Zitat von Mahoni111: Es ist teuflisch und so sinnlos von der Natur...
Der Natur ist Dein Liebeskummer egal. Aber Deine Seele hat Probleme, das Verlassensein, das Scheitern, die Einsamkeit und auch die Aussichstlosigkeit zu akzeptieren.
Das ist aber völlig normal, wenn auch sehr lästig und unbequem. Der Verstand weiß oft schon, dass es so vielleicht besser ist, aber dann kramt das Gefühlsgedächtnis wieder alte Begebenheiten hervor, die einem suggerieren, dass es damals und da und dort ja so schön und harmonisch war.
Die Seele möchte nämlich gerne den alten Zustand der Zweisamkeit und vor allem der Kummerlosigkeit wieder herstellen und aktiviert dann Dein sehr gut funktionierendes Gefühlsgedächtnis.
Die Konsequenz: sofortige Frust, Trauer, Tränen, ein überwältigendes Gefühl der Einsamkeit und der Sinnlosigkeit können aufkommen, weil Dir umgehend bewusst wird, dass es jetzt vorbei ist
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Das dauert - meist einige Monate. Hat man mit dem Expartner keinerlei Verbindung mehr, geht es schneller, hat man Verbindungen wie Ihr Euren Sohn und ist Kontakt unvermeidlich, kann es länger dauern, weil Du ja immer wieder erinnert und getriggert wirst.
Du hast geschrieben, dass Du eigentlich selbstbewusst, willensstark und zielstrebig bist und das wahrscheinlich in einem sehr hohen Maße. Offenbar bist Du in der Beziehung auch dominant aufgetreten, was bei ihr ein Gefühl des Kleinseins hervorgerufen hat. Das hast Du nicht erkannt oder auch nicht akzeptiert, sollte sie sich entsprechend artikuliert haben. Keiner kann auf Dauer in einer Beziehung überleben, in der er immer die gefühlte untergeordnete Rolle einnehmen muss. Das zermürbt, schädigt das Selbstgefühl und irgendwann wird die Reißleine gezogen.
Menschen wie Dir fällt es dann aber auch viel schwerer, das Verlassensein, das sie veranlasst hat, zu akzeptieren. Denn das - die Machtlosigkeit Deiner Person, das Kaltstellen, das Ignorieren und die vom Partner verordnete Distanz zu akzeptieren, entspricht nicht Deinem Selbstbild und Deiner Persönlichkeit. Ich denke, dass Du daher große Akzeptanzprobleme hast, denn es steht konträr zu dem, wie Du normalerweise Dein Leben lebst.
Ich will ein Haus, ich kann es finanzieren, also suche und finde ich eines oder baue eines, kümmere mich um den Umzug und dann sind wir die glückliche Familie. Deine Pläne, Deine Absichten und Deine Vorstellungen wurden nun zunichte gemacht. Menschen, die planerisch veranlagt sind, haben es oft schwer, mit veränderten Umständen zurecht zu kommen. Denn es ist etwas geschehen, was sie aus der Hand geben müssen und was sie nicht mehr steuern können. Das stört das eigenen Selbstbild.
Was kannst Du tun?
1. Akzeptiere, dass sie weg ist und rechne nicht einer Rückkehr. Sie hat es Dir gesagt, dass aus Euch kein Paar mehr wird. Also verinnerliche das und träume nicht von Dingen in ferner Zukunft, die kommen können, wahrscheinlich aber nicht kommen werden.
Sag Dir, sie ist weg und sie bleibt weg. Sag das laut und wiederhole es.
Ist das blöd? Nein, ich glaube, Selbstaktivierung durch lautes Aussprechen von Tatsachen ist weitaus schwieriger als nur das Denken, aber so hart es auch ist, es wirkt anders in Deinem Bewusstsein. Du redest Dir quasi selbst ein, besser gesagt, Du sagst es Dir selbst, es ist so wie es ist und meine Gefühle für sie werden nicht mehr gebraucht.
Mir haben Selbstgespräche beim Verarbeiten geholfen. Ich lag am WE oft im Bett, ließ Situationen Revue passieren und dann erzählte ich mir quasi selbst, wie es war und wie ich es empfunden hatte. Ich erzählte einer nicht vorhandenen Person über die gescheiterte Beziehung. Das Bedürfnis hatte ich wieder und wieder und es laugte mich aus. Nach spätestens einer Stunde war ich fix und fertig und konnte nichts mehr denken, ich war leer und ausgebrannt. Ich nehme an, dass das für mich ein geeigneter Weg war, damit abzuschließen. Irgendwann ließ das nach, schleichend, es hatte seine Funktion erfüllt im Verarbeitungsprozess.
