Liebe Alle!
Mittlerweile ist es bereits ein gutes Jahr her seitdem ich Bescheid weiß. Nichts habe ich geahnt, weil ich leider blind vertraut habe oder mit meinen drei Kindern (6, 9 und 12 Jahre) und Berufstätigkeit, Haushalt, usw. den Kopf mit anderen Dinge voll hatte oder vielleicht nie im Traum daran gedacht hätte, dass (mir) so etwas passieren kann.
Meine beste Freundin kenne ich schon seit dem Kindergarten. Ich weiß/wusste alles über sie und sie alles über mich. Wir kennen/kannten uns wirklich gut! Meine ganze Kindheit und Jugendzeit haben wir miteinander verbracht, sind zusammen feiern gewesen und haben in dieser Zeit auch unsere Partner und zukünftigen Väter unserer Kinder kennengelernt und so auch zu viert viel Zeit zusammen verbracht. Gemeinsame Urlaube, gegenseitige Trauzeugen auf unseren Hochzeiten und Taufpaten der Kinder. wir haben einfach alles zusammen gemacht und sind in sämtlichen Lebensabschnitten seit unserer Kindheit gemeinsam durchs Leben gegangen. Bei sämtlichen Anlässen war meine Freundin mit dabei, bei den Taufen und Geburtstagen meiner Kinder. Sie war einfach ein Teil meiner Familie. Sie ist so ziemlich bei jeder Erinnerung in meinem Leben irgendwie beteiligt, weil sie einfach immer da war.
Mein Ex-Mann und ich waren 17 Jahre lang ein Paar. Wir hatten natürlich richtig gute und schöne Zeiten und manchmal schwierige Phasen. Mit drei Kindern, Alltag und Arbeit gibt es oft Phasen, in denen wenig Zeit füreinander bleibt und der Alltag einkehrt. Immer wieder habe ich versucht, gemeinsame Paarzeiten zu finden. Leider sind sie in den letzten Jahren immer weniger geworden, da mein Mann mit seiner „Arbeit“ sehr eingedeckt war und ich ihm als „brave/naive“ Ehefrau natürlich stets den Rücken freigehalten habe. Er sollte sich ja beruflich nach seiner Beförderung verwirklichen können, weil ich wusste, wie wichtig ihm das war. Seit der Geburt des dritten Kindes ist mir aufgefallen, dass er sich immer mehr in die Arbeit stürzte, die Kinder ihm eigentlich mehr und mehr nervten und ohnehin nichts recht machen konnten, was ich auf seinen angeblichen Stress in der Arbeit zurückführte. Somit hatte ich im Nachhinein sogar oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn darauf anredete, weil er wieder einmal kein einziges Fußballspiel seines Sohnes in der ganzen Fußballsaison oder ein einziges Abendessen in der Woche mit seinen Kindern oder ein Dabeisein beim wichtigen Konzert der Tochter geschafft hatte. Eigentlich habe ich ihn sogar immer in Schutz genommen, wenn Freunde mich darauf anredeten, dass er keine Zeit für die Familie und Freunde (zumindest hatte er sie offensichtlich zumindest für eine ganz besondere Freundin) hatte. Hin und wieder habe ich ihn gebeten, auch Zeit mit den Kindern zu verbringen, weil sie ohnehin so schnell groß werden und dann Flügel bekommen. Er hat mir stets versichert, dass er die vielen Überstunden nicht für sich, sondern nur für unsere Familie macht, um uns ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Somit hatte ich wieder ein schlechtes Gewissen und einfach alles (Kinder, Haushalt, Freizeitbeschäftigungen der Kinder und Arbeit), wie immer, allein geregelt, um ihn den Rücken freizuhalten. Im Nachhinein betrachtet, hat er mich ziemlich allein mit den Kindern, Familienleben, usw. gelassen und ich hatte oft das Gefühl, nicht alles unter einen Hut zu bringen, allem gerecht zu werden. Er hat mir in dieser Zeit oft auch das Gefühl gegeben, dass ich einfach „härter arbeiten müsste“. Andere Männer müssen auch nicht an Geburtstagen der Kinder da sein, bei Fußballspielen teilnehmen, usw… Nur ich als Mutter schaffe das nicht allein! Das Problem ist nicht er, sondern ich! Ich mach das alles nur für euch! Also strenge dich einfach ein bisschen mehr an! Das habe ich getan! Ich habe mich sehr angestrengt, ihm zu gefallen, mich nie gehen zu lassen, habe „mich und den Haushalt in Schuss gehalten“ und immer geschaut, dass alles gut passt. Gereicht hat es leider nie! Immer war es zu unordentlich bei uns mit dem Kinderspielzeug, meine neue Frisur nicht in Ordnung, meine Kleidung zu einfärbig, zu bunt, oder was weiß ich…. Eigentlich konnte ich, im Nachhinein gesehen, nichts richtig machen. Im Oktober 2023 war es so weit. Mein Ex-Mann offenbarte mir, dass er für kurze Zeit eine Freundin hatte und diese sogar eine gute Bekannte, wie er sie so schön nannte, von mir gewesen ist. Es ist aber schon lange vorbei, nur er hatte mit dem schlechten Gewissen nicht mehr leben können. Ich solle doch bitte bleiben und nicht alles aufs Spiel setzen! Wir kriegen das schon hin!
