@all:
Da habt ihr bei mir einen sensiblen Punkt getroffen.
Ich bin ein religöser Mensch und war seit Kindesbeinen aktiv in der Kirche tätig. Anfangs ging der N. schön brav zu allen Veanstaltungen mit. Wenn ich aber mit ihm darüber sprechen wollte,was mir mein Glaube bedeutet und wie wichtig es ist seine Spiritualität zu leben, wars vorbei. Er sagte mir, dass er damit nichts anfangen könne, und erst darüber nachdenken müsse, was z.B. sein Sinn im Leben wäre.
Er war aber mit allem einverstanden, dass ich meinen Glauben aktiv praktiziere, wir heirateten auch kirchlich und die Kinder wurden getauft und im christlichen Glauben erzogen. Da er schön brav alles mitmachte, dachte ich, er würde es akzeptieren und in irgendeiner Form seinen Glauben finden.
Aber er wich jedem tiefergehenden Gespräch aus, vertagte es immer wieder. Ich sagte ihm, dass ich es als sehr belastend für mich empfinde, wenn ich nicht weiß, was mein Partner fühlt und was ihm wichtig im Leben ist.
Immer ausweichende, teilweise wütende Reaktionen, ich solle ihn zufrieden lassen. Es reiche doch, dass er mich liebt.
Irgendwann hat er dann angefangen, die Kinder aufzuhetzen. Es gibt keinen Gott, alles Blödsinn, um die Menschen für dumm zu verkaufen, die Kirchen würden nur Geld verschwenden, usw. Teilweise äußerte er sich so hasserfüllt, dass mir ganz anders wurde. Dabei hatte er nie eine negative Erfahrung in unserer Gemeinde gemacht.
Vor 10 Jahren kam dann Knall auf Fall die Mitteilung, dass er aus der Kirche ausgetreten sei, weil er keine Kirchensteuer mehr zahlen wollte. Er verlangte es auch von mir und von den Kindern. Er zettelte ständig Streit an deswegen.
Ich bat ihn, wenigstens tolerant zu sein, so wie ich es auch bin, ich habe ihn nie zu etwas gezwungen, ich bin ein sehr toleranter Mensch.
Wegen ihm hatte ich auch meine Aktivitäten in der Gemeinde aufgegeben, bis auf ein paar Standards, die mir eben wichtig sind. Das hat ihm aber nicht genügt. Er ließ keine Situation aus, um gegen die Kirchen zu hetzen und mich zu demütigen. Glaube ist nur was für Dumme, naja und die ganzen Sprüche-von der Hexenverbrennung bis zu den Missbrauchsskandalen- alles wurde angeführt.
Allerdings ging sein Wissen nicht über Bildzeitungsniveau hinaus. Ich denke, kein offener Christ würde alle die Fehler, die die Kirche macht, gutheißen. Im Gegenteil. Aber was hat das mit meinem Glauben zu tun? Ich lasse mir meinen Glauben und meine Spiritualität nicht von schwarzen Schafen in der Kirche kaputtmachen. Ich werde niemals die Augen davor verschließen und habe dazu auch eine sehr kritische Einstellung.
Aber Kirche ist für mich ein Stück Heimat, ich bin da hineingewachsen und habe sie für mich als etwas Positives erlebt.
Aber das waren keine Argument für den N. Als ich einen Vergleich machte: ich bin in Deutschland aufgewachsen und erlebe hier auch für mich nur Positives. Soll ich nun das Land verlassen oder hasserfüllt auf D. schimpfen, weil es ein *beep* gab, eine DDR, oder weil sich Kapitalisten bereichern auf Kosten der Kleinen, weil es Ausländerfeindlichkeit und Hetze gegen jüdische Bürger gibt?
Es ist doch eher meine Aufgabe, diese Misstände zu sehen und zu bekämpfen, aber die Vorteile, die mir das Land bietet, zu genießen. genauso sehe ich es für meinen Glauben.
Keine Chance, mit dem N. tiefgründig zu sprechen. Im Gegenteil.
Mit den Jahren entwickelte er einen immer extremere Einstellung, auch politisch. Er äußerste sogar, dass D. einen neuen Führer braucht, und er sich vorstellen könnte, dass er das wäre.
Ich war so entsetzt, dass ich an seinem Verstand zweifelte. Er meinte dann, das wäre doch nur Spaß gewesen, außerdem würde er das ja nicht in der Öffentlichkeit sagen.
Ich meinte, ich fände das schon entsetzlich, wenn er so rassistisch denken würde. Das widerspräche allen meinen Wertevorstellungen und meiner Lebensphilosophie. Mit so einem Menschen könne ich nicht zusammenleben.
