Hallo liebe Forengemeinde,
ich kenne dieses Forum sehr lange und lese bereits seit Jahren immer mal wieder mit. Schon seit Jahren bin ich in einer ungesunden Beziehung und muss endlich den Absprung schaffen, denn es geht mir immer schlechter.
Ich bin 42 Jahre alt und mein Freund 33. Wir sind knapp sieben Jahre zusammen.
Bereits als wir uns kennenlernten war es schwierig und ich sah damals wohl eine Herausforderung und dachte ich kann ihn zu einem besseren Menschen machen. Falsch gedacht.
Er wohnte Anfangs bei seinen Eltern und hatte keinen Führerschein (verloren durch Alk). So ergab es sich, dass ich ihn oft abgeholt habe, wir wohnten ländlich 30km entfernt. Er hat oft bei mir übernachtet und ich fuhr ihn auch zur Arbeit, wenn es mir von meiner Arbeit her möglich war. Ziemlich schnell war er dann eigentlich immer da, ohne das wir über einen Zusammenzug sprachen.
Wir waren nicht mal zwei Monate zusammen und er verlor seinen Job. Er ordnet sich nicht gerne unter und wenn er
eine Ansage von Vorgesetzten bekommt, wird er schnell aufbrausend und unfreundlich. Ab diesem Zeitpunkt begann der Horror seinen Lauf zu nehmen und sich langsam mehr und mehr zu steigern.
Natürlich hat mein Freund auch eine sehr liebe und humorvolle Seite, denn sonst hätte ich mich ja nicht verliebt. Allerdings bekam ich sehr schnell mit, dass er außer Alk. auch mal andere Dinge konsumierte und es hat sich leider nicht nur um das *beep* gehandelt.
Jeden Morgen fuhr ich zuverlässig auf meine Arbeit und er schlief meist bis Mittags. Wenn ich nach Hause kam, ergab sich mir oft das gleiche Bild: Er, ein/zwei/oder mehrere Kumpels sitzen am Sofa, Alk. am Tisch, Bude verqualmt und alle fleißig am zocken. Nach Jobs suchen, oder gar Bewerbungen schreiben war nicht. Immer hab ich mich für ihn umgesehen und die Anschreiben gemacht, Mappen erstellt usw. Ein bis zweimal im Jahr hat er dann auch einen Job bekommen. Aber immer war was. . Die Kollegen/Chefs sind sch. ., er sieht nicht ein für den Lohn eines Hilfsarbeiterjobs soviel zu tun was verlangt wird. usw. Also war er nirgends länger als einige Monate. In unseren fast Sieben Jahren hat er zusammen gerechnet nicht mal 2,5 Jahre gearbeitet. Das war nicht mal mein Hauptproblem.
Wenn ich nach Hause kam, sah es in der Wohnung meist sehr unordentlich aus, hier klebt der Boden, da liegt was usw. Das allerhöchste der Gefühle ist, dass er ab und an mal den Müll leert, oder Geschirr spült. Da posaunt er mir dann vor was er denn nicht alles tut. Allerdings sind Wäsche waschen, putzen und kochen Tätigkeiten für Frauen und das tut kein Mann seiner Meinung nach.
Dennoch, ich unterstützte ihn bei so vielen. MPU, dass er den Führerschein wieder bekommt, Geldstrafe zahlen damit er nicht in den Knast muß, Geld für Auto usw. Ich habe nie viel Beteiligung der Haushaltskosten von ihm verlangt. Lediglich 200-300 Euro für einkaufen. Wobei er Mitte des Monats schon pleite war und ich ihm Schein für Schein das meiste eh wieder zurückgab. Ich wohne in einem kleinen, alten Haus in dem ich viel saniert und renoviert habe, doch es gibt immernoch viel zu tun. Aber dafür interessiert er sich nicht. Für so ne Bruchbude würde er gar nichts bezahlen. Doch hat er es bei mir gemütlich und nen chilligen Garten dabei.
Ich bin mir sicher, dass viele beim lesen schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich fragen wie man nur so doof sein kann. . Es ist soviel passiert. . Ich wollte ihn wieder auf Spur bringen, ihn von den Suchtmittel wegbringen, was eine zeitlang auch mal funktioniert hat. Schon nach wenigen Monaten unserer Beziehung fing es allerdings an, dass er mich beschimpfte, niedermachte, bedrohte und Stunden, oder gar Nächtelang über Nichtigkeiten diskutierte an denen ich schuld bin. Teilweise musste ich mich sogar für Dinge entschuldigen, die ich gar nicht gesagt, oder getan hatte. Nur um des lieben Friedenswillen, dass er nicht wieder ausflippt, rumtobt, rumschreit, meine Wohnungseinrichtung demoliert. Wenn ich ihn dann am nächsten Tag, oder Tage später darauf ansprach, habe ich entweder gelogen, oder mir etwas eingebildet. Er sieht nicht ein, dass er ein Problem hat, denn das Problem habe ja ich und ich sollte mal in eine Anstalt.
Nachbarn und Verwandte von mir haben ihn schon einige Male mit mir rumschreien hören und wollten schon die Polizei rufen, sich aber dann nicht einmischen, wofür ich auch irgendwie froh war, denn sonst hätte es wieder Stress gegeben. Wenn aber einer meiner Verwandten mal etwas diesbezüglich zu ihm sagte, war meine Familie dann schon bei ihm unten durch. Obwohl keine viel gesagt hat, denn darum hatte ich auch gebeten. Ich habe mich auch schon geschämt Jemanden etwas zu erzählen, da man mir auch berechtigterweise immer sagte, schmeiss den raus. du hast besseres verdient usw.
