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Es tut so weh - weiß nicht wie es weitergeht !

T
Hallo,

Ich hab schon einige Tage mitgelesen. Ich kann so viele Dinge so gut nachvollziehen, die hier stehen. Vor etwas 2 Wochen hat mich meine Freundin verlassen. 2 Tage später erfuhr ich von einer schweren Krankheit meines Vaters.

Meine Freundin und ich waren zusammen 4 Wochen bei meinem Bruder im Urlaub. Dort haben wir uns nicht gestritten, aber irgendwie waren wir genervt voneinander und haben dann irgendwann nur ganz wenig miteinander geredet. Ich hab zwar ab und an versucht, sie nochmal in den Arm zu nehmen oder ihr nahe zu kommen, sie war dann aber sehr distanziert. Sie gab irgendwann nur noch schnippische Antworten und ich hab mich dadurch immer mehr von ihr zurückgezogen.

Ich habe ihr am Tag nach unserer Rückkehr geschrieben, dass ich es sehr traurig fand, wie es zwischen uns gelaufen ist. Dann meinte sie, sie kann nicht mehr. Sie schrieb mir als Begründung für die Trennung, dass die zu wenig gespürt hat von mir und das ich ihr nicht gezeigt hätte, was ich für sie empfinde. Sie hat damit leider recht. Mann kanns schwer beschreiben, aber ich hab sie nicht mehr umarmt, geküsst etc.

Wir hatten beide einen ungeheuren Druck von unseren Ex-Partnern hatten, mit Verweigerung der Reisepässe für meine Kinder usw. Das aufzuschreiben würde völlig den Rahmen sprengen hier. Aber das spielt sicher eine Rolle.

Ich bin jetzt völlig fertig und entkräftet. Kann kaum arbeiten, ich sitze beruflich vor dem PC und krieg fast nichts mehr hin. Ich bin ständig kurz vor dem heulen und ab und zu passiert mir das auch. Einmal schon auf Arbeit. Ich muss mich zwingen zu essen, damit ich nicht zusammenklappe, hab schon 6 Kilo abgenommen.

Ich hab fast körperlich spürbare Schmerzen im Bauch, mein Mund ist trocken, ich kann kaum schlucken.

Ich schaff das alleine nicht. War mittlerweile schon bei der Krisenberatung und hab dort noch mal einen Termin. Einen Therapeuten zu bekommen dauert hier ewig.

Ich hab eine gute Freundin, mit der ich etwas drüber reden kann. Sonst noch einen Kumpel, der aber wenig Zeit hat. Mit meiner jetzt Ex rede ich zwar auch, aber sie kann mir natürlich nicht den Trennungsschmerz nehmen. Icj weiß auch nicht ob das gut ist, mit ihr in Kontakt zu bleiben, weil es so weh tut. Aber ich möchte sie als Mensch nicht verlieren.

Es tu alles so dermaßen weh. Sorry, wenn ich euch gleich so vollheule, geht grad nicht anders.

Grüße an alle

31.07.2011 22:24 • #1


0neWay
Hallo Thomas,

als ich Deine Zeilen las wurde ich direkt wieder an meine Trennung erinnert, die nun schon mehr als drei Monate zurück liegt.

Die Schmerzen die Du beschreibst, auch die körperlichen Symptome sind ein Zeichen von enormen Stress.

Was Du nun unbedingt machen musst ist trinken...Wasser oder Säfte, sonst überhitzt die *interne* Festplatte und Du stehst vor einem Zusammenbruch!

Im Moment kannst Du Dich diesen Schmerzen nur ergeben, aber glaube mir, es wird besser...

Ich selbst fühlte mich auch tagelang wie ein Zombie, habe nur noch funktioniert, nichts mehr gefühlt, nichts mehr wahr genommen und keine Freude mehr am Leben verspürt....aber auch das wird sich legen....es ist nur eine Frage der Zeit, es tut einfach nur höllisch weh und es gibt keinen Zaubertrick der diesen Kummer wegzaubert....DU musst da durch, nützt nix!

