Hallo zusammen,
ich habe schon seit einiger Zeit hier im Forum mitgelesen und mir ist dadurch einiges über meine Vergangenheit und mich selbst klargeworden. Es tut gut zu lesen, dass es Menschen gibt, denen es ähnlich geht. Ich bin eigentlich kein Foren-Typ und weiß auch noch nicht so ganz, wie ich mich hier verhalten soll aber ihr scheint euch allen so gut gegenseitig zu helfen, dass ich es auch mal probieren will, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Zunächst einmal – meine Probleme sind im Vergleich mit vielen von euren eigenen vielleicht nicht sehr groß. Ich habe keinen Ex-Narzissten, weil ich (im Nachhinein zum Glück) nie eine Beziehung mit ihm hatte. Wie es ist, nach mehreren Jahren Beziehung mit solch einem Narzissten die Wahrheit herauszufinden, das möchte ich mir gar nicht so genau ausmalen. Da ich im Moment trotzdem echt nicht mehr weiter weiß, habe ich beschlossen euch mal meine Geschichte in Kurzfassung zu erzählen, vielleicht kann mir ja der eine oder andere einen Rat geben.
Vor ca. 2 Jahren habe ich mich in den vermeintlichen Narzissten verliebt, der zu mir ins Wohnheim gezogen ist, ich werde ihn N. nennen. Wir teilen uns mit 8 weiteren Studenten eine Küche und inzwischen auch einen Freundeskreis, weswegen wir uns ständig sehen und uns auch nicht aus dem Weg gehen können bzw. ich will das nicht, weil ich mich sonst auch von allen anderen abnabeln müsste. Da die ganze Geschichte unglaublich lang wäre will ich es kurz machen, ich verliebte mich, er gab mir das Gefühl, dass er mich auch mag, viele Komplimente usw., ging aber nie einen Schritt weiter. Als ich ihm sagte, dass ich verliebt in ihn bin, wollte er keine Beziehung. Ich war unendlich traurig und konnte sein ganzes Verhalten nicht verstehen. Ein halbes Jahr später fand ich raus, dass er vermutlich eine NPS hat und somit immer nur nach meiner Bestätigung suchte. Es erklärte alles. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich starke Züge einer Komplementärnarzisstin oder Co-Abhängigen aufweise. Von diesem Tag an versuchte ich, mich radikal von ihm zu lösen, was mir am Anfang auch sehr gut gelang. Die Entdeckung war ein Schock für mich, am Anfang war ich wütend aber schnell empfand ich nur noch Mitleid mit ihm. Ich habe es geschafft meinen Tagesablauf nicht mehr so einzurichten, dass ich ihn andauernd sehe und habe mich langsam auch wieder rangetraut andere Männer zu daten, was ich davor absolut gar nicht machte weil ich zu sehr an N. hing.
Anfang des Jahres war dann auch jemand dabei, den ich sehr mochte, der irgendwie ganz anders war als N., viel einfühlsamer, ruhiger, nicht so sehr auf die Bestätigung anderer bedacht… attraktiv war er auch und irgendwie hatte er auch noch Interesse an mir - Jackpot. Zum ersten Mal seit ich N. kannte hatte ich das Gefühl, das alles wieder gut werden könnte.
Wir trafen uns weiterhin und langsam entwickelte sich eine Beziehung – meine erste richtige Beziehung. Ich muss aber dazu sagen, dass es bei mir leider von Anfang an nicht die große Verliebtheit war, nichtsdestotrotz entwickelte ich irgendwie Gefühle für ihn und fühlte mich wohl mit ihm.
Am Tag als N. erfuhr, dass ich mit jemand anderem etwas am Laufen habe, hat er mir geschrieben, dass ihn dass alles nicht ganz kalt ließe und er mit mir reden wolle. Auf das was er sagte war ich absolut nicht vorbereitet – ich sei der wundervollste Mensch, der ihm je begegnet ist, dass er mich jetzt nicht aufgeben will und „um mich kämpfen will“. Er habe Bindungsängste gehabt, weiß jetzt aber, dass er mit mir zusammen sein will. Ich muss ehrlich sagen, so etwas schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt doch ich wusste ja inzwischen, dass er nur versucht, sich seine Aufmerksamkeit zurückzuholen, koste es was es wolle. Und im Endeffekt waren es doch alles Floskeln. Ich war in dem Moment einerseits recht wütend – ich bin ja keine Puppe die er nach 2 Jahren mal aus dem Schrank holen kann – andererseits kann ich irgendwie nicht böse auf ihn sein. Nun ja, ich sagte ihm klipp und klar, dass es zu spät sei und ich nun mit meinem neuen Freund glücklich sei. Dass ich so hart geblieben bin, darauf bin ich auch ein bisschen stolz.
Jetzt aber das Problem an der Sache: Die Geschichte war Anfang des Jahres und inzwischen gibt es immer mal wieder Momente in denen ich merke, dass mein neuer Freund und ich nicht so gut zusammenpassen, wie N. und ich zusammenpassen würden. Es ist absurd und ich will wirklich, dass meine jetzige Beziehung klappt, da ich mich ja wie gesagt sehr wohl mit ihm fühle aber immer wenn es mal Probleme gibt schleicht sich N. in meinen Kopf und ich frage mich, ob es die richtige Entscheidung war. Natürlich weiß ich, dass es richtig war, N. würde mich früher oder später emotional komplett zerstören. Es gibt da aber diese nichtrationale Stimme in mir die sagt „niemand kann dich so zum lachen bringen wie N.“ oder „du passt einfach perfekt zu ihm, du wirst niemals jemand „gesundes“ finden, den du so lieben kannst“… das ist so verrückt und ich fühle mich so schlecht gegenüber meinem Freund. Es ist, als würde ich ihn emotional betrügen und er ist so gut zu mir. Wenn ich bei ihm bin kommen diese Gedanken nicht auf aber wenn ich alleine bin und er mal wieder keine Zeit für mich hat, dann schon :/. Nun meine Frage an euch: in bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass ich die Probleme nur mit einer Therapie in den Griff kriege aber ich weiß nicht mal, ob das was bringen wird. Gibt es welche von euch, denen es genau so geht? Dass ihr ganz genau wisst, dass die „normalen“ Menschen euch viel besser tun würden und ihr aber einfach keine Ahnung habt ob ihr jemals jemanden so sehr lieben könnt wie diesen Narzissten? Es heißt ja immer jeder Topf findet seinen Deckel nur ich fühle mich so als hätte ich meinen Deckel schon gefunden, er passt perfekt aber rational weiß ich, dass er mich zerstören würde auf Dauer und davor will ich mich selbst schützen.
Das ist jetzt ziemlich lang geworden aber ich bin sehr dankbar, wenn jemand die Zeit gefunden hat es durchzulesen und mir vielleicht irgendwie mit guten Gedanken helfen kann . Danke!