Hallo zusammen!
@Flusenhuhn
Schade, daß Du das Lady-Gaga-Flusenhuhn-Foto nicht gefunden hast. Andererseits: Vermutlich ist meine Vorstellung von einem Flusenhuhn lustiger als das reale Lady-Gaga-Flusenhuhn, so daß das Foto den Amusementfaktor bei mir womöglich gemindert hätte
@Liebende
Eigentlich habe ich Elektrotechnik studiert. Ich bin dann allerdings schwer krank geworden (mit 22), und habe danach einen anderen Weg eingeschlagen, der meiner Natur wesentlich besser entsprochen hat. Ich habe zu schreiben begonnen, bin Schriftsteller geworden und habe mich im weiteren Verlauf daneben der Lebensberatung zugewandt (das mache ich seit rund 25 Jahren), wobei ich mich hauptsächlich auf die Entwicklung der eigentlichen Natur eines Menschen spezialisiert habe (weil ich damit ja meine eigene Erfahrung gemacht habe) und auf die Konfilkte zwischen eigentlicher Natur und aufgesetztem Leben, in diesem Zusammenhang bin ich natürlich auch häufig mit Beziehungsthemen konfrontiert, da Beziehung und Liebe eben im Leben der allermeisten Menschen eine ganz bedeutende, wenn nicht die bedeutendste Rolle überhaupt spielen.
@ Einsicht
Weißt Du, ich verstehe Dich ja vollkommen (obwohl ich selber noch nie in der Rolle des Trösters (in Zusammenhang mit Liebe) oder des Trostsuchenden war, ganz einfach deshalb, weil ich die diese Strategien und Dynamiken kenne (in der Psychologie nennt man sie Übertragung und Gegenübertragung) und daher weiß, daß aus dieser Situation heraus eine reale Liebesbeziehung nicht entstehen kann).
Ich möchte das einmal so veranschaulichen:
Es begegnen sich zwei Menschen, die sich (zumindest halbwegs) in ihrem Normalzustand befinden. Sie finden sich sympathisch, kommen sich näher, verlieben sich vielleicht auch schlagartig ineinander, wie auch immer. Daraus kann eine reale Liebesbeziehung entstehen. Natürlich ist es auch hier so, daß zunächst die positiven Seiten besonders herausgestellt bzw. (beim jeweils anderen) gesehen werden, daß es zu Illsusionen und Idealisierungen kommt, das ist vollkommen natürlich (die berühmte rosarote Brille). Mir der Zeit, wenn die größter Verliebtheit vorüber ist, stellt sich dann heraus, ob daraus dann Liebe wird, eine Beziehung damit wirklich stabil und tragfähig ist, oder ob das eben nicht der Fall ist.
Jedenfalls, und das ist der Punkt, es begegnen sich zwei Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Begegnung in ihrem Normalzustand befinden. Und das ist die Grundlage und Voraussetzung für eine mögliche glückliche und gelungene Beziehung.
Ganz anderes aber verhält es sich bei einer Trostbeziehung. Denn hier - und ich glaube, dessen ist sich ja jeder bewußt - befindet sich die eine Person eben nicht in ihrem Normalzustand, sondern in einem Ausnahmezustand, vielleicht sogar in einem extremen Ausnahmezustand. Diese Person, die im Normalzustand vielleicht selbstbewußt, glücklich, zufrieden, humorvoll, lebenslustig ist, ist nun verzweifelt, niedergeschlagen, depressiv, fühlt sich hilflos und verlassen, ist wütend, leidend ... Und gerade dieser Zustand, der, wie gesagt, eine Ausnahmezustand ist, spricht nun den Tröster an (d. h. wäre die Person im Normalzustand, würde sie den Tröster gar nicht interessieren, ihm nicht auffallen, seine Instinkte nicht ansprechen; so wie umgekehrt der Trostsucher oder der Leidende für den Tröster nicht anfällig wäre). Er interessiert sich für diese Person (oder vielmehr für ihr Leid), der Trostsucher fühlt sich verstanden und samt seinem Leid angenommen, der Tröster wird immer wichtiger, verliebt sich usw. - und so baut sich das ganze auf bis auf die Ebene einer Beziehung, die einer oder auch beide zunächst als Liebesbeziehung idealisieren (was sie aber eben nicht ist, sondern es ist eine Trostbeziehung).
Nun muß man aber auch sehen, warum sich der Tröster überhaupt in jemanden verliebt, der schwer oder zumindest ziemlich leidet (denn leidende Menschen wirken zwar mitleiderregend, aber nicht liebeserregend). Denn es muß hier ja entsprechende Affinitäten geben.
Ich möchte hier gleich vorrausschicken, daß Ihr das nun nicht als Vorwurf, Kritik oder sonst etwas Negatives verstehen dürft, ich versuche lediglich, die Dinge objektiv darzustellen.
Zumeist ist es so, daß der Tröster selber ziemlich hilflos ist, wenig Selbstbewußtsein hat, unter Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstzweifeln leidet, Verlustängste hat usw. Und nun begegnet ihm jemand, der in einem noch schlimmeren seelischen Zustand ist als er selber. Er kommt dadurch sozusagen in die Position des Stärkeren, ist plötzlich der Selbstbewußtere, der Sicherere, der Stabilere - und das wiederum gibt ihm das Gefühl, für diese Person ganz wichtig zu sein, zum Retter zu werden. Und er versucht oft sogar zwanghaft zu retten (eigentlich müßte er sich zunächst einmal selber retten aber weil er dies nicht sieht oder nicht kann, rettet er eben andere - dagegen ist auch nichts zu sagen, solange es nicht um Liebe geht). Der Trostsucher in seiner verzweifelten Situation läßt sich zunächst darauf ein, weil er eben in diesem Zustand tatsächlich noch hilfloser ist als der Retter und er in seiner Not nach dem erstbesten Rettungsring greift. Irgendwann aber merkt er, daß ihn der Tröster nicht retten kann, und zieht sich zurück.
