Hier noch ein Beispiel
https://umgang-mit-narzissten.de/michae...s-vererbt/Michael Douglas – Wie sich Narzissmus vererbt
Der Douglas-Clan ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich narzisstische Muster über Generationen hinweg vererben können. So sehr sich die Söhne bemühen, ihren eigenen Weg zu finden und nicht dem Vorbild des Vaters zu folgen, so sehr machen sie es ihm letztlich doch unbewusst nach. Durch die nicht vorhandene Zuwendung der Väter bleibt die starke Sehnsucht nach Liebe ein Leben lang erhalten und die innere Leere muss durch Ersatzmittel gefüllt werden.
Kirk Douglas kam aus ärmlichen Verhältnissen
Als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer wuchs Kirk Douglas in einem New Yorker Armenviertel mit sechs Geschwistern auf. Sein Vater kümmerte sich nicht um das Familienleben. Er machte es sich allerdings zur Aufgabe, seinen einzigen Sohn neben den sechs Töchtern zu einem "echten Mann" zu erziehen und ihn für das Leben abzuhärten. In seinem alltäglichen Alk. verprügelte er oft seinen Sohn.
Die Schule konnte Kirk nicht regelmäßig besuchen, weil er bereits als Kind helfen musste, den Unterhalt für die Familie zu verdienen. Unter anderem besserte er mit Ringkämpfen sein Taschengeld auf und suchte sich diverse andere Jobs, um über die Runden zu kommen. Das Geld für einen College-Besuch musste er sich hart erarbeiten und war völlig auf sich allein gestellt. Dieses Leben machte ihn hart. Später in seinen Filmen pflegte er ebenfalls das Image des harten Mannes mit maskuliner Ausstrahlung.
Kirk Douglas war ein schwieriger Zeitgenosse
Er spielte in fast 100 Filmen mit und prägte die goldene Ära von Hollywood in den 50er und 60er Jahren. Kirk Douglas galt in Hollywood als schwierig und aufbrausend und erwarb sich den Ruf eines "talentierten Mistkerls". Er behandelte die Leute wie Dienstboten, war launisch und rechthaberisch. Niemand wollte mit ihm zusammenarbeiten, immer musste er sich durchsetzen und das letzte Wort haben. Er war von einem gnadenlosen Ehrgeiz besessen.
Kirk Douglas hatte meistens einen düsteren Gesichtsausdruck, er war nur sehr schwer zum Lachen zu bringen. Er war grundsätzlich misstrauisch und sah in anderen Menschen nur Stümper, Dilettanten oder Konkurrenten, die neidisch auf ihn waren. Ohne Ankündigung brach seine Wut aus ihm heraus oder er versank in Depressionen, worunter vor allem seine erste Frau Diana litt. Aber auch seine exzessive Arbeitswut, ständig neue Projekte und zahlreiche außereheliche Beziehungen machten seiner Frau das Leben an seiner Seite unerträglich.
Kirk war ein schlechter Ehemann und ein schlechter Vater
Als Diana etwas für sich tun und beruflich wieder tätig werden wollte, war Kirk strikt dagegen, weil er befürchtete, die Leute könnten annehmen, dass er seine Familie nicht ernähren konnte. Das konnte er auf gar keinen Fall mit seinem Selbstbild vereinbaren. Diana sollte sich auf die Rolle der Mutter und Hausfrau beschränken. In der Regel lehnte sich Diana nicht gegen den Willen von Kirk auf, doch letztlich nahm sie ihre Schauspielerkarriere wieder auf, womit Kirk keineswegs einverstanden war.
Kirk Douglas unternahm Dinge auf eigene Faust, ohne sich mit seiner Ehefrau abzustimmen. Ihre Meinung war ihm bei seinen Unternehmungen eher hinderlich. Kirk widmete sich der Familie wenig und hatte zu seinem Sohn Michael ein eher distanziertes Verhältnis. Vaterpflichten waren ihm unbekannt und wenn seine Frau ihn darauf ansprach, reagierte er unwirsch und gereizt. Zu sehr kam der Wunsch seiner Frau nach Nähe mit seinem Drang nach Freiheit in Konflikt. Doch Diana versuchte, Kirk unter Druck zu setzen, indem sie von ihm verlangte, einen Psychiater aufzusuchen. Sie setzte ihm sogar die Pistole auf die Brust, indem sie mit Trennung drohte. Doch Kirk empfand dies nur als Beleidigung und verschwendete keinen Gedanken an diesen Vorschlag.
Seine außerehelichen Affären nahmen überhand und waren kaum noch zählbar. Diana konnte sich der Liebe von Kirk nie wirklich sicher sein – zu sehr pflegte er ungeniert sein Image vom Schürzenjäger. In seiner Überheblichkeit stellte er seiner Frau sogar seine Affären vor, wohl in der festen Überzeugung, ganz offiziell eine Dreiecksbeziehung installieren zu können. Das kam für Diana aber nicht in Frage und sie trennte sich vorerst von ihm. Als sie während eines Aufenthalts in New York ihren Sohn Michael anrief, berichtete er ihr, dass nun eine gewisse Tante Irene bei ihnen schlafen würde. Daraufhin reichte Diana die Scheidung ein, wobei Kirk sich stur weigerte zu akzeptieren, dass sie es ernst meinen könnte.
