Was ich übersehen habe?
Zunächst einmal habe ich noch nie etwas von eine NPS gehört.
Dann habe ich weder auf Familie noch Freunde gehört-ich war jung, wollte meinen eigenen Kopf durchsetzen, mich vom Elternhaus lösen, war verliebt wie noch nie in einen Mann (alle vorherigen Beziehungen langweilten mich nach kurzer Zeit).
Ihm war es völlig egal, wer ich bin und was ich mache, Standes-und Bildungsunterschiede waren ihm egal. Er versuchte nicht, mich zu ändern, himmelte mich nicht an. Eigentlich bot er mir nichts, verlangte nichts von mir und verbog sich nicht. Vielleicht war es das, was mich reizte: Endlich mal jemand, der keine Erwartungen an mich hatte.
Er fand es gut, dass ich meine eigenen Vorstellungen von Leben habe, sehr selbständig und kreativ war und auch von ihm nichts forderte.
Ich zeigte ihm die große weite Welt und er nahm die Chance an und bildete sich weiter.
Für mich war er eine Unterstützung, um mich freizustrampeln.
Aber irgendwann wollte ich mehr: Partnerschaft, Harmonie, Nähe, Familie, das volle Programm eben.
Ich nehme an, er wollte mich nicht verlieren und spielte mit. Er hat ja super profitiert davon.
Von Anfang an war er verschlossen, wirkte auf andere immer abweisend, gefühlskalt und sonderbar. Bei mir bemühte er sich anfangs immer mehr, Gefühle zu zeigen. Wie ein Lernender. Sein Elternhaus war zerrüttet, eigentlich asozial, die Eltern äußerst gefühlskalt, Alk., der Vater sehr dominant, gewalttätig und s.xsüchtig.
Mein N. wollte raus aus diesem Leben, das er verabscheute. Ich half ihm gerne dabei, die Lernfortschritte waren unübersehbar.
Nur ab und zu merkte ich damals schon, dass er für bestimmte Dinge einfach nicht zugänglich war. Vorallem Dinge, die mir wichtig waren. Während mich meine Freunde warnten, verharmloste ich die Zeichen. Ich wollte ja Harmonie, sah die guten Seiten und wertete es als meine Toleranz, die ich ihm gegenüber eben zeigen muss.
Was ich übersah: Ich gab bei allem nach, passte mich ihm an, aber er bewegte sich bei Sachen, die er nicht wollte, keinen Schritt auf mich zu. Von seiner Seite her gab es keine Kompromisse. Das verlief aber schleichend über Jahre hinweg.
Warum habe ich das nicht gesehen? Weil ich jahrelang sehr gut mit der Sitaution umgehen konnte. Das Distanz-Nähe-Bedürfnis, immer was Neuartiges erschaffen, meine Selbständigkeit, mein Status, all das hielt ihn immer bei Laune.
Ich habe meine eigenen Hobbies, meinen Freundeskreis, meine Arbeit, mein eigenes Leben. Wir waren immer beschäftigt.
Ich hatte Energie ohne Ende, bewunderte ihn dafür, dass er sich so disziplinert nach oben gearbeitet hatte. Ich hielt das für seine eigene Leistung, dass es mir gut ging, verbuchte ich dagegen auch auf sein Konto.
Gegenüber anderen verteidigte ich seine Launen, seine Intrigen, Fehler, alles! Ich glaubte ihm ja auch seine Version.
Wir zwei gegen den Rest der Welt. Für mich war es ein Glück: unsere Kinder, das Haus, unsere Karriere, unsere Partnerschaft. Mit diesem Mann wollte ich alt werden, alle Höhen und Tiefen überstehen.
Und die kamen. Er stürzte immer tiefer und riss mich immer tiefer mit in die Abgründe.
Und das ist der Punkt, den ich heute noch nicht begreifen kann! Jeder anderen Frau hätte ich geraten, sofort diese desaströse Partnerschaft zu beenden. Aber ich blieb! Gab mir noch die Schuld für mein Unwohlsein und entschuldigte seine Krise. Ich wollte das gemeinsam mit ihm durchstehen und zog alle Register, um ihm zu helfen.
Das kapierte außer mir kein Mensch mehr.
Als er mich dann zum Dank verließ, verstand ich die Welt nicht mehr und alle um mich herum atmeten auf!
Ich veränderte mich dann sehr schnell und wurde wieder so, wie mich die Menschen früher kannten: Lebensfroh und voller Energie.
Erst da begriff ich, in welcher dunklen Welt ich gelebt habe und dass das Gift des N. mich schleichend gelähmt hatte. Wäre er nicht gegangen, ich hätte nicht mehr die Energie gehabt und wäre zerstört worden. Da bin ich mir jetzt ganz sicher.
Was hat mich gerettet? Letzendlich meine große Energie, die der N. nie völlig zerstören konnte, meine Selbstständigkeit und Autonomie, meine Intelligenz und meine Empathiefähigkeit!
Ich habe immer Dinge, die nicht stimmig waren, hinterfragt, hab dem N. Paroli geboten und mein eigenes Ding durchgezogen.
Ich habe viel Entwürdigendes ertragen, toleriert und billigend in Kauf genommen, aber letzendlich mir meine Würde und meinen Stolz bewahrt.
Ich habe ihm auch immer gesagt, dass ich seine miesen Touren erkenne und nicht akzeptiere und forderte, dass er meinen Standpunkt tolerien solle. So wie ich seine miesen Verhaltensweisen toleriere.
Das konnte er dann nicht mehr hinnehmen. Zu oft habe ich ihm den Spiegel vorgehalten und ihn entlarvt.
Deshalb ist er gegangen.
Vieles kann ich jetzt erst-im Nachhinnein- einordnen.
Das Wissen um die NPS hilft mir vielleicht bei der nächsten Partnerschaft, sollte ich wieder eine eingehen wollen.
Ich denke, ich habe vieles richtig gemacht im Ungang mit dem N. , ob mir mein Wissen von heute damals geholfen hätte, weiß ich nicht.
08.07.2015 22:29 •
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