11

Es muss anders werden!

H
Hallo ihr Lieben,

bisher habe ich hier nur gelesen, nun schreibe ich das erste Mal selbst. Ich habe lange, lange, lange in vielen Foren gelesen und verarbeitet und mit Therapeuten gesprochen.

Das Ergebnis der letzten Jahre: ich komme aus einer Beziehung mit einem passiv aggressiven Narzissten und habe selbst eine Abhängigkeitsstörung. Meine Eltern sind geschieden, mein Mutter warf mir Zeit meines Lebens vor, ich sei wie mein Vater setzte mich mit 18 vor die Tür. Solange ich in der Ausbildung war, bekam ich das Kindergeld und die Miete für ein WG Zimmer überwiesen, dies wurde mit dem Tag der Prüfung beides eingestellt. Zu beiden meinen Eltern habe ich keine Kontakt mehr.

Soviel zu meiner Vorgeschichte. Seit ich mich erinnern kann, habe ich Angst vor fast allem. Angst Menschen zu verlieren, Angst nicht gemocht zu werden, Angst Dinge falsch zu machen. Ich weiss häufig gar nicht, was ich eigentlich möchte, weil ich gar nicht darüber nachdenke. Ich denke, es wird sowieso nicht passieren. Ich bin wie gelähmt.

Ich dachte, Dinge sind nichts wert, wenn ich nicht extra hart dafür gekämpft habe. Ich habe es geschafft, mit den unmöglichsten Menschen Beziehungen zu führen, obwohl für mich dabei wenig bis nichts zurück kam.

Vor fast vier Jahren habe ich mich in meinen letzten Freund verliebt. Bis dahin hatte ich niemals mit Narzissten zu tun, die letzten vier Jahre waren ein wahrer Horror, die schlimmste Zeit meines Lebens. Nach der ersten Verliebtheitsphase, kamen Dinge zum Vorschein, bei denen ich hätte weglaufen müssen und sollen. Alk., Schulden, andere Frauen. Aber nein, ich wollte ihn nicht verlieren, ich wollte es schaffen. Ich war blind und krank. Ich hatte so viel darein investiert, ich konnte nicht einfach aufgeben. Wenn ich mich nur genug änderte und weniger und weniger verlangte, dann würde es schon gehen. Ich habe meine Zeit gegeben, meine Liebe, mein Geld, meine Freunde vernachlässigt, ich habe geweint und um Liebe gebettelt. Bekommen habe ich häppchenweise Neutralität. Neutralität und Sachlichkeit waren meine Liebe. Den Rest der Zeit wurde ich entweder angeschrien oder ignoriert. Einmal sagte er, er würde mich am liebsten umbringen. Was passiert dann in mir? Ich weinte bitterlich und hoffte, wenn ich nur lieb genug bittete, und wartete, mich unsichtbar und klein machte, dass er wieder neutral werden würde.

Ich ging heimlich über ein paar Wochen zu einer Frauenberatungsstelle und sprach dort mit einer Psychologin. Sie sagte mir, dass ich ihn immer wieder entschuldigen würde und mein inneres Mass verloren hätte, was richtig und was falsch wäre. Ich schaffte es, mich zu trennen.

Ich war fertig mit der Welt und brach zusammen, aber ich war dabei mich zu erholen. 9 Tage später hatte er eine Neue, die stolz präsentiert wurde in unserem Freundeskreis. Sie wurde vorgestellt mit den Worten, sie wird eine gute Mutter für unsere Kinder sein. Ich brach zusammen, ich wusste nicht, wie mir geschah. Sowas kannte ich nicht, ich dachte, ich hätte ihm etwas bedeutet und jeder von uns würde erst mal die Trennung verarbeiten. Es folgte das schlimmste Horrorjahr meines Lebens. Ich ging täglich 8-9 Stunden arbeiten, er arbeitete nicht. Er feierte die Nächte durch, brauchte sein Erspartes auf und eine Frau folgte auf die nächste. Er war bei Tinder und bei reinen S.xforen im Internet, postete seine Feiern bei facebook. Ich wusste nichts davon wie man mit sowas umgeht, in der Zeit war ich ein wahrlich gebrochener Mensch. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Er hatte mir nach der Trennung Freundschaft angeboten, die ich annahm. Ich habe alle Fehler gemacht, die man machen konnte. Alle. Ich habe mir selbst das Leben zur Hölle gemacht. Er kam von Prost. und ich kochte danach für ihn Abendessen. Er sagte mir, ich habe keinen Status und kein Anrecht auf mehr. Entweder könnte ich das annehmen, oder ich könnte es lassen.

