Ihr lieben Auch-oder-zum-Glück-schon-nicht-mehr-Leidenden,
ich, Anfang 40, habe in den letzten Tagen hier so unglaublich viel gelesen, die Buchstaben förmlich in mich aufgesogen und so versucht, ein wenig Trost zu erhalten, dass ich nicht die einzige bin, deren Welt urplötzlich in Scherben liegt oder vielleicht Antworten auf diese vielen Fragen zu bekommen, die mich um den Verstand bringen. Es tut gut und ich hoffe, dass es noch besser ist, hier aktiv mitzuschreiben und ein paar fremde Meinungen zu hören.
Kurz zu meiner zerbombten Beziehung: wir waren jetzt gute 2,5 Jahre zusammen, hatten anfangs ziemlich mit Problemen bezüglich seiner Kinder zu kämpfen. Er wollte sie noch vor mir verschonen, war zeitlich zur Hälfte aber in deren Betreuung eingebunden (im Ex-Familienheim, das 15 Autominuten von mir entfernt war), die andere kinderfreie Hälfte lebte er am anderen Ende der Stadt (45 Autominuten). So war unkompliziertes Treffen selten möglich, weil er auch schon zu der Zeit viel Wert auf seinen Freiraum gelegt hat und die kinderfreie Zeit dann lieber in der Stadt verbracht hat. Ich hingegen bin wg. ungeteilter Betreuung meines Sohnes nun auch nicht so flexibel gewesen, als dass ich allabendlich durch die Stadt hätte fahren können. Ich wollte meine Anfangs-Verliebtheit aber so gerne ungebremst ausleben, sie quasi im Vollrausch genießen, so wie man es kennt bzw. so, wie ich es eigentlich kannte. Stattdessen lief schon unsere Verliebtheitsphase immer ein wenig wie mit angezogener Handbremse. Es war ein Hangeln von Zeitfenster zu Zeitfenster, immer auf der Suche nach ein wenig gestohlener Zeit. Er fand das toll; dauere dadurch doch nach seinen Berechnungen die Verliebtheitsphase länger an und bleibt der Alltag länger fern.
Dieses anfängliche Distanzproblem hat sich dann fortgesetzt; ihm haben 2, höchsten 3 Abende mit mir in der Woche vollkommen gereicht, er hat immer wieder betont, wie wichtig ihm sein Freiraum wäre. Auch kam es vor, dass er sich tagelang nicht gemeldet hat oder nur kurze gib mir noch etwas Zeit-sms geschickt hat. Nach 2 Jahren hat er mir dann eröffnet, dass er große psychische Probleme hätte, die er alleine nicht mehr regeln könne und sich kurzerhand in eine psychiatrische Ambulanz eingewiesen. Auch wurde dort wohl sein nicht ganz gesunder Umgang mit Alk. thematisiert. Weder von den psychischen noch den Alk. Problemen hatte ich bis dorthin etwas mitbekommen. Er kocht sein Süppchen alleine und lebt die Probleme offensichtlich dann aus, wenn er alleine ist.
Anschließende Hilfe lehnte er nach erfolgter Entlassung eher ab und meinte immer, er würde das auf seine Weise lösen und sich Selbsthilfegruppen suchen. Eine kurzzeitig angefangene Psychotherapie hat er offenbar nach 2 Sitzungen beendet, mich aber monatelang noch weiter in dem Glauben gelassen und entsprechend mit Therapie-Märchen angelogen.
Seit dem Jahreswechsel nun kam es in regelmäßigen Abständen vermehrt dazu, dass er sich zurückgezogen hat, totgestellt und mit mir keinen Kontakt aufgenommen hat. Wenn ich dann zu ihm gefahren bin, habe ich ihn in ziemlich bösen Zuständen aufgefunden. Meist mit mehreren leeren Flaschen um sich herum und in einer ziemlich verwahrlosten Bude. So gut es geht, habe ich ihn dann dort rausgeholt, ihn mit zu mir genommen, aufgepäppelt um ihn am nächsten Tag wieder seinem Freiheitsdrang übergeben zu müssen, der ihn dann meist wieder heim getrieben hat.
