Liebe Wilde Flocke, liebe Shannon und Ihr alle anderen,
ich danke Euch für Eure Einschätzungen der Lage und Eure Ratschläge, die Ihr mir gebt.
Ich habe gestern nacht mit zwei guten Bekannten über diese Geschichte gesprochen. Eine tendiert zu Deiner Meinung, Shannon, die andere sagt, ich solle doch einfach erstmal seine Hilfe in Anspruch nehmen und schauen, wie das laufen kann und was passiert.
Ich selbst weiss immer noch nicht mehr als gestern. Habe jetzt erstmal ein paar Stunden geschlafen. Er hat mich gestern abend spät auch noch einmal angerufen und gefragt, ob ich seine Hilfe nicht wirklich annehmen möchte.
Wenn einer von Euch bei diesem ganzen Szenario gestern dabei gewesen wäre, Ihr wüsstet und könntet nachempfinden, wie ich mich gerade fühle.
Er hat soviel geweint, immer wieder gesagt, dass er mich doch liebt, aber einfach Angst hat vor einem Neuanfang. Dann ist er zum Auto gegangen, weil er mir etwas holen wollte und kam zurück mit einem Glücksbringer, den ihm seine Nichte einmal geschenkt hat. Niemand von Euch kann nachfühlen, welch grosse Geste das von ihm war. Ich weiss das, weil ich weiss, wie wichtig ihm immer dieser Glücksbringer war, gerade weil er von seiner Nichte ist. Und den schenkt er mir !?
Dann seine Aussage, dass er sich wünscht, wieder mit meinem Sohn und mir zusammen leben zu können und dass ich ihm bitte glauben möge, dass er das wirklich denkt.
Das ist alles so zwiespältig.
Einige Zeit danach erzählt er mir dann zum ersten Mal davon, was wirklich zwischen ihm und der anderen Frau ist. Etwas, was ich seit der Trennung geahnt habe. Ihn immer wieder darauf angesprochen habe und ihn gebeten habe, mir hier die Wahrheit zu sagen, weil ich dann endlich etwas fassbares habe, wogegen ich mich nicht imstande sehe, anzukämpfen. Ich habe ihm auch gesagt, wenn er mir das viel früher gesagt hätte, dann hätte ich ihm doch längst seine Ruhe gegeben, um die er immer so sehr gebeten hat. Ich habe doch die ganze Zeit immer nach etwas fassbarem gesucht, auch wenn ich weiss, dass es zu der näheren Beziehung zu der anderen nie gekommen wäre, wenn zwischen uns alles gut gelaufen wäre. Und dass es das nicht ist, wussten wir ja, weil wir ja 5 Wochen vor der Trennung schon einmal eine Krisenzeit hatten, in der wir dann eine Paartherapie begonnen hatten, wo wir ganze zwei mal waren. Drei Tage vor dem 2. Mal hat er die andere nach vielen Jahren wiedergetroffen. Die waren zusammen in der Schule. Und nach dem 2. Gespräch bei der Paartherapie hat er ja auch die Beziehung beendet. Ich habe das von Anfang an alles in Zusammenhang gebracht und wusste auch,d Ar. ich mich da nicht täusche und wusste es gibt da jemanden neuen in seinem Leben. Er hat es wie gesagt immer wieder bestritten. Gestern hat er mir gesagt, dass er doch gar nicht wollte, dass sich da mehr entwickelt. Sie hätte ihm zu Anfang einfach sehr gut getan und tut es heute noch. Dass daraus mehr wird, hat er eigentlich nie beabsichtigt. Deshalb hat er wohl auch nie etwas gesagt. Ich denke auch, dass sie selbst ihre Beziehung immer noch nicht beendet hat und ihr Freund immer noch nichts weiss.
Ich schreibe das jetzt, weil ich meine Gedanken ordnen muss. Obwohl ich auch weiss, dass ich meine Gedanken nicht auf die andere Frau fixieren darf.
Ich habe gestern in unserem Gespräch sehr stark gespürt, dass seine Liebe mir gehört. Ob nun andere Frau oder nicht. Er liebt mich immer noch sehr und sagt auch, dass er nicht weiss, warum seine Gefühle zu mir so stark seien und seine Angst trotzdem überwiegt und es ihm nicht ermöglicht, einen Neuanfang zu wagen. Er hat in den ganzen 5 Monaten mindestens 3 Mal ernsthaft daran gedacht zurückzukommen. Hat mich sogar angerufen und mir das gesagt. Zuletzt im August. Letztendlich hat er immer wieder davon Abstand genommen , weil seine Angst zu gross war.