In der Zwischenzeit hatte ich es geschafft, aus der alten Wohnung umzuziehen in eine Neue Wohnung. Ich konnte wenigstens anfangen nachts wieder zu schlafen, die alten Erinnerungen an meine Erniedrigungen blieben dort zurück. Seltsamer Weise arrangierte ich mich mit diesen Frauen. Denn sie blieben nicht. Kaum etwas in seinem Leben blieb. Alles war unglaublich toll und nach 6 Wochen wieder vorbei. Das gab mir Sicherheit, dass ich blieb, auch wenn es keine Beziehung mehr war. Ich hatte ihn wieder, wenn auch anders. Ich dachte, ich bin besser als die anderen. Wir konnten reden, die anderen hatten nur S..

Ich fing an mit Freundinnen Urlaub zu machen und wurde wieder etwas sicherer. In der Zwischenzeit hatte ich unglaublich viel gelesen zu den Themen und vieles verstanden. Ich stelle ihn vor die Wahl, entweder wir würden eine Beziehung auf Augenhöhe führen, oder ich würde den Kontakt abbrechen. Er weigerte sich, ich leitete die Kontaktsperre ein. Ich unterbrache sie nach einigen Tagen, da ich Angst hatte, ihn zu verlieren. Wir lebten Monate in einem Zustand wir testen ob es geht, ohne dass sich einer von uns festlegen musste. Er musste mich nirgendwo mit hinnehmen, sich zu nichts committen. Ich denke er hat in der Zeit weiterhin andere Frauen getroffen, aber es war mir egal, da ich wusste, wie es bei ihm abläuft. In ein paar Wochen werden sie wieder weg sein. Wir stellten fest, dass wir nicht weiterkamen und der Versuch wurde offiziell als gescheitert erklärt. Ein paar Monate später, der nächste Versuch. Er schlug eine Paartherapie vor. Ich war eher dagegen, da ich dachte, ich hätte wirklich alles zu dem Thema gelesen. Ich hatte auch Angst, was dabei rauskommt. Man muss auch bereit sein, ein offizielles Scheitern zu akzeptieren, wenn man sich darauf einlässt. Das wollte ich nicht. Trotzdem ging ich mit. Die Therapeutin sagte, sie wäre der Meinung er hätte viel für mich zu geben. Ich solle ihn nicht drängen. Es folgten 4 schöne Wochen. Er war in der Zeit im Urlaub, ich war mit einer Freundin im Urlaub. Die Kommunkation in der Zeit war liebevoll und harmonisch. Ich dachte, es bringt wirklich etwas. Ich war glücklich. Bis letzten Samstag. Wir sahen uns jeden Tag, kuschelten, machten Pläne. Noch an dem Tag machte er Pläne. Wir gingen über die Strasse und aus dem Nichts schubste er mich auf die Strasse und sagte mir, er habe ein Buch gelesen, in dem es darum ging, dass man nicht immer nett sein müsse. Er wäre immer nur für mich nett gewesen, er sei sich jetzt zu 100% sicher, dass er mich nie geliebt habe. Er habe das Buch gelesen, während ich im Urlaub gewesen sei. In dieser Minute sei es ihm klar geworden.

Ich drehte mich um und ging.

Es ist das erste Mal, dass ich ihn mit den Augen sehe, wie ich ihn sehen sollte. Als gescheiterten Meschen, der in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität verloren hat. Seine Optik war sein Kapital und die hat gelitten. Er hat den Zenit überschritten. Ich war in all den Jahren nicht bereit für jemand anderen. Ich habe seit Jahren niemand anderen mehr umarmt oder geküsst. Ich war ihm treu ergeben.

Ich bin bereit zu gehen und ich fühle, dass ich langsam bereit bin für etwas Neues, das mir selbst gut tut. Erstmalig. Davor habe ich wahnsinnige Angst und deshalb schreibe ich hier. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen oder wir können uns gegenseitig helfen. Ich habe ihn bereits bei facebook gelöscht. Ich möchte das alles nicht noch mal erleben. Ich habe Panik. Ich habe Angst, was er jetzt wieder tut. Dinge, die er für mich niemals bereit war zu tun. Heiraten, Kinder, Familie.

