Hallo zusammen!
Ich (männlich) bin neu hier (zumindest was das Schreiben betrifft) und lese schon seit einigen Monaten in diesem Thread mit und hatte auch den ganzen alten Thread durchgearbeitet und noch so einige andere Seiten zum Thema (wie wohl viele hier).
Letztlich muss ich jeder einzelnen Schreiberin und jedem einzelnen Schreiber hier danken, denn die vielen Beiträge und Beschreibungen aus euren Narz- und sonstigen Beziehungen halfen mir vieles zu verstehen und helfen mir auch heute noch. Gut, die Reibereien hier habe ich auch mitbekommen - die hätten wohl wirklich nicht sein müssen, denn die haben doch so einige hier scheinbar zumindest zeitweise verscheucht, was ich sehr schade finde.
Bei mir ist das Beziehungsende nun knapp ein halbes Jahr her - Begriffen habe ich mittlerweile alles, aber ich leide zwischenzeitlich halt ebenfalls wie viele hier noch unter diesem Aber eigentlich war sie doch ganz anders- Gedanken und den schönen Momenten.
Ich möchte meine Geschichte aufgrund ihres Wiedererkennungswertes hier nicht allzusehr ausbreiten, weil ja so einige schon die Erfahrung von überraschenden Mitlesern gemacht haben.
Ich möchte meine Ex auch nicht als Narz bezeichnen, denn ihre Verhaltensweisen lagen auch in einigen Punkten bei den auf borderlinezone.org beschriebenen. Weibliche NPS (die auch Männer haben können!) denke ich, trifft es noch am passendsten.
Ich versuche es mal kurz gehalten zu schildern:
Ich lernte meine Ex bereits vor gut zwei Jahrzehnten kennen (beide waren wir um die 30). Sie war damals von einem anderen ungewollt Schwanger, der das Kind nicht wollte (und ihren Schilderungen nach A.....loch pur war). Sie war für mich die süßeste, liebevollste und hübscheste Frau, die ich je kennengelernt hatte. Sie kam zu mir und erklärte mir damals wie gemein doch der eigentliche Kindsvater zu ihr wäre und dieser das Kind lieber abtreiben hätte wollen. Kurzfassung: Ich verliebte mich, sie trennte sich von dem anderen und wir kamen zusammen. Ich hatte mich so sehr in sie verliebt. Und ich hatte dieses Gefühl, das ich in keiner Beziehung mehr so hatte: Es fühlte sich einfach RICHTIG an, als ob wir zusammen gehören würden. Damals ging es dann natürlich mit dem vollen Programm zu Ende: Distanz-Nähe, Abwertungen, Sätze die ich hier nicht wiederholen möchte, und sonstigen seltsamen Verhaltensweisen (die ich damals weder als solche erkannte noch irgendwie begreifen konnte).
Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und zog die Reißleine nach gut 1 1/2 Jahren.
Einer der schlimmsten Aspekte dabei war, dass ich das Kind inzwischen wie mein eigenes liebte, aber letztlich ja nicht der Vater war und somit außerhalb der Beziehung einfach nichts mehr sein konnte... ich weiß nicht, wie man so ein Gefühl erklären kann.
Aber es sollte nicht so einfach vorbei sein. Ich wusste, allein aufgrund des Kindes und wie sehr ich dieses und diese Frau geliebt habe, brauchte ich Abstand. Aber den gab sie mir nicht. Immer, wenn ich meinte, ich hätte mich jetzt einigermaßen gefangen - es konnte Wochen vergehen - kam ein Anruf von ihr ala WIR wollten ja nur mal hören, wie es Dir geht!, oder sie ließ das Kind auf den AB brabbeln... Schließlich stand sie wieder vor der Tür. Also kamen wir wieder zusammen, zwei, drei mal bis ich am Ende sagte, dass es besser wäre, wenn wir uns längere Zeit einfach gar nicht mehr sehen.
Was mich die ganzen Jahre immer wieder beschäftigte war aber diese eine Beziehung. Ich hatte nie so richtig verstanden, WARUM diese letztlich auseinander ging - sie fühlte sich doch soooo richtig an... Sie war für mich über viele Jahre hinweg einfach meine große Liebe...
Ihre Verhaltensweisen hatte ich damit entschuldigt, dass sie vielleicht mit der ganzen Situation nicht klar kam, dass sie ungewollt schwanger war, der eigentliche Vater das Kind ablehnte usw., und ich dafür halt das Ventil war. Ich selbst glaubte von mir, dass ich vielleicht für so eine Beziehung mit Kind damals einfach nicht reif genug war.
Ich lernte wieder jemanden kennen, hatte mehrere Beziehungen, zuletzt dann auch eine 7-Jährige Ehe die dann doch irgendwann mit Scheidung endete.
