Hallo!
Man kann alles zum Anfang nehmen, um etwas zu entwirren.
Wie eben auch diese Erfahrung, die Du nun gemacht hast. Und ich nehme an, Ähnliches wird Dir ja auch schon früher widerfahren sein. Das Leben ist quasi die Projektionsfläche des Inneren, auf der dieses Innere dann auch sichtbar wird. D. h., alles, was geschieht, wie es geschieht, hat immer mit einem selber zu tun.
Offensichtlich denkst Du ja auch gründlich nach über die Dinge und bist auch imstande, das Wesentliche zu erkennen. Und damit bist Du schon einmal auf einem guten Weg, weil Du alleine schon dadurch für Dich selber sensibilisiert wirst und Dich besser zu verstehen lernst. Auch wenn sich die Wirkungen dessen natürlich nicht von einem Tag auf den anderen zeigen, werden sie nicht ausbleiben. Je mehr Du verstehst, je richtiger Du verstehst, weshalb dieses und jenes geschieht oder geschehen ist, um so mehr gewinnst Du an der Fähigkeit, Dein Leben bewußter und zu Deinem immer Besseren zu gestalten. Und darauf kommt es letztlich an.
Selbst wenn in der Kindheit das eine oder andere schiefgelaufen ist - das Entscheidende ist, gewissermaßen eine Bestandsaufnahme zu machen und aus dem, was heil geblieben, was Stärke ist, etwas zu machen, und auch Schwächen anzunehmen (aber eben mit ihnen umgehen zu lernen; dann kann sogar aus dieser und jener Schwäche durchaus auch eine Stärke werden).
So wichtig die Analyse auch ist, so wichtig ist es auch, von der analytischen Phase dann auch wieder einmal in die konstruktive Phase zu kommen, also mit dem, was Du erkannt hast, was Dir bewußt geworden ist, dann auch entsprechend etwas anzufangen. (Denn die nächsten 20 Jahre nur zu analysieren, wäre dem Leben geradezu hinderlich.)
Wenn Du sagst, bei der körperlichen Begegnung hast Du das Gefühl, dem Mann bedingungslos nahe zu sein - kann es nicht auch sein (was nämlich durchaus oft der Fall ist), daß Du zugleich auch das Gefühl hast, den Mann bedingungslos zu besitzen?
Ich meine das gar nicht negativ. Sondern dieses Bedürfnis, jemanden mit Haut und Haaren besitzen zu wollen, sich nur dann sicher zu fühlen, ist nicht einfach eine Unart, sondern geht auf die oft schlimme Angst zurück, jemanden zu verlieren. Was man besitzt, bedingungslos, kann man nicht verlieren - so zumindest der Eindruck (der natürlich ein falscher ist, aber zumindest bereitet er einem ein Sicherheitsgefühl). Und häufig kommt es gerade bei Frauen vor, daß sie eben meinen, über S. den Mann am ehesten möglichst fest an sich binden zu können. Was aber ein (instinktiver) Trugschluß ist, weil sich die s...lle Anziehung auch schnell abnützen kann und zudem heutzutage die Auswahl eine sehr große ist.
Daher glaube ich, Du wirst dieses Nähe- und Sicherheitsbedürfniss viel mehr auch ins Seelische hineinbringen müssen. Weil das allein auf körperlicher Ebene nicht klappt. Eine tiefere, ernsthaftere, wirklich einigermaßen verläßliche Verbindung fängt erst dort an, wo die Liebe beginnt.
Was allerdings der Fall sein wird, ist, daß Du Dir ein zumindest einigermaßen eigenständiges Selbstwertgefühl aufbauen wirst müssen, das unabhängig ist von anderen. Sonst wird jede Beziehung etwas zu Forderndes und Überforderndes, etwas Verkrampftes oder auch zu Unverbindliches an sich haben.
Ich bin mir aber sehr sicher, daß Du hier wirklich zuversichtlich sein kannst! Ganz gleich, welche negativen Erfahrungen Du gemacht hast. Denn man merkt Dir durchaus auch aus der Ferne an, daß Du eine intelligente, gedankenvolle und starke Frau bist. Du darfst halt den Fokus nicht allein auf die s...lle Ebene legen, auf die Wirkung bei Männern, auch nicht allein auf das Beziehungsthema. Sondern Du solltest das viel weiter sehen. Dann wirst Du gewiß die vielen Stärken erkennen, die Du zweifellos hast. Und wenn sich daraus dann kein stabiles Selbstwertgefühl aufbauen läßt, dann wüßte ich nicht, woraus es sich überhaupt aufbauen ließe ...
12.04.2017 01:51 •
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