Wenn Du Dich morgen wirklich richtig schlecht fühlst, nicht fähig bist die Arbeit aufzunehmen, gehe zum Arzt und scheue Dich nicht ihm zu erzählen warum es Dir so hundsmieserabel geht...ziehe Dich wenn beruflich möglich einige Tage zurück und versuche Dich zu entspannen!

Wünsche Dir ganz viel Kraft!

T.

31.07.2011 22:59 • #2


A


Es tut so weh - weiß nicht wie es weitergeht !

x 3


T
Danke dir ONeWay,

Wünsch die auch viel Kraft. Konntest dich nach jetzt 3 Monaten einigermaßen stabilisieren? Wie ist dein Stand?

Bei mir ist es so: Ich weiß es ja vom Kopf her, dass es weggeht... Aber das ist auch alles.

Hatte mir das auch überlegt mit dem krankschreiben lassen, ich hab aber Schiss, dass es mir noch viel schlechter geht, wenn ich den ganzen Tag alleine zuhause bin. Ich habe zusätzlich auch noch Angst wegen meinen Vater, der sehr schwer krank ist. Von ihm muss ich meinen Zustand fernhalten, obwohls ich ihm eigentlich immer alles mitgeteilt habe.

Meine letzte Freundin hat mich auch verlassen... Davor habe ich meine Frau verlassen. Hab grad das Gefühl. als hätte ich wirklich alles falsch gemacht und bin total unfähig.

Am WE hatte ich relativ viel Ablenkung, kam aber zwischendurch immer wieder an den Punkt, an dem ich dachte, ich breche zusammen. Entspannen konnte ich gar nicht.

Hatte gestern noch kurz mit meiner Ex gechattet und heute wollen wir vielleicht telefonieren. Ich weiß nicht, ob mir das so gut tut... Ich habe aber nicht so viele Möglichkeiten mich auszutauschen und auszuheulen...

Ich fühle mich grad so alleine, hätte nie gedacht, dass ich so fertig sein kann... Fühl mich, als würde die ganze Welt auf mich einstürzen.

Ich bin jetzt heute zur Arbeit und versuchs. Wenn das nicht geht, lasse ich mich krankschreiben. Ich habe Schweißausbrüche und bin am zittern, fühl mich so miserabel.

Hab schon geschaut, ob es in Berlin eine Selbsthilfegruppe gibt, aber keine gefunden.

Werd heute nochmal versuchen, mir möglichst schnell einen Therapieplatz zu besorgen, weiß aber nicht, wie ich in diesem Zustand die Zeit bis dahin überbrücken soll.

Grüße
Thomas

01.08.2011 08:51 • #3


N
puh, ich denke in deinem zustand solltest du dich vllt doch krankschreiben lassen, auch wenn es zuhause nicht besser wird. mein standardtip: ausdauersport machen. laufen gehen, radfahren. das entlastet die seele und baut streßhormone ab !

ich habe das nach meiner ersten ehe 2003 gemacht und es half mir überhaupt klarzukommen, war trotzdem ein lange weg zurück in die normalität. die 2. trennung ende märz habe ich viel einfacher und schmerzfreier erlebt, auch weil mir damals vor nahm, dass ich nie wieder so leiden wolle..und so war es auch...inzwischen geht es mit seit längerem wieder richtig gut.

lg
kai

01.08.2011 09:26 • x 1 #4


T
Danke dir norwid,

Vielleicht hast du recht mit dem Sport. Mit dem krankschreiben bin ich sehr unsicher. Hab einfach Angst zuhause durchzudrehen.

Toll, wenn du das jetzt beim zweiten mal besser bewältigt hast, auch wenn die Trennung auch wieder bitter war.

Ich muss jetzt erst einmal diesen Tag hier erledigen...

LG Thomas

01.08.2011 09:48 • #5


N
nur zuhausebleiben ist sicherlich keine lösung..dann lieber raus in die natur oder an nen see.... gut das du dir proffesionelle hilfe holst, ist ein zeichen der stärke !