Es ist so unglaublich erniedrigend sich vorzustellen, dass alles das jetzt mit jemand anderem passieren könnte, was ich mir immer von Herzen gewünscht, aber nie von ihm bekommen habe.

Ich will nicht daran denken, ich will mir ein eigenes, glückliches Leben aufbauen.

Ich will selbst agieren und stark sein und nicht immer wieder nur auf diesen einen Menschen reagieren. Es muss mir verdammt noch mal egal sein, wie viel Energie ich dort reingesteckt habe.

Verängstigte und dennoch entschlossene Grüße,
hlf26

PS. Ist es nicht absurd, ich habe seit Tagen nichts gehört von ihm. Seine letzen Worte waren, er ist bereit für ein neues Leben und freut sich darauf. Nun schreibt er mir in dieser Minute, er war beim Friseur, geht zum Sport und macht Diät. Für mich hat er nichts von alledem getan in den letzten Monaten. Ich denke er will wieder Vollgas geben in Sachen Frauen. Dann kann ich seine Optik war sein Kapital wohl in seine Optik ist sein Kapital umändern. Verdammt, ich will das alles nicht wissen! Ich will ich sein! Ich weiss dass ich gut bin

19.12.2015 11:58 • x 2 #1


KleineKatze
Hallo hlf26,

Als ich deinen Text gelesen habe, habe ich versucht mich in dich hinein zu versetzen und wie schrecklich das alles gewesen sein muss...und ich konnte es nicht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was du alles durch gemacht hast. Es tut mir unglaublich leid für dich, deswegen fühle dich erstmal ganz fest in den Arm genommen .

Dein Ex-Freund ist ein Mensch, den ich gar nicht mit Worten beschreiben kann. So etwas hast du nicht verdient. So etwas hat niemand verdient. Er gehört ganz dringend in Behandlung.
Sei froh, dass du ihn los bist und bleib stark. Geh NIE WIEDER zurück zu diesem Menschen.

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er in der Lage ist, eine vernünftige Beziehung aufzubauen. Ich finde es gerade zu lächerlich von ihm zu sagen, dass diese Buch sein Leben verändert hat. Ein solcher Mensch ändert sich nicht von heute auf morgen. Die nächste Frau wird genauso auf die Nase fliegen, wie du auch und sie tut mir jetzt schon leid.

Warum er dir schreibt? In meinen Augen sucht er die Anerkennung von dir. Er fühlt sich nur gut, wenn er jemanden hat, dem er all seine ach so toooollen Veränderungen und sein soooo tolles Leben erzählen kann. Er will sehen, wie sehr du leidest und an ihm hängst.
Gib ihm das nicht, sei stark. Antworte ein letztes Mal, dass dich das alles nicht Interessiert und das er es bitte unterlassen soll, dich mit solchen Dingen zu nerven. Und blocke ihn. Überall.

Ich weiß, mein Beitrag ist jetzt nicht gerade das gelbe vom Ei, denn ich bin noch immer etwas geschockt darüber, was du geschrieben hast, aber ich wollte dir trotzdem Antworten.

19.12.2015 17:57 • #2


A


Es muss anders werden!

x 3


H
Hallo KleineKatze,

danke für deine Antwort es ist so komplex, dass es darauf auch nicht einfach ist, zu antworten. Und mir ist auch bewusst, dass ich selbst es war, die zugelassen hat, dass es so weit gekommen ist. Gesunde Menschen hätten das sicher nicht mitgemacht.

Dennoch würde es mich wundern, wenn er wirklich langfristig glücklich werden würde. Es gibt keinen roten Faden in seinem Leben. Das muss ich mir immer wieder vor Augen halten. Selbst wenn er morgen heiratet und ein Kind zeugt, heisst das ja nicht, dass er deswegen in 10 Jahren noch glücklich verheiratet ist.

Und selbst wenn er es ist, ist er nicht belastbar und so ein Mensch würde mich auch nicht glücklich machen. Der beim kleinsten bisschen Stress ein Drama macht und entweder trinkt, wegläuft oder Fast Food zu sich nimmt. Er arbeitet als Selbständiger gerade so viel, dass er selbst davon leben kann. In jungen Jahren geht das ja noch, aber er hat keinerlei Rücklagen oder Investitionen. Er baut darauf, dass er irgendwann erbt. Aber auch das muss mir egal sein, solche Typen schaffen es auch, am Ende reich zu heiraten und sich ins gemachte Nest zu setzen. Lieber gar nicht dran denken..

