Im Dezember 1989, nachdem meine Mutter eine Vollzeitstelle als Putzfrau bei Karstadt ergattern konnte, kaufte mein Vater ein neues Auto. Sein Traum. Ein nagelneuer Audi 80, direkt von einem Audi Händler.
Ein deutsches Auto, darauf war er sehr stolz.
Ich erinnere mich an den Abend, als er mit dem Auto nach Hause kam, uns Kinder und meine Mutter, die nur einen Morgenmantel über ihr Nachthemd anhatte, schnappte und eine erste Spritztour durch die Stadt machte.
Papa, kannst du auf die Autobahn fahren, bitte…bettelte ich ihn an.
Nein, ich weiß nicht wie ich dann zurückfinden soll.
Es war für ihn ein Stich ins Herz als eines nachts an der Tür klingelte und die Polizei sagte, dass jemand in sein geliebtes Auto reingefahren war. Der Audi war nun Totalschaden. Der nächste allerdings begleitete uns 18 Jahre, und wir machten viele Urlaube damit in Griechenland.
So vergingen die Jahre. Meine Schwester und ich hatten viele Freunde gefunden, haben uns integriert und beherrschten die Sprache perfekt.
Jeden Sommer machten wir unseren Urlaub in Griechenland. Meine Eltern arbeiteten das ganze Jahr durch, ohne sich einen einzigen Tag krankzuschreiben und nahmen ihren kompletten Jahresurlaub von sechs Wochen in den Sommerferien. Damals war das noch möglich.
Ich erinnere mich, wie wir am letzten Schultag von der Schule kamen, mein Vater das Auto schon längst beladen hatte und wir direkt ins Auto sprangen, um 2300 km quer durch Europa zu fahren.
Ich erinnere mich, wie aufgeregt wir waren. Wie meine Mutter Essen und Trinken für die Reise gepackt hatte und meinen Vater ständig am Reden hielt, damit er nicht müde wird.
Man erwartete uns immer mit Anspannung. Meine Tante, mein Onkel, meine Cousine und Großeltern liefen die Veranda auf und ab und hielten nach uns Ausschau. Es gab keine Handys, womit wir hätten kurz anrufen können.
Es war eine Zeit, wo wir uns mit vier Mann an der Gelben Telefonzelle stellten, mehrere 5 Mark Stücken in der Hand hielten, um mit meinen Großeltern und Tante/Onkel zu telefonieren. Einer nach dem anderen kam dran und erzählte über das aufregende neue Leben hier in der neuen Heimat. Und mit Spannung und Neugier hörte man am anderen Ende zu.
Ich erinnere mich auch an die Zeit, wo jede Woche ein Brief mit mehreren Seiten verschickt worden ist, handschriftlich natürlich, und jedesmal so einer sehnsüchtig erwartet wurde.
Es war eine sehr schöne Zeit.
Fortsetzung folgt…