61

Eure Lieblingsgedichte

C
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

C. Reade

04.08.2017 12:09 • x 2 #61


I
Der Wasserfall

Einst träumte ich von einem Tal,
sah klare Bächlein fließen.
Schlanke Bäume überall,
ummalt von grünen Wiesen.

Felsen ragen hoch empor,
schauen tief in's Tal.
Dumpfes Dröhnen trifft mein Ohr,
es ist ein großer Wasserfall.

Donnernd fällt er in die Tiefe,
niemand hält ihn auf.
Es ist, als ob ihn jemand riefe,
er folgt dem Lebenslauf.

Der Wind bläst frisch, im schönen Tal,
hat Wolken fortgezogen.
Die Sonne malt dem Wasserfall,
den schönsten Regenbogen.

04.08.2017 18:24 • x 1 #62


A


Eure Lieblingsgedichte

x 3


D
FIRST THOUGHT AFTER SEEING YOUR MOUTH SMILE

come with every wound
and every woman youve ever loved
every lie youve ever told
and whatever it is that keeps you up at night
every mouth youve punched in
all the blood youve ever tasted
come with every enemy youve ever made
and all the family youve ever buried
and every dirty thing youve ever done
every drink thats burnt your throat
and every morning youve woken
with nothing and no one
come with all your loss
your regrets, sins
memories
black outs
secrets
come with all the rot in your mouth
and that voice like needle hitting record
come with your kind eyes and weeping knuckles
come with all your shame
come with your swollen heart
ive never seen anything more beautiful than you

-Warsan Shire

06.08.2017 06:26 • #63


Fuulhorn16
Hallo
Habe nur quergelesen. Hier mal zwei, die ich enorm gut mag:

Trauer ist die heilsame Antwort eines lebendigen Herzens auf Abschied und Trennung

und das andere:

Das Loch in der Straße

Ich gehe eine Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren.
... Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder hinauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle schon wieder hinein...
aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine Schuld.
Ich komme auch sofort wieder heraus.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich gehe darum herum.
Ich gehe eine andere Straße.

06.08.2017 11:45 • x 2 #64


N
Clocks

13.08.2017 17:47 • #65


A
Emanuel Geibel (1815-1884)

Hoffnung

Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muss doch Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren
Und lässt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muss doch Frühling werden.

16.08.2017 21:07 • x 1 #66


Lebensfreude
Eines Tages...
wird es Dir besser gehen,
die Farben beginnen zart zu leuchten.
Die Sonnenstrahlen dringen zu Dir durch,
die Nacht ist nicht mehr Dein Feind.

Eines Tages...
spürst Du, dass die Welt sich weiter gedreht hat
und aus der verlorenen Zeit
tauchst Du auf in ein neues Morgen.

Eines Tages...
ist vielleicht schon,
wenn Du morgen erwachst.

von mir

03.11.2017 17:32 • x 3 #67


A
Ziehende Landschaft

Man muß weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muß den Atem anhalten,
bis der Wind nachläßt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.

Hilde Domin

04.11.2017 02:37 • x 3 #68


K
Du botest mir
dein Bett für die Nacht
und in der Ruhe
unserer Vertrautheit
vergaß ich Deinen Körper.

Er war da und schön
das war alles und gut.

Zwischen dir und mir
trafen sich
unsere Hände
und hatten keinen Grund
sich auszuweichen.

Was braucht die Zärtlichkeit
große Flächen, wenn einen Hand
so gibt und nimmt wie deine?

(Jörn Pfennig)

04.11.2017 07:47 • x 1 #69


K
Und das ist einer meiner abso-, abso- absoluten Lieblingstexte, weil er soviel Raum für Poesie hat und für feine Beobachtungen von Harmonie und unterschwelliger Gewalt und Aggressivtät und überhaupt! Es ist von ca. 1979 und leider immer noch aktuell oder wie kann es angehen, dass Männer so oft zu denken scheinen, dass eine Frau ohne Partner zwangsläufig auf sie stehen müsste und es dazu gar keine Alternative gibt, wenn sie (also die Männer) sie auserwählen?

Das Bild

Da stand dieses Mädchen
und warf Steine in den See
sah den Ringen zu im Wasser
war allein, verspielt und schön
ihre Haare schlugen Wellen
wir ihr langes sanftes Kleid
sie schien außerhalb sich selber
sie schien außerhalb der Zeit
und die Sonne reagierte
auf das Bild, das sich ihr bot
tauchte Mädchen, Haar und Wellen
in ein dunkles Abendrot.