Liebe Grüsse

19.12.2015 19:24 • #3


E
Zitat von hlf26:
Hallo ihr Lieben,

Ich will ich sein! Ich weiss dass ich gut bin


Hallo,

im Prinzip hast Du damit alles gesagt. Das musst Du dir vor Augen halten. Ich glaube nicht, dass Du ihn ernsthaft wiederhaben willst....Du weisst ja, dass er Dir nie geben kann, was Du brauchst...block ihn(auch in Whatsapp) dann kann er Dich auch nicht snschreiben...er wollte damit eh nur testen, ob er Dich ins Schlingern bringen kann...

Lass ihn nie wieder in Dein Leben....

LG Alex

19.12.2015 19:35 • #4


H
Hallo Alex,

ganz so leicht ist es leider auch nicht vielleicht wäre es leichter mit einer eigenen, funktionierenden Familie oder vielleicht wäre es dann auch nie soweit gekommen. Aber so bin ich ganz komplett alleine. Ich weiss, dass er nicht gut für mich ist und gehe dessen überzeugt ins Bett. Dann liege ich wach bis 2 Uhr morgens und wache um 5 Uhr wieder auf. So geht es seit Jahren. Wenn er neben mir liegt, dann schlafe ich 10 Stunden. In solchen Momenten will ich ihn wieder haben, damit es mir gut geht. Ich will ihm von meinem Tag erzählen und ich will auch vor allem, dass mir jemand von seinem Tag erzählt. Jemand alleine ist leider nicht irgendwer, mit Freundinnen ist es nett, aber nicht mehr. Jemand sollte mein Partner sein. Das ist der springende Punkt. Es ist niemand neues in Sicht um von ihm loszukommen... Früher habe ich sehr leicht Männer kennengelernt; inzwischen schaue ich sehr genau hin und bin sehr misstrauisch. Ich bin verängstigt und müde. Und so verhalte ich mich und das strahle ich auch aus. Er hingegen geniesst das Leben in vollen Zügen...

LG hlf26

20.12.2015 08:43 • #5


E
Hallo,

ich glaube Du verrennst Dich da etwas. Das Problem ist ja, dass es Dir mit Ihm auch nicht gutgeht. Einzig weil Du nicht alleine sein möchtest hängst Du an Ihm und möchtest dass er zurück kommt. Selbst wenn da Jemand Neues wäre, würde das doch auch im Unglück enden,solange Du nicht mit Dir selbst im Reinen bist.

Finde Dich selbst wieder und es wird Dich Jemand finden...

LG Alex

20.12.2015 09:31 • x 1 #6


J
Liebe hlf26,

das ist wirklich schlimm, was du mitmachen musstest, fühl dich auch von mir gedückt! Bitte rede dir nicht ein, du wärst nicht gesund. Wir haben - glaube ich - alle unsere irrationalen Ideen, wie z.B., dass wir etwas leisten müssen, um geliebt zu werden oder untergehen, wenn diese Person uns verlässt. Und ich glaube, wir können die Ideen aufgeben und bessere finden. Schon, dass du merkst, dass du stärker wirst, und stärker geworden bist, ist sehr wertvoll. Ich hoffe, du kannst das behalten und weiter entwickeln!
Ich selbst hatte das Glück, aus so einem Verhalten herauszukommen, und auch wenn das kein Patentrezept ist, mir hat es geholfen, nur mein Verhalten nach klaren Regeln zu verändern, und dann haben sich meine Überzeugungen angepasst. Es ist nunmal so: Wenn man bereit ist, weniger in Kauf zu nehmen, bekommt man auch weniger. Wenn man mehr verlangt, kommt mehr zurück. Und wenn man mal gespürt hat, dass es funktioniert, wird es leichter!
Gut, dass du deine Grenzen festgelegt hast! Ab jetzt wird es immer leichter werden (wenn auch in Wellen, mit Rückschlägen). Aber irgendwann wirst du auf ihn zurück blicken können und nicht mehr leiden bei dem Gedanken, er könnte heiraten. Er wird dir vielleicht leid tun, weil er so wenig Gutes für sich tun kann und vielleicht wirst du dich irgendwann sogar für ihn freuen können, wenn ihm das doch gelingt. Wenn du es schaffst, respektloses Verhalten dir gegenüber nicht mehr zuzulassen, wird dir viel mehr Gutes bevorstehen, auch wenn das jetzt noch nicht vorstellbar ist.
Alles Gute!

