Hallo ihr lieben,
ich habe mich gerade extra angemeldet, weil ich vor 2,5 Jahren eine Trennung mit einem N durchgemacht habe. Hier habe ich damals nach der Trennung das erste Mal überhaupt erfahren, was für ein Mensch mein Ex war - und unendlich viele Gemeinsamkeiten gefunden. Ich habe damals nie etwas geschrieben und auch nie mehr getan, als still jeden Post von euch zu lesen und immer mehr zu realisieren, was mir passiert ist.
Jetzt wollte ich mich mit diesem Posting irgendwie dafür bedanken. Ich kann vielleicht kurz die Geschichte ansprechen, obwohl die 1,5 Jahre mir grauenvoll lang vorkamen.
Die ersten 2 Monate war er der perfekte Traummann, hat alles für mich getan, hat mich umworben und mir das Gefühl gegeben die allertollste Frau auf der Welt zu sein. Ich war binnen küzester Zeit so wahnsinnig verliebt, wie noch nie zuvor. Alles war perfekt, außer, dass wir räumlich getrennt waren. In meiner blinden Liebe sprachen wir schon nach 3 Monaten vom zusammenziehen. Erst wollte er zu mir kommen, doch am Ende gab es den ersten großen Knall an Silvester, den ich und auch niemand anderes rational nachvollziehen konnte. Ich hatte noch nie ein solches Drama in meinem Leben - hing aber schon wie eine Marionette an dieser Beziehung.
Und wie vermutlich jeder hier weiß, wurde dieser Zustand zur Regel. Ich zog zu ihm in die Wohnung, wir fuhren direkt in den Urlaub. Er war der schönste und charismatischste Mann, mit dem ich bis dahin zusammen war. Jeder mochte ihn auf Anhieb. Er wusste ganz genau, was er sagen und tun musste, damit ihm die Menschen zu Füßen liegen. Sein Leben erschien mir im Gegenzug zu meinem extrem glanzvoll. Die Familie hatte Geld, er hatte ein wahnsinnig gutes Studium hingelegt und sein Leben in vollen Zügen genießen können. Was ich anfänglich übersehen habe, war, dass er ein wahnsinnig schlechtes Verhältnis zu seiner Familie - im speziellen zu seiner Mutter hatte. Ja, da war all das schöne Geld, aber was er nie bekam, war aufrichtige Liebe. Alles was er erreicht hatte, wurde ihm von klein auf aufgezwungen, sonst wurde das ganze nicht belohnt. Seine Mutter war eine Glucke und überließ nie etwas dem Zufall. Sie bestimmte wie eine Furie über sein Leben und manipulierte ihn wo es nur ging. Er begriff das auch irgendwo, machte das aber sein Leben lang mit - welche Wahl hatte er schon als Kind?
Naja, letzten Endes glaube ich, dass ihn das so gemacht hat, wie er letzten Endes war. So eine Persönlichkeitsstörung kommt ja nicht von irgendwo. Wie ging es weiter? Sicher so, wie bei vielen anderen von euch auch. Ein Hoch und runter der Gefühle. Entweder war ich seine Traumfrau und alles tat ihm leid. Er war dann klein und zerbrechlich und ich musste ihn aufbauen. Oder er hat mich absolut runtergezogen, hat mich fertig gemacht und mir das Gefühl gegeben ihm seiner nicht würdig zu sein. Mein Leben wandelte sich zu einem Dauerkampf - immer wieder sein Herz zu erobern und diese wundervollen Momente zwischen uns zurück zu bekommen. Aber er machte es mir nicht einfach. Unsere Streits waren für mich immer so irrational extrem, dass ich die Welt nicht verstand. Ich weinte so viel wie noch nie zuvor in meinem ganzen Leben. Ich versuchte ständig zu analysieren, nachzuvollziehen, ihn zu verstehen. Und dabei machte ich mich immer kleiner, bis ich sogar den Wunsch verspürte nicht mehr Leben zu wollen. Ich hatte alles verloren, was mich ausmachte. Und ich fing an mich selbst wahnsinnig zu hassen. Dafür, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte nicht zu genügen, ihn nicht glücklich machen zu können und vor allem, wegen meiner Verlustangst. Die wurde immer schlimmer, weil ständig irgendwas war.