01.08.2011 09:57 • #6


T
Einige kleine Erfolge im Kampf gegen diesen Schmerz habe ich schon erzielt:

Ich habs immerhin geschafft, gestern die Lähmung etwas zu überwinden und hab mir ne Liste gemacht von Dingen gemacht, die ich erledigen muss.

Ich hatte 5 Tage lang jeden Abend eine Flasche Wein getrunken und das die letzten 2 Tage eingestellt, weil mich das total fertig macht und ich alles noch viel mehr empfinde

Dann habe ich heute meinen Arbeitgeber informiert, dass mein Vater sehr krank ist und ich demnächst zu ihm reisen muss. Von meiner Trennung habe ich nichts erzählt, aber ich glaube, ich hab zumindest eine zeitlang etwas Verständnis, wenn ich nicht hochleistungsfähig bin.

Heute habe ich schon zig mal diverse Therapeuten-Hotlines angerufen, komm da aber nicht durch.

Versuch mich irgendwie über Wasser zu halten... Was fehlt, sind wirklich Gesprächspartner, denen man mal sein Herz ausschütten kann.

Grüße

01.08.2011 10:51 • #7


vicki
freu mich zu hören das du wein weggelassen hast Dro. und Alk. lösen keine Probleme, aber sie lösen Freundschaften, Partnerschaften, Bankkontos, Familie,.........und vor allem uns

ls aisha

01.08.2011 10:56 • #8


T
Hi aisha,

So ist es... Und sie machen körperlich kaputt.

Hatte auch schon überlegt zum Arzt zu gehen und mir Beruhigungsmittel zu holen. Mach ich aber nicht. Will mich nicht betäuben, dann kann ich nicht mehr ich sein...

LG Thomas

01.08.2011 11:03 • #9


Hangover
Moin Thomas,
ganz wichtige Sätze kamen von OneWay: Der Schmerz und die körperlichen Symptome sind Anzeichen einer großen Krise bei Dir.
Das ist nicht lebensbedrohlich, auch wenn die Seele und der Kopf Dir das einimpfen mit jeder Schmerzwelle, der Rastlosigkeit, der harten Klammer um das Herz, der Schnappatmung, etc.
Die Seele ist tief verwundet und signalisiert 'Alarm'.
Das kannst Du derzeit nur hinnehmen, aber Du kannst (und solltest) allem aktiv und bewusst begegnen, denn im Schmerz liegt auch der Schlüssel für den Weg hinaus und die Zeit danach!
Erst wenn Du alles verarbeitest, Dich der Trauer und der Verzweiflung stellst, kommst Du aus der Nummer so raus, dass Du auch wieder ein selbstbestimmtes Leben mit der Chance auf eine neue Partnerschaft (die Du Dir natürlich im Moment nicht vorstellen kannst und willst) bekommst.

Derzeit bist Du Spielball der Gefühle, hast das Gefühl, allem hilflos ausgesetzt zu sein. Das stimmt nur bedingt! Die Wellen der Angst, Panik, Verzweiflung und Trauer kommen zwar quasi von selber, angetriggert durch Bilder, die ständig Assoziationsketten zu Erlebnissen und Momenten mit Deiner Ex bilden, aber Du kannst lernen, Dich dem stellen und es durchzustehen.
Mein Weg war, mir Mantras, also immer wiederkehrende, feste Sprüche, zurechtzulegen, die ich mir vorgebetet habe, wann immer der Schmerz drohte, mich zu verschlingen.
Und das hat er gerade in den ersten Wochen/Monaten eigentlich permanent versucht.
Das grundlegende Mantra bei mir war 'Ich akzeptiere die Trennung und ich lasse los!'.

Jaaa, wirst Du sagen, schön und gut. Aber ich will das ja gar nicht akzeptieren.
Weiß ich, hilft aber wohl nix. Je länger Du Dich den Tatsachen verweigerst, desto länger badest Du in diesen unsäglichen Schmerzen.
Im Umkehrschluß bedeutet das aber auch, dass Du die Zeit des Dramas beeinflussen kannst.
Ich habe dieses Grundmantra täglich bestimmt hunderte von Malen vor mich hin gebrabbelt. Mal laut, mal leise (in der U-Bahn oder im Büro wirkt das Gebrabbel unter Umständen auf andere befremdlich und deplatziert. ).
Und irgendwann habe ich gespürt, dass es im Bauch ankam, dass ich damit die Spannung und die Klammer lösen konnte. Klar kam beides zurück, aber dann habe ich das Spielchen eben wieder von vorne betrieben.