So ist es wieder und wieder passiert, ohne dass er sich auch nur für eine seiner vielen Baustellen Hilfe geholt hätte. Gleichzeitig hat er mir immer wieder beteuert, wie sehr er mich lieben würde und dass wir das zusammen trotz all der Probleme schaffen würden. Auch von einem Zusammenziehen war die Rede.
Mich hat es immer mehr kaputt gemacht, immer wieder in diesen Teufelskreislauf zu geraten, ohne ihm wirklich helfen zu können. Und gleichzeitig habe ich sein Nichtmelden immer wieder als Angriff auf mich, als Liebesentzug angesehen, auch wenn ich mir immer wieder denken konnte, das es andere Ursachen hatte. Jedes Mal hat er sich untröstlich entschuldigt und versprochen, mir das nie wieder anzutun. Dazu ist mir mal der Vergleich zu einem prügelndem Partner eingefallen. Der beteuert auch immer wieder Besserung - um dann doch wieder zuzuschlagen. Ähnlich kam es mir vor, nur dass es ein emotionales Verletzen war, das aber nicht weniger wehgetan hat.
Letzte Woche Montag war dann wieder so ein Tag... Nichtmelden und totstellen. Also bin ich losgefahren, quer durch die Stadt. Bin hoch und hab ihn wie befürchtet aufgefunden. Total abwesend und sturzbetrunken. Während er so auf seinem Bett lag, klingelte das Telefon und eine Anne rief an. Habs klingeln lassen und ihn später dann gefragt, wer denn Anne wäre. Trotz oder wahrscheinlich gerade wegen seines Zustandes war seine Reaktion irgendwie eindeutig. Ich wusste, dass ich etwas schlimmes entdeckt habe. Erneutes Nachbohren blieb Ewigkeiten erfolglos. Und dann habe ich etwas getan, was ich zuvor noch niiemals getan habe und wofür ich mich unter anderen Umständen schrecklich schämen würde: ich habe mir sein Handy geschnappt und hab auf der Toilette geschnüffelt. Und herausbekommen, dass er sich mit 2 anderen Frauen getroffen hat. Beide wurden vertraut-zärtlich Gefährtin genannt, mit beiden hat er sich definitiv mehrfach in den letzten 6 Wochen getroffen. Und mit einer war er definitiv im Bett. Mit der anderen wahrscheinlich auch.
Noch beim Lesen der sms'en habe ich gemerkt, wie alles, aber wirklich alles um mich herum kaputt gegangen ist. Dieses Gefühl, etwas zu sehen, was man nicht sehen möchte, und zu wissen, dass das jetzt alles unwiederbringlich zerstört ist.
Das ist jetzt 12 Tage her und seitdem erlebe ich meinen persönlichen Albtraum. Ich kriege es nicht überein, dass der Mann, der mir vor 13 Tagen noch so nahe war, dem ich vertraut habe und den ich eigentlich über alles liebe, dass dieser Mann derselbe ist, der mir das angetan hat. Der mich hintergangen hat. Der ein ganzes Lügengespinst um die anderen Frauen und seine Treffen gesponnen haben muss. Und ich hatte ihm all das geglaubt. Das ist das schlimmste, dass ich diese beiden Personen nicht überein bekomme, dass es für mich noch immer meinen M. gibt, den ich liebe, mit dem ich bis an den Rest meines Lebens zusammensein will, den ich vertraue und der mir so etwas niemals antun würde... Welch Illusion... Es schnürt mir grad sämtliche Luft ab...
Und ich frage mich immer wieder: warum hat er alles kaputt gemacht?
19.07.2014 23:36 •
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