20.12.2015 16:12 • #7


H
Hallo Juli276,

vielen Dank für deine lieben Worte. Da ist sicherlich etwas dran und ich denke, auch so umsetzbar. Das Problem ist leider, dass der Verstand oft weiss, was richtig ist, das Herz aber nicht mitmac

Wahrscheinlich muss ich mich wirklich ganz stumpf umstellen. So wie ich Sport in den Kalender eintrage, weil ich sonst nicht gehe. Wenn die Routine erst mal da ist, dann wird es mit der Zeit hoffentlich zur Gewohnheit und man macht einfach.

Ich finde es schlimm, mich zwingen zu müssen. Wie eine Diät oder sowas. Das ist schade. Es wäre so schön, wenn es anders gehen würde, aber anders werde ich wohl nur weiter und weiter leiden.....

Ich werde versuchen, die Respektlosigkeiten in meinem Umfeld (weiter) einzuschränken. Bei meiner Mutter musste ich seinerzeit leider alles ertragen, da ich als Kind abhängig von ihr war. Inzwischen bin ich erwachsen, von ihm bin ich zum Glück nicht abhängig. Ich wohne alleine und verdiene mein eigenes Geld.

Das einzige, was mich immer wieder abhält, ist die Angst vor totaler Einsamkeit....

LG, hlf26

20.12.2015 17:24 • #8


E
Liebe hlf26,

deine Beiträge sind mir sehr nah gegangen und es fällt mir (leider) nicht schwer, all das nachzuempfinden. Auch ich habe früher sehr schlecht mit mir umgehen lassen.
Vorweg möchte ich dir sagen, dass ich einen sehr guten Eindruck von dir habe. Du scheinst eine intelligente, reflektierte und feinsinnige Frau zu sein. Ich glaube wirklich, dass Du das Potential hast, dich aus dieser Abhängigkeit heraus zu entwickeln. Das braucht leider etwas Geduld.

Zitat:
Wahrscheinlich muss ich mich wirklich ganz stumpf umstellen. So wie ich Sport in den Kalender eintrage, weil ich sonst nicht gehe. Wenn die Routine erst mal da ist, dann wird es mit der Zeit hoffentlich zur Gewohnheit und man macht einfach.

Ich finde es schlimm, mich zwingen zu müssen. Wie eine Diät oder sowas. Das ist schade. Es wäre so schön, wenn es anders gehen würde, aber anders werde ich wohl nur weiter und weiter leiden.....


Ich weiß ganz genau, wie sich das anfühlt, nämlich wie bloßes Durchhalten und am Anfang ist es das auch. Allerdings wirst Du durch deine Konsequenz, die tatsächlich mit dem Kopf und nicht mit dem Herzen voran beginnt, neue Erfahrungen mit dir selbst machen. Du wirst daran wachsen und auch dich selbst anders empfinden. Das kann man eben nicht in der Theorie vorwegnehmen. Aber nach der Durchhaltephase wirst Du dich entwickeln und nicht immer genau so weiter fühlen, wie Du es momentan tust. Nehmen wir als Beispiel mal ein anderes Extrem- eine schwere Dr.ogensucht. Ein Mensch, der sich tagtäglich, Jahr ein, Jahr aus mit Dro,gen zuballert, der ist nicht mehr Geistesgegenwärtig, seine gesante Wahrnehmung ist extrem eingeschränkt. Im Inneren, sowie im Äußeren entgeht ihm wahnsinnig viel. Er kann es nicht mehr sehen, fühlen, hören....
Und ganz ähnlich ist es bei einer starken emotionalen Abhängigkeit. Dein Weltbild, deine Selbstwahrnehmung, auch deine Möglichkeiten, sind massiv betäubt, eingeschränkt. Du siehst alles als hättest Du Scheuklappen auf. Dein Blick ist nur auf diesen Mann gerichtet, dein Glück und Unglück vermeitlich von ihm abhängig. Irgendwann wirst Du erkennen, dass das eine Illusion war. Und Du wirst noch viel mehr erkennen.
Es wird dich sehr stark machen, unabhängig von einem Mann lernen zu müssen, z.B. alleine friedlich einschlafen zu können. Diese Rrfahrung wird dich unabhängiger von anderen Menschen machen.