Währen dieser Jahre haben wir, wenn wir uns hier und da mal zufällig getroffen haben, uns sporadisch gegrüßt, aber dann ging sie mir plötzlich komplett aus dem Weg. Selbst wenn wir in der selben Lokalität waren, nahm sie den langen Weg um die Tanzfläche herum zur Toilette, nur um nicht bei mir vorbeigehen zu müssen. Irgendwann vor über einem Jahr kamen wir wieder ins Gespräch. Ich glaubte, dass wir vielleicht nach so vielen Jahren dann doch einen Weg finden könnten freundschaftlich miteinander umzugehen. Und dann passierte es. Da war es wieder, das Gefühl, dass es sich richtig anfühlt. Ja sogar, besser als damals. Wir kamen wieder zusammen und da war eine Wärme vorhanden, die einfach nur schließen ließ, dass es diesmal mit uns klappen würde - das es etwas anderes, etwas schönes und neues war. Und dann lief es letztlich schneller und heftiger wieder auf das Ende hinaus, die Details erspare ich euch und mir hier. Es sei nur gesagt, dass so viele Aussagen und Verhaltensweisen aus einigen Beiträgen hier teilweise sogar dem Wortlaut nach von ihrer Seite kamen, dass es schon erschrecken war.
Begriffen habe ich erst, was eigentlich passiert ist, etwa 3 Wochen nachdem die Beziehung wieder am Ende war und das auch nur mit Glück. Ich hatte mich erst mal überall ausgeklinkt, auch von meiner Familie, weil ich selbst erst mal auf die Reihe bekommen wollte, was eigentlich MIT MIR so verdammt schief läuft und da konnte ich niemanden brauchen, der nur schlichten möchte oder für mich oder meine Ex Partei ergreifen würde - das hätte mir nicht geholfen Eine Lösung, eine Erkenntnis war lebensnotwendig für mich, keine Symptom-Bekämpfung.
Ich war fix und fertig, fühlte mich wie ausgesaugt und leer, ich hatte Alpträume vom Fallen und aus denen Körperlich hoch schreckte. Ich hatte das Gefühl, dass ich an diesem Verlust wie an einer schweren Krankheit sterben könnte. Ich hatte all die schönen Momente in Erinnerung und verstand nicht, wie etwas so schönes so schnell den Bach herunter gehen kann. Ich wurde regelrecht entsorgt.
Der Zufall wollte, dass ich ein paar Bekannten begegnete und wir ins Gespräch kamen und alle natürlich wissen wollten was los ist. Die neue Freundin eines der Bekannten ist Psychotherapeutin in der Jugendarbeit und da wir uns nicht gut kannten, saß diese recht schweigsam da als ich das ganze Desaster meinen Bekannten schilderte. Letztlich suchte ich immer noch nach einem Rückweg zu meiner Ex, entschuldigte im Erzählen bereits ihre Verhaltensweisen.
Und als ich dann irgendwann den Satz fallen ließ, dass ich nicht mehr wüsste, was ich tun soll, kam von ihr der kleine Satz der mich erst einmal durchschüttelte: Wenn Du nicht willst, dass Deine Seele ernste Schäden nimmt, dann halte 20 Kilometer Abstand.
Das war sicherlich nicht das, was ich eigentlich hören wollte. Aber es war der Auslöser, der mich in eine anderen Richtung stupste.
Sie meinte dann nur noch, dass sie häufig mit Jugendlichen arbeiten würde, die die gleichen Probleme wie meine Ex hätten oder manchmal auch mit Elternteilen die so ticken. Das Problem und das, was das Ticken bedeutete hat sie nicht benannt.
Sie meinte nur, dass es durchaus Dinge gibt, die nicht therapierbar seien aber sie hier natürlich keine Ferndiagnose stellen könnte. Meine Schilderungen würden aber in eine ganz bestimmte Richtung gehen und ich solle mir doch mal Bücher oder Internetseiten über Gewalt in der Partnerschaft durchlesen.
Letzteres hatte mich erst mal sprachlos gemacht und ich sagte, dass mich ja niemand Geschlagen hätte. Sie meinte dann einfach nur: Lies mal einfach ein paar Texte dazu, denn Schlagen geht auch mit Worten!
Ich landete bei den Internetrecherchen auf borderlinezone.org dann im wohl bekannten Thread von Total kaputt nach einer Beziehung auf den Seiten von
http://em-life-forum.de/ (Frauenforum) bis ich schließlich auch den Vorgängerthread hier fand und letztlich bis zu heutigen Seite hier komplett gelesen habe!
Am Anfang war die Erkenntnis einfach erschütternd. Schockierend waren teilweise die Abläufe, die hier im Detail exakt dem entsprachen, was mir in der Beziehung mit meiner Ex geschehen war - ja manchmal sogar der exakte Wortlaut - fast wie ein Drehbuch.
Mit der Erkenntnis kam auch die Wut, die sich mit Verzweiflung abwechselte. Dann die Fassungslosigkeit, dass man auf den Ex-Partner noch nicht einmal sauer sein kann, weil er ja nichts dafür kann. Ihre Kindheitsgeschichte kannte ich und jetzt Begriff ich auch, was da letztlich geschehen war (sie wurde als Kind komplett abgelehnt - mehr schreibe ich nicht, da sonst vielleicht jemand die Person erkennt)
Der Therapeutin (also der Freundin von meinem Bekannten) muss ich so was von dankbar sein, denn sonst würde ich heute noch Verzweifelt einen Weg suchen, der einfach nicht existiert.