Vielleicht ist es einfacher, wenn man sich das ganze einmal bildlich vorstellt. Nehmen wir an, das Innere eines Menschen würde sich nach außen kehren.
Jemand hätte einen ordentlichen Crash erlitten. Er ist übersät mit blauen Flecken, blutet aus allerlei Wunden, hinkt, humpelt, hat Schmerzen. Nun begegnet ihm ein anderer und denkt sich (fühlt): Wow, der bedarf meiner Hilfe, danach habe ich schon immer gesucht, der ist genau richtig für mich (vielleicht weil er selber an sich, schon von Kindheit an, blaue Flecken, Wunden, Schmerzen in und an sich trägt - eine entsprechende Affinität muß, wie gesagt, immer vorhanden sein); er findet diesen verletzten, leidenden Menschen für sich attraktiv (das Attraktive, das Anziehende ist eben das Leid, gar nicht so sehr die Person). Er beginnt also damit, den Gecrashten zu pflegen, balsamiert seine Wunden ein, sucht mit allerlei Mittelchen seine Schmerzen zu dämpfen, usw., fühlt sich ganz in seinem Element. Dem Verwundetet tut dies zunächst einmal gut, er wird dankbar sein, wird vielleicht sogar ein wenig genießen. Irgendwann aber merkt er, daß sein Zustand nicht besser wird, vielleicht vorübergehend das eine oder andere Symptom, aber nicht sein Zustand im allgemeinen, er sieht ein, daß alles, was der Retter, der Helfer, auch anstellt, ihm nicht wirklich nützt, ihn nicht heilt, ihn vielleicht teilweise sogar noch leidender macht. Und die logische Folge: er verabschiedet sich, vielleicht dankbar, vielleicht auch wütend. Und ich sage es nochmals: Es ist gut und richtig, daß er sich verschabschiedet! Denn weder ist es für den Trostsucher gut, ewig in dieser Situation des Gepflegt- und Umsorgtwerdens zu verharren (weil im das eben nicht entspricht, es ist ein Ausnahme- und eben nicht sein Normalzustand, und zu diesem zieht es ihn auch wieder hin), noch ist es für den Retter, Helfer, Tröster gut, immer nur diese - letztlich völlig unbefriedigende und zermürbende - Rolle zu spielen. Denn auch er will ja geliebt und nicht nur bedankt werden.
Also, Einsicht, was ich Dir raten würde, um aus Deiner Situation wieder herauszukommen:
Das Erste ist, Du solltest die Motivationen und Dynamik solcher Beziehungen verstehen und durchschauen (ohne jede Bewertung, ganz sachlich!).
Das Zweite ist: Werde auf keinen Fall nun selber zum Trostsucher! (Erste Versuche dazu scheinst Du ja schon unternommen zu haben.) Das klappt nicht, bitte glaube mir das und nimm es Dir zu Herzen! Wenn Du eine Trösterin finden solltest, dann hast Du dieselbe Beziehung wie zuvor, nur mit umgekehrten Rollen. Und das geht nie und nimmer gut. Das hast Du ja selber erlebt. Es wäre wiederum keine Liebesbeziehung, sondern eine Trostbeziehung, und in dieser fehlt eben von vornherein das Wichtigste, nämlich die Liebe, selbst wenn sich beide diese anfangs illusionieren sollten - diese Illusion ist nicht haltbar und zurück bleiben nichts als Verletzungen und noch mehr Schmerzen.
Das dritte (und vermutlich Schmerzlichste, aber Wichtigste ist): Du mußt diese Frau loslassen, Dich von ihr abgrenzen, beende jeden Kontakt, es hat keinen Sinn, auch wenn Du das vielleicht nicht wahrhaben willst. Ich weiß, das ist schmerzlich, aber es ist leider eben so.
Das Vierte ist: Du solltest versuchen, mehr Selbstbewußtsein zu entwickeln, eigene Wunden zu erkennen zu heilen, Minderwertigkeitsgefühle und Versagensängste aufzugeben, Dich selber anzunehmen und zu lieben, so wie Du bist. Du mußt verstehen, daß jeder Mensch ein wertvoller Mensch ist, Du mußt Dir selber wirklich wert werden. Mach Dinge, die Dir guttun, die Dir Selbstbestätigung geben, entwickle neue Interesse, setze Dir neue Ziele, laß die Vergangenheit los, engagiere Dich (aber nicht wieder als Retter von Liebeskummergeplagten ...), wenn Du anderen helfen willst, dann tue es, aber bleibe bei Dir, d. h. grenze Dich auch ab; vielleicht kannst Du Dich ehrenamtlich irgendwo einbringen (etwa Besuche in Altenheimen oder Krankenhäusern, im Tierschutz, was auch immer, Möglichkeiten gibt es immer, man muß halt nur das Passende für sich finden).
Du kannst Dir sicher sein - diese Erfahrung ist eine große Chance für Dich! Nütze sie auch und entwickle Dich weiter. Und dann, wenn Du selber mit Dir und Deinem Leben in Einklang bist, findest Du mit Sicherheit auch eine Frau, die ebenfalls mit Dir im Einklang ist. Das heißt, mit der Du tatsächlich eine Liebesbeziehung leben kannst. Und das ist es ja, wonach jeder sich sehnt.
Alles Gute und liebe Grüße
01.04.2014 16:57 •
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