Lies dir vielleicht noch einmal Julis Beitrag durch. Er enthält sehr viel wahres...Ich kann dem allen nur zustimmen.
Ich selbst musste 40. Jahre alt werden, um destruktive Beziehungsmuster aufzugeben und endlich Ja zur Liebe zu sagen. Denn derartige Beziehungen sind eine Weigerung, sich lieben zu lassen, auch wenn alles in einem förmlich nach Liebe schreit.
Ich habe damals gegen alle inneren Hindernisse klipp und klar Nein zu so etwas kaputtem gesagt. Ich schwor mir, mich jedem Menschen zu entziehen, der nur ansatzweise schlecht mit mir umgeht und verbot mir jede psychologische Entschuldigung wie diese Er tut es ja nur weil er eine schwere Kindheit hatte... Außerdem achtete ich darauf, dass ich mich nicht in Zukunftsträumerein verliere Eines fernen Tages wird er sich ändern.... Entgegen aller Sehnsucht in mir, habe ich nicht mehr auf irgend jemanden gewartet. Und siehe da, es ging mir zunehmend besser und je besser es mir ging, desto mehr bestärkte es mich darin, noch konsequenter zu sein...Wer mich einmal heftig kränkt, ist raus, mag er ansonsten noch so wundervoll sein....
Je mehr Du dich selbst respektierst und Ernst nimmst, desto mehr Menschen werden dir auch Respekt entgegen bringen. Nach ungefähr einem Jahr des Trainings merkte ich, wie sehr ich mich verändert hatte...Und ich merkte zudem er so nebenbei, dass ich gar nicht mehr das Gefühl hatte, jemanden zu brauchen. Vorher dachte ich wie Du....aber das war ein Irrtum. Auch ich habe keine Familie...und es geht mittlerweile auch wunderbar ohne...Mein kleines Privat-happy-End: die Menschen scheinen es zu erschnuppern- mir begegnen inziwschen nur noch Menschen, die so liebevoll mit mir umgehen, dass ich es kaum glauben kann.
Bleibe bei Deiner Entscheidung. Ich lese heraus, dass Du auf der absolut richtigen Fährte bist. Die Unsicherheiten und Einbrüche gehören dazu. Lass dich dadurch nicht verunsichern.

Zitat:
Und selbst wenn er es ist, ist er nicht belastbar und so ein Mensch würde mich auch nicht glücklich machen. Der beim kleinsten bisschen Stress ein Drama macht und entweder trinkt, wegläuft oder Fast Food zu sich nimmt. Er arbeitet als Selbständiger gerade so viel, dass er selbst davon leben kann. In jungen Jahren geht das ja noch, aber er hat keinerlei Rücklagen oder Investitionen. Er baut darauf, dass er irgendwann erbt. Aber auch das muss mir egal sein, solche Typen schaffen es auch, am Ende reich zu heiraten und sich ins gemachte Nest zu setzen. Lieber gar nicht dran denken..


Genau, er würde dich nicht glücklich machen. Es ist sehr egsund, dass Du langsam nach deinen Bedürfnissen fragst. Wie es ihm geht, sollte unwichtig sein. Schaue immer auf dich. Lerne ein bisschen egoistisch zu sein. Frag dich lieber, was dir in einem Moment gut tun könnte oder welcher Mensch dir wohltun könnte, statt dich zu fragen, auf welcher Fete er herum eiert.
Nein, ihm geht es nicht gut. Das ist deinen Zeilen deutlich zu entnehmen. Dieses Party-und Frauenglück ist kein Glück und das hast Du ja eigentlich schon selbst erkannt.
Du bist eine sehr vernünftige Frau, hast deinen Beruf, bist sicherlich attraktiv und bist auf dem besten Weg, dich nicht mehr verletzen zu lassen. Lass mal zu, dass jemand wirklich gut zu dir ist Trau dich
Wenn Du dich traust, wird schon bald jemand auftauchen

Ganz viel Mut wünsche ich dir!

20.12.2015 23:41 • x 3 #9


H
Liebe eswirdeswird,

vielen Dank für deine Zeilen. Ich habe ihm nun gestern gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr möchte.

Er sagte er findet es schade, er wäre gut drauf, ich wäre die, die immer Stress macht, aber es ist meine Entscheidung.