Ich habe es nach vielen Seiten aus euren Beiträgen voll und ganz verstanden, was passiert ist. Erschreckend war dann auch, wie soll ich sagen, dass Rückwärts-Puzzle dass dann in einem Abläuft und das Bild rückwirkend vollständiger werden lässt. Ich hatte fast 20 Jahre rückwirkend in Augenschein zu nehmen
Ich habe meinen Anteil an der Geschichte, die Punkte, an denen der Mensch, den ich so geliebt habe, und der mir doch mehr weh als gut getan hat, andocken konnte, erkannt. Helfersyndrom, Beschützerinstinkt, den Drang eine Beziehung (vor allem mit Kind) stabil halten zu wollen und eine gute Portion Harmoniesucht. Auch, in jedem Menschen das Gute sehen zu wollen, war in dieser Beziehung ein Fehler.
Und ich musste mit Erschrecken erkennen, dass ich durch die Ahnungslosigkeit, aus der ich bei der ersten Beziehung mit meiner Ex heraus gegangen bin, in dem naiven Glauben, dass sie schon der Mensch wäre mit dem ich zusammenpassen würde, nur dass das halt dumm gelaufen war, mir nochmal 2 Beziehungen angetan habe, die, wenn auch in anderer Variante, und weniger heftig abgelaufen sind.
Ich bin diese beiden male mit Frauen zusammen gewesen, in denen ich unbewusst Wesenszüge meiner Ex sah und diese somit anziehend fand - mit fatalem Ergebnis - eine davon war meine Ehe.
Jetzt im Nachhinein, wenn man Bescheid weiß, geht es mir an manchen Tagen so, dass ich mich dafür richtiggehend schäme, weil die Zeichen ja jederzeit erkennbar waren - nur man liebt diesen Menschen und hält das alles für lösbar.
Manchmal schäme ich mich dafür, dass ich die letzten 20 Jahre aufgrund meiner völligen Fehleinschätzung und Naivität in der Folge so einige Falsche Entscheidungen traf... Ich bin Nach der ersten Beziehung mit meiner Ex immer weiter dem Irrlicht gefolgt...
Ein bekannter hatte mal einen schönen Vergleich: Wenn man mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde zusammen ist, dann erkennt man vielleicht eines Tages den Mr. Hyde und weiß dass es ihn gibt und lässt Vorsicht walten.
Allerdings begeht man dann den Kapitalfehler, das man den Jekyll/Hyde-Anteil im schlechtesten Fall mit 50/50 annimmt, aber eher mehr Anteile von Dr. Jekyll zu sehen glaubt und somit alles tut, um die Anteile von Dr. Jekyll zu erfreuen und diese zu erhalten sucht.
Allerdings bemerkt man nicht, dass diese Person zu 99,9% aus Mr. Hyde besteht und nur mit einer hauchdünnen Schicht von Dr. Jekyll überzogen ist.
Und aus dieser Fehleinschätzung heraus kann man nur den falschen Ansatz wählen.
Es gibt Momente, da denke ich heute noch, dass man sie einfach nur mal richtig schütteln müßte und ins Gesicht schreien, ob sie denn eigentlich wüsste, was sie da tut, nur um dann mir wieder darüber ins Klare zu kommen, das es NICHTS gibt, was ich tun kann, und es auch niemals etwas gab, was ich hätte tun können.
Ich bin derzeit immer noch Zeitweise einfach traurig. Manchmal kommt auch immer noch der Gedanke schleichend: Aber eigentlich kann sie doch ganz anders sein...! Und dann vermisse ich diese Frau. In solchen Momenten hilft mir häufig das lesen eurer Beiträge und das heraus kramen der Negativliste, die ich auf Grund vieler Erwähnungen in den Beiträgen hier auch erstellt habe.
Ich glaube, der Knacks, den fast alle, auch ich, beim Selbstvertrauen aus so einer Situation heraus bekommen haben, darin begründet liegt, dass sich die Beziehung zu so einem Menschen am Anfang so gut und richtig anfühlt, dass man jetzt Angst hat, wieder bei einem anderen Menschen dieses Richtig zu spüren und sofort die Warnlampe angeht, dass richtig auch falsch sein kann, auch wenn das jetzt etwas wirr klingt.
Lasst diesen Thread bitte nicht austrocknen, denn jeder Beitrag hier eröffnet dem ein oder anderen hier andere Sichtweisen, die helfen, aus diesem Gefühlschaos herauszukommen, die eigenen Gedanken und Gefühle besser zu ordnen. Und viele hier sind dadurch vielleicht noch nicht ganz über den Berg, aber irgendwann wird es schon. Hier können wir uns jedenfalls zumindest immer wieder gegenseitig beim Aufstehen helfen...