Nach einer Woche Schockstarre ist mir erst das Ausmaß der ganzen Geschichte klar geworden. Mein Mann hatte mehr als 4 Jahre eine Affäre / Liebesbeziehung mit meiner besten Freundin. Begonnen hat es ein Jahr nach der Geburt unseres 3. Kindes, als ich gerade abgestillt hatte und meine Berufstätigkeit wieder aufgenommen hatte. Das war natürlich ein leichtes Spiel. Ich habe gerade wieder angefangen zu arbeiten nach dem dritten Kind, war übermüdet und bemüht, dass die Figur und alles wieder dort sitzt, wo es sitzen soll, ich Zeit für die Kinder finde, mich in der Arbeit aber wieder zurechtzufinde, usw. meine Freundin als kinderloser, sorgenfreier, durchtrainierter und ausgeschlafener anziehend Vamp neben mir. Mehr braucht man dazu nicht sagen… Vier Jahre lang haben sie sich heimlich getroffen, wöchentlich, oft auch mehrmals wöchentlich, nach genauen zeitlichen Absprachen, oft auch Gelegenheiten, wie die Geburtstagsfeiern unserer Kinder, Besuch bei der besten Freundin, also mir, mit Abstechern bei deren Ehemann, wurden genutzt, gemeinsame Urlaube mit den Kindern der beiden Familien, usw. Sie haben so viele Grenzen überschritten. Sie haben tagtäglich lange Nachrichten über mich, meine Kinder, unser Leben geschrieben über heimliche Kanäle (Mail-Adressen, „Fremdgeh-Apps“, usw). In vielen Nachrichten ist es um mich und meine „Unzulänglichkeiten“ gegangen und darüber, wie viel besser meine vermeintlich beste Freundin das alles machen würde. Natürlich war es einfach für sie, mit dem Insiderwissen von mir, unsere vertraulichen Gespräche unter Freundinnen, wo wir uns oft über den Alltag, unsere „Probleme“, Ängste und Wünsche ausgetauscht haben, gegen mich zu verwenden. Es wurde sehr viel im Vertrauen Erzähltes gegen mich verwendet, gelogen, gegen mich gearbeitet.“ Heute hat sie schon wieder gesagt, dass… Also bei mir wäre es nicht so, denn ich würde verstehen, wenn.“. Das hat schon ziemlich weg getan. Und ich wurde oft als schlechte Freundin und Ehefrau hingestellt. Aber wahrscheinlich war das auch die einzige Rechtfertigung für die beiden, das zu tun. Immerhin war ICH schuld an der Sache und sie hatten sich das ja quasi nicht ausgesucht! Ich war quasi das gemeinsame Feindbild, das einfach nichts richtig machen konnte!
Ich muss zugeben, dass ich nach dem Lesen dieser Nachrichten für einige Wochen in ein tiefes Loch gefallen bin, ein paar Tage fast nicht aufstehen konnte in der Früh. Dieser Vertrauensbruch, dieses jahrelange Ein- und Ausgehen in unseren vier Wänden, bei jeder Kinderparty dabei sein, auf jedem Familienfoto bei Festen, Ausflügen in der ersten Reihe neben mir stehen und mir ins Gesicht grinsen…, mir sämtliche Erinnerungen an die Kindheit unserer Kinder mit ihrer Anwesenheit verderben,… dass man so mit mir umgeht, mich so behandelt, dass man meint, ich sei so wenig wert als Frau, Mutter der Kinder und besten Freundin, dass man sich so was rausnimmt, hat mein Vertrauen in andere Menschen ziemlich erschüttert. Das hat schon etwas mit mir als Menschen gemacht… Er, der jeden Tag nach Hause kommt vom gestressten Arbeitstag und so tut als ob alles okay wäre, außer, dass er soooo viel Arbeit hat und Ruhe braucht. Und sie, die zwei Mal die Woche mit mir telefoniert, teilweise sogar, während sie sich gerade mit ihm trifft.
