vater nach der Wende von meiner Mama verlangt, sie war ja schuld an seinem Unfall, wegen dem er im Rollstuhl sitzt. Er wollte ja nur zeitig Zuhause sein, weil es der Hochzeitstag meiner Eltern war. Schöne verquere Welt!).
Ja, ich war es gewohnt, zu dienen ,damit die Ehe meiner Eltern damals rund lief und auch (leider, im Nachgang betrachtet, alle Beziehungen und auch meine Ehe).
Wer ich bin, wi ich bleibe, was meine Wünsche und Bedürfnisse sind, danach hat mich nie jemand gefragt, auch ich mich nicht. Funktionieren, damit die Fassade aufrecht erhalten wird. Das Dumme ist, dass ich diesen Oberquatsch tatsächlich als meine bisherige Lebensaufgabe betrachtet habe. Sobald ich mal Bedürfnisse angemeldet habe, wurde mir sowohl von meinen Eltern als auch von meinen Partnern vorgehalten, dass ich eine fürchterliche Egomanin bin.
ähmmmm, nun stehe ich mit meinen 41 Lenzen da, sage mir, dass das n9ch nicht alles gewesen sein kann und bin das erste Mal in meinem Leben egoistisch. Ich habe mein wegen dem Ex-emplar auf Eis gelegtes Studium wieder aufgenommen, gehe zu Orgelkonzerten in den Dom und zu Krachkonzerten nach Ferropolis. Ich schaue fern, wann und was ich will, rede mit wem ich will, gehe zum Sport oder lass es bleiben. Aber nie wieder werde ich jemanden dienen ,nur damit es demjenigen gut geht auf meine Kosten.
Zum Thema Gewalt, bei meinen Eltern schwang unterschwellig immer diese Komponente mit. Mein Vater hatte in meiner Kindheit ein diebisches, d. h. sadistisches Vergnügen daran, mich vor den Augen meiner Mutter zu verprügeln. Es war alles verdrängt, aber jetzt erinnere ich mich wieder an Situationen, in denen er mir dermaßen den Hintern versohlt hat, das einmal im Urlaub andere Miturlauber dazwischen gegangen sind. Meine Mama wurde mit den Worten: Und wenn Du dazwischen gehst, bring ich die Klaane ins Heim schachmatt gesetzt. Auch in der Beziehung mit dem Seelenlosen gab es immer wieder indirekte Gewalt. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, trampelte herum, schlug gegen die Wand und am Ende schlug er mich. Ich war zwar vorgewarnt worden, aber ich wollte es a) nicht glauben und b) hatte er in meinen Augen das Recht dazu. Ich hatte ja versagt.
Nach der letzten Ex-emplar-Gewaltorgie gegen mich sind mir dann soviele Sachen klargeworden, dass ich mich erstmal für ein paar Tage völlig von der Welt zurückgezogen habe. Als ich mich an seine Worte erinnerte, due die er dabei gebrüllt hat, als er mich gewürgt und mit Fäusten und Füßen bearbeitet hatte, kam eine Erinnerung hoch. Es waren dieselben Worte, die mein Vater gebraucht hatte. Du bist mein Eigentum, mit Dir mache ich, was ich will. Wenn Du daran verreckst, wird die Welt froh sein, das Du weg bist.
Das war der endgültige Wendepunkt. Strafanzeige läuft, zumal beim Frauentreffen heraus kam, dass wir alle bei Nichtfuntionieren dasselbe erlebt haben. Aufgrund seiner Drohungen bzw Reuebezeugungen hat sich nur keine getraut, gegen ihn vorzugehen.
Es ist jetzt sehr, sehr lang geworden, aber irgendwie musste es raus. Ich habe schon wieder ein schlechtes Gewissen.
Liebe Grüße!
23.08.2015 09:39 •
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