Das soll mitnichten heißen, sich nicht den Gefühlen zu stellen! Ganz im Gegenteil musst Du da durch. Du musst! Liebeskummer ist ein wenig wie einen Menschen durch Tod zu verlieren, die Mechanismen sind sehr ähnlich. Und bei beiden Szenarien ist Deine primäre Aufgabe, das Loslassen zu lernen und zu praktizieren.
Deine Ex hat sich gegen das gemeinsame Leben mit Dir entschieden, also lass sie los.

Das Ende einer Beziehung hinterlässt auf mehreren Ebenen Löcher. Eins ist die alltägliche Leere, die Du ausfüllen musst. Mach das am besten schnell, denn dann kannst Du den Alltag besser bewältigen. Wie norwid schon schrieb ist Sport, vor allem Ausdauersport, ein adäquates Rezept.
Wenn der Körper schon die Ausschüttung von Endorphinen verweigert, dann zwing ihn dazu! Geh sportlich an Deine Grenzen, mach das regelmässig. Das bringt für den Moment Entlastung und lenkt ab. Du wirst merken, dass Du dann nicht ständig an die Ex und den Verlust denkst, und dass der Körper sogar Augenblicke des kleinen Glücks zulässt.

Ein anderer Grund für den Rat ist, dass Deine Physis voll mit Adrenalin steckt, denn für die Adrenalinproduktion gilt das Gegenteil wie für die Endorphinherstellung: Sie läuft auf Hochtouren.
Daher bist Du auch so rastlos und komplett durch den Wind. Sport baut das ein stückweit ab. Damit kannst Du eher entspannen, und das ist wichtig, sonst drehst Du dauerhaft zu hoch und irgendwann ab...

Reden, reden, reden. Hast Du kein soziales Umfeld, das Dich entsprechend mit Ohren versorgt, dann ist Dein Weg, eine Slebsthilfegruppe zu finden, der absolut richtige! Und in Berlin wird es definitiv einige geben.
Je mehr Du darüber redest, desto mehr formulierst Du Deine Probleme und Gedanken klar. Ist wie früher in der Schule, wenn man beim Üben für eine Klausur den Kram nochmal aufgeschrieben hat: Auch dann wurde einiges einfach klarer, weil bewusst formuliert.

Schreiben ist auch eine hilfreiche Ergänzung zum Reden: Schreib auf, was Dich bedrückt. Und wenn Dir das komisch vorkommt, schei. drauf. Es hilft Dir, und damit ist es gut. Wenn Dir Jonglieren mit jungen Koalabären hülfe, wäre auch das prima und richtig. Allerdings ist die Chance dafür recht überschaubar , denke ich....
Also schreib auf, was Dich bedrückt.
Schreib auch Briefe an Deine Ex, kein Problem. Schick sie allerdings bloß nicht ab, denn dafür sind sie nicht gedacht. Sie sind ein Katalysator für Deine Seele, nicht eine Brücke zu ihr.

Generell rate ich (manche sehen das anders!) zu einer Kontaktsperre, zumindest für die ersten Monate (MONATE!), denn dann hat Deine Seele die Möglichkeit die erste Schicht Schorf auf die Wunde zu legen, ohne dass der schmerzhafte Kontakt zu der Frau, die Du eben nicht mehr haben kannst, alles sofort wieder wegrubbelt.

Die Welt stürzt nicht ein, tut sie einfach nicht.
Sie dreht sich weiter, auch morgen geht die Sonne wieder auf, auch wenn Du sie nicht siehst oder zur Kenntnis nehmen kannst.
Aber das wirst Du wieder, das verspreche ich Dir.