Auch Schreiben ist nützlich. Ich schrieb ellenlange Emails, in denen ich ihn nach Befinden beschimpfte oder in denen ich ihm nachtrauerte, die ich aber nie abschickte. Das half auch. Von der Seele in die Hand und von der Hand sozusagen aufs Papier. Es erfordert auch, Struktur in die wirren Gedanken zu bringen und trägt zur Klärung bei. Kann ich nur empfehlen. Ich denke, es hat damit zu tun, dass man es im wahrsten Sinn des Wortes dann eher be-greift. In diesem Wort ist ja schon das Wort Greifen, also mit der Hand etwas tun, enthalten. Was wir schreiben, verinnerlichen wir besser und wir merken es uns besser und wir verstehen es auch besser.
2. Gefühle wie Einsamkeit, Trostlosigkeit, Aussichtslosigkeit sind da und müssen wohl auch durchlebt werden. Das ist nicht schön, weil es weh tut. Aber es ist auch normal im Prozess des Verarbeitens. Du bist kein Automat und Deine Seele zweimal nicht. Sie führt sozusagen ein Eigenleben, ist aber ein Teil von Dir und das ist auch gut so. Also lass sie das durchleben, lass sie zu Wort kommen, höre sie und nehme sie wahr. Je mehr Du Dich dagegen sperrst, desto schädlicher für Dein Innenleben.
Auch Gefühle wie Hass auf Dich, auf sie sind normal, aber sie dürfen sich nicht dauerhaft etablieren. Sie fressen Energie, rauben Dir Schlaf und Wohlbefinden und sind nur schädlich für den, der sie empfindet. Eine Zeitlang sind sie normal, weil Du damit auch Abstand schaffst, aber auf lange Zeit schädigen sie Dich, denn Hass vergiftet den, der ihn empfindet.
Ich fand sämltiche Tiernamen für ihn, wünschte ihm alles Unglück. Meine Lieblingsfantasie: ich manipuliere die Bremsen seines Autos (ich weiß gar nicht wie das geht!), er fährt los und wenn er gerade schön in Fahrt ist, kann er die Kiste nicht mehr steuern. Sein dämliches Gesicht, die Panik, die aufkommt - diese Fantasien waren Balsam für mich, wenn auch kindisch. Noch besser: als er recht bald eine Neue hatte, wünschte ich ihm einen schweren Unfall und stellte mir vor, wie er im Rollstuhl sitzen würde, während ich noch gehen konnte. Noch besser: er sollte sterben, verrecken und ich würde nicht auf seine Beerdigung gehen. Oh nein, ich würde später an seinem Grab stehen und triumphieren und sagen: Du miese Ratte, da liegst Du nun und ich lebe noch!
Ob es tatsächlich so gekommen wäre, wenn er gestorben wäre, sehe ich skeptisch, aber ich sehe solche Fantasien als nützlich an. Sie helfen ein wenig in der Zeit der Hilflosigkeit. Aber das vergeht auch wieder.
Irgendwann nabelt man sich dann doch ab, schaut nach vorne, stellt sein Leben notgedrungen neu auf und dann ist oft der Raum frei für die Erkenntnis, dass die Beziehung im überwiegenden Teil nicht gut funktionierte. Man kann auch als Verlassener erkennen, dass man nicht das ausgesonderte Opfer ist, sondern auch seinen Teil zum Scheitern beigetragen hat. Die Schuld ist meistens recht gleich verteilt und jeder hatte seinen Anteil daran. Es ist gut, das eigene Verschulden anzuerkennnen, denn das heißt auch, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen und Konsequenzen akzeptieren zu können. Aber genauso auch das Verschulden des Expartners muss und darf gesehen werden, denn auch er trug dazu bei.
Wenn man das leisten kann, die Beziehung nüchtern betrachten und bewerten kann, hat man damit abgeschlossen. Das dauerte bei mir an die zwei jahre und es war eine recht kurze Beziehung von nur 14 Monaten.
Dennoch hat mich gerade diese, denn ich war bereits Mitte 40, als ich sie hatte, entscheidend weiter gebracht, was Selbstwert, Selbstakzeptanz, aber auch eine Sicht auf die eigenen Verhaltensmuster und Defizite anbelangt. Ich erkannte dank dieser Beziehung viel mehr von mir selbst als die Jahre vorher.
Jede Beziehung hat ihren Wert und jede Beziehung kommt dann, wenn man sie braucht. Die Partnerwahl ist kein Zufall, sondern wird zum Großteil unbewusst gesteuert. Jede Beziehung ist auch lehrreich.
