Hey.
Vor einem halben Jahr hat sich mein (24) Freund (29) nach 2 Monaten ziemlich ungesunder Beziehung (er war sehr eifersüchtig, andererseits scheinbar kaum an meiner Person interessiert, Trennungsdrohungen und beleidigte Rückzüge, sobald ich einfach nur meine Bedürfnisse wie z.B. mehr Nähe angesprochen habe) sehr forsch samt einiger Vorwürfe per WhatsApp von mir getrennt.
Auf die erste Trennung hin, die er-ebenfalls online- getätigt hatte, war ich ihm noch weinend nachgerannt und nach einer Nacht, die er mich für einen angeblichen Fremdflirt (stimmt nicht!) büßen ließ, kehrte er zu mir zurück, unter der Bedingung, mich endgültig zu verlassen und zu vergessen, sollte so etwas nochmals geschehen.
Die zweite und finale Trennung unternahm er, nachdem er sich von mir sowie einigen gemeinsamen Freunden in einem Restaurant aufgrund von Müdigkeit verabschiedet hatte. Er schrieb mir, dass er mich nicht mehr wolle, keine Gefühle hätte, ich immer so trist dreinblicken würde, ihm aber nicht zu erzählen schien, was mich bedrücke (das stimmte, weil ich damit ja immer auf Unverständnis gestoßen war), es dafür aber nun zu spät wäre, weil er mich nie wieder an dem Stammplatz von uns und unseren Freunden sehen wollen, außerdem all unsere Pärchenfotos löschen würde. Daraufhin stalkte er uns durch ein Fenster des Restaurants, um meine Reaktion zu sehen, aber ich ging auf nichts mehr ein.
Im Innersten hatte ich bereits seit Anfang der Beziehung geahnt, dass etwas nicht gestimmt hatte. Selbst durch die rosarote Brille war es mir möglich gewesen zu erkennen, dass alles viel zu schnell gegangen war: Keine richtige Kennlernphase, verfrühte und ünerzogene Liebeserklärungen, Hochzeitspläne bereits nach wenigen Tagen. Unmittelbar nach der ersten Trennung die Idee einer gemeinsamen Wohnung (obwohl ich gerade studierte und er weder eine Ausbildung noch einen Job hatte). Trotzdem wären wir wohl heute noch zsm, hätte er es damals nicht beendet. Denn wenn ich versucht hatte, mich zu lösen, überschüttete er mich mit Liebe, bevor ich einen Schluss überhaupt ausgesprochen hatte. Außerdem liebte ich ihn zu sehr, um diesen Schritt zu wagen. Eigentlich sollte ich ihm dankbar sein, weil wir ansonsten heute noch zusammen wären und ich nicht wissen will, was dann psychisch mit mir passiert wäre.
Nach einer qualvollen Gefühlsachterbahn sprang ich letztes WE endlich über meinen Schatten und löschte die Nummer. Die ersten Momente natürlich ein komisches Gefühl, aber recht schnell war es, als hätte mir jemand einen Rucksack voll Steine abgenommen. Dem Zwang, ihn ständig online zu stalken, oder mir immer wieder die verletzende Trennungsnachricht durchzulesen konnte ich nun nicht mehr nachgehen und nachdem ich ihn auch aus den Kontakten im Telefonbuch entfernte, folgte ein finaler Gefühlsausbruch, danach ging es dafür nur noch bergauf.
Letzten Donnerstag ging es mir so gut wie lange nicht mehr, ich musste kaum noch an ihn denken - bis er mir unerwartet eine gelöschte Nachricht und dann folgendes textete:
Hey, ich hoffe, es geht dir gut. Tut mir leid, dass ich die Schulden nicht früher begleichen konnte. Nun habe ich wieder Arbeit und möchte dir kommenden Samstag das Geld übergeben.
Das warf mich völlig zurück. Vor ca 8 Monaten, als wir noch zusammen und er arbeitslos gewesen war, hatte ich ihm Geld geliehen, bzw geschenkt. Deshalb antwortete ich ihm nach einem enormen Schock, dass er es behalten solle und löschte den Chat erneut, in der Hoffnung, schnellstmöglich zum vorigen weiten Spielstand an emotionaler Distanz zu gelangen.
Etwa eine Stunde später poppte der Chat aber wieder auf, weil er geschrieben hatte, dass er darauf bestehen und keine Wiederrede akzeptieren würde, beendet mit einem Gute Nacht.
Von mir kam nichts mehr. Innerlich ärgerte es mich aber, dass er, wenn auch unwissend, nur einige Tage, nachdem ich es fertiggebracht hatte, ihn von meinem Handy zu entfernen und mich seitdem deutlich besser zu fühlen, mit einer zugegebenermaßen sehr ehrenvollen Nachricht alles wieder aufzuwirbeln. vielleicht lässt sich daran erkennen, dass ich noch nicht komplett geheilt bin, zumal ich beschlossen hatte, seinem Wunsch nachzugehen, indem ich den Samstags- Stammplatz von uns beiden sowie gemeinsamen Freunden nicht mehr besuchen würde. Das habe ich kurz vor der Trennung nicht mehr getan, bis er einen Kumpel gefragt hatte, ob ich mal wieder vorbeikommen würde. Aber dabei hatten wir uns ignoriert (durchaus normal als Ex). Deshalb möchte ich ihm das Geld wenn überhaupt nicht persönlich abnehmen, sondern das ganze mit einer Überweisung händeln.
Seit diesem Kontakt hat mein Gedankenkarussell wieder gestartet. Nun überlege ich, die Nummer nicht bloß zu löschen, sondern gar zu blockieren, sodass er mir nicht mehr schreiben kann und wirklich aus meinem Leben ausscheidet. Aber wirkt das undankbar, nach einer eigentlich so ehrlichen Geste? Er hätte ja auch nach dem Motto gehen können: Wenn sie das Geld nicht einfordert, warum sollte ich es ihr dann freiwillig geben?
Und doch spüre ich, dass es mir besser gehen würde, keinerlei Berührungspunkte mehr mit diesem Menschen zu haben. Trotz diesem gutherzigen Zug hat er mir in der Vergangenheit (tw auch bewusst) so wehgetan wie niemand zuvor. Ich bin total unsicher und brauche dringend Rat.
Gestern 23:21 •
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