Liebe loba,
ich kann so gut nachvollziehen, wie es dir gerade gehen muss. Ich habe die gleichen Gedanken, Will auch nur, dass er wenigstens annähernd meine Schmerzen spürt.
Aber machen wir uns nichts vor, diese Typen rennen durchs Leben und holen sich nur die Sahnestückchen vom Buffett.
Und ob sie die innere Leere wirklich so wahrnehmen, wie wir denken und in bösen Momenten hoffen, wissen wir auch nicht.
Meiner war ständig nur unterwegs, konnte nie ruhig sitzen oder einfach mal bei mir zu Hause bleiben.
Klar, er wird durch seine innere Leere dazu getrieben, aber einen wahnsinnig unglücklichen Eindruck hat er dabei nie gemacht. Entschuldige, hab mir das alles gerade nochmal so am inneren Auge vorbeiziehen lassen. Fazit: ich blieb traurig und alleine zurück, als er Spaß hatte und feiern ging. Das macht mich gerade etwas wütend.
Wie schaffst du das nur über so einen langen Zeitraum trotzdem nicht die Kraft zu verlieren? Dich trotzdem jeden Morgen neu zu motivieren? Du musst eine sehr starke Frau sein. Ich komme jetzt nach reichlich 2 Monaten schon manchmal an meine Grenzen.
Die Tage sind ok. Da lenke ich mich gut ab. Leider verdränge ich auch viel zu viel. Aber die Abende und die einsamen Nächte!
Jede Nacht träume ich mittlerweile von ihm. Es ist zwar nie die gleiche Situation, aber das Resultat ist es....wir treffen uns, ich bettle um seine Liebe, er sagt mir lieb; aber bestimmt, dass es nicht mehr geht und wendet sich einer anderen zu.
Das tut so weh. Er gehört doch zu mir!
Leider gibt es bei uns auch keine Selbsthilfegruppen. Es wäre so schön mit Betroffenen von Angesicht zu Angesicht sprechen zu können.
Zum Glück gibt es euch hier.
Was deine Therapeutin so von sich gibt, finde ich auch ziemlich, ich will es mal unpassend nennen.
Manchmal hat man den Eindruck, die beherrschen das Thema Narzissmus zwar in der Theorie, sind in der Praxis aber relativ schnell überfordert.
Ich hatte meine letzte Therapeutin einmal um ein Paargespräch gebeten. Sie kannte meinen N aus meinen ganzen vorhergegangenen Gesprächen und war auch der Meinung, dass bei ihm wohl mindestens ein Hang zur NPS bestehe. Als wir dann im Gespräch saßen, hat mein Ex mich vor ihr so richtig schön auflaufen lassen. Er verdrehte die Tatsachen so, dass er als das arme Opfer da stand. Sie merkte gar nicht, wie ich immer kleiner wurde und nicht mehr gegen seine Geschichten ankam.
Ich saß dann weinend da und erzählte; dass es mir maßlos weh tat; dass er den Kontakt zu seinen Ex-Affären; die erwährend unserer kurzen Trennungspausen immer hatte, auf Biegen und Brechen aufrecht erhielt. Er sagte, es wären mittlerweile alles gute Freundinnen. Darauf antwortete die Therapeutin, dass ich ihm ja nicht seine Freundschaften verbieten könnte.
Bei der nächsten Sitzung habe ich mich bei ihr für den erteilten Freibrief bedankt, den er nur allzu gern angenommen hatte.
Meine jetztige Therapeutin ist ebenfalls der Meinung, dass eine NPS vorliegt. will aber nicht darauf eingehen. Es macht mich traurig, denn es würde mir viel helfen. Aber so fühle ich mich recht unverstanden. Ich habe mir allerdings vorgenommen das in der nächsten Sitzung konkret anzusprechen.
Ich schlittere seit meiner frühesten Kindheit von einer Katastrophe zur nächsten.
Zur Lebensaufgabe habe ich mir daher meine eigene Erklärung zusammengebastelt. Sie klingt vielleicht etwas kitschig, aber mir hilft sie immer über schwere Stunden.
Ich glaube, Gott ist sich sehr sicher dass meine Seele stark genug ist, um all diese Qualen und den Schmerz ertragen zu können. Er hat daher dieses Leben für mich vorgesehen, um meine Seele auf die nächste Stufe zur Glückseligkeit erheben zu können.
Hätte er diesbezüglich nur den kleinsten Zweifel, würde er mir das niemals zumuten.
Die Seelen derer, die augenscheinlich ein gutes Leben führen, sind einfach noch zu schwach, um mein Leid ertragen zu können.
Ich möchte auch gerne noch ein Beispiel zum Thema unerträgliche innere Leere erzählen....
2013 verunglückte mein Schwager tödlich mit dem Motorrad.
Ich war geschockt. Habe viel geweint, tagelang kaum gegessen etc.
Meinen Ex hat diese Situation komplett überfordert. Er saß ohnmächtig neben mir. Ihr könnt euch das vielleicht am besten vorstellen, wie ein kleines Kind wenn Mama dasitzt und weint. Obwohl diese wahrscheinlich zu wesentlich mehr Empathie fähig sind. Er schaffte es nicht einmal mich nur kurz in den Arm zu nehmen.
Am nächsten Tag erwischte ich ihn dabei, wie er in seinem Partykeller ein gutes Stück weit angetrunken versuchte traurig zu sein. Es klingt sicher seltsam, aber genau so war es. Er wollte sich unter allen Umständen zum Weinen bringen. Es klappte aber nicht. Es kam dann nur ein unecht geseufztes: Ach, ja, der Ralf!
In diesem Moment habe ich erstmals bemerkt, wie sehr er manchmal unter seiner Empathieunfähigkeit leidet. Es war ein Trauerspiel und ich konnte ihn nur noch in den Arm nehmen. Tröstete ihn, dass er ja zu meinem Schwager nicht so viel Kontakt hatte, wie ich und dass das schon in Ordnung sei.
3 Tage nach dem Unfall mahnte er mich schon wieder, ich solle mich doch endlich wieder zusammenreißen. Eine Woche nach der Beerdigung verließ er mich, da meine Aufmerksamkeit in den letzten Tagen nicht bei ihm war, sondern bei meinem Schwager und meiner hinterbliebenen Schwester mit 2 kleinen Kindern. Dankeschön!
Sade
07.01.2015 13:05 •
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