Hallo!
@ Flusenhuhn (ich muß noch immer schmunzeln - so leicht kann man mich dazu bringen )
Ja, offensichtlich haben wir etwas aneinander vorbei geschrieben - aber ich verstehe nun, dank des Zitates, wie Du was gemeint hast. Danke!
@ Liebende
Ob der Trostsucher sich nach einer kurzen Trostbeziehung wieder tatsächlich einer neuen, ernsthaften Beziehung öffnen kann, ist erst nach einer gewissen Zeit wahrscheinlich (der es eben schon zuvor bedurft hätte - eine Trostbeziehung einzugehen ist letztlich nie gut, weder für den Trostsucher noch für den Trostspender (außer dieser wäre nur auf S. aus, denn dann berührt ihn das gefühlsmäßig ja nicht).
Im Normalfall (Ausnahmen gibt es natürlich auch hier, und ich möchte es nicht generalisieren) gibt es drei Möglichkeiten:
1. Der Trostsucher merkt, daß die neue Beziehung nicht stimmig ist und nimmt die entsprechenden Projektionen wieder zurück (und kommt dann emotional wieder an dem Punkt an, wo er war, als er die neue Beziehung eingegangen ist bzw. sogar wieder etwas davor (d. h. er leidet am Verlust des eigentlichen Partners wieder mehr, weil ihm gerade durch die Trostbeziehung wieder bewußt geworden ist, was der eigentliche Partner ihm bedeutet hat, hinzu kommt oft auch noch die (kurzfristige) Verzweiflung darüber, daß die neue Beziehung nicht geklappt hat, daß der alte Partner also nicht so einfach zu ersetzen ist).
2. Der Trostsucher wandert von einer Beziehung in die nächste, in der Hoffnung, doch den richtigen Ersatz zu finden (eine Endlosschleife).
3. Der Tröster durchschaut, daß er eben nur als Ersatz dient oder als Bewältigungsversuch oder, was auch oft vorkommt, dazu, es dem Ex heimzuahlen, es ihm zu zeigen, und zieht von sich aus die Konsequenzen. Wirklich treffen wird das den Trostsucher nicht, weil seine Gefühle ja ohnehin nicht dem Tröster gegolten haben, also zumindest nicht seine Liebesgefühle (freundschaftliche Gefühle können sich, obwohl nicht einmal das oft vorkommt, natürlich entwickeln, ebenso wie Verantwortlichkeitsgefühle oder Schuldgefühle).
Man kann also jedenfalls sagen, irgendwann muß der Trostsucher die Gefühle für den Ex-Partner wirklich und vollständig verarbeiten, erst dann ist er wieder offen für eine neue, reale, erwachsene Beziehung und kann sich gleichsam unbefangen darauf einlassen. Eine Trostbeziehung (auch wenn sie dem Betreffenden eine Zeitlang guttun mag) verlängert diesen Prozeß nur, weil sie lediglich der Verdrängung auf der einen Seite und der Projektion auf der anderen Seite dient. Emotional bringt sie den Trostsucher aber keinen Schritt weiter, sondern kann ihn im Gegenteil sogar erst recht wieder zurückwerfen.
Manche spielen dieses Spiel sogar mehrfach durch, aber glücklich werden sie dadurch nicht werden, weil man eben das Pferd nicht von hinten aufzäumen kann. Es bringt nichts, einen Haufen an alten Gefühlen in eine neue Beziehung hineinzutragen, das geht nicht gut und kann nicht gutgehen. (Und man kann sie auch nicht in der neuen Beziehung abarbeiten, das ist eine Illusionen, der sich viele Tröster hingeben.)
Es geht nur in den folgerichtigen Schritten: Zunächst die Trennung akzeptieren und verarbeiten, dann die Gefühle für den Ex verarbeiten bzw. abklingen lassen, wieder zu sich selber finden, mit sich selber und seinem Leben wieder glücklich sein und eins zu werden - also man könnte sagen: emotional wieder völlig ausgeglichen zu sein. Dann ist man sozusagen automatisch wieder offen für eine neue Beziehung. Viele glauben zwar, sie werden nie mehr lieben und vertrauen können, aber wenn die Seele wieder geheilt und im Gleichgewicht ist, kommt auch die Sehnsucht nach Liebe und Beziehung wieder zurück.
Ich möchte auch noch etwas sagen zu den Tröstern, weil diese ja die eigentlich Leidtragenden sind im Fall, daß sie sich verliebt haben: Oft haben sie eine Zeitlang die Hoffnung, jene Person, der sie zum Trost gedient haben und die sie verlassen hat, würde, wenn sie sich vom eigentlichen Ex vielleicht doch löst (manche kehren ja auch wieder zurück), wieder zu ihnen zurückkommen und dann wäre ja eine erfüllende Beziehung ohne Altlasten möglich. Ich will niemandem diese Hoffnung nehmen, aber das kommt so gut wie nie vor. So hart es ist, aber man muß als Tröster irgendwann erkennen, daß man nicht tatsächlich geliebt wurde, daß die Beziehung keine reale Liebesbeziehung, sondern eben eine Trostbeziehung war, daß der Betreffende nicht die Zuwendung und Nähe einer bestimmten Person gesucht hat, sondern irgendeine Zuwendung und Nähe, das alles hatte mit einem als Person nichts zu tun. Überdies entwickelt der Trostsucher gegenüber dem Tröster sogar mehr und mehr eine Abneigung (zumindest unbewußt, weil er ihm eben nicht das geben konnte, was der Trostsucher sich erhofft hat, was allerdings wiederum nicht am Tröster liegt, denn der kann eben den/die Ex niemals ersetzen), er geht ihm auf die Nerven, er fühlt sich an wie eine Laus im Pelz, und je mehr der Tröster kämpft, um so stärker werden Abneigung und Gegenwehr.
