Hallo Nemo!
Wir sind ja alte Bekannte, falls Du Dich noch erinnern kannst!
Also ich denke, zunächst solltest Du das alles einmal etwas sacken lassen und halbwegs zur Ruhe kommen. Auch wenn das derzeit natürlich sehr schwer fällt.
Solche explosionsartigen Reaktionen und Entschlüsse gehen sehr oft nach hinten los, und dann ist alles ruiniert, obwohl es vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre.
Worauf es letztlich ankommen wird, ist, wie stark Eure innere Verbindung ist. Allein von Liebe zu reden, sagt noch nichts, weil Liebe etwas ist, das subjektiv sehr unterschiedlich empfunden werden kann. In manchen Fällen etwa geht der eine für den anderen tatsächlich durchs Feuer, in anderen Fällen wird schon nach dem ersten gröberen Streit Schluss gemacht. Liebe ist ein Wort, mehr nicht, wichtig ist, was das in der Realität, im realen Leben und Zusammenleben bedeutet.
Auch ist die Frage, wie weit Ihr beide auch ein Wir lebt (und auch das entsprechende Gefühl dazu habt) bzw. wie stark Ihr dem Ego verhaftet seid. Lässt man mehr oder weniger nur das Ego dominieren, ohne nennenswertes Wir-Gefühl in einer Beziehung, so hat man ohnehin den Sinn einer Beziehung nicht verstanden. Gerade eine Beziehung (im Sinne einer Liebesbeziehung) fördert oft allerhand zutage, legt es knallhart bloß, und das sollte man möglichst gemeinsam bearbeiten und lösen (vorausgesetzt, man bleibt in diesem Wir-Gefühl, also das beide es so empfinden, dass es auch beide etwas angeht und nicht nur der eine einen Fehler oder eine Untat begangen hat). Das halte ich für ganz entscheidend, damit eine Beziehung auch längerfristig funktioniert, ja nicht nur funktioniert, sondern sich stetig verbessert und entwickelt und gleichzeitig auch beide beteiligten Personen in ihrer Entwicklung weiterbringt.
Klar kannst Du auch einfach einen Schlussstrich ziehen - aber es kann Dir niemand garantieren, dass Dir dasselbe nicht auch mit der nächsten Partnerin wieder passiert. Damit trittst Du also nur auf der Stelle, und es bringt Dich nicht weiter.
Zwar gibt es sehr viele, sicher der überwiegende Teil, die meinen und behaupten, sie seien unverführbar, machten dieses und jenes nicht, seien immer treu und weiß Gott noch was. Aber in der Realität sieht es halt oft ganz anders aus, und alle dieses Gerede und Geschwöre zerbricht wie dünnes Glas.
D. h. ich glaube nicht, dass es wirklich etwas bringt, sich sofort zu trennen, egal, was passiert ist. Sondern der einzige sinnvolle Weg ist, sich damit auseinanderzusetzen, meinetwegen erst einmal beide für sich selber, dann gemeinsam. Sonst bleibt der ganze Lebensweg für immer eine Sackgasse.
Wir Menschen sind zwar sehr verletzliche Wesen, und die Verletzbarkeit hat sich in den letzten Jahrzehnten noch dazu deutlich erhöht. Aber dennoch denke ich, man muss bisweilen auch über sich hinausgehen und hinaussehen und zumindest versuchen, so manches Schmerzliche auch durchzuhalten. Denn nur so kann man mit vielem ins Reine kommen, das in einem selber liegt und immer wieder mal Probleme machen kann.
(Erstaunlich finde ich, nebenbei gesagt, ja auch, dass eine Beziehung so schnell und bedenkenlos weggeworfen wird, während viele an einem dauerbelastenden Beruf (der einer ebensolchen Arbeitsstelle), der sie ausbrennt bis auf die Knochen, eisern festhalten bis zum Zusammenbruch. Oder auch an anderen Situationen, die chronisch zermürben.)
Trennen kannst Du Dich ja immer noch, wenn diese Verletzung für Dich auf Dauer nicht aushaltbar ist. Aber ich an Deiner Stelle würde es zumindest einmal versuchen.
