Hallo liebe Forenmitglieder,
nach einer Woche des stillen mit lesens habe ich mich dazu entschlossen auch meine Geschichte hier zu erzählen. Eigentlich ist es eine Geschichte die hier schon, zu meinen erstaunen, oft erzählt wurde, aber ich hoffe das ich es durch das Aufschreiben und eventuelle Feedback besser verarbeiten kann. Durch die vielen ähnlichen Fälle habe ich schon sehr viele hilfreiche Tipps und Denkanstöße bekommen, die mir viel Kraft in den dunkelsten Stunden gegeben haben, aber wie gesagt ich will, ich muss es aufschreiben.
Wir haben uns 1994 kennen und lieben gelernt. Sie war 20 und ich war 17. 1998, 2003, 2006 kamen unsere Kinder zur Welt. Keins war geplant, aber alle waren von Anfang an gewollt. Unsere Beziehung war in den ersten 10 Jahren sehr turbulent. Es kam auch zu zwei Trennungen und ich hatte Schwierigkeiten die Verantwortung für meine Familie zu übernehmen. Finanziell hatten wir auch viele Schwierigkeiten, da ich immer der Alleinverdiener war und sie sich um die Kinder gekümmert hat.
2008 zogen wir aus beruflichen Gründen in ein neues Bundesland. Und so mussten wir zum ersten mal auf eigenen Füßen stehen. Also ohne viel Hilfe von der Familie. Es war sehr schwer, aber wir haben es irgendwie geschafft die ganzen Altlasten, die wir durch unsere Sorglosigkeit angehäuft habe, abzutragen.
2012 haben wir geheiratet, aber es war eigentlich nur eine Vernunftentscheidung. Es ging um Versicherung und Steuern. Zu der Zeit habe ich auch angefangen zu spüren das irgendwas nicht stimmt. Meine NF war nie jemand die ihre Gefühle gut zeigen konnte, aber zu der Zeit fing es an das sie sich immer mehr zurückzog, langsam zwar aber stetig. Wir hatten viele Hobbys und Gemeinsamkeiten zusammen, aber irgendwie verloren wir immer mehr. Sie suchte sich immer mehr Sachen die mir nicht gefielen. Wir unternahmen auch immer weniger zusammen und unsere gemeinsame Zeit wurde immer weniger. Ich versuchte Anfangs dagegen zu steuern, aber da ich immer öfters eine Abfuhr bekam resignierte ich irgendwann. Der Frust wuchs ohne ausgesprochen zu werden. Dann kamen ihre körperlichen Beschwerden. Sie klagte über starke Rückenschmerzen, ging von Arzt zu Arzt. Aber keiner konnte wirklich was feststellen. Sie wurde auch immer unstetiger in ihren Hobbys. Basteln, Stricken , Häkeln, Fotografie. Wurde immer unzufriedener. Ich habe versucht sie zu unterstützen, Mut zu machen, zu helfen , aber ich drang nicht wirklich durch. Das frustrierte mich immer mehr bis ich irgendwann nur noch genervt reagierte.
2017 fing sie dann eine Wiedereingliederungsmaßnahme an.Sie hatte sich für den Pflegebereich entschieden und ging förmlich darin auf. Ich freute mich für sie. Für uns. Sie war wie ausgewechselt. Strahlte wieder Lebensfreude und Elan aus. Ich dachte mir, dass es endlich alles wieder gut wird. Wir endlich wieder gemeinsam durchstarten. Uns endlich die Träume erfüllen die wir gemeinsam haben. Es auch S. Uel wieder besser zwischen uns läuft. Einfach alles gut wird.
So kam es auch, unsere Ehe kam wieder in Schwung wir arbeiteten hart daran und es fühlte sich schön an. Die Träume wurden ausgebaut und rückten in greifbare nähe.
Aber dann lies es auf einmal nach. Es kam schleichend, es kam ein gewisser Alltag rein und sie zog sich wieder langsam aber stetig von mir zurück.
Vor knapp 2 Wochen hat mir meine NochFrau, nach langem nachbohren, gestanden, dass sie sich in einen Arbeitskollegen verliebt hat und dadurch festgestellt hat ihre Liebe zu mir einfach nicht mehr reichen würde den Weg gemeinsam fortzusetzen. Seltsamerweise habe ich in dem Moment nichts gespürt weder Wut, Schmerz oder Enttäuschung. Ich fragte sie wie lange sie so schon empfindet und warum sie nichts gesagt hat. Sie sagte mir, dass sie sich vor 5 Monaten verliebt hätte und der andere auch nicht abgeneigt ist. Sie sagte auch, dass sie nicht wusste wie sie es mir sagen soll und mich nicht verletzen wollte. Ich habe sie dann gefragt, ob sie mich mit ihm betrogen hat. Das hat sie verneint, es waren nur viele Gespräche, gelegentliche Verabredungen. Aber dabei hat sie gemerkt,das sie sich immer mehr zu ihm hingezogen gefühlt hat. Ich glaube ihr das. Selbst wenn es eine Lüge ist wäre es jetzt egal.
Der Schmerz kam mit Verzögerung. 48 Stunden später war ich am Boden zerstört und bin es jetzt noch. Es schwappt in Wellen über mich. Mal stark mal weniger stark, aber jedes mal zerreißt es mich ein Stück mehr. Mal bin ich guten Mutes es einfach so wegzustecken, nur um dann wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Durch die ganzen Beiträge hier weiß ich was ich machen muss, es hilft, aber manchmal bin ich so gelähmt vor Schmerz und Enttäschung, dass ich mich einfach nicht mehr bewegen kann. Dann liege ich auf unserer Couch und wünsche mir das mein Herz einfach mit dem schlagen aufhören soll. Zur Zeit kann ich mir einfach nicht vorstellen wie ich mir meine Zukunft ausmalen soll. Mein ganzes Leben habe ich auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet. Ein Luftschloss das jetzt geplatzt ist. Das sage ich ihr aber nicht. Ich bettel nicht und weine nicht vor ihr. Das bin ich mir selbst schuldig.
Jetzt, beim schreiben dieser Zeilen, frage ich mich ob wir jemals so ein gutes Team waren wie wir immer dachten. Haben wir vielleicht alles nur gemacht damit die Kinder ein sicheres und liebevolles zuhause haben? Wäre es unweigerlich auf den jetzigen Zustand hingelaufen? Ich weiß es nicht und werde es auch niemals herausfinden. Ich muss es schaffen diese Fragen zu vergessen.
Ich hoffe das meine Geschichte einigermaßen verständlich ist und danke jedem der bis hierhin durchgehalten hat.
13.07.2020 11:29 •
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