Hallo Momeli,
die Konstellation die Du beschreibst, habe ich in meiner Familie.
Mein Bruder ist vor 14 Jahren, nach einer Trennung mit seiner damaligen Freundin, zu meiner Mutter gezogen.
Es sollte damals nur für eine Übergangszeit sein, für ein paar Wochen, jetzt sind es schon 14 Jahre.
Meine Mutter ist die alleinige Finanziererin dieser Konstellation, ihre Pension geht komplett drauf, sie hat sich
immer wieder neu verschuldet. Bei Einzug war er arbeitslos, hat dann eine Umschulung im kaufmännischen Bereich gemacht und ein eigenes Büro für Dienstleistungen aufgemacht.Die Büromiete hat meine Mutter bezahlt, seine Lebenshaltungskosten auch. Wenn etwas Geld bei ihm reinkam, musste er säumigen Unterhalt für sein Kind nachzahlen und noch alte, offene Forderungen samt Mahngebühren begleichen.
Mein Bruder hatte damals in seiner Beziehung schon psychische Auffälligkeiten, was für seine damalige Freundin, mit der er ein mittlerweile erwachsenes Kind hat, ein Trennungsgrund war.
Meine Mutter mit ihrem ausgeprägten Helfersyndrom hat ihn damals mit offenen Armen empfangen.
Man muss dazu sagen, dass sie bei den beiden jahrelang wöchentlich und regelmäßig ein- und ausging und deren Leben mitfinanzierte (Lebensmittel, Möbel, Reisen, Taschengeld für die Kinder usw.)
Die psychischen Auffälligkeiten wurden im Laufe der Jahre schlimmer bei ihm, seitdem er bei meiner Mutter eingezogen war. Parfümdüfte aller Art machten ihn wütend, Waschpulver durfte keine Duftstoffe haben, die Klamotten hat er bis zu dreimal täglich gewechselt, die Waschmaschine läuft seit Jahren mehrmals täglich.
Es ging los mit Auffälligkeiten im Strassenverkehr, Nötigung, Körperverletzung anderer. Es gab verständlicherweise Strafanzeigen, die ihm u.a. sinen Führerschein kosteten. Was macht ein normaler Mensch, der für länger dauerhaft seinen Führerschein verliert? Er verkauft sein Auto, es ist ja nutzlos, wenn es jahrelang herumsteht. Nicht so meinem Bruder,
er klammert an seinem Auto, meine Mutter bezahlt ihm dafür freiwillig die Steuer, die Versicherung, die TÜV Gebühren, Reparaturen. Mein Vater hat sich hinreißen lassen (meine Eltern sind seit Jahrzehnten geschieden), das Auto zum Tüv zu bringen.
Meine Mutter hat die Geldstrafen und Gerichtskosten der Strafverfahren für ihn bezahlt, weil sie nicht wollte, dass er ins Gefängnis kommt. Meine Mutter zahlt für ihn die säumigen Altschulden der Krankenkasse, Anwaltskosten, Zahnarztrechnungen, usw usw.
Mein Bruder ist ein Fass ohne Boden.
Er bedroht sie in regelmäßigen Abständen, schreit täglich mehrfach in den Hausflur. Hat Verfolgungswahn, pöbelt auf der Strasse grundlos Menschen an. Verdächtigt Nachbarn, Teil einer Verschwörung zu sein.
Brandgefährlich, für die anderen und für ihn. Es gab für das auffällige Verhalten im Haus bereits eine Abmahnung des
Vermieters, es gab auch Anzeigen anderer Mieter.
Ist schon ein paar Jahre her, da ist er neben den täglichen Alltagspöbeleien richtig handgreiflich ihr gegenüber geworden, sie hat die Polizei gerufen, die ihn dann mitgenommen hat und ihm dann anschließend einen Platzverweis erteilt hat. Mein Bruder durfte die Wohnung für ein paar Wochen nicht betreten. Er schlief damals in seinem Auto und kam zum Duschen und Waschen zu mir.
Und dann kam der Kapitalfehler, dass meine Mutter ihn wieder aufgenommen hat, er hatte ihr versprochen, dass er sich ändert.
Nach erneuten mehreren Beschwerden im Haus hatte ihn die Polizei vor ein paar Monaten mitgenommen zur erkennungsdienstlichen Behandlung, anschließend musste er ins Krankenhaus für mehrere Wochen, ich glaube, das war eine geschlossene Abteilung. Jedenfalls konnte er nicht mal eben zurück.
Jedoch hat er sich dort, ich weiß es nicht genau, da mir meine Mutter nicht alles erzählt, verweigert, anstatt die Chance auf Therapie zu nutzen. Meine Mutter sah es anders, sie befürchtete, dass er dort manipuliert werden würde.
Sie hat ihn danach wieder aufgenommen.und schon ging es wieder von vorne los.
Warum erzähle ich Dir das? Weil ich als Außenstehender seit eineinhalb Jahrzehnten diese ungesunde Mischung aus nächster Nähe beobachten kann. Ich habe mir damals den Mund bei meiner Mutter fusselig geredet, wenn sie sich regelmässig bei mir ausgweint hat, wie schlimm die ganze Situation für sie sei, es sei alles so unterträglich, um anschließend fröhlich weiterzumachen. Sie hat dann immer anschließend ihre Aussagen revidiert oder relativiert, wie es gerade so in den Kram passte. Ich konnte das damals nicht verstehen und habe mich jahrelang darüber geärgert.
Ich wusste auch nicht, auf wen ich wütender war. mein Bruder, die Made im Speck, oder meine Mutter, die abhängige Person.
Irgendwann konnte ich aber gedanklich loslassen und schalte jetzt schon seit Jahren auf emotionalen Durchzug, wenn meine Mutter wieder mit mir über ihre Situation reden möchte. Es ist nicht mein Problem.
So, und was sagt Dir das jetzt? Du kannst das Forum hier hundertmal befragen, aber Du wirst und kannst Dich aufgrund Deines Musters nicht durch Worte ändern lassen. Frage hier auch um Rat, aber Du änderst Dich dadurch nicht.
Warum unterstützt Du ihn bei einer MPU? Das ergibt keinen Sinn, denn er konsumiert regelmäßig Dro..
So bekommt man den Lappen nicht wieder. Ist er in Therapie? Nein.
Du wirst nicht das Schloss austauschen, selbst wenn er eine Woche weg ist, Du wirst ihn nicht rausschmeissen und auf die Strasse setzen. Weil Du es aktuell nicht schaffst.
Freunde und Familie haben Dir mit Sicherheit schon genau das gesagt, was Du hier auch als Antwort bekommst.
Aber so funktioniert es nicht, das hast Du bestimmt schon realisiert.
Wenn Du nicht professionelle Hilfe aus eigener Überzeugung aufsuchst, dann wirst Du vom Leben auf die harte Tour therapiert. Du musst dann erstmal richtig auf den Hosenboden fallen, bevor eine Änderung in Deinem Bewusstsein eintritt.
Meine 5 Cent zu Deinem Thread.
29.10.2020 00:26 •
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