Michael litt unter dem Konflikt der Eltern
Michael war als Kind sehr schüchtern und kämpfte zwischen dem schwelenden Konflikt der beiden Eltern ständig um Aufmerksamkeit. Seine Bedürfnisse gingen im täglichen Gefecht der beiden Erwachsenen unter, er wurde nicht wahrgenommen und musste um Liebe betteln. Seine Situation wurde noch zusätzlich erschwert, als sein Bruder Joel auf die Welt kam.
Michael litt als kleiner Junge ganz besonders unter der Scheidung der beiden und brach daher bei jeder Kleinigkeit sogleich in Tränen aus. Er besuchte zwar einen Kinderpsychiater, der seine Gefühlsausbrüche beenden konnte, doch stellten sich in der Folge eine Art Befangenheit und das starke Verlangen nach einer Unterdrückung seiner Gefühle ein. Aus dem einst braven, folgsamen Kind wurde ein eigensinniger und rebellischer Junge. Er provozierte, wo er nur konnte, und nahm aus Protest stets die gegenteilige Meinung ein.
Michael verlor durch den Verlust des Vaters die innere Orientierung. Er wusste nicht, wem er die Schuld für das Zerwürfnis geben sollte: Manchmal sah er in dem Vater den Bösen, weil er einfach die Familie verlassen hatte, ein anderes Mal machte er seine Mutter dafür verantwortlich, weil sie den Vater aus dem Haus gejagt hatte. Und zeitweilig suchte er die Schuld bei sich selbst, weil er glaubte, dem Bild der Eltern nicht hatte gerecht werden können. Diese Schuld- und Wutgefühle äußerten sich in Jähzorn und Aufsässigkeit, um die traumatische Erfahrung verarbeiten zu können.
Den Vater gab es nur auf der Leinwand
Als sich die Eltern trennten, war Michael erst sechs Jahre alt und wurde zutiefst geprägt von dem Verlust des Vaters. Er hatte das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, wodurch sich die Bindung zur Mutter festigte. Der Kontakt zum Vater bestand fortan in erster Linie darin, dass Michael ihn in Großformat auf Leinwänden bewundern durfte, wo er als eine Art Titan erschien. Aufgrund der chronischen Abwesenheit des Vaters sah er ihn nur in der Rolle von Helden und musste fortan an einen Vater mit übermenschlichen Fähigkeiten glauben. Diesem Ideal wollte er folgen, wenngleich er dennoch anders werden wollte als sein Vater.
Michael hatte seine Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet, als er sich zu seiner ersten Ehe entschloss, die sehr derjenigen seiner Eltern ähnelte: Michael kümmerte sich wenig um die Familie, hatte nur seine Karriere im Kopf, pflegte außereheliche Beziehungen und sah sich dann mit der Scheidung konfrontiert. Seine zweite Frau hatte große Ähnlichkeit mit der zweiten Frau seines Vaters. So sehr sich Michael Douglas um eine eigene Identität bemühte und darum, alles besser zu machen, so sehr trat er in diesen Jahren in die Fußstapfen des Vaters.
Die Beziehung zwischen Kirk und Michael
Kirk nahm sich wenig Zeit für Michael, kommandierte ihn nur herum, ging nicht auf seine Gefühle ein und konnte sich auch selbst nicht seinem Sohn öffnen. Nach der Scheidung widmete sich Kirk ganz seinen Filmen und kümmerte sich kaum noch um Michael. Er verpasste die emotionale Entwicklung seines Sohnes und war bei Problemen nicht anwesend.
Kirk tröstete sich mit seiner eigenen Version davon, warum es Michael nach der Trennung so schlecht ging, fragte ihn aber nie, was ihm auf dem Herzen lag. Selbst im Alter sprachen sie nie gemeinsam über ihre Gefühle – so als sei es besser, Vergangenes nicht wieder aufleben zu lassen und sich schmerzhaften Wahrheiten nicht zu stellen.
Als 19-Jähriger kam Michael auf die Universität. Doch statt sich mit dem Unterrichtsstoff zu beschäftigen, widmete er sich hübschen Mädchen. Seine Noten waren inakzeptabel und bereits nach kurzer Zeit wurde ihm vom Dekan nahegelegt, sich eine Auszeit zu gönnen, um sich selbst zu finden. Daraufhin nahm ihn sein Vater an die Hand und schleuste ihn ins Filmgeschäft ein. Er übertrug ihm diverse Aufgaben und nahm ihn extrem hart ran. Die Unerbittlichkeit des Vaters grenzte schon an Sadismus.
