Moin Thomas,
ganz wichtige Sätze kamen von OneWay: Der Schmerz und die körperlichen Symptome sind Anzeichen einer großen Krise bei Dir.
Das ist nicht lebensbedrohlich, auch wenn die Seele und der Kopf Dir das einimpfen mit jeder Schmerzwelle, der Rastlosigkeit, der harten Klammer um das Herz, der Schnappatmung, etc.
Die Seele ist tief verwundet und signalisiert 'Alarm'.
Das kannst Du derzeit nur hinnehmen, aber Du kannst (und solltest) allem aktiv und bewusst begegnen, denn im Schmerz liegt auch der Schlüssel für den Weg hinaus und die Zeit danach!
Erst wenn Du alles verarbeitest, Dich der Trauer und der Verzweiflung stellst, kommst Du aus der Nummer so raus, dass Du auch wieder ein selbstbestimmtes Leben mit der Chance auf eine neue Partnerschaft (die Du Dir natürlich im Moment nicht vorstellen kannst und willst) bekommst.
Derzeit bist Du Spielball der Gefühle, hast das Gefühl, allem hilflos ausgesetzt zu sein. Das stimmt nur bedingt! Die Wellen der Angst, Panik, Verzweiflung und Trauer kommen zwar quasi von selber, angetriggert durch Bilder, die ständig Assoziationsketten zu Erlebnissen und Momenten mit Deiner Ex bilden, aber Du kannst lernen, Dich dem stellen und es durchzustehen.
Mein Weg war, mir Mantras, also immer wiederkehrende, feste Sprüche, zurechtzulegen, die ich mir vorgebetet habe, wann immer der Schmerz drohte, mich zu verschlingen.
Und das hat er gerade in den ersten Wochen/Monaten eigentlich permanent versucht.
Das grundlegende Mantra bei mir war 'Ich akzeptiere die Trennung und ich lasse los!'.
Jaaa, wirst Du sagen, schön und gut. Aber ich will das ja gar nicht akzeptieren.
Weiß ich, hilft aber wohl nix. Je länger Du Dich den Tatsachen verweigerst, desto länger badest Du in diesen unsäglichen Schmerzen.
Im Umkehrschluß bedeutet das aber auch, dass Du die Zeit des Dramas beeinflussen kannst.
Ich habe dieses Grundmantra täglich bestimmt hunderte von Malen vor mich hin gebrabbelt. Mal laut, mal leise (in der U-Bahn oder im Büro wirkt das Gebrabbel unter Umständen auf andere befremdlich und deplatziert. ).
Und irgendwann habe ich gespürt, dass es im Bauch ankam, dass ich damit die Spannung und die Klammer lösen konnte. Klar kam beides zurück, aber dann habe ich das Spielchen eben wieder von vorne betrieben.
Das soll mitnichten heißen, sich nicht den Gefühlen zu stellen! Ganz im Gegenteil musst Du da durch. Du musst! Liebeskummer ist ein wenig wie einen Menschen durch Tod zu verlieren, die Mechanismen sind sehr ähnlich. Und bei beiden Szenarien ist Deine primäre Aufgabe, das Loslassen zu lernen und zu praktizieren.
Deine Ex hat sich gegen das gemeinsame Leben mit Dir entschieden, also lass sie los.
Das Ende einer Beziehung hinterlässt auf mehreren Ebenen Löcher. Eins ist die alltägliche Leere, die Du ausfüllen musst. Mach das am besten schnell, denn dann kannst Du den Alltag besser bewältigen. Wie norwid schon schrieb ist Sport, vor allem Ausdauersport, ein adäquates Rezept.
Wenn der Körper schon die Ausschüttung von Endorphinen verweigert, dann zwing ihn dazu! Geh sportlich an Deine Grenzen, mach das regelmässig. Das bringt für den Moment Entlastung und lenkt ab. Du wirst merken, dass Du dann nicht ständig an die Ex und den Verlust denkst, und dass der Körper sogar Augenblicke des kleinen Glücks zulässt.
Ein anderer Grund für den Rat ist, dass Deine Physis voll mit Adrenalin steckt, denn für die Adrenalinproduktion gilt das Gegenteil wie für die Endorphinherstellung: Sie läuft auf Hochtouren.