Niemand konnte aber meine Angst verstehen. Natürlich habe ich ihn schon ausgesperrt, ihn auch wieder rein gelassen, da er mir Besserung versprochen hat usw. Wenn es mal eskalierte habe ich auch mal im Auto geschlafen. In den ersten 2-3 Jahren ist er sogar mal zu Verwandten nach einem Streit, um mir dann nach einigen Tagen, oder Wochen wieder Versprechungen zu machen, dass alles besser wird.
Einmal ist es nach einem Alk. von ihm richtig eskaliert. Ihm ging der Stoff aus und er beschimpfte mich wieder. Ich Nichtsnutz, Vollnull, geiziges A. solle was sinnvolles tun und ihm Nachts um Elf eine Flasche Schnap. holen. Ich war froh rauszukommen, habe aber natürlich keinen Alk. besorgt und habe ihn stattdessen mehrmals telefonisch gebeten die Wohnung zu verlassen, dass ich nicht mehr kann usw. Ich habe alles aus sicherer Entfernung beobachtet, er ging nicht. Habe eine ihm nahestehende Verwandte um Hilfe gebeten. Sie hat ihn mehrfach angerufen, er ging nicht mehr ans Telefon und als sie mit dem Auto kam, machte er die Türe nicht auf usw. Das ganze zog sich über Stunden. Meine Katze war draußen und wollte rein, ich hab mich nicht getraut und habe keine Ruhe gefunden. Ich wollte das er meine Wohnung verlässt. Mit seiner Verwandten wäre er nicht gegangen, somit hatte ich Angst das es weiter eskaliert wenn ich die Wohnung betrete und habe dann die Polizei gerufen. Mein Gedanke war, dass er nach Aufforderung der Beamten geht und erstmal bei seiner Verwandten unterkommt.
Als die Beamten eintriefen schlief er am Sofa, es eskalierte so dermaßen, dass sogar die Beamten Angst hatten, weil er extrem aggressiv war. Es musste weitere Verstärkung anrücken, bis sie ihn unter Kontrolle hatten. Wie ich später erfuhr hatte er sich beruhigt und konnte von der Wache aus mit seiner Verwandten nach Hause gehen. Die ganze Geschichte hatte noch mehr in sich getragen. Beamtenbeleidigung, schupsen eines Beamten und als Folge eine Anzeige des Beamten.
Er war dann wieder etwa 2 Wochen weg und hat natürlich mehrfach versucht mit mir zu reden. Ich ließ mich wieder weichklopfen. Er hat mir versprochen eine Therapie und ein Antiaggressionstraining zu machen. Ich äußerte mein Bedenken er würde mich ewig nachhalten eine Anzeige von der Polizei zu bekommen. Er versprach mir das nicht zu tun, ihm wäre ein Licht aufgegangen. . bla. bla. usw. Aber das hielt nicht lange an. natürlich nicht
2 Wochen später warf er mir das vor und wenn er eine Geldstrafe bekommt muss ich das zahlen usw.
Heute erzählt er mir ein Brief vom Gericht wäre gekommen, wegen mir muß er in Verhandlung und vielleicht in den Knast. Mir ist jetzt schon schlecht dann nach Hause zu gehen.
Er hat mir Schlimmes angedroht, wenn ich jemals wieder die Polizei rufen sollte und mir Angst gemacht.
Hätte ich mit ihm zusammen eine Mietwohnung, wäre ich schon längst weg. Aber ich habe Eigentum und kann mir
nicht noch eine Mietwohnung leisten. Müsste die Schlösser austauschen, wenn er mal einige Stunden weg ist, aber das kommt selten vor und wo soll ich dann hin. Das Problem ist ich habe zwei Katzen und kaum einer der eine Ferienwohnung vermietet erlaubt die Katzen mitzubringen. Aber ich müsste aus meinem Haus wenigstens mal 2 Wochen weg, sonst würde ich keine Ruhe finden, wenn ich ihn ausgesperrt habe. Ich hätte Angst vor Terror und ehrlich gesagt auch Angst die Polizei einzuschalten, weil da würde er sich bestimmt irgendwie rächen.
Oh mein Gott, hab grob gefasst alles zusammen geschrieben. Ich bin mit meinen Nerven am Ende und weiß nicht was ich tun soll. Ich möchte ihm nicht noch mehr Probleme machen und habe auch noch Mitleid, da er auch schon
Vorstrafen früher hatte, ich ihn sein Zuhause nehme, die Katzen usw.
Ich brauche Hilfe, Ratschläge. . Hat Jemand Ähnliches durchgemacht ?
Bitte verurteilt mich nicht. Ich weiß das ich zu gutmütig, zu gutgläubig und zu dumm war, bzw. noch immer bin. Jetzt bin ich eingeschüchtert, kraftlos und ohne Selbstbewusstsein. Hätte mir Jemand früher diese Story erzählt, hätte ich nie für möglich gehalten, dass ich jemals sowas mitmache. Ich stecke zu tief drin. Die Warnzeichen hätte ich bereits nach ein paar Monaten mit ihm ernst nehmen müssen.
Ich bedanke mich jetzt bereits fürs Lesen und eure Antworten/Meinungen.
Gruß Momeli
28.10.2020 16:39 •
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