Je älter ich werde, umso mehr machen mir Trennungen zu schaffen.
Weisst Du, meine erster Mann war ein egoistisches Einzelkind. Aber er sah gut aus, war ein Frauenschwarm und ich habe ihn erobert. Aber entschieden für ihn habe ich mich aus einem anderen Grund. Er wurde mir von einer Freundin gezeigt und sie sagte, er sei arm, weil er Epilepsie hat. Hm, ich hatte das in der Pubertät auch mal und dachte mir, aber deswegen ist man doch nicht arm!
Und schon hatte mich sein Schicksal gefangen. Durch seine Krankheit und Unzulänglichkeiten konnte ich mich so schön von mir selbst entfernen. Ja das gestehe ich mir heute ein...
Wir heirateten und ich war stolz. gleichzeitig kam mir der Gedanke: Ihr müsst mich nicht beneiden, ist kein einfaches Leben mit ihm.
das hätte ich aber nie zugegen.
Nach der perfekten Hochzeit kam ein behindertes Kind zur Welt. Eine Welt brach für mich zusammen. Ich wollte ein gesundes Kind, war das zu viel verlangt vom Schicksal? Wo war mein Traum von vater, Mutter und zwei Kinder? ich hatte schon einen Mann, auf den ich mich nicht 100%ig verlassen konnte, der hilflos war. Und der mich mit dem Kind allein ließ. Nein, verlassen hat er mich nicht körperlich. Aber die Verantwortung trug ich allein.
Ich war kurz davor, Sarah und mich umzubringen. Hatte das schon genau geplant. Meine Mutter hat das wohl gespürt und ist voll eingesprungen. Sie hat mir Sarah so oft es ging abgenommen, ich begann mit einer Therapie. Ich hatte das Gefühl, meine Mutter kümmerte sich so sehr um die kleine und wollte damit ihr feheln bei mir wettmachen. Unbewusst.
Ich fühlte mich so oft wertlos, weil ich sie nicht richtig annehmen konnte. Ich dachte mir manchmal, Sarah sei so etwas wie eine Strafe Gottes.
Sarah wurde knapp drei Jahre alt. Bei ihrem Tod habe ich mir für alles bei ihr entschuldigt. Dass ich ungerecht war zu ihr und damit gehadert hatte, dass sie behindert war. Es war eine schlimme Zeit gewesen.
Als wenn das nicht genug wäre, wurde bei meiner nächsten Schwangerschaft das Down Syndrom feastgestellt. Ich konnte dieses Kind, wieder ein Mädchen, nicht austragen. Ich musste das Kind in der 18. Woche zur Welt bringen. Wehenfördernde Mittel haben nicht gleich angeschlagen. Mein Mann ging also nach Hause. Dann setzten nachts die wehen ein. Ich versuchte verzweifelt, ihn zu erreichen. Er ging nicht ans Telefon. Obwohl er wusste, dass ich im Krankenhaus liege. Ich brachte das Kind allein zur Welt, niemand war da und wäre am liebsten gestorben. Jetzt. wo ich das schreibe, kommen mir die Tränen. Ich habe das wohl nie wirklich verarbeitet...
Dann kamen die Meldungen der Verwandten, Du kannst keine (gesunden) Kinder kriegen. Unsere Ehe war beim Teufel, zuletzt hat mein Exmann in unserem gemeinsamen Urlaub eine Affäre mit einer Frau gehabt. Während ich im Hotelzimmer schlief.
Ich habe mich getrennt, tat weh, weil er schon einen Tag später eine Neue hatte. Aber nach einiger Zeit des Trennungsschmerzes über das Aus eines Lebenstraumes begann ich wieder nach vorne zu schauen.
Ich verliebte mich in einen guten Freund. Zu Beginn war es nicht Liebe, einfach nur ein gutes Gefühl. Er war so ein sensibler Typ. Das Gegenteil von meinem Exmann. Und er machte mir immer wieder klar, dass mein Ex die Schuld trage und er sich immer gewundert hat, was mich bei dem gehalten hat.
Mit 28 tickte meine biologische Uhr noch immer und so bekamen wir ein Kind. Eine Tochter. Das Glück war unbeschreiblich. Bald stellte sich heraus, dass mein Lebenspartner nur auf dem Papier studierte und eigentlich sein Studentenjob die einzige Perspektive war. Den verlor er dann auch und so ging ich wieder arbeiten. Ich war ja immer so fleißig und vernünftig...
Fünf Jahre später, zu einem Zeitpunkt, wo ich schon oft unzufrieden und unglücklich war, kam dann unser Sohn zur Welt. Und dieses kleine Wesen hielt mir den Spiegel vor. Er war als Säugling unglücklich, unzufrieden, schrie so viel.. Schon nach acht Monaten musste ich wieder vollzeit arbeiten, weil uns das Geld ausging. Ich habe nur noch funktioniert, um das Rad 'Familie, Mann, Frau, 2 Kinder, Haus' aufrecht zu halten. Mein LP lebte immer mehr sein Leben, ohne Rücksicht auf mich oder die Kinder. Als ich nicht mehr konnte tauschte er mich aus, gegen eine Frau, mit der er sich Kinder wünschte und die er nach drei Monaten heiratete.
Das war wohl der herbste Schlag in meinen Leben. Ausgetauscht werden, am Boden sein. Da trat er auch noch schön nach mir, verjagte mich und die Kinder aus seinem Haus.
Weißt Du, ich will kein Mitleid. Weil das würde ja heißen, dass Du mit mir LEIDEST. Aber ich hätte mir ein bisschen Verständnis gewünscht.