lieber diver,
es lief bei mir gar nicht so, daß nicht alles super und das ende abzusehen war. wir haben uns gut verstanden. die ganze zeit. wir haben zusammen fern gesehen, gegessen, einfach den alltag geteilt.
sind abends zusammen mit freunden unterwegs gewesen. der s. wurde weniger. das kuscheln nicht.
als er mir sagte, daß ihm das nicht langt, daß es nur noch eine freundschaft sei und er die beziehung beendet, war ich natürlich gekränkt. was? der macht mit mir schluß? so ein Ar.! du wirst schon sehen... mich wirst du nie wiedersehen! und so saß ich alleine.. und vermißte ihn keineswegs. also nicht als partner. ich vermißte vielleicht das reden. seine witze. aber nicht seinen körper. nicht seine liebe. da wurde es mir klar. ich liebte ihn auch nicht mehr. ich mochte ihn, aber nicht mehr. es tat mir nicht weh.
dann rief er nach ca.1 woche abends an. ich wollte erst nicht rangehen. und ich danke gott dafür, daß ich es doch tat. einem familienmitglied von ihm ging es gar nicht gut. er selbst war auf einer fahrradtour in irgendeinem kaff 100km entfernt mit einem kumpel und kein zug fuhr mehr zurück. er war natürlich sehr aufgelöst und meinte auch, er hätte doch niemand anderen, mit dem er so reden könnte wie mit mir.
und ich war sofort im auto - fuhr um 1uhr nachts die km zu ihm - ohne frage - habe ihn abgeholt und zu seiner wohnung gebracht, damit er sofort oder am nächsten morgen losfahren kann zu seiner familie, die 600km weit weg wohnt. ich hätte ihn auch in der nacht dahin gefahren, aber er wollte das lieber alleine.
am nächsten morgen rief er an - leider gab es den erwarteten todesfall schon auf seiner heimfahrt. er hatte die hälfte der strecke erst hinter sich. ich bin auch zu meiner familie gefahren, die 150km von seiner entfernt wohnt und bin jeden tag die 150km zu ihm hin und wieder zurück gefahren. um sie ein wenig abzulenken. daß einfach jemand da ist. wir sind viel spazieren gegangen. haben wenig geredet.
vielleicht war es auch dieser schicksalsschlag, der einfach alles klärte. stolz, verletzte gefühle - das war in diesem moment alles so unwichtig und unnütz. ich habe alles ganz klar gesehen. und so waren wir eben nur noch freunde. weil keiner von uns mehr liebe für den anderen empfand.
er hat seine jetzige freundin drei monate danach kennengelernt. und wollte lange nicht so richtig mit der sprache raus, um mich nicht zu verletzen. aber es hat mich eben nicht verletzt. ich habe mich gefreut.
probleme in der beziehung heißen nicht gleich trennung. auch wenn nicht alles optimal läuft kann man den anderen noch lieben. der kopf sagt vielleicht: ja, die trennung ist gut so. denk an die letzten jahre.
aber das heißt nicht, daß die liebe schon gegangen ist. viellicht hätte man ja doch noch kämpfen sollen.
ich denke, so ist das in deinem fall.
außerdem verabschiedet man sich von einem abschnitt im leben. und diese zeit ist mit dem anderen menschen einfach verwachsen. die erlebnisse, die gefühle. das ist traurig. jeder abschied ist traurig. weil man weiß, daß sich das leben nun grundlegend ändern wird. einfach schon dadurch, daß man eine person verliert, die einem sehr wichtig war und vielleicht noch ist. und es ist genauso traurig, wenn liebe vergeht. wenn sich zwei menschen gut verstehen, aber die liebe nicht mehr da ist zwischen ihnen. denn die erinnerung daran ist noch abgespeichert im gedächtnis. aber man wird das so nie wieder erleben. nicht mehr mit diesem menschen.
bei uns gab es damals keine probleme. keine anderen partner. wir waren noch zusammen, aber die gefühle waren nicht mehr da. auf beiden seiten.
liebe momo,
ich glaube, dir ist die beziehung zu deinem ex noch so wichtig, weil du einfach angst hast. vor genau den dingen, die ich oben schon geschrieben habe. dein leben ändert sich nun. er war eine zeitlang für dich da. vielleicht hast du noch nicht genug vertrauen in dich selbst, daß du das alles alleine meistern wirst. also hälst du dich an das, was du kennst. an ihn. der letzte anker. wie freundschaften auf fb zB.
ganz ganz klein sitzt die hoffnung der verlassenen in ihrem herzen. und hält unerbittlich an diesen kleinigkeiten fest. an dem profil im internet. an der email adresse.
du arbeitest dich quasi aus dem tal mit einem rückspiegel. es heißt nicht, daß du nie nie niemals wieder mit deinem ex kontakt haben wirst. aber ich denke, immer wenn das herz noch klopft, wenn man an ihn oder sie denkt; immer wenn es kleine hopser macht, wenn man etwas von demjenigen sieht/hört/liest, dann ist man noch nicht bereit für eine normale freundschaftliche beziehung zum ex. denn dann sind immernoch gefühle mit im spiel. und die werden einfach enttäuscht werden.
dennoch denke ich eben, daß jeder seinen eigenen rhythmus findet. jeder trauert anders. verarbeitet anders. du klammerst dich an einen strohhalm. die freundschaft geht dir nicht durch die lappen, wenn du dich erstmal um dich kümmerst. aber so lange er noch so präsent in deinem leben ist, so lange kannst du dich nicht endgültig lösen. es ist nicht die angst vor dem verlust eines wichtigen menschen. wenn ihr euch gut verstanden habt, dann kann man den kontakt in einem halben jahr oder einem jahr auch wiederbeleben. es ist die angst, den partner vollkommen zu verlieren. aber das mußt du leider, denn das hast du schon. du mußt komplett loslassen und verarbeiten, bevor du ihn wieder in dein leben lassen kannst.