Schade ist es natürlich für ihn. War ja auch bequem, wenn grad mal Leerlauf war, konnte er auf mich zurückgreifen. Das dann durchaus auch bemüht und freundlich. Genauso schnell wurde das wieder ausgeknipst, wenn etwas besseres in Sicht war.

Ich habe Angst vor der Zukunft und ich hoffe, ich hoffe so sehr, dass ich Ruhe finde und mein Leben wieder lebenswert wird. Der Preis den ich die letzten Monate und Jahre gezahlt habe, war hoch. Einsamkeit ist wenigstens berechenbar ich hoffe es passiert nichts mehr, das mich aus der Bahn wirft. Wahrscheinlich ist morgen meine beste Freundin schwanger von ihm. Ich befürchte, der Kontaktabbruch stachelt ihn erst richtig an. Er wird über sich hinauswachsen...

Liebe Grüße,
hlf26

21.12.2015 07:02 • #10


E
Liebe hlf26,

Zitat:
Er sagte er findet es schade, er wäre gut drauf, ich wäre die, die immer Stress macht, aber es ist meine Entscheidung.


diese patzige, lieblose Reaktion zeigt noch einmal, dass deine Entscheidung die richtige ist.
Keinerlei Auseinandersetzung, keine Selbstreflexion, statt dessen eine leere, freche Floskel- Du seist diejenige, die immer Stress macht.

Ja, es ist deine Entscheidung und es ist eine gute Entscheidung, auch wenn sie dir Angst macht. Jede Gewohnheit, und sei es auch die Gewöhnung an Lieblosig- und Respektlosigkeit, vermittelt und eine gewisse Sicherheit. Doch der Preis, den Du dafür gezahlt hast, ist sehr hoch. Altes, vertrautes hinter sich zu lassen, verunsichert immer. Wir müssen es aber auf uns nehmen wenn wir Veränderung in unserem Leben erleben wollen.

Wenn wieder die Angst vor der Zukunft kommt, kannst Du mal versuchen, dich hinzulegen, tief durchzuatmen und im Hier und Jetzt anzukommen. Schaue dich bewusst um und frage dich, ob da wirklich eine Gefahr ist oder ob das alles nicht nur ängstliche, negative Gedanken sind. Dazu muss man sich am Anfang ein wenig zwingen. Gerade ängstliche Menschen stecken viel zu viel Energie in ihre Ängste, die meistens mit Gedanken an die Zukunft verbunden sind. Mir hat es sehr geholfen, immer wieder in der Gegenwart anzukommen, anstatt meine Energie in ängstliche Zukunftsgedanken zu stecken.
Das ist nur eine kleine Übung aber es ist sehr hilfreich, wenn man sich bewusst macht, dass es nur die Gedanken sind, die einem Angst machen. Und auch deine Gedanken sind eine Art Gewohnheitstier. Gib ihnen die Chance, dass sie sich mit der Zeit verwandeln.
Es geht darum, immer wieder gedanklich und gefühlsmäßig zu dir zurück zu finden und dich selbst zu spüren. Dabei können auch kleine Rituale helfen, wie sich schöne Musik anzumachen, sich selbst einzucremen, sich ein Kuscheltier neben das Bett zu setzen, sich einen Tee zu kocken uvm.
Das sind nur Kleinigkeiten aber diese Entwicklung besteht aus kleinen Schritten. Sei nachsichtig mit dir selbst wie mit einem kleinen Kind, das krank ist.

Dabei geht es auch darum, dich selbst mehr im Fokus zu haben, statt an ihn zu denken. Wenn ich damals merkte, dass ich mich wieder in Gedanken an ihn verlor, machte ich mir klar, dass ich der wichtigste Mensch in meinem Leben bin und zwang mich, mich zu fragen, was mir selbst gut tun könnte.
Es geht einzig um dich selbst, es ist dein Leben und nur Du selbst kannst dich für dein Glück einsetzen.