Der Titel, den Du gewählt hast, lautet ja: Es ist schon wieder passiert, was ja wohl bedeutet, dass Dir das nicht zum ersten Mal widerfahren ist. Umso wichtiger ist es, scheint mir, durch diesen Schmerz auch einmal hindurchzugehen. Denn nur so wirst Du dieses Problem auch einmal fundamental in Dir lösen können und nicht einfach durch Flucht. Nichts geschieht ja zufällig im Leben, und gerade das Leben ist es, das einen auf eigene Unerlöstheiten aufmerksam macht oder einen sogar mit dem Kopf darauf stößt, lernt man seine Lektionen nicht.
Insoferne sollte man das, was einem der Partner antut, auch nicht einfach als Bösartigkeit oder, gelinder, als Fehler, als Malefiz ansehen, sondern sich mit den Dingen, die ja nicht zufällig daherkommen, auseinandersetzen und in seine eigenen Spiegelgründe schauen.
Ich kann das alles wirklich nachvollziehen, weil ich in meiner Jugendzeit selber (sehr) eifersüchtig war. Aber irgendwann bin ich dahintergekommen, dass das alles nichts bringt, besteht doch immer die Gefahr, betrogen und verletzt zu werden. Also ist der bessere Weg, diese (und manche andere) Verletzlichkeiten in sich selber zu überwinden. Das erleichtert das Leben hinterher ungemein. Und ich glaube, darauf kommt es ja an, und nicht darauf, dasselbe Drama immer wieder zu erleben oder auch nur ständig (zumindest hintergründig) eine Bedrohung zu empfinden und im Urunvertrauen auszuharren.
Was mir übrigens noch aufgefallen ist: Deine Partnerin hat Dir das alles offenbar von sich aus gestanden, obwohl das gerade bei so einer Urlaubsgeschichte, wie sie häufig vorkommen, an sich ja gar nicht nötig gewesen wäre, weil kaum anzunehmen ist, dass Du selber dahintergekommen wärst.
Und das klingt mir doch auch ziemlich nach Selbstsabotage, wie diese ganze Aktion. Es gibt Menschen, und das ist wirklich so, die gewissermaßen darauf programmiert sind, nicht geliebt zu werden, der Liebe eines Partners nicht wert zu sein, ihn und sich zu enttäuschen usw., und solche machen dann Dinge, die ihnen dieses fatale Lebensmotto beweisen und bestätigen.
Daher müsste sich wohl auch Deine Partnerin einmal gründlich damit auseinandersetzen. Kann natürlich auch sein, dass es um Selbstbestätigung ging oder meinetwegen auch um eine hormonelle Entgleisung nach der Geburt Eures Kindes. Mögliche Gründe gibt es immer viele. Aber darum geht es eben: diese Gründe oder diesen Grund herauszufinden. Sonst tappt jeder für sich fortwährend nur im Dunklen herum und findet sich nie.
Daher möchte ich nochmals sagen, wie eingangs: Wenn es Dir irgend möglich ist, dann gehe mal über Dich hinaus, sammle Dich erst einmal und versuche dann ein ruhiges und offenes Gespräch. Das ist meiner Meinung nach das Beste, was Du gegenwärtig tun kannst. Zumal ja auch Kinder im Spiel sind.
Wenn gar nichts klappt, so kannst Du Dich immer noch trennen. Aber im ersten Schock, in der ersten Enttäuschtheit so spontan und im emotionalen Ausnahmezustand weitreichende Entscheidungen zu treffen, ist nie eine gute Idee.
Wenn Du sie liebst (oder geliebt hast, auch wenn die Liebe derzeit ganz verschüttet sein mag), dann wirst Du ohnehin leiden, das bleibt Dir auch durch eine Trennung nicht erspart. Also hast Du letztlich nichts zu verlieren - außer Du hängst Dein Selbstbewusstsein, Deinen Stolz, Deine Egogefühl an dieser Betrogen- oder Nichtbetrogen-Angelegenheit auf -, sondern, blickst Du einmal etwas weiter, nur zu gewinnen.
Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute!
28.07.2021 02:19 •
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