Er arbeitete im Außendienst, war immer mal wieder unterwegs und zerstörte mich mit den perfidesten Sticheleien immer mehr von innen. Jedes Mal, wenn ich mich von ihm distanzierte, brach er dann zusammen. Jedes Mal, wenn ich mir einen winzigen Teil von mir selbst zurück eroberte, war er ein Häufchen Elend. Ich begriff nicht, dass mein Leid ihm die Genugtuung gab. Ich ließ mich in eine Tagesklinik einweisen. Er schlug das vor, damit ich meine Probleme mit der Verlustangst in den Griff bekomme. Aber da war halt immer tatsächlich etwas. Ich blieb fast ein halbes Jahr in psychologischer Betreuung. Dabei hatte ich vorher nie Probleme in meinem Leben. Eine gesunde Kindheit, kein Mobbing, gute Noten, realistische Ziele - alles war weg. Ich lebte nur noch wegen ihm/für ihn/mit ihm. Und die Psychologin suchte bei mir. Man diagnostizierte, dass ich depressiv sei. Ich bekam Medikamente, die mir helfen sollten. Ich verstand gar nichts mehr. Er war bei einem der ersten Gesprächen dabei. Hielt mich im Arm und erzählte von meinen Problemen. Er sagte: Sie hat eine solche Angst mich zu verlieren. Es tut mir schrecklich weh sie so leiden zu sehen und wünsche mir nur, dass sie realisiert, dass ich ihr nie wehtun würde. Ich liebe sie. Die Psychologin war in seinem Alter und vollkommen hin und weg von seinem Charm. Und das bekam ich dann auch in der Klinik die nächsten Monate zu spüren.
Er entfernte mich langsam von meinen Freunden, von meiner Familie. Die seien alle nicht gut für mich. Würden mich hintergehen und über meine Situation lachen. Das war natürlich ein langer Prozess, bis ich das alles für mich verinnerlichte. Ich schämte mich dafür in Behandlung zu sein und keine Erfolge zu feiern. Es wurde eigentlich nur noch schlimmer, weil auch die Ärzte mir bestätigten, dass ich Probleme habe und nicht meine Beziehung das Problem ist. Die Psychologin schwärmte förmlich von seiner LIebe zu mir.
Es folgte die Entlassung auf eigenen Wunsch, weil ich ein neues Jobangebot bekam und ich das wollte. Ich wollte raus aus dieser Sache. So kannte ich mich nicht und so war ich auch nie. Ich zog aus, ließ ihn allein. Er kämpfte immer wieder um mich, ließ mich nie gehen. So machten wir noch ein halbes Jahr weiter. Aber mein neuer Job tat mir gut. Ich hatte viel zu tun und es war voll mein Ding. Das merkte er und lud mich zu einem spontanurlaub ein, als ich Urlaub hatte. Es war perfekt. Vom ersten bis zum letzten Tag war er perfekt. Kurze Zeit später (höchstens einen Monat), machte er per Whatsapp schluss. Er hätte eine andere, will umziehen und sich beruflich umorientieren. Ich sollte bitte den letzten Kram aus seiner Wohnung holen und verschwinden. Er würde mir alles auf den Flur legen, weil er mich nie wieder sehen wollte.
Für mich brach wieder einmal die ganze Welt zusammen. Was war da nur passiert? Ich holte meine Sachen, litt eine Woche Höllenqualen. Er ließ mich an langer Hand verhungern. Dann erinnerte ich mich, dass wir mal einen Streit wegen einer Nummer hatten, die er über unser Haustelefon tausende Male angerufen hatte. Er redete mir damals wie immer ein, dass ich mir alles nur einbilde. Aber diese Nummer, die hatte ich. Und ich schrieb ihr, was ich vorher nie getan hätte. Was kam dabei rum? Er hatte 2 Wohnungen, zwei Leben - mit mir und dieser anderen Frau. Er hatte uns beide am gleichen Tag verlassen. Mit ihr war er seit Jahren zusammen. Wir beiden sind heute befreundet und haben lange gebraucht, um zu begreifen, was mit diesem Menschen genau los ist. Bis heute ist uns das nicht ganz klar, aber im Prinzip hat er die gleichen Hoch-Tiefs mit ihr seit Jahren durchgemacht. Und es gab noch ein paar andere Frauen, die uns beiden immer suspekt vorkamen. Aber er war schon immer zu intelligent um plumpe Beweise zu hinterlassen.
So. Ich brauchte 1,5 Jahre, in denen ich niemanden vertrauen konnte und ich weiß noch immer nicht, ob ich mich jemals wieder so lieben kann, wie ich das vor ihm konnte. Er hat mir jeden auch nur winzig kleinen Fehler an mir als einen Weltuntergang verkauft. Und ich habe ihm 1,5 Jahre geglaubt.
Ich will euch danke sagen für die Erfahrungen, die ich nach der Trennung in diesem Forum gelesen habe. Ich bin dankbar um Buchtipps, die mich verstehen ließen, dass ich nicht die kranke in unserer Beziehung war. Meine Medikamente setzte ich ab, die Therapie ließ ich bleiben und fühle mich heute wie ein neuer Mensch. Die Zweifel, die er in mir gesäht hat, haben mich allerdings zu einem recht negativen Menschen gemacht und ich kämpfe noch heute mit diesen Problemen. Ich will euch allen den Mut und die Hoffnung geben, dass es ohne diesen Menschen geht. Und das ihr alle ganz wunderbare Menschen seid, die etwas zu heilen versuchen, dass nicht so einfach heilbar ist. Erst recht nicht, wenn diese Person selbst nicht begreift, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Mir tut die Frau leid, mit der er jetzt zusammen ist. Ich hoffe für euch alle, dass ihr Liebe findet - und zwar zu euch selbst. Danke für alles!
17.12.2014 11:20 •
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