Ich habe mich viel mit meinen Gefühlen des inneren Widerstandes auseinander gesetzt. Habe mich gefragt, warum zum Teufel sich in mir alles dagegen sträubt, gut mit mir selbst umzugehen und es mich statt dessen immer wieder dorthin treibt, wo ich verletzt werde. Ich glaube tatsächlich, dass es eine früh geprägte Weigerung ist, Ja zum Leben und der Liebe zu sagen und glücklich zu sein.
Kaum zu fassen....Seither suche ich nicht mehr das Glück oder die Liebe...sondern entscheide mich immer wieder aufs Neue dagegen, meiner Konditionierung nachzugeben, die mich dahin zieht, wo man mir weh tut. Der Rest geschieht von ganz alleine. Vieles Positives ist schon da, doch ich wendete mich ab und dackele entschlossen wieder zurück in die vertraute Hölle.
Warum löste es so eine Unsicherheit oder sogar Verzweiflung aus, mich selbst zu schützen, indem ich den Kontakt zu einem Menschen unterband, der mir nur schadete? Das schien mir widernatürlich. Warum ertrug ich es nicht, wenn ich alle Störfaktoren aus meinem Leben verbannte und alles einfach nur okay war? Vielleicht wirklich deswegen weil ich an Gefühle der Verzweiflung und der Verletzung gewohnt bin.

21.12.2015 09:05 • x 3 #11


H
Er hat eben noch mal geschrieben, er wünscht mir viel Glück in meiner nächsten Partnerschaft. Ich fühle mich so verarscht. Das ist so von oben herab. Hallo. Ich habe alles gegeben für IHN und nun so ein Spruch. Was soll das. Noch mal zeigen, dass ich ihm sowas von völlig egal bin? Ich bin kein Mensch, der sofort eine neue Beziehung beginnt! Dieser Spruch löst in mir schon wieder den Reflex aus ihn anzurufen und ihm zu sagen, wie sehr ich ihn mag. Und ich heule. schei.

21.12.2015 13:13 • #12


J
Liebe hlf,

tu es nicht! Tu es für dich nicht! Ich glaube, eswirdeswirds Vergleich mit der Sucht ist sehr treffend, du würdest nur dein Leiden verlängern, wenn du ihm nachgibst, und dann wird er dir am Ende nochmal vorwerfen können, dass du Stress machst (das finde ich auch gemein, dir das so zu sagen) und du wirst dich vielleicht wieder fragen, ob du es nicht besser hättest machen können.
Du hast den ersten Schritt in deine Freiheit getan, und das spürt er, vielleicht schreibt er deswegen von einer neuen Partnerschaft. Aber der Schritt war richtig und wichtig.
Ich kann eswirdeswird nur aus vollem Herzen zustimmen, das ist auch die Erfahrung, die ich gemacht habe. In gewisser Weise ist es die Verlustangst, dieser falsche Freund, die verhindert, dass man erfüllende, sichere Beziehungen eingehen kann. Den Schritt zu gehen, ganz konsequent den Respekt für die eigene Person einzufordern und die Beziehungen loszulassen, die nicht gut tun, erfordert erst mal Mut, aber dann wird man dafür belohnt, weil man dann Menschen in sein Leben lassen kann, die gut tun und es lernt zu schätzen. Man kann diesen Menschen viel einfacher viel mehr geben, wenn der falsche Freund der Angst keine Macht mehr hat und viel mehr empfangen. Und die Einsamkeit ist nicht mehr bedrohlich.
Der Schmerz verschwindet, wenn auch langsam und wenn er verschwunden ist, wartet etwas Schönes auf dich!

21.12.2015 13:46 • x 1 #13


H
Danke

21.12.2015 13:50 • #14


E
Mein sehr destruktiver Ex hat mir genau das gleiche hinterher geworfen. Ich habe geantwortet- aber nur meinem Tagebuch Da habe ich alles geschrieben, was mir durch den Kopf ging.
Mein Ex ging fremd, ich war treu...Er wusste es. Doch er schrieb mir solch einen Stuss...

Natürlich will er provozieren. Er kennt dich. Er lehnt sich nun zurück oder versüßt sich seine Zeit mit anderen Frauen und weiß, dass Du zappelst und ihm erklären willst, dass er etwas besonseres für dich war und dass es erstmal keinen anderen Mann geben wird usw.

Es ist nichts als ein Machtkampf: Du sollst ihm jetzt entgegen kommen. Noch gefügiger werden.
Und er muss dafür nichts tun.
Nicht mal Einsicht zeigen.
Und er weiß, dass er im Unrecht ist. Er weiß auch, das Du ihn liebst. Nie wird er es zugeben.
Darum: lass es!

Mit jeder Antwort an ihn verschenkst Du dich.
Mit jeder Antwort verschleuderst Du deine Energien in die falsche Richtung.

21.12.2015 13:57 • x 1 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag