Hallo!
Wenn ich hier so die Beiträge lese … es ist erschreckend, wie sehr sich manche Geschichten ähneln. Ich schreibe jetzt einfach drauf los, ich bin nicht gut mit Einleitungen, Begrüßungen …
Mir geht es momentan nicht gut, und ich weiß nicht, wie ich aus dieser Situation rauskomme. Wenn ich so die ganzen Ratgeber lese, da steht dann oft „die Situation so annehmen wie sie ist“. Klingt nicht schlecht, funktioniert aber für mich nicht. Mein Leben ist für mich wie lebendig begraben zu sein, ich existiere einfach nicht. Was mich so langsam umbringt ist die Einsamkeit, auch wenn es DIE Einsamkeit objektiv nicht zu geben scheint. Das behaupten zumindest Einige. Es ist so absurd, ich arbeite momentan sieben Tage die Woche, bin an fünf Tagen von zig Leuten umgeben, aber das bringt mir nichts. Diese Leute kennen mich nicht, sie wissen kaum was über mich, und wenn sie es wüssten, dann wären sie weg, noch ehe ich bis drei gezählt hätte.
Alles hat 2001 angefangen. Damals war ich 28, hatte keine Freunde, noch nie eine Freundin und keinen Job. Ich hatte schwere Depressionen, war schwer eßgestört, und irgendwann konnte ich dann einfach nicht mehr und habe mich in einem der „berühmt berüchtigten“ Selbstmordforen angemeldet. Jedenfalls habe ich dort meine Ex, meine erste Freundin kennengelernt. Ich hatte mit meinem „Leben“ abgeschlossen, sie auch, und so kamen wir dann zusammen, wir hatten nichts zu verlieren. Aus dieser Begegnung ist eine fast zehnjährige Beziehung entstanden. Diese Beziehung, diese Liebe war Himmel und Hölle gleichzeitig. Wir haben uns wortlos verstanden, die gleiche Musik gehört, den gleichen Humor gehabt, s.uell stimmte alles … wäre da nicht die Eßstörung. Um das Ganze hier abzukürzen, ich hatte 2005 eine Not-OP. Danach war alles anders. Ich konnte so nicht mehr weitermachen, und habe dann angefangen „normal“ zu essen. Das funktionierte nicht besonders gut, mein Körper war feste Nahrung nicht mehr gewohnt, ich bekam Panikattacken, habe fast 40 kg zugenommen. Trotzdem habe ich die Zähne zusammengebissen, und weiter gekämpft. Ich dachte, dass ich auf dem „richtigen Weg“ bin. Meine Ex und ich, wir haben nie zusammengewohnt. Als wir uns kennengelernt haben, haben wir ein paar Wochen bei ihr verbracht, dann waren wir wieder ein paar Wochen bei mir, das war eine ganz schöne Zeit. 2005 ist sie dann zu mir gezogen, hat sich aber auch eine eigene Wohnung genommen. Sie wollte damals mit mir zusammenziehen, ich wollte nicht so richtig, bzw. konnte es auch nicht, weil ich nicht die Kohle hatte. Im Nachhinein hätte man das sicher irgendwie organisieren können, aber darüber nachzudenken lohnt sich nicht wirklich. Ich bin jedenfalls so nach und nach aus der Eßstörung raus, bei ihr wurde es immer schlimmer. Irgendwann habe ich ihr verboten, in meiner Wohnung zu kotzen, das war das Ende vom Anfang. Sie hatte natürlich ständig Freßdruck, ich hatte ständig Angst vor einem Rückfall … wir haben uns dann immer weniger gesehen, erst zweimal die Woche, dann nur noch einmal. Nachdem ich aus der Eßstörung raus war, hat es mich dann physisch erwischt. Endresultat, fünf Operationen in vier Jahren. 2007 habe ich dann noch mal ein Studium angefangen, was ich durchgezogen habe. Dadurch haben wir uns noch weniger gesehen. Im letzten Jahr war ich dann für ein paar Monate unterwegs, als ich wiederkam, hat sie schon mit einem neuen Typen zusammengewohnt. Das hat sie mir nicht von sich aus erzählt, ich musste nachfragen. Ich habe mit Sicherheit sehr viel falsch gemacht, aber ich fühle mich verraten und verkauft. Ich wollte gesund werden, wollte ein „normales Leben“ leben, wollte das Richtige tun, und stehe jetzt im Nichts. Alles was ich habe oder tue ist bedeutungslos geworden. Ich habe für sie Bewerbungen geschrieben, habe ihr Kohle gegeben, wenn sie mal wieder Pleite war … ich hatte gehofft, dass sie die Eßstörung auch hinter sich lassen kann, aber es hat nicht funktioniert. Es war ein Kampf gegen Windmühlen, je mehr ich gemacht habe, desto weniger hat sie gemacht. Zwischenzeitlich hat sie 32kg gewogen, ständig Angst, dass sie stirbt ... irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin gegangen. Dabei habe ich mich wie ein Verräter gefühlt. Und so fühle ich mich heute noch, als hätte ich sie im Stich gelassen. Diese Auszeiten haben nicht länger als 1-2 Wochen gedauert, anschließend ging alles von vorne los. Das ist das, was man liest, was einem Psychotherapeuten sagen. Sie wissen aber nicht, wie es sich anfühlt, wenn man einen Menschen den man über alles liebt, alleine lassen muss, alleine seinetwillen. Und erst wenn dieser Mensch am Boden angekommen ist, und von alleine begreift, erst dann kann es wieder bergauf gehen. Diese ganzen Leute haben aber keine Ratschläge mehr parat, wenn es keinen Boden gibt, wenn der freie Fall weiter und weiter geht. Und wenn du denkst, du bist ganz unten angekommen, dann merkst du nur, wie sich eine weitere (Fall)Tür öffnet.
