Liebe Petra,
ich bin hier, weil ich den sinn unseres forums so verstehe, dass jeder das, was er/sie hier bekommt, anderen weitergibt. ich waere ehute nicht da, wo ich jetzt bin, also stabil und zuversichtlich, wenn mir nicht einige menschen im forum und ueberhaupt das wissen, dass es gleichgesinnte gibt, so enorm geholfen haette.ich hatte das glueck, hier rat und hilfe zu bekommen, was ich einfach - auch wenn sich alles komplett anders angefuehlt hat - angenommen und akzeptiert habe. DAS hat mich weitergebracht und mich zeitweilig auch sehr getroestet. ich konnte in den chat gehen oder mir beitraege durchlesen, habe auch mit einigen leuten hier kurzmitteilungen ausgetauscht. glaube mir, mir ging es so dreckig wie dir sicher auch, und doch habe ich es dank dem zuspruch geschafft, den weg immer ein kleines stueck weiterzugehen und mich langsam wieder zum leben durchzukaempfen.
mir geht es in bezug auf meine trennung vor einem halben jahr wirklich sehr gut. ich habe aber auch alle gefuehle massivst durchlebt und nichts verdraengt. das war wie gesagt das haerteste stueck arbeit, was ich je zu bewaeltigen hatte. ich moechte dich ermutigen, das auch anzugehen, nicht zu verdraengen und die herausforderung anzunehmen. lass die gefuehle zu, die kommen. die haben alle ihre berechtigung. trauer, wut, schmerz, verzweiflung. ich war zeitweilig sogar soweit, nicht mehr leben zu wollen, ich dachte, ich schaffe es nicht! aber ich bin weitergegangen. durch den schmerz durchgegangen. habe mir alles genau angeschaut, wie sich z.b. erinnerungen an schoene momente so furchtbar schmerzhaft angefuehlt haben. mir persoenlich hat das geholfen, mich so mit meinen gefuehlen zu konfrontieren, dass ich irgendwann loslassen konnte. also den schmerz auch loslassen konnte. ich weiss, es klingt sicher abgehoben. aber es geht ums loslassen. den menschen loslassen, abschied nehmen. ich habe langsam abschied genommen und auch alles schoen ritualisiert. jeder ritus hat mich weitergebracht. z.b. als ich unser bett, das er fuer uns gebaut hat, rausgeschmiussen habe und mir ein eigenes gekauft habe. oder als ich das haus nach und nach von seinen sachen gereinigt habe. alles war ein richtiger abschied.
ich bin auch z.b. durch das haus gegangen und habe mich von jedem gegenstand, der mich an ihn erinnerte, richtig verbal verabschiedet. das half auch, ihn stueck fuer stueck loszulassen. ich habe auch viel mit bildern geabreitet. z.b. habe ich mir vorgestellt, ich bin auf einem schiff und fahre auf die see hinaus, und am hafen steht er und ich winke ihm auf wiedersehen. das war wichtig. ICH bin weggefahren, auf zu neuen ufern und habe ihn losgelassen. dann irgendwann konnte ich mich gewissermassen auch wirklich neuen zielen zuwenden.
mir hat es geholfen, ein ganz spannendes buch zu lesen. auch wenn ich nur klitzekliene stuecke weiterkam, so hat es mich doch gefesselt, und ich stellte fest: es git auch noch dinge, die mich - wenn auch nur zaghaft - ablenken koennen von meinem schmerz. die mich aufbauen. diese dinge habe ich intensiviert. z.b. hatten wir einen spieleabend geplant eine woche, nachdem er gegangen ist. ich wollte natuerlich absagen, aber dann habe ich gedacht: ich mache ihn! und ich stellte fest an dem abend, dass ich sogar kurze momente hatte, wo ich unbeschwert war und auch ein wenig lachen konnte. meine freunde haben mich sehr lieb getroestet, und ich konnte mich ein wenig mit sdimngen, die mir spass machen, aufmuntern. das ist nicht verdraengung, sondern diente mir als kraftquelle, dass ich sah: es gibt ein ziel, ich komme wieder ans licht.
ich rate dir, liebe petra: lass deine gefuehle zu, spuer in dir nach, was du fuehlst und schreib es dir auf. ich habe ein tagebuch begoinnen, das konnte ich jedoch erst nach vier wochen, vorher war garnichts moeglich. aber dann habe ich jeden tag geschrieben: wie fuehle ich mich? wie erlebe ich die trennung, was hat mich verletzt an der trennung, wie beurteile ich die beziehung rueckblickend? also ich bin sehr sytsematisch vorgegangen. aber ich stellte fest: immer, wenn ich zu meinem aktuellen schmerzzustand etwas schrieb, musste ich zugeben: schmerz auszuhalten. das hat mir enorm geholfen, wenn ich spaeter mal rueckfaelle hatte, mich einsam fuehlte usw. - dann las ich, dass ich schonmal in einem zustand war, wo der schmerz eben asbolut ertraeglich gewesen war. das setzte sich dann immer weiter fort. mach es einfach wie ein migraenepatient: fuehr ein schmerztagebuch. glaube mir, das hilft wirklich, und es wird hier im forum auch von manch anderen immer wieder empfohlen. mich hat es sehr weitergebracht. mein trennungstagebuch moechte ich heute nicht mehr missen, es hat mich auch in zeiten, wo es mir schon sehr viel besser ging, immer wieder bereichert, weil ich dann meine eigenen erfolge sehen konnte. und denke vor allem immer daran: es geht auch mal zurueck, also diese beruechtigten rueckschlage: daran darfst du nicht verzweifeln, sonden du solltest sie wirklich gelassen ihnnehmen. immer nach dem motto: okay, jetzt habe ich DAS also auch hinter mir. wieder eine stufe (nach oben) geschafft! sei stolz auf dich, auf jeden tag, den du ueberlebst, den du deine gefuehle mutig angehst und nichts verdranegst. manch einer, der verlaesst, nimmt sich diese zeit nicht und geht gleich wieder in eine neue (bequeme) beziehung. wir aber, die wir verlassen werden, haben gewissermassen eine CHANCE, etwas daraus zu lernen.
ich denke an dich und druecke dich! du schaffst das!
juliet
21.10.2003 11:20 •
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