Daher bist Du auch so rastlos und komplett durch den Wind. Sport baut das ein stückweit ab. Damit kannst Du eher entspannen, und das ist wichtig, sonst drehst Du dauerhaft zu hoch und irgendwann ab...
Reden, reden, reden. Hast Du kein soziales Umfeld, das Dich entsprechend mit Ohren versorgt, dann ist Dein Weg, eine Slebsthilfegruppe zu finden, der absolut richtige! Und in Berlin wird es definitiv einige geben.
Je mehr Du darüber redest, desto mehr formulierst Du Deine Probleme und Gedanken klar. Ist wie früher in der Schule, wenn man beim Üben für eine Klausur den Kram nochmal aufgeschrieben hat: Auch dann wurde einiges einfach klarer, weil bewusst formuliert.
Schreiben ist auch eine hilfreiche Ergänzung zum Reden: Schreib auf, was Dich bedrückt. Und wenn Dir das komisch vorkommt, schei. drauf. Es hilft Dir, und damit ist es gut. Wenn Dir Jonglieren mit jungen Koalabären hülfe, wäre auch das prima und richtig. Allerdings ist die Chance dafür recht überschaubar , denke ich....
Also schreib auf, was Dich bedrückt.
Schreib auch Briefe an Deine Ex, kein Problem. Schick sie allerdings bloß nicht ab, denn dafür sind sie nicht gedacht. Sie sind ein Katalysator für Deine Seele, nicht eine Brücke zu ihr.
Generell rate ich (manche sehen das anders!) zu einer Kontaktsperre, zumindest für die ersten Monate (MONATE!), denn dann hat Deine Seele die Möglichkeit die erste Schicht Schorf auf die Wunde zu legen, ohne dass der schmerzhafte Kontakt zu der Frau, die Du eben nicht mehr haben kannst, alles sofort wieder wegrubbelt.
Die Welt stürzt nicht ein, tut sie einfach nicht.
Sie dreht sich weiter, auch morgen geht die Sonne wieder auf, auch wenn Du sie nicht siehst oder zur Kenntnis nehmen kannst.
Aber das wirst Du wieder, das verspreche ich Dir.
Versinke nicht in Selbstmitleid, auch wenn es gerade anfangs völlig ok ist, seine Wunden zu *beep* und zu heulen wie ein Schlosshund.
Aber irgendwann musst Du aus dieser Nummer raus, sonst bleibst du ein passiver Haufen, der nicht vorankommt.
Selbstmitleid hilft Dir nicht weiter, gar nicht. Analysiere die vergangene Beziehung, erkenne Deine 'Fehler' (ihre auch!), und setze Dich mit dem Ende und der Zeit davor aktiv auseinander. Aber eben nicht mit dem Gedanken 'ich arme Sau', sondern mit dem Gedanken, dass ein neuer Abschnitt für Dich beginnt.
Das zu beherzigen, wird nicht von heute auf morgen möglich sein, aber ich kann nur empfehlen, es als Ziel im Kopf zu behalten, oder Dir aufzuschreiben und irgendwo sichtbar in Deine Bude zu hängen.
Du brauchst es irgendwann, sonst kommst Du nicht aus dem Loch heraus!
Ich habe das Drama Mitte März erlebt, als ich von der Frau, mit der ich 8 Jahre lebte und mit der ich alt werden wollte, von jetzt auf gleich wegen verschwundener Liebe und einem anderen Mann verlassen wurde.
Glaub mir, ich weiß, was Du durchmachst. Sehr gut sogar.
Aber ich bin jetzt nach fast 5 Monaten Lichtjahre entfernt von dem Häufchen Elend der ersten paar Wochen und Monate.
Es tut immer wieder mal weh, manchmal auch ganz ordentlich, aber ich bin längst auf meinem Weg angekommen und gehe den auch mit viel Freude und klarem Blick nach vorne.
Ich habe in den letzen 5 Monaten höllisch viel über mich gelernt...
Viel Glück! Du kannst das meistern. Aber dazu musst Du anerkennen, dass der Schmerz jetzt elementar dazugehört, und dass er auch wieder gehen wird, wenn Du das Ganze angehst und verarbeitest.
01.08.2011 11:05 •
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