Da kam dieser Mann daher -
vermeintlich schön und selbstbewusst -
was zu tun war in dem Falle
hat er natürlich gleich gewusst:
so ein Mädchen, ganz alleine
und dazu noch gut gebaut
die will doch nicht alleine sein
die hofft doch nur, dass sich einer traut
so ein Mädchen, ganz alleine
da kennt er sich aus damit:
die kann doch nur darauf warten
dass er in ihr Leben tritt.

Und so trat er in ihr Leben
sagte ihr charmant ein Wort
doch das Mädchen - ohne Zögern -
ging ganz einfach schweigend fort.
Da hatte nun der Mann dieses schöne Bild zerstört
doch er stand da mit zerbrochenem Stolz
und war zutiefst empört.

(auch Jörn Pfennig)

Aber zur Ehrenrettung, weil es eben natürlich auch ganz viele anders tickende Männer gibt:

Pamphlet


Manchmal hasse ich euch
Geschlechtsgenossen
wenn ich sehe
welch tiefe Kerben
ihr gehauen habt
in die Seelen der Mädchen
die keine Erziehung schützt.
Was für ein Kampf ist es oft
zu beweisen
dass man nicht nur Mann ist
sondern auch Mensch!

(Jörn Pfennig)

04.11.2017 08:11 • #70


A
Liebes-Lied

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
-Rainer Maria Rilke, Aus: Neue Gedichte (1907)-


Einsamkeit

Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.

Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen.

Rainer Maria Rilke, Aus: Das Buch der Bilder

04.11.2017 20:45 • x 2 #71


A
Abschied

Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: Ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.

Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:

Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
ein leise Weiterwinkendes - , schon kaum
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.

Rainer Maria Rilke, aus: Neue Gedichte (1907)

13.11.2017 20:53 • #72


Lebensfreude
Jeden Tag komme ich wieder ein Stück näher an meine Kraft-
Du bist nicht mehr an den vertrauten Orten
Und ich bin in meinem noch unvertraut.

Du bist fort, aber ich bin noch hier.
Ich muß so Vieles ohne Dich schaffen.
Ich plane mich neu.
Entdecke Kräfte und Fähigkeiten in mir,
noch fremd, aber Stärke gebend.

Die Zukunft so ungewiss,
manchmal im grauen Nebel,
macht mir noch Angst.

Gefühle von Verlassensein und Einsamkeit,
die mich manchmal überfluten.
Ich erkenne und verstehe,
dass ich meinen Weg auch ohne Dich gehen werde.

Ich mache das Beste aus jeder Minute, jedem Tag.

All diese Gefühle gehören zu mir,
ich lasse sie zu.
Schmerz und Trauer, das bin ich.

Ich bin aber auch die Seele, die versteht,
die annimmt, was ist,
und die durch den Verlust einen Schritt
zur Weiterentwicklung gegangen ist.










Die Zukunft, so ungewiss, manchmal im grauen Nebel.

01.01.2018 13:36 • #73


KäptnNemo
Du kannst Tränen vergießen, weil sie gegangen ist
oder Du kannst lächeln, weil sie gelebt hat.

Du kannst Deine Augen schließen und beten dass sie zurückkommen wird oder Du kannst Deine Augen öffnen und sehen was von ihr geblieben ist.

Dein Herz kann leer sein weil Du sie nicht mehr sehen kannst oder es ist voll von der Liebe die sie mit Dir geteilt hat.

Du kannst dem Morgen den Rücken drehen und im Gestern leben oder Du kannst dankbar für das Morgen sein, eben weil Du das Gestern gehabt hast.

Du kannst immer nur daran denken, dass sie nicht mehr da ist, oder Du kannst die Erinnerungen an sie pflegen und sie in Dir weiterleben lassen.

Du kannst weinen und Deinen Geist verschließen, leer sein und Dich abwenden oder Du kannst tun was sie wünschen würde: Lächeln, die Augen öffnen, lieben und weitermachen...

13.01.2018 10:14 • x 1 #74


C
Längst gesunken, die Titanic,
doch diejenige die los gelassen hat,
war ich.
Damals bin ich im Eis gestorben.
Nicht mal mehr ein Wort.
Doch Du lebst weiter und weißt nicht,
dass ich es auch für Dich getan habe.
Das wirst Du nie wissen aber ich hoffe,
Du lebst und zwar gut!
Irgendwann tut Kälte nicht mehr weh,
weil man taub wird.
Erst taub und dann stirbt etwas.
Es ist gestorben.
Im Eis

18.01.2018 20:25 • #75


A


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