Und das unglaubliche ist, dass wir immer noch - so wie das immer war - furchtbar offen und gut miteinander reden können, uns supernahe sind, stundenlang zusammen lachen können, wenn die Situation gerade nicht so verfahren wäre, aber selbst da können wir noch zusammen lachen. Haben wir gestern auch mehrfach getan.
Das ist alles so paradox.
Ich von mir selbst, weiss nicht mehr, was ich über alles denken soll. Mein Gefühl sagt mir, dass ich auf jeden Fall noch einmal einen Neuanfang mit ihm versuchen möchte. Wir hätten inzwischen durch alles geschehene viel bessere und festere Voraussetzungen. Sind uns durch die Trennung viel näher gekommen als vorher - so unglaublich das klingen mag. Können uns zum ersten Mal glaube ich gegenseitig richtig gut verstehen.
Und wenn es mir nicht selbst passiert wäre, ich würde es nicht glauben. Aber als er mir gestern gegenüber sass, habe ich nichts anderes mehr gespürt, ausser seiner ganz tiefen Liebe zu mir und hätte ich gestern gesagt, ich komme mit zu Dir, er hätte mich mitgenommen und wir hätten es neu versucht. Ich habe das nicht getan aus der gleichen Angst heraus, die er auch hat. Weil ich Angst habe, ihm zu vertrauen und morgen festzustellen, dass seine Angst auch immer noch viel zu gross ist und wir so keine Basis haben.
Er möchte jetzt auch eine Therapie machen, hat auch vorgeschlagen, dass wir uns mit einem neutralen Menschen zusammen setzen und schauen, wie wir seine Art der Hilfe umsetzen können und ob das so gehen kann.
Und bei allem was ich hier schreibe, kommt mir wieder in Erinnerung, dass er immer wenn ich mich gerade ein bisschen von ihm lösen konnte, es mir für 2-3 Tage mal besser ging, er wieder ein paar Schritte auf mich zugemacht hat und mir damit neue Hoffnung gemacht hat - unbewusst, sicher nicht beabsichtigt.
Viele würden das auch Warmhalten nennen. Aber das möchte ich ihm nicht unterstellen, weil ich weiss, dass er nicht so ein Mensch ist. Er ist immer noch ein total lieber, emotionaler, einfühlsamer und hilfsbereiter Mensch. Auch wenn er versucht, dagegen anzukämpfen, um sich selbst zu schützen. Daher weiss ich, dass er das niemals in der Absicht des Warmhaltens gemacht hätte.
Eine Freundin von mir, mit der ich gestern wie gesagt gesprochen habe, sagte, ich solle doch einfach alles auf mich zukommen lassen. Seine Art der Hilfe annehmen und dass er mir die sicher nicht geben würde, nur weil er so hilfsbereit ist sondern weil er einfach noch sehr viele tiefe Gefühle zu mir hat und nicht weiss, wo er selbst gerade steht. Und dass ich schauen soll, was die Zeit bringt mit dieser Hilfe, die dann so aussähe, dass wir uns regelmässig und oft sehen, viel miteinander unternehmen, er immer für mich da ist, wenn ich mit ihm sprechen möchte und gleichzeitig weiss er auch, dass er damit vielleicht riskiert, dass er die neue Frau verliert, weil sie das nicht akzeptieren könnte/würde, was ich durchaus verstehen kann.
Ich sehe einfach immer mehr, dass einer von uns allen dreien in dem ganzen Spiel irgendwann zwangsläufig den kürzeren ziehen würde und das so auf Dauer nicht weitergehen kann. Andererseits möchte ich ihn jetzt mit seinem Angebot auch nicht zurückstossen. Vielleicht weil ich Angst habe, ihn dann ganz zu verlieren. Genau soviel Angst habe ich aber auch, wenn ich mich auf sein Angebot einlasse und aber weiss, dass mir das viel Kraft abverlangen wird, die ich gar nicht habe.
Und somit bin ich keinen Schritt weiter in meiner Entscheidungsfindung und in meinen Gedankenspielen. Letztendlich glaube ich müsste ich sowieso einfach erstmal vielleicht sein Angebot annehmen und so geduldig sein, um abzuwarten, was geschieht und was sich entwickelt.
Aber wissen tue ich auch das nicht!
Liebe Grüsse
Eine zunehmend verwirrte
Jacki