Tiefes Meer, vielen Dank für deinen Beitrag. Es sind allerdings nicht zwei Jahre seit der Trennung, sondern erst vier Monate und eine Woche. Ich hoffe doch sehr, dass ich nach zwei Jahren deutlich weiter bin. Das Video werde ich mal ausprobieren.
Ich merke schon, dass sich meine Sicht auf die Beziehung ändert. Ich mache mir nicht mehr so viele Vorwürfe. Ich dachte anfangs Hätte ich dies und das doch bloß anders gemacht oder nicht gesagt, aber mittlerweile denke ich eher, dass ich so war, wie ich bin und er immer etwas auszusetzen gehabt hätte.
Ich frage mich, ob es nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Es ist so, dass mein Ex damals den Kontakt zu mir wieder intensiver aufnahm, nachdem seine Frau zwei Monate vorher verstorben war. Als wir uns damals trafen, dachte ich noch, vielleicht kann man in einem halben Jahr mal darüber nachdenken, ob es mit uns etwas werden könnte. Aber es dauerte nur noch weitere 2,5 Monate bis wir zusammen waren, also nur insgesamt 4,5 Monate nach ihrem Tod. Es war aber definitiv er, der diese Geschwindigkeit an den Tag legte; mein Verstand sagte mir, dass es besser wäre zu warten. Aber er hatte mich schließlich überzeugt und ich verliebte mich ja auch in ihn.
Jetzt, da zwischen unserem Beziehungsende und heute in etwa die gleiche Zeit liegt, wie damals zwischen dem Tod seiner Frau und unserem Beziehungsbeginn, frage ich mich wirklich, wie er so schnell umschalten konnte. Er bestimmt immer noch weitgehend meine Gedanken und ist überall präsent. Wenn ich mir vorstelle, dass das damals bei ihm auch so war, ist es eigentlich kein Wunder, dass es nicht geklappt hat.
Im Nachhinein denke ich mir, er war wohl noch nicht über sie hinweg, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen wollte. Er hatte z.B. während unserer gesamten Beziehung von ihr noch Bilder im Wohnzimmer stehen von der Hochzeit oder Urlauben, auch auf FB lies er ein Bild von sich und ihr als Hintergrund seiner Seite stehen - und das war kein Versehen, denn er ist sehr aktiv dort. Ich hatte Verständnis dafür und hätte nie etwas dagegen gesagt, weil ich ihm die Zeit für seine Trauer geben wollte. Mittlerweile denke ich, das hätte mich skeptisch machen müssen.
Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob er nicht unbewusst gehofft hat, dass ich quasi sein Ersatz für seine Frau werden kann und er mich so hinbiegen kann wie seine Frau war. Das würde erklären, warum er immer bei so vielen Dingen, die ich als absolute Nichtigkeiten einstufe, versucht hat, mich zu ändern.
Zurückblickend war sie schon recht präsent bei ihm. Er hat nicht ständig von ihr geredet oder so, aber schon immer mal wieder sowas eingestreut wie X hat das so und so gemacht. Es hat mich zu dem Zeitpunkt komischerweise gar nicht so sehr gestört, da ich sie auch kannte und sehr gerne mochte, aber im Nachhinein wird mir immer klarer, dass das nicht gut gehen konnte.
Wir hatten z.B. mal eine Diskussion um einen Ablauf im Haushalt (wieder eine dieser Nichtigkeiten) und ich sagte, dass es mir meine Mutter so beigebracht hat. Er lies das überhaupt nicht gelten und meinte, dass die Mutter seiner verstorbenen Frau davon noch nie etwas gesagt hätte und es ergo nicht richtig sein kann, wie es meine Mutter macht. Und das, obwohl ich ihm vorher (wir hatten die Diskussion öfter) mal einen Link geschickt hatte, wo genau erklärt wurde, dass es richtig ist, wie es meine Mutter macht, aber den hatte er sich nicht mal angeschaut.
Ich kann mich auch noch erinnern, dass er mal etwas an mir kritisiert hat, wovon ich weiß, dass seine Frau das auch so gemacht hat und er dagegen nie etwas gesagt hat.
Das zeigt wohl, dass er sehr viel idealisiert hat, was seine verstorbene Frau anging und uns wohl doch öfter miteinander verglichen hat als mir das bewusst war. Da hatte ich wohl keine Chance, wenn bei ihr immer alles gut und alles richtig war und ich dann quasi als Depp herhalten musste. Vielleicht hat er mich nur gebraucht, um über sie hinweg zu kommen. Und als er dann gemerkt hat, dass ich keine exakte Kopie von ihr bin und auch nie werde, hat er sich verpisst.
01.05.2018 18:08 •
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