Ach, ich hab noch was vergessen ...
Juliane, bei mir war es fast genauso. Mein Ex hat sich mit den Worten von mir getrennt, dass wir nur noch nebeneinander herleben, dies sei keine richtige Beziehung mehr für ihn, er liebt mich noch, aber nicht so wie es sein sollte. Auf meine Frage hin, ob es jemand anderes gibt, sagte er: Nein! Und dann fiel mir plötzlich auf, dass er über Whatsapp ständig bis spät in die Nacht online war. Auf meine Nachfrage hin, behauptete er einfach, es würde nicht stimmen, und machte weiter! Außerdem nahm er sein Handy überall mit hin und es war gesperrt mit einem Code! Ich frage mich heute, warum ich es vorher nicht gesehen habe. Ich hätte es viel eher merken müssen, dass da etwas richtig schief läuft. Knapp zwei Wochen später teilte er mir in einem Brief mit, dass es jemand anderes gibt, nämlich eine Arbeitskollegin. Er hätte es mir nicht gesagt wegen unserem Sohn. Er hatte Angst, ich würde ihn dann aus der Kita nehmen, wo mein Ex und natürlich auch sie arbeiten. Tja, was soll ich dazu sagen? Eine glatte Lüge. Er hat es mir nicht gesagt, weil er es nicht konnte. Er hat es einfach nicht fertig gebracht. Deshalb auch der Brief und keine persönlichen Worte. Und hätte ich ihn nicht so unter Druck gesetzt und es eigentlich schon selbst herausgefunden, hätte er es mir sicherlich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht gesagt. Er behauptete, dass sie nicht der Grund sei, dass er sich trennt. Er hätte sich sowieso getrennt. Das glaube ich aber bis heute nicht. Da glaube ich eher daran, dass er ist wie ein Äffchen, das an einem Baum hängt. Solange ich den neuen Ast noch nicht in der Hand habe, lasse ich den alten Ast nicht los, denn sonst würde ich ja fallen.
Ich kann mir sein Verhalten also erklären mittlerweile. Der Schmerz ging davon aber nicht weg. Er ist derselbe. Deshalb ist es eigentlich müßig, sich immer wieder darüber Gedanken zu machen, warum. Er weiß es vermutlich selbst nicht und es ist nicht mehr wichtig für mich. Er hat seine Entscheidungen getroffen, aus welchen Gründen auch immer. Ich hätte sie nicht ändern können. Und heute ist es mir egal. Ich treffe jetzt meine Entscheidungen. Allein. Nur für mich und meinen Sohn. Wir gehen jeder unseren Weg. Getrennt voneinander. Und es ist okay. Ich kann ihm wirklich verzeihen. Ich hätte das niemals für möglich gehalten. Ich weiß, er hat das alles nicht getan, um mich absichtlich zu verletzen. Eine Verletzung bleibt aber nicht aus, wenn man sich von jemandem trennt, der noch Gefühle hat. Das ist einfach so. Es ist für den Verlassenen einfach nur so schwer, das zu verstehen und zu akzeptieren. Aber ich muss es nicht mehr verstehen. Ich habe es akzeptiert. Das reicht. Manchmal hat es mir auch geholfen, mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es nicht besser hätte machen können.
Ich war oft auch sehr wütend, was nachgelassen hat heute. Ein bisschen Genugtuung sitzt aber noch in mir und ich finde das in Ordnung. Es hilft ein bisschen. Was das ist? Der Gedanke, dass er sich immer wieder fragen wird, ob es die richtige Entscheidung war, zu gehen. Bei ihm werden ganz bestimmt immer mal wieder Zweifel aufkommen. D.h. nicht, dass er seine Entscheidung bereut, aber er muss damit leben, während ich es da doch etwas einfacher habe: Ich hatte einfach KEINE WAHL! Manchmal kann das auch ganz angenehm sein. Es ist nur die Frage, wie man es betrachtet. Will ich ein Opfer sein oder kann ich dem Ganzen etwas Positives abgewinnen?
Ach herrje, schon wieder so viel geschrieben. lach ! Ich sag ja, wenn ich meinen Gedanken erstmal freien Lauf lasse ...
05.02.2015 10:42 •
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