Versinke nicht in Selbstmitleid, auch wenn es gerade anfangs völlig ok ist, seine Wunden zu *beep* und zu heulen wie ein Schlosshund.
Aber irgendwann musst Du aus dieser Nummer raus, sonst bleibst du ein passiver Haufen, der nicht vorankommt.
Selbstmitleid hilft Dir nicht weiter, gar nicht. Analysiere die vergangene Beziehung, erkenne Deine 'Fehler' (ihre auch!), und setze Dich mit dem Ende und der Zeit davor aktiv auseinander. Aber eben nicht mit dem Gedanken 'ich arme Sau', sondern mit dem Gedanken, dass ein neuer Abschnitt für Dich beginnt.

Das zu beherzigen, wird nicht von heute auf morgen möglich sein, aber ich kann nur empfehlen, es als Ziel im Kopf zu behalten, oder Dir aufzuschreiben und irgendwo sichtbar in Deine Bude zu hängen.
Du brauchst es irgendwann, sonst kommst Du nicht aus dem Loch heraus!

Ich habe das Drama Mitte März erlebt, als ich von der Frau, mit der ich 8 Jahre lebte und mit der ich alt werden wollte, von jetzt auf gleich wegen verschwundener Liebe und einem anderen Mann verlassen wurde.
Glaub mir, ich weiß, was Du durchmachst. Sehr gut sogar.
Aber ich bin jetzt nach fast 5 Monaten Lichtjahre entfernt von dem Häufchen Elend der ersten paar Wochen und Monate.
Es tut immer wieder mal weh, manchmal auch ganz ordentlich, aber ich bin längst auf meinem Weg angekommen und gehe den auch mit viel Freude und klarem Blick nach vorne.
Ich habe in den letzen 5 Monaten höllisch viel über mich gelernt...

Viel Glück! Du kannst das meistern. Aber dazu musst Du anerkennen, dass der Schmerz jetzt elementar dazugehört, und dass er auch wieder gehen wird, wenn Du das Ganze angehst und verarbeitest.

01.08.2011 11:05 • x 12 #10


vicki
Traumhochzeit und danach immerwährende Liebe, Verständnis und Glücklichsein, so stellen sich die meisten von uns ihre Partnerschaft vor. Auch wenn nach der Statistik jede dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter endet, reden wir uns ein, niemals davon betroffen zu werden. „Es trifft andere Menschen, böse Menschen, aber doch nicht uns.....“, mit dieser Einstellung wiegen wir uns in Sicherheit. Wenn wir dann doch vor dem Scherbenhaufen unserer Beziehung stehen, fühlen wir uns absolut hilflos. Bis dahin nie erlebte Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst und Hass breiten sich in uns aus. Die ersten Tage, Wochen und Monate nach einer Trennung sind einfach nur grauenhaft schmerzlich.

Viele Menschen spielen sogar mit dem Gedanken, sich in dieser Krisensituation das Leben zu nehmen. Andere wiederum werden „blind vor Eifersucht“ oder reagieren mit körperlichen Beschwerden. Einige reagieren sogar extrem heftig, greifen zur Waffe und bedrohen den Partner oder denjenigen, der in die Partnerschaft eingedrungen ist, körperlich.

Um den Liebeskummer überwinden zu können, müssen wir, wie bei der Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen, mehrere Phasen durchlaufen.

1. Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen und Verleugnen

Wir glauben an einen bösen Traum, leben in der Hoffnung, dass alles wieder gut werden wird. Wir kämpfen um eine zweite Chance, alles zu ändern und den Partner umzustimmen. Wir erzählen niemanden von der Trennung und unserem Liebeskummer und sind besonders lieb zu unserem Partner. Von ihm hängt es nun ab, ob es noch eine Chance für die Partnerschaft gibt. Wenn er die Partnerschaft endgültig abbrechen will, kommen wir in die zweite Phase.