Alles nur Spaß, ich solle mich nicht so anstellen. Immer muss ich ihn fertigmachen, wo er doch nach Jahren endlich mal eine Meinung habe. Nie dürfe er seine Gefühle bei mir äußern, dann sage er halt gar nichts mehr.
Ihm ginge es furchtbar auf die Nerven, dass ich ihn dauernd nach seinem Sinn im Leben frage. Er hätte keinen, wenns vorbei ist, ists vorbei, im Übrigen hätte er auch keine Lebensfreude, nichts mache ihm Freude.
Ich fragte ihn. Und Deine Kinder, Deine Partnerschaft, deine Arbeit...
Nein, nichts! Wollte er alles nicht, hätte ich ihm aufgezwungen, er lebe kein Leben, nur meins.
Das war ein Jahr, bevor er sich von mir trennte.
Mit der Next hat alles einen Sinn, sagt er nun, sie habe ihn von seiner eiskalten, berechnenden, dominanten Frau befreit.
Sicher kennt ihr ähnliche Geschichten.
Beim Schreiben kommt mir in den Sinn:
Warum nur war ich so vernebelt, dass ich die Zeichen nicht erkannt habe und mich so lange demütigen habe lassen. In allen Bereichen, auch beim S.x steuerte alles im Laufe der Jahre immer mehr auf einen destruktiven irren Abgrund zu.
Und bis zum Schluss glaubte ich aus freien Stücken (nicht aus religiösen Zwängen heraus), dass ich in guten und schlechten Zeiten nur das zu ertragen hätte, und mit Gesprächen, Liebe und Toleranz seine Lebenszufriedenheit wieder käme.
Je mehr ich gab, desto schlimmer wurde es. Je schlimmer es wurde, desto mehr versuchte ich ihn dazu zu bewegen, eine Therapie zu machen. Und natürlich wehrte ich mich. Irgendwann kann auch der toleranteste Mensch icht mehr alles hinnehmen. Die Grenze der Demütigungen war schon mehr als überschritten.
Naja, die Rechnung bekam ich ja dann mit voller Wucht.
Was mich heute noch ärgert und beschämt: Ich habe die Rechnung selbstverständig auch noch bezahlt und ihm ein reichliches Trinkgeld gegeben. Und hätten mich nicht gute Freunde davor bewahrt und mir die Augen geöffnet, ich würde wohl heute noch darum betteln, seine Rechnungen bezahlenzu dürfen, am besten die seiner Next inklusive. So hatte er sich das auch vorgestellt!
O Gott, was war der sauer, als ich ihm dann einen Strich durch seine Rechnung machte.
Dass ich das heute alles so enspannt sehen kann, habe ich meinen Freunden, meiner Familie und meinem Glauben zu verdanken.
Ich habe bald angefangen, ihn und seine Next zu segnen und ihm zu vergeben. Ich muss ihm nicht seine Gemeinheiten verzeihen, was er mir angetan hat, kann man nicht wiedergutmachen. Aber ich lasse es bei ihm, denn ich will, dass es mir gut geht.
Und ich finde es auch einen großen Segen, dass die Next ihn mir abgenommen hat. Dafür segne ich sie, sie braucht bestimmt jetzt eine große Kraft! ironie des Schicksals?!
Ich genieße jetzt mal die Vorweihnachtszeit. den Konsumrummel brauch ich dazu nicht, Geschenketerror gibt es bei mir nicht. Find ich grad was Nettes, schenk ich was, find ich nix, denk ich mir was aus: Ein netter Spruch, eine Geste, ein Danke mit dem Hinweis, dass ich schenke, wenn mir was passendes einfällt.
An Weihnachten steht für mich die Schenkerei im Vordergrund, sondern die Zeit, die man füreinander hat. Also keine Stresstermine, keine Verpflichtungen. Ich muss nichts.
Die Dekorierei liegt mir im Blut und die Kocherei am Hl. Abend ist eine Herzensangelegenheit. Ich komme das ganze Jahr nicht viel zum Kochen. daich an Weihnachten Zeit habe, koche ich da gerne.
Und da ich es gelernt habe, dass ich sowieso nur Ungenießbares koche, weil ich mir keine Mühe gebe und kein Gespür für die richtige Zubereitung habe (Narzzitat), stresst mich es absolut nicht mehr, wenn was daneben geht.
Ich habe nicht den Anspruch ein perfekter Koch oder Gastgeber zu sein, ich habe nur den Anspruch, einen schönen herzlichen, lustigen und besinnlichen Abend mit meiner Familie und Freunden zu verbringen.
Wenn dann auch noch das Essen einigermaßen schmeckt,dann solls mir recht sein.
Oh was für ein langer Text!