Verlassenen Trösterinnen und Tröstern kann ich wirklich nur raten: Erkennt, daß es in dieser Beziehung nie um Euch gegangen ist, nehmt es, so gut es geht, nicht persönlich, versucht die Hintergründe dieser Beziehung zu verstehen, bleibt nicht mit Euren Gefühlen am Trostsucher hängen, er wird und kann sie nicht erwidern, versucht auch nicht, ihm weiterhin irgendwie beizustehen, er wird es Euch lediglich im besten Fall mit Kühle und Ignoranz danken, schlimmstenfalls wird er Euch noch mehr verletzen und Euch mit allen Mitteln aus seinem Leben hinauszuwerfen versuchen. Ihr müßt Euch einfach zu der Erkenntnis durchringen, daß es keine reale Liebesbeziehung war, nicht einmal eine schlechte, sondern eben gar keine. Es ist genau dasselbe, als würdet ihr in jemanden verliebt sein, der von Euch überhaupt nichts wissen will. Und so solltet Ihr auch damit umgehen: nämlich erkennen, daß diese Person eben keine Gefühle für Euch hat, auch keine entwickeln wird und auch nicht wieder eine Beziehung mit Euch eingehen wird, selbst wenn er/sie über den Ex hinwegkommt.
Ich möchte damit wirklich niemandem wehtun! Aber wenn Ihr Euch dessen nicht bewußt werdet, tut Ihr Euch selber weh, immer und immer wieder. Der Schmerz hört erst auf, wenn Ihr die Dinge durchschaut und akzeptiert habt, Euch keine Hoffnungen mehr macht, Euch zurücknehmt aus dieser Beziehung, die nie eine war, und wieder zu Euch selber findet. Und dann, wenn Ihr wieder bei Euch angekommen seid und Euch etwas erholt habt, steht einer echten, liebevollen Beziehung nichts mehr im Wege. Es gibt genügend Menschen, die in Euch mehr suchen und finden als einen Tröster und die Euch umgekehrt auch mehr geben, wesentlich mehr. Nur müßt Ihr Euch selber wieder soweit erfangen, daß diese Menschen überhaupt eine Chance haben. Denn diese haben sie nicht, solange Ihr mit Euren Gefühlen noch am Trostsucher hängt, ebensowenig wie Ihr eine Chance beim Trostsucher hattet, weil dieser eben mit seinen Gefühlen noch bei der/dem Ex war.
Und kurz noch etwas zu den Trostsuchern: nein, es sind keine schlechten Menschen, sie haben nur nach einem Rettungsring gegriffen in ihrer Verzweiflung, ihrer Trauer, ihrem Leid, ihrer Wut. Und in einer solchen Situation greift schnell jemand zum nächstbesten Rettungsring. Letztlich liegt es am Tröster, ob er diesen abgeben will bzw. nicht nur Rettungsring, sondern gleich neues Schiff sein will. Jemandem, dem es schlecht geht, freundschaftlich zu helfen und beizustehen, ist schön und wichtig. Aber niemals sollte man sich auf eine Beziehung einlassen, die darüber hinausgeht. Passiert einem das doch, dann sollte man sich nicht fragen, weshalb ist nichts aus dieser Beziehung geworden, wie kann ein Mensch nur so gemein sein, ich habe ihn doch gerettet usw. - nein, man sollte sich vielmehr fragen, weshalb habe ich die Trösterrolle überhaupt übernommen (habe ich mich etwa plötzlich stark und wichtig gefühlt, habe ich Selbstbestätigung erfahren, habe ich es genossen, für jemanden da zu sein usw.) Jeder Mensch merkt, wenn er in die Rolle des Trösters zu geraten droht - der (potentielle) Partner spricht viel über die Ex-Beziehung, er erzählt, was er alles gemacht hat mit dem/der Ex, wo sie gemeinsam waren, welche Lieblingslieder sie hatten, was er nicht sehen, hören, machen kann, weil ihn das an den/die Ex erinnert, er beklagt sich über den/die Ex, erzählt, was ihm alles angetan wurde, sagt vielleicht sogar, daß er niemals mehr wird lieben und vertrauen können (was den Tröster wiederum erst recht motiviert, denn er ist besser als der/die Ex, in allem und ohne jeden Zweifel, er kennt zumeist ja auch nur die schlechten Seiten des/der Ex, und dann scheint es natürlich leicht, besser zu sein) usw. Und spätestens dann muß man die Notbremse ziehen und sich ganz klar und eindeutig abgrenzen.
So, ich hoffe, ich habe niemanden verletzt, das würde mir ehrlich leid tun - aber der Realität muß man sich irgendwann stellen, und je früher man das tut, um so besser ist es und um so eher findet man auch wieder zu einer wirklichen Liebesbeziehung. Und wer möchte das nicht?
Alles gute und liebe Grüße!