2. Phase: Aufbrechende Gefühle

Wenn die Hoffnung schwindet, brechen Verzweiflung bis hin zu Depressionen über uns herein. Wir glauben, ohne den Partner nicht weiterleben zu können. Unsere Gedanken kreisen um den Partner und daran, was alles „nie mehr“ sein wird. Nichts kann uns aus der Verzweiflung holen. Selbstzweifel, was andere haben und wir nicht, nagen an uns. „Warum nur?“ - mit dieser Frage zermartern wir uns das Gehirn und finden keine Antwort. Mit Vorwürfen, was wir alles hätten anders machen sollen während der Partnerschaft, quälen wir uns durch den Tag. Wir fühlen uns kraftlos und voller Angst, glauben das Leben alleine nicht bewältigen zu können.

Unser Körper lässt uns ebenfalls im Stich. Wir leiden unter den verschiedensten körperlichen Beschwerden wie etwa Schlafstörungen, Unruhe, Kopf- und Magenschmerzen, Herzrasen, zu viel oder zu wenig Appetit, Konzentrationsstörungen.

Gegen Ende dieser zweiten Phase des Liebeskummers verspüren wir Wut und haben Rachegedanken und Rachegefühle. Wir beginnen aufzurechnen: „Ich habe doch so viel für ihn aufgegeben und für ihn getan, und er tut mir so etwas an. Das ist unfair!“

Manche Menschen ziehen sich ganz von anderen zurück, andere stürzen sich in Aktivitäten, sind keinen Abend zuhause. Den Griff zu Beruhigungstabletten oder Alk. sehen viele als einzige Möglichkeit, mal kurzfristig abschalten zu können. Doch das ist natürlich keine Lösung, denn der Partner kommt dadurch auch nicht mehr zurück, und wenn die Wirkung des Suchtmittels nachlässt, werden die negativen Gefühle auch wieder verspürt. Schlimmstenfalls entwickelt man mit der Zeit noch eine Abhängigkeit von den Suchtmitteln.

3. Phase: Neuorientierung

So langsam sehen wir wieder Licht am Ende des Tunnels. Wir verspüren noch den Liebeskummer, können uns aber manchmal schon eine Zukunft ohne den Partner vorstellen. Verzweiflung und Wut sind nicht mehr unsere ständigen Begleiter. Wir beginnen, Bilanz zu ziehen, können sowohl Stärken als auch Schwächen von uns und unserem Partner besser erkennen.

4. Phase: Neues Gleichgewicht

Wir haben unseren inneren Frieden wiedergefunden. Ab und zu empfinden wir noch Traurigkeit oder ein wenig Wut, doch die heftigen „Gefühlsstürme“, die wir zu Beginn unseres Liebeskummers verspürt haben, sind vorbei. Wir haben neue Ideen für die Zukunft entwickelt.

Wir alle durchlaufen diese verschiedenen Phasen, unterscheiden uns aber darin, wie heftig wir mit Liebeskummer reagieren und wie lange wir in den Phasen verharren. Je mehr wir uns von unserem Partner abhängig gemacht haben, umso härter wird für uns die Zeit nach der Trennung und umso größer ist der Liebeskummer. Wenn wir keinen eigenen Freundeskreis aufgebaut, keinen Beruf und keine finanzielle Absicherung haben, kleine Kinder haben, die wir dann alleine erziehen müssen und/oder unserem Partner die alltäglichen Pflichten (Umgang mit Handwerkern, Banken, Behörden) überlassen haben, dann haben wir jetzt nach der Trennung eine Menge zu lernen, um unser Leben selbst in die Hand zu nehmen- und das unglückerlicherweise zu einem Zeitpunkt, wo wir ohnehin keine Kraft haben.



Liebeskummer ist wie ein Diamant: man sollte ihn mit Fassung tragen.
Marcel Pagnol

Leicht gesagt, wenn für einen eine Welt zusammenbricht.

wünsche dir alles liebe ..ls

01.08.2011 11:12 • x 4 #11


T
Hi Hangover und vicki,

Danke euch für eure tollen Text. Manches darin tut ganz schön weh. Wahrscheinlich, weil alles im Moment noch unvorstellbar ist... Werd später bestimmt nochmal lesen und darüber nachdenken und auch was schreiben dazu. Schreiben und Lesen hilft, Danke euch sehr und auch für das Forum hier...