Seit Oktober 2010 bin ich jetzt alleine, in der Anfangszeit hatte ich noch ein paar Leute, mit denen ich mich treffen konnte, mittlerweile ist da niemand mehr. In meinem Bekanntenkreis leben alle in einer Beziehung, und sich dann ständig irgendwelche blöden Sprüche anhören zu müssen, das ist mir dann auch zu doof. Diese Leute wissen gar nichts, die hatten einfach nur Glück. „Sei locker, geh raus, mach dies, mach jenes …“ Ich habe mich in Singlebörsen angemeldet, bin an den Wochenenden auf die Piste gegangen, war beim Speeddating … alles ohne Ergebnis, außer Spesen nichts gewesen. Alles was ich daraus gelernt habe ist, dass ich nicht liebenswert bin. Meine Ex lebt jetzt seit anderthalb Jahren mit ihrem neuen Typen zusammen, sagt mir aber, dass sie mich noch liebt. Was soll dieser Schwachsinn? Momentan mailen wir, und es frißt mich auf, weil es einfach nur hohle Phrasen sind. „Wünsch Dir einen schönen Tag“ … den wünsche ich mir auch, aber das Leben ist kein Ponyhof. Am schlimmsten sind diese verdammten Wochenenden. Draußen auf der Straße ist dann Schaulaufen angesagt, Paare wohin man auch schaut. Ich gehe alleine essen, ich gehe alleine ins Kino, ich mache alleine Sport, aber ich habe auf diesen ganzen Mist einfach keinen Bock mehr. Es ödet mich an. Mir ist schon klar, dass ich erst mal von meiner Ex loskommen muss, damit vielleicht etwas Neues entstehen kann. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht wie … Weihnachten steht vor der Tür, Silvester … ich war die letzten zwei Jahre schon alleine, ich halte das einfach nicht mehr aus. Ich komme mir vor wie ein Außerirdischer, der auf dem falschen Planeten gelandet ist. Ich bin nicht so niedlich wie E.T., niemand scheint meine Sprache zu sprechen oder zu verstehen, ich habe das Leben vor Augen, bin aber von allem abgeschnitten, so fühlt es sich an. Eigentlich müsste ich jetzt arbeiten, aber ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren. Dazu diese gottverdammte Schlaflosigkeit und innere Unruhe … da bringt auch „professionelle Hilfe“ nichts. Antidepressiva sind keine Alternative, das ist für mich Rattengift. Nehme ich AD, dann bin ich vielleicht so gut drauf, dass ich jemanden kennenlerne, dann geht aber s.uell nichts. Nehme ich keine AD, dann klappt es s.uell, aber ich lerne niemanden kennen. Ich habe also die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Für mich ergibt das alles keinen Sinn mehr! Für was soll ich mich jeden Tag quälen?
Ich habe keine Lust mehr, jeden Morgen alleine aufzuwachen, und mir Gedanken darüber zu machen, wie ich den Tag überstehen soll. Ich habe keine Lust mehr, mich wie ein Tier im Zoo mitleidig anglotzen zu lassen, nur weil ich alleine im Café sitze. Es scheint einfach keine Lösung zu geben.
„Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt.“
Erich Fried
Das war alles, was ich mir gewünscht hatte … jetzt ist es vorbei. Irgendwie ist es schon absurd, ich schreibe hier einen halben Roman, obwohl ich der Ansicht bin, dass Worte völlig bedeutungslos sein können. Meine Ex liebt mich angeblich, kann sich aber nicht mit mir treffen, nicht mit mir telefonieren … morgens und abends einen Zweizeiler im Telegrammstil und ein „Umarme dich“. Auf diese Art von Umarmung stehe ich ganz besonders, es geht doch nichts über einen E-Mail Kontakt!
Sorry, mir geht’s einfach nur Sch…
Wünsche Euch allen einen entspannten Sonntag!
opie
25.11.2012 14:40 •
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