Hallo!
@ Liebende
Was Dir widerfahren ist, ist natürlich schlimm, aber Du solltest deshalb doch nicht so sehr an Deinem Selbstwert zweifeln! Du warst für diesen einen, speziellen Mann leider nicht das, was Du für ihn sein wolltest, weil Du ihn eben geliebt hast. Aber was heißt das schon? Das heißt ja nicht, daß Du etwa nicht liebeswert, nicht der Liebe wert wärst (so darfst Du nicht denken!), sondern es war halt leider nur bei diesem Mann nicht so. Für tausende, zehntausende andere wärst Du es aber sehr wohl! Und auch das sollte Dir bewußt sein, auch wenn diese Dich derzeit nicht interessieren
Du hast geschrieben, daß Deine letzte Beziehung vor ihm auch noch nicht so lange her war - aber es kommt dabei ja immer darauf an, welche Gefühle Du für Deinen Ex-Partner damals noch hattest. Das ist ja das Entscheidende, und nicht, wie lange eine Beziehung her ist. Hat man keine Gefühle mehr (oder kaum noch welche), dann ist man natürlich wieder offen für eine neue Beziehung. Oft kommt es ja auch vor, daß jemand überhaupt noch in einer Beziehung ist, keine (oder so gut wie keine) Gefühle mehr vorhanden sind und man sich, noch gebunden, in jemand anderen verliebt.
Umgekehrt: Ist jemand meinetwegen bereits fünf Jahre von seinem Ex-Partner getrennt, liebt ihn aber nach wie vor, dann ist er bestenfalls für eine Nicht-allein-sein-Beziehung, eine s.uelle Beziehung, eine WG-Beziehung, eine Trostbeziehung oder sonst eine Ersatzbeziehung offen. Und eine wirkliche Liebesbeziehung ist das dann eben nicht, weil die Liebe ja dem Ex gehört (wie schon gesagt: kurzfristige Projektionen auf einen neuen Partner sind durchaus möglich).
Das Wichtigste wäre halt immer (auch wenn das jetzt natürlich so absolut nicht romantisch ist), daß man sich, schon wenn sich eine Beziehung anbahnt, wirklich offen und ehrlich fragt und sieht, was die eigentlichen Motive sind. Also weshalb zieht es mich in diese Beziehung, weshalb zieht es den anderen in diese Beziehung. Das ist natürlich nicht immer einfach zu sehen, und oft will man es auch gar nicht sehen, aber von Vorteil wäre es allemal (ohne von vornherein mißtrauisch oder rational zu sein, sondern vielmehr sollte man sehr genau auf seine Gefühle achten, auf die Stimme seiner Intuition, die sagt schon die Wahrheit).
Ist etwa Leid (eines der beiden) die eigentliche Motivation, die Trägerwelle der Beziehung, dann wird daraus eine Trostbeziehung (zu diesem Thema habe ich ja schon ausreichend geschrieben). Ist das s.uelle Verlangen Motiv und Trägerwelle, dann wird die Beziehung entsprechend eine vorwiegend s.uelle sein (diese ist solange erfüllend, solange eben das s.uelle Verlangen groß genug und die s.uelle Befriedigung gegeben ist). Ist das Verlangen nach Sicherheit und Geborgenheit das Motiv, dann steht eben dieses Thema im Zentrum der Beziehung (verliert man, aus welchen Gründen auch immer, daß Vertrauen in diese Sicherheit oder braucht sie einfach nicht mehr, dann ist auch die Beziehung vorbei, weil das Hauptmotiv weg ist). Sind irgendwelche Mängel, die der andere ausgleichen soll, das Motiv, ist es entsprechend eine Mangelbeziehung (stellt sich heraus, daß er die eigenen Mängel nicht oder nicht mehr kompensieren kann oder braucht man es nicht mehr, geht damit auch das Zentrum der Beziehung verloren). Ist Liebe das Motiv und die Trägerwelle der Beziehung, dann ist das auch tatsächliche eine Liebesbeziehung (ob diese für immer hält, ist natürlich nicht zu sagen - aber es ist, für mich, absolut der beste Grund, das beste Motiv, eine Beziehung einzugehen und zu leben, weil hier, im Gegensatz zu allen anderen Beziehungen, zumindest die Chance besteht, daß man auch dauerhaft glücklich wird (ist bei weitem nicht immer der Fall, ich weiß, aber es geht um die Chance)).
Es wird ja auch oft gemeint und gesagt, daß sich unter Umständen ja auch aus einer Trostbeziehung oder einer S. oder was immer mehr entwickeln kann. Ja, das gibt es, in sehr seltenen Ausnahmefällen (so wie sich umgekehrt, in seltenen Fällen, auch aus einer Liebesbeziehung eine S. entwickeln kann). Trotzdem würde ich auf Nummer sicher gehen und mich fragen: Was ist das Herz der Beziehung, was läßt diese Beziehung leben? Und wenn ich erkennen würde, es ist das Leid, es ist der S., es ist irgendein Mangel, dann würde zumindest ich nicht darauf hoffen, daß daraus eine wirkliche und wahrhaftige Liebesbeziehung wird, selbst wenn ich weiß, daß es diese seltenen Ausnahmen gibt.
Aber das ist etwa so: Ich weiß auch, daß es schon vorgekommen ist, daß sich bei einem Fallschirmspringer der Fallschirm nicht geöffnet und er dennoch überlebt, ja vielleicht nur ein paar Schrammen davongetragen hat. Und trotz dieses Wissens würde ich nicht ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springen.
@ Flusenhuhn (ach, weißt Du, was ich ursprünglich eingetippt, aber jetzt GsD noch bemerkt habe? Fuselhuhn ... - am Ende wirst Du noch zum Faselhahn
Hallo, erst einmal
Also weißt Du, es ist ein Unterschied, ob das Selbstbewußtsein ein paar Schrammen davongetragen hat (es macht auch nichts, wenn es vorübergehend bewußtlos geworden ist) oder ob es gar nicht vorhanden ist. Und diesen Eindruck habe ich bei Dir eben ganz und gar nicht. Die Schrammen verheilen, das Selbstbewußtsein erwacht wieder.
Zur Endlosschleife: Damit meinte ich, daß jemand immer wieder dieselben Erfahrungen macht, daraus nichts lernt, sich nicht entwickelt oder sich eben auch damit begnügt. Es soll sogar Menschen geben, die fahren immer wieder in die Arktis, um einen Strandurlaub zu genießen - und sie wundern sich jedesmal und sind verzweifelt und verärgert, weil es dazu zu kalt ist, aber sie geben nicht auf, irgendwann muß es ja klappen ...
Liebe Grüße
03.04.2014 16:44 •
#195