Guten Abend.
Der Auslöser: Habe mein Ex heute gesehen. Es hätte schon einige Auslöser geben können - aber dieser ist es nun.
Die Geschichte in Kürze: Vor 4 1/2 Jahren haben wir uns kennengelernt. Ich war zögerlich, hing noch an meiner ExEx (obwohl ich auch die eigentlich nicht als Partnerin wollte), war körperlich nicht gänzlich angetan (bitte nicht verurteilen, das ist ein immer wiederkehrendes Muster bei mir: droht mir eine zu nah zu kommen, findet mein System Sachen, die es nicht aushalten kann. Das sind oft vermeintliche körperliche Makel, kann aber auch was anderes sein wie Verhaltenswweisen, Einstellungen etc.), weil sie mir als zu üppig erschien (was aus heutiger Sicht ein unglaublich perfider schei. meines Systems ist, kann das immer gar nicht fassen - JEDER hier würde mich für verrückt erklären, wenn er sie sähe; ich mittlerweile auch, aber ich bin halt leider etwas gestört, s.o. )
Kurz und schlecht: Ich schlug eine Affäre vor, sie schlug ein. Dass sie dann jahrelang sozusagen coabhängig war, habe ich nicht richtig gesehen, ich war zu sehr mit meinem eigenen Mist beschäftigt. Sie hat es wohl gesehen, als Psychologin und Therapeutin in Ausbildung - aber die Dynamik war wohl zu stark, DAS kenn ich gut.
Ich ruhte mich auf dem Affären-Kissen aus, verlangte auch nichts, nahm mir aber die Freiheit, das wörtlich zu nehmen und hatte, gerade am Anfang, immer mal hier was und da was mit anderen (nie weitergehend emotional, sonst hätte ich es erzählt).
Andererseits gingen die Jahre ins Land und unsere Affäre verdichtete sich irgendwann doch zu einer Beziehung. Als sie das das erste Mal aussprach (nach 2 Jahren) und ab und zu von mir als ihrem Freund sprach, war mir trotzdem ziemlich mulmig zumute.
Einschub: Bin das Kind einer Alk. und habe zwei Therapien hinter mir, seit einem halben Jahr beschäftige ich mich auch konkret mit diesem Schicksal. Schon hart. Eines der klassischen Merkmale: Bindungsunfähigkeit/Angst vor Nähe/aber auch Neigung zu Abhängigkeit und tierische Verlustängste: ist alles eins.
Weiter: Ich war immer noch nicht überzeugt, gar nicht, haderte, hätte wohl Schluss gemacht, wenn ich so etwas könnte (kann ich aber nicht wg. Verlustängsten und Angst vor Einsamkeit). Schlimm war es aber nie, fühlte mich vor allem wohl mit ihr; nur eine Perspektive konnte ich ihr nie geben - sie aber, Ende 30, hat einen sehnlichen Kinderwunsch.
Oje, wird doch länger .
Dann, Ende 010, wurde sie anders. Irgendwie dachte ich mir schon, was es sein konnte, war aber zu absorbiert, um dem nachzugehen. Und siehe: Sie hatte mich tatsächlich betrogen, nach Nachfragen 3x mit demselben. Ich fand das erst gar nicht schlimm und machte auch keine Vorwürfe, weil mir das angesichts meiner eigenen früheren Verfehlungen als unehrlich erschienen wäre. Was aber schlimm war: Sie wollte eine Pause machen.
Das habe ich ihr ausgeredet; allerdings war nichts mehr so wie zuvor, im Gegenteil: Nun zeigte sie mir Ablehnung, körperlich wollte sie nun gar nichts mehr (auch eine Umkehrung), ich war nun der Eifersüchtige und der Leidende. Sie kritisierte vieles, ich bemühte mich, sie anerkannte das und konnte doch nicht anders: Dann kam eben was Neues, was ihr nicht passte.
Im Frühjahr machte sie Schluss, danach waren wir wieder irgendwie zusammen, im Sommer ein zweites Verlassen. Trotzdem Telefonate und gelegentliches Sehen. Ich zog mich auch ein wenig zurück, um mich nicht selbst zu verlieren. Hätte es aber versucht, das war mein Angebot. Im Nachhinein war das wohl zu wenig; wenn es überhaupt noch eine Chance gab, hätte ich in die Vollen gehen müssen, inkl. Kindperspektive. Das hätte ich zwar vielleicht auch gemacht, wenn ich allein auf meinen Schmerz gehört hätte. Ich hielt mich aber zurück, weil ich mir selbst nicht traute und befürchtete, dass ich es nur gemacht hätte, um nicht (ganz) verlassen zu werden - und ich wollte sie auch nicht ein weiteres Mal enttäuschen und verletzen, gerade vor dem Hintergrund ihres Kinderwunsches.
Aber wie gesagt: Ich hätte es gerne probiert, wollte mit ihr gemeinsam Wachsen, hatte auch Paartherapie vorgeschlagen, zumindest zur Klärung (war alles sehr verworren zu der Zeit und vor allem sie auch nicht bei sich, ziemlich verpeilt und auch depressiv) - sie wollte nicht so richtig (irgendwann sagte sie: Will mir nicht wieder Hoffnung machen müssen - das trifft es vielleicht ganz gut).
Im Herbst dann einige Missverständnisse, kein Kontakt für vier Wochen, was vorher nicht abgemacht war, dann über zwei Wochen E-Mails, wieder extreme Missverständnisse, sie auch wieder durch den Wind, da war kaum Verstädnigung möglich.
Und dann hat sie sich in Luft aufgelöst. Einfach nicht mehr geschrieben. Ich wollte das Aushalten, zu mir kommen etc., auch ihr zuliebe, und dachte aber eigentlich, dass sie sich wieder meldet, wenn sie ein wenig zu sich gekommen ist und wir dann nochmal, wenigstens einmal, vernünftig sprechen, und sei es, um die Trennung zu besiegeln.
Nichts. Keine Weihnachtsmeldung, keine gutes Neues Jahr, nichts zu meinem Geburtstag Ende Januar.
Das ist übrigens der Unterschied zu allen Geschichten hier: Wir haben es nie richtig geklärt, kein Anschreien, keine Auseinandersetzung, keine Klarheit. Sie war einfach weg.
Im Nachhinein hätte ich mich nochmal melden sollen. Aber ich war so fixiert darauf, das auszuhalten und MICH NICHT ZU MELDEN, dass ich nicht mehr auf meine eigentlichen Bedürfnisse gehört habe, sondern jeden Meldewunsch gleich als Coabhängigkeit und damit zu unterdrückend angesehen habe.
Vor 3 Wochen dann über Dritte und Vierte erfahren: Sie hat nen anderen (wahrscheinlich ja schon viel länger als gedacht, aber das weiß ich nicht). Haute nochmal richtig rein (nicht, dass ich vorher richtig über sie weg gewesen wäre ...). Seither wurde es nicht viel besser, aber immerhin: Ich hatte das Nichtmelden bravourös durchgezogen, immerhin, und hoffte, dass die Zeit alle Wunden heilt etc.
Nun, bis heute also. Auf Fahrrädern gesehen, angehalten; sie war strahlend, schaute mir in die Augen, lächelte. Ich wusste nicht, wie mir geschah und konnte sie kaum ansehen, weil ich (zu recht) befürchtete, dass mir ihr tolles, hübsches Gesicht dann erst recht nicht mehr aus dem Sinn gehen würde für lange Zeit.
Ich mache hier mal eine Pause - muss schlafen und vollende dann morgen oder so. Bitte entschuldigt die Länge, war stream of consciousness. War mir wichtig, das einmal komplett hinzuschreiben.
War gut.
Und: Das mag alles recht nüchtern klingen. Bin aber schwer angeschlagen und kann an nichts anderes denken, so sehr ich auch versuche, bei mir zu bleiben, zu fühlen (DIFFERENZIERTES Fühlen fällt mir eh sehr schwer, da ist vor allem kaum aushaltbarer Druck auf der Brust und schwerstes Atmen) etc. Insgesamt geht das ja jetzt schon 1 1/4 Jahre. Ich merke auch schon seit einiger Zeit, dass ich enorm vergleiche und natürlich KEINE andere bestehen kann vor dieser (vermeintlich) sehr sehr tollen Frau - die sie auch ist, hübsch, sehr natürlich, witzig etc., aber wahrscheinlich nicht SO sehr, wie ich jetzt denke - , die ich, und da könnte ich schreien und heulen darüber, dass es so gekommen ist, wie es kam (Alk., verlorene Kindheit usw.), die ich NIE WOLLTE, als ich hätte können, als wir hätten gut sein können.
Jetzt aber: Gute Nacht zusammen.
23.04.2011 00:32 •
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