Dennoch fing Michael an, das Filmgeschäft zu mögen, und konnte sich eine Karriere als Schauspieler vorstellen. Kirk wollte ihn bei diesem Vorhaben unterstützen, doch nach seiner ersten Rolle auf der Bühne kritisierte er seinen Sohn dermaßen, dass dieser nur die Flucht ergreifen konnte. Statt ihm Mut zu machen und ihn einfühlsam auf Verbesserungen hinzuweisen, zerstörte er Michaels Hoffnungen und fällte ein vernichtendes Urteil über seinen Auftritt. Vielleicht wollte er seinem Sohn auf diese Weise deutlich machen, dass er es niemals schaffen würde und dass er niemals seinem Vater das Wasser würde reichen können. Vielleicht war Michael aber auch besser, als es sich der Vater eingestehen wollte.
Michael fand auf Umwegen zu seinem Weg
Jedenfalls kehrte Michael danach der Bühne den Rücken und tauchte erneut in sein Hippie-Leben ein, fuhr leidenschaftlich gerne Motorrad, trank jede Menge Alk., konsumierte Dro. und amüsierte sich mit Frauen. Obwohl niemand weiß, wie er es geschafft hat, gelang ihm der Abschluss seines Studiums an der Universität. Danach wollte er Schauspieler am Broadway werden, obwohl er davon überzeugt war, niemals den Ruhm seines Vaters erlangen zu können.
Und es sah auch lange Zeit so aus, als würde aus seinem Vorhaben nichts werden. Da es an Rollenangeboten mangelte, begann er seine Karriere als Produzent und verfilmte das Buch "Einer flog übers Kuckucksnest", an dem sein Vater die Filmrechte besaß. Der Film wurde 1975 als bester Film mit einem Oscar ausgezeichnet. Danach erst gelang Michael Douglas der Durchbruch als Schauspieler in der Fernsehserie "Die Straßen von San Francisco", worauf viele erfolgreiche Filme folgten.
Sein großer Ansporn war es, sich aus dem Schatten des übermächtigen Vaters zu lösen und nicht nur das traurige Dasein eines Prinzen zu leben, der sich auf den Lorbeeren des Vaters ausruht, sondern sich selbst zu beweisen, dass er nicht nur ein wertvoller Mensch war, sondern sogar besser als sein Vater. Die unbewusste Wut auf den Vater blieb lange Zeit das Motiv für seinen extremen Ehrgeiz. Sein Ziel, den Vater zu übertrumpfen, konnte er erreichen.
Michaels Sohn Cameron erleidet dasselbe Schicksal
Zu seinem Sohn Cameron baute Michael ein ähnlich distanziertes Verhältnis auf wie einst sein Vater zu ihm. Er war meistens nicht zuhause, kümmerte sich nicht um seinen Sohn und widmete sich ausschließlich seinen Filmprojekten. Seine Ehefrau ließ er allein und amüsierte sich mit anderen Damen. Er lebte sein Leben zwischen Filmen, Alk. und S.. Wie bei seinem Vater setzte ihm auch seine Frau die Pistole auf die Brust und verlangte eine psychiatrische Behandlung. Auch wenn er nicht so rigoros wie einst sein Vater reagierte, durchaus Besserung gelobte und sich Mühe gab, so war es ihm am Ende doch nicht möglich, die Ehe zu retten.
Und in einer verblüffenden Parallelität führt auch sein Sohn Cameron ein unstetes Leben – ganz wie der eigene Vater. Im Schatten des übermächtigen und quasi nie anwesenden Vaters suchte er verzweifelt nach Halt und Liebe und fand sie später in Dro.. Er spritzte Dro., dealte mit Dro. und saß wegen Dro. sieben Jahre lang im Gefängnis. Er gibt sich gerne hart und posiert mit *beep* Oberkörper. Seine Brust und sein Bauch sind übersät von Tätowierungen.
Obwohl er den Vergleich mit seinen berühmten Vorfahren scheut, folgte er ihrem Vorbild und war in einigen Filmen als Schauspieler tätig – allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Er konnte keinen Stolz für seinen Vater und Großvater empfinden, sondern fühlte nur die unglaubliche Last, irgendwie im Schatten der großen Idole die eigene Identität finden zu müssen. Er fiel in der Vergangenheit weniger durch seine Filmrollen auf als vielmehr durch kriminelle Geschäfte.
Der Mangel an Vaterliebe konnte nicht ersetzt werden
Nach außen wurde bei allen dreien eine Fassade aufgebaut, die Stärke, Erfolg und Grandiosität vermitteln sollte. Dahinter verbargen und verbergen sich aber zutiefst verletzte Söhne, die ihre innere Leere und ihren Frust nur durch Suchtmittel wie Dro., Alk., Arbeitswut oder S. betäuben konnten. In der Tiefe ihrer Herzen sehnten sich alle Söhne nach der Liebe des Vaters, der in keiner Generation anwesend war. Der übermächtige Vater ließ sie unbewusst spüren, dass sie um die Anerkennung anderer Menschen kämpfen müssen. An seinem Vorbild sollten sich die Söhne orientieren, mit ihm sollten sie sich messen. Hierfür mussten sie einen Teil ihrer Persönlichkeit abspalten und verloren auf diese Weise die innere Orientierung.