Hallo,
Bin wieder zuhause. Gestern hatte ich im Zug wieder diesen Impuls sie anzurufen, ihr mitzuteilen, wie es mir bei meinem Vater ging. Es war sehr intensiv, weiß gar nicht, wie ich das abgewendet habe. Hab mich wieder sehr reingesteigert in die Grübelei. Warum ist alles so gekommen? Und was war mit ihr und mit ihr los? Ich hab dann im Zug wie ein Verrückter einen Brief an sie geschrieben und alles da rein gepackt. Ich schick den natürlich nicht ab. Es hat mir aber sehr geholfen. Ja, Momo, die Briefe ändern sich. Bei mir sind jetzt auch Erklärungen für mein Verhalten und auch das kritische Hinterfragen ihres Verhaltens drin.
Bei meinem Vater war ich quasi gezwungen, Urlaubsfotos zu zeigen, auf denen sie drauf war. Das war so hart... Als ich dann zuhause ankam in meiner Wohnung, fühlte ich wieder diese Leere, dieses Loch. Ein Telefongespräch mit einem sehr tollen Menschen hat mir geholfen. Bin dann trotzdem nochmal in Tränen ausgebrochen. Das war aber irgendwie auch befreiend.
Ich lese gerade ein tolles Buch, manche Kapitel schon zum zweiten Mal. Liebeskummer als Weg der Reifung von Peter Lauster. Ein sehr gefühlvolles und tolles Buch. Ich kann das nur empfehlen. Ich muss manchmal schmunzeln, wenn ich mit dem Buch in der S-Bahn sitze und jemand den Titel bemerkt.
Heute morgen ist es wieder sehr schwer gewesen, aber ich versuche mich mit Arbeit und einigen Mails am Leben zu halten. Morgen früh hab ich tatsächlich ein Vorgespräch für eine Gesprächstherapie. Werd versuchen, mir da über meinen weiteren Weg Klarheit und Kraft zu verschaffen. Vor allem, damit ich meinem Vater noch viel geben kann. Ich will von der Raserei auf der Autobahn der Schmerzen und der Trauer abfahren und den Weg in die Zukunft beschreiten. Es wird ein langer Weg, und er wird noch nicht mal mit der Geschwindigkeit eines Fahrrades zurück gelegt werden können. Aber das Ziel ist nicht utopisch und keine Träumerei. Es ist machbar. Für alle von uns.
Ich finds grad bisschen schwierig die einzelnen Stränge hier zu verfolgen. Aber ist es toll, dass wir uns unsere Gefühle mitteilen und uns gegenseitig Kraft geben. Ich denke, wir können uns die auch geben, wenn wir etwas lesen, was nicht direkt auf uns gemünzt ist. Ich fange an, mir um manche Sorgen zu machen, weil ich ja selbst erfahre, wie beschissen sich alles anfühlt und wie große die Löcher in die wir fallen, sein können. Gerade bei denen, die noch ganz am Anfang stehen. Auch, wenn wir uns sehr alleine fühlen im Moment, wir sind es doch nicht.
Liebe Grüße
Thomas
16.08.2011 10:40 •
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