Zitat:Vielleicht habe ich auch diesen verletzten stolz gehabt weil ich mir ihrer andren Weltanschauung und den daraus resultierenden folgen nicht klar gekommen bin..
Genau genommen sind das gar keine Schuldgefühle, die du da hast, sondern Vorwürfe, Versagens- und Minderwertigkeitsgefühle.
Z.B. wirfst du dir in diesem o.g. Satz vor, nicht derart perfekt gewesen zu sein, dass du mit ALLEM klarkommen kannst im Leben, sondern dass es Dinge gibt, bei denen du Grenzen besitzt. Und für diese Grenzen hasst du dich.
Ja, man kann sein eigenes Handeln kontrollieren. Und ja, selbst, wenn man alles perfekt machen würde, könnte es dennoch passieren, dass es einem Anderen oder für eine Beziehung einfach nicht reicht. Nicht, weil du zu wenig oder das Falsche getan hättest, sondern weil Andere selbst entscheiden können, was sie brauchen, wünschen und was nicht.
Du sagst, es gab auch vor dieser Beziehung schon Probleme mit Schuldgefühlen und dass dir das Loslassen sehr schwer fällt. Du bist in Therapie, schau da einfach genau hin. Da spielen oft Angst sowie die Themen Kontrolle/ Sicherheit eine Rolle. Frag dich, warum du keine Sicherheit und keinen Anker IN DIR findest, sondern ihn womöglich in einer Partnerin suchst.
Deine o.g. Selbstvorwürfe zeigen ein stückweit auch, dass du dich so, wie du bist, nicht wirklich zu mögen scheinst. Du krittelst so viel an dir herum, marterst dich und scheinbar ist dir das Leiden angenehmer, als das nicht mehr leiden wollen.
Das Leben ist kein Test, bei dem errechnet wird, wieviele Plus- und Minuspunkte man in der Leistungstabelle gesammelt hat. Selbst ein volles Pluspunktkonto kann trotzdem dafür sorgen, dass eine Partnerin sagt, ich brauche etwas Anderes. Echte Sicherheiten kannst du nicht herstellen, indem du versuchst, alles richtig zu machen. Es muss sich für DICH richtig anfühlen, aber wie man in deiner Geschichte lesen kann, hast du diese Stimme in dir drin immer rasch weit weg geschoben, um den vermeintlich richtigeren Bedürfnissen deiner Partnerin gerecht zu werden. Klar muss man Kompromisse in Beziehungen eingehen, aber echte Kompromisse erkennt man daran, dass sie konstruktiv sind und beide weiterbringen. Faule Kompromisse führen zu Selbstaufgabe bis hin zu Selbstzerstörung. Sich selbst derart zu kasteien und hintanzustellen zeigt ein stückweit auch, dass man bereit ist, sich selbst aus- und wegzuradieren.
Räume dir selbst in deinem Leben endlich einen Stellenwert ein, nimm deine Gefühle und Wünsche ernst und wie eine Vorrednerin bereits sagte: entwickle endlich Wut, das Gefühl der Enttäuschung. Denn in diesen Gefühlen erkennst du, wo deine echten Bedürfnisse lagen, was unerfüllt blieb, was auch dir gegenüber ungerecht war und welche Verletzungen du an dir selbst verübt hast. Und dort liegt auch gleichzeitig die Energie, die Wünsche, etwas zu verändern, auszusteigen aus dem ewigen Kreislauf sinnlosen Leidens und des sich-im-Kreis-drehens. Dort ist auch einer der Wege, um zu sich selbst finden zu können, sich selbst wieder zu spüren. Die eigene Kraft.