Auf Grund meiner eigenen Erfahrung hatte ich immer schon den Standpunkt: Niemand ist daüfr da, mich glücklich zu machen, schon gar nicht meine Kinder.
Ich bin und bleibe ihre Mutter, das habe ich mir so rausgesucht. Und ich bin immer für sie da und liebe meine Kinder. Umgekehrt erwarte ich Respekt und Achtung, das fordere ich auch ein.
Aber ich mische mich nicht ungefragt ein. Das hat bisher sehr gut funktioniert, und ich glaube, dass meine Kinder mich auch lieben. So empfinde ich das zumindest.
Ich betrachte auch den Lebenspartner nicht als Glückbringer. Leider habe ich mich wohl aber dafür verantwortlich gesehen, meinem Lebenspartner uneingeschränkt glücklich zu machen. Weil er das so forderte (das ist tatsächlich die von ihm ausgesprochene Ansicht-das postet er auch jetzt noch ins www) und weil ich das so wollte. Und da wollte ich perfekt sein. Dahinter steht sicherlich auch das eigene Bedürfnis nach Liebe und Anerkanntsein, das ich von meiner Mutter nicht erhalten hatte. Dazu muss man selbst kein N. sein, nicht mal ein KomplementärN.
Das kommt wohl in den besten Familien vor!
Vielleicht liegt es auch an dem Partnerschafts- und Familienbild, das einem so inder Gesellschaft vorgegaukelt wurde und wird. Harmonie- und Rosawölkchen. Und natürlich geht es immer darum glücklich zu sein, was angeblich nur paarweise geht.
Ich war ja auch ziemlich jung und idealistisch, als ich meinen N. kennlernte. Mit genau diesen Vorstellungen im Kopf. Und immer lieb sein, klar. Mir wurde ja oft genug, bescheinigt, wie störrisch und unangepasst ich wäre. Vielleicht habe ich mir deswegen auch einen völlig untypischen Partner rausgesucht. Nicht der Wunschpartner meiner Eltern, gesellschaftlich auch nicht unbedingt aus meiner Kaste.
Und Herausforderungen waren für mich schon immer auch ein treibender Motor. Warum sollte mir nicht gelingen, was andere für unüberwindbare Grenzen hielten. Man muss nur genügend Einsatz zeigen und Liebe, dann klappt das schon. So eine dumme Einstellung war meine feste Überzeugung!
Es hat geklappt, lange genug. Aber der Preis, den ich dafür gezahlt habe, war sehr hoch!
Manchmal tröste ich mich damit: Hätte ich in einem Zeitalter gelebt, in dem die Lebenserwartung bei 40 Jahren lag, dann hätte ich eine Bilderbuchehe geführt und es würden vielleicht Opern und Theaterstücke über die vorbildliche Ehe der Reni Doof aufgeführt....
Denn über Tragödien gibt es ja bekanntlich in der Weltliteratur genügend Stoff.
Apropos Weltliteratur: Warum liest man eigentlich mit 16 Jahre Ibsens Nora, und kein Lehrer nimmt dies zum Anlass, um vor Ehe und Partnerschaft zu warnen?
Leider enden alle Märchen, wenns eigentlich anfängt, spannend zu werden, was das angebliche Glück und die Zufriedenheit im Alltag bedeutet. Ok, einen Warnhinweis gibt es: und wenn sie nicht gestorben sind...wahrscheinlich hat der Autor gehofft, dass sie da sind...oder er hat verschwiegen, dass einer den andren ins Grab gebracht hat...
oder das symbolisch gemeint: Sie sind wahrscheinlich in ihrer Ehe gestorben mit ihren Gefühlen und Hoffnungen?
Meinen Kindern habe ich immer versucht zu vermitteln, dass sie ihr Leben selbst in dieHand nehmen müssen und nicht auf einen Partner warten sollen, der ihre Wünsche erfüllt.
Vielleicht denke ich da zu negativ. Aber wenn die rosarote Brille kommt, sind sowieso alle Grundsätze verflogen...
15.08.2015 12:03 •
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