Du trittst noch ein wenig auf der Stelle, verharrst noch zu sehr in Traurigkeit, wie mir scheint. Ab und an muss man sich auch selbst einen Tritt geben und wieder anfangen zu leben. Das Leben ist nie nur schlecht.
3. Dein Kontakt zu ihr:
Nun, sie kam nach einer Sendepause wieder auf Dich zu. Was ihre Beweggründe sind, weiß möglicherweise nicht mal sie selbst. Interpretiere da nichts hinein. Es kann an Eurem Sohn liegen, es kann am Abstand zu Dir liegen, aber Absichten in Richtung Beziehung hat sie nicht. Das hat sie gesagt, also höre darauf.
Aber ich möchte Dir vorschlagen, den Kontakt zu reduzieren. Nur weil Dein Söhnchen sich das Knie aufgeschlagen hat, ist das kein Anlass für einen weitergehenden Nachrichtenverkehr. Die Versuchung ist groß sich wieder ins Spiel zu bringen, aber es wirft Dich auch zurück. Beschränke den Kontakt auf das Nötige, denn damit suggerierst Du auch Deiner Seele eher, dass ihr getrennt seid. So aber begibst Du Dich jedes Mal wieder in eine Gefühlslage von so was wie Geborgenheit, Gemeinsamkeit, was aber nicht der Realität entspricht. Damit stellst Du Dir immer wieder selbst ein Bein und triggerst womöglich die realitätsfremde Hoffnung auf eine Neuauflage.
Beschränke den Kontakt auf das Notwendige und das Sachliche und höre auf, sie mit Deinen Gefühlslagen zu überfallen.
Sie hat für sich entschieden, es ist besser so, also respektiere ihre Entscheidung, aber zeige ihr auch die Konsequenzen daraus. Du bist noch Vater, das wird Dir bleiben und das ist gut so, aber Du bist nicht mehr ihr Partner.
Höre auf, sofort hinterher zu telefonieren. Sie gewöhnt sich dran, dass Du wie das Hündchen übers Stöckchen springst, aber Du tust Dir damit selbst nicht gut. Beende es und kontaktiere sie dann, wenn es nötig ist. Verordne Dir selbst Abstinenz.
Du könntest schon weiter sein, wenn Du den Kontakt nicht mehr auf emotionaler Ebene weiter führen würdest. Und was Du fühlst und empfindest, das sind Deine Gefühle. Es ist nicht zielführend ihr das mitzuteilen und eigentlich solltest Du Dir dafür auch zu schade sein. Was willst Du damit erreichen?
Du verbrämst es geschickt vor Dir selbst mit Deiner ach so edlen Ehrlichkeit, die aber nicht gefragt ist, schon gar nicht bei ihr. Also unterlasse das künftig. Ein wenig mehr Selbstachtung wäre hier angebracht!
Eure Spielplatzbesuche zu dritt sind auch so ein Thema, das bei mir unangenehme Gedanken hervorruft. Ihr spielt für eine Zeitlang happy family, aber ihr seid keine. Kannst Du nicht mehr Zeit mit Deinem Söhnchen allein verbringen? Muss sie immer dabei sein? Ich meine nur, Du hältst Dich damit wieder temporär in einer Traumwelt auf, positive Ankänge an etwas, was sein könnte, aber nicht ist und wohlige Gefühle lullen Dich wieder ein und das ist nicht unterstützend beim Loslassen. Aber das ist Deine Entscheidung. Ich kann nur meine Sichtweise darlegen.
Du hast noch nicht losgelassen, aber Du solltest alles tun, um das zu können. Du kannst Dein Leben nicht in einem Traum von vergangenen Zeiten verbringen, Du musst es weiter leben und auch mal einen Blick in die Zukunft wagen. Vermutlich hältst Du Dich noch zu sehr in der Vergangenheit auf, weil Gegenwart und Zukunft nicht als angenehm empfunden werden.
Loslassen ist auch eine Sache des Willens und eine Entscheidung. Ich gebe Dich frei, ich lasse Dich Dein Leben leben und lebe meines - das müssten Deine Selbstbotschaften an Dich sein.
Das ermöglicht Dir dann auch, die Trennung hinzunehmen, ja vielleicht sogar als gewinnbringend anzusehen.
Es gibt nun mal nicht die ultimativen Tipps, die für Jeden passen. Tue dies und das und jenes nicht und sofort wird es Dir besser gehen. Nein, jeder muss seinen eigenen Weg finden und die Strategien wählen, die ihm helfen. Das Endziel sind die endgültige Akzeptanz der Wirklichkeit und die Erkenntnis über sich selbst. Das wäre dann auch ein gutes Kapital für das weitere Leben und vielleicht auch eines Tages für eine neue Beziehung.