LG
Thomas

01.08.2011 11:29 • #12


A
hallo thomas

sei willkommen hier ! wenn dir reden gut tut - und es ist gerade niemand für dich erreichbar - es gibt die telefonseelsorge - tag und nacht erreichbar - oder schreibe ellenlange briefe um deinen gefühlen ausdruck zu verleihen - du brauchst sie nicht abschicken!

bei stress verbraucht der körper mehr eigene stoffe als unter normalen umständen - das wirkt sich dann auch auf unsere befindlichkeiten aus.

magnesium, kalium, kalcium braucht unser vegetatives nervensystem um entspannen zu können - das fehlt dann meistens ...

Zentramin, von der firma bastian - sorgt für ausgleich, es ist freiverkäuflich in der apotheke. kannst ja mal darüber nachdenken ob das für dich in frage kommt.

aktiv sein - sport, arbeit hilft um spannungen abzubauen und sich abzulenken.

wichtig ist auch, dass du dir auch eine gewisse zeit läßt um aufkommende gefühle zu verarbeiten, verdränge sie nicht - im gegenteil - lass dich total in sie hineinfallen - dann lösen sie sich auf - meist stecken noch andere gefühle darunter - unter trauer sitzt wut - unter der wut sitzt angst ... etc. ... bis du irgendwann wieder an die quelle kommst : LIEBE ...

alles gute für dich!

01.08.2011 13:43 • #13


T
Ja, ich hab schon eine Krisenberatung aufgesucht und werde morgen noch einmal dort hin gehen.

Es schwankt so schlimm. Einige Minuten lang kann ich klar denken, dann denke ich, ich schaff das schon und im nächsten Moment fühl ich mich wieder so hilflos und alleine. Es kommen dann so Vorstellungen in meinen Kopf:

Ich lege mich heulend vor ihre Haustür und warte bis sie mich herein lässt und mich in den Arm nimmt...

Dann will ich meine Ex-Frau anrufen, die ich verlassen habe, und ihr sagen, es war alles Mist, ich kann nicht mehr... bitte kann ich wieder zurück zu dir... (Das wäre das schlimmste, was ich tun könnte)

Dann wieder möchte ich in mein Bett und nur noch die Decke über den Kopf ziehen...

Dann will ich jemand anrufen und reden, reden, reden...

Ich hab Angst vor dem Alleinsein und wie es weitergeht jetzt...

Es ist schrecklich... Jetzt fährt auch noch jemand einige Tage weg, mit dem ich über alles reden kann...

Ich versuche zu essen und zu trinken und einige Tipps hier zu beherzigen. Sport ist ganz schwer für mich, habe seit 2 Jahren massive Probleme mit meinen Füßen. Werd mir vielleicht ein Fahrrad kaufen, das sollte gehen. Im Moment bricht die Verzweiflung aber wieder minutenweise auf mich ein... und diese Traurigkeit.

01.08.2011 14:28 • #14


A
thomas - nimm diese gefühle an - heisse sie willkommen - sie dürfen jetzt sein! du machst gerade eine schwere zeit durch.

ja, fahrradfahren, rudern - evtl. kannst du dich im fitnesscenter nach einem probe-abo erkundigen ? oder dir ein anderes hobby suchen - fotografieren o.ä. oder bringe deine bude auf hochglanz etc. sei aktiv - das ist wichtig, verkrieche dich nicht - dass kannst du immer mal wieder machen - aber nicht ständig - du brauchst beides - aktivitäten und ruhephasen!

es kann nicht sein, dass du aus mitleid wieder von ihr aufgenommen wirst - dich vor ihre tür legen, bis sie dich in den arm nimmt - real würdest du es doch nur wollen - wenn sie es aus zu dir liebe macht !

übrigens : das gefühl der einsamkeit ist ein altes gefühl was jetzt wieder in dir hochkommt - es hat nichts mit ihr zu tun!
schau dich um - in der fülle, die dich umgibt - brauchst du dich nicht einsam fühlen ...!

01.08.2011 14:40 • #15


A


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