Ich habe dann all meine Kräfte gesammelt und mit mir einen ganz klaren Entschluss gefasst: ich lasse mir von den beiden nicht mein Leben zerstören. Ich entscheide, wie es weitergeht. Ich möchte nicht das sein, was andere aus mir machen, nur weil sie meinen, dass ihnen zusteht anderer Leben zu nehmen und darauf herumzutrampeln. Ich möchte nicht in zehn Jahren noch meine Geschichte erzählen und mich in der Opferrolle suhlen, die beiden heimlich auf Facebook stalken und mich freuen, wenn einmal jemand von den beiden ein peinliches Shirt trägt. So soll mein Leben und das meiner Kinder einfach nicht aussehen. Es war nicht immer leicht, aber ich hatte einen Plan und den habe ich durchgezogen. Es war ein reiner Überlebenskampf für mich. Ich habe mir vorgenommen, trotz allem, nicht in der Opferrolle zu verharren, nach vorne zu schauen für meine Kinder und ihnen Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Wir schaffen das, habe ich ihnen versprochen und, dass das ganze nichts mit ihnen zu tun hat. Ich habe mich bemüht, für unsere Kinder ein gutes Verhältnis zu meinem Ex-Mann zu bewahren. Leicht war das nicht, ich musste schon sehr viel Stolz runterschlucken, aber für die Kinder wird man zur Löwin und ich wollte einfach keinen Rosenkrieg und dass die Kinder in einen Loyalitätskonflikt kommen. Das haben sie einfach nicht verdient! Sie können doch am allerwenigsten dafür! Ich habe beschlossen, dass die Kinder ihr Schuljahr noch in der alten Schule fertigmachen sollen, um sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung rauszureißen und bin noch ein Dreivierteljahr im gemeinsamen Haus geblieben. Schön war das nicht, aber es war gut für die Kinder und, dass sie genau wussten, was passiert. Es hat ihnen Sicherheit und Halt gegeben und sie konnten so langsam in die neue Situation reinwachsen. Erst in den Sommerferien bin ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und habe mir eine Wohnung in der Nachbarortschaft meiner Eltern genommen. Ich bin stolz auf meine Kinder und auch auf mich und auf das, was wir in den letzten eineinhalb Jahren geschafft haben. Es trägt mittlerweile Früchte, dass die Kinder ganz gut mit der Situation zurechtkommen, die Trennung und den Umzug annehmen und sich in ihrer neuen Umgebung sehr wohl fühlen. Ich war oft bei der Familienpsychologin mit den Kindern um die Scheidung und diese verworrene Situation (Papa hatte/hat eine Freundin und das war die Tante Saskia, die immer bei uns war und eigentlich Mamas beste Freundin). Wir reden sehr viel und offen über das Thema, ich rede nicht schlecht über meinen Ex-Mann, sage den Kindern aber sehr wohl stets die Wahrheit, wenn sie etwas wissen wollen. Es freut mich, dass es sich für meine Kinder wie eine ganz normale Trennung, wie sie ganz oft in Deutschland jährlich passiert, anfühlt.
Und obwohl ich einen Plan habe und mir vornehme, nicht in dieser Situation zu verharren, leicht ist es das leider immer noch nicht. Ich bin dankbar, dass ich mit 37 Jahren noch jung bin und überhaupt erfahren durfte, was da los war. Es hätte auch anders sein können und mein Mann verlässt mich ohne Grund und meine Freundin sitzt weiterhin neben mir, tröstet mich und lacht sich jedoch insgeheim ins Fäustchen. Oder ich hätte erst in 15 Jahren davon erfahren - wäre ich dennoch gegangen? Ich bin dankbar, dass meine Kinder in ihrer neuen Umgebung angekommen sind und sich wohlfühlen und dass wir alle gesund sind. Was wünscht man sich mehr? Ich könnte einfach dankbar sein, zufrieden sein und nach vorne schauen und den beiden keine Aufmerksamkeit zu schenken. Und trotzdem denke ich jeden Tag zumindest einmal daran.
Gestern 14:19 •
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