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Es braucht keine Diagnose, um loszulassen

WhiteScarlett
@Tatiana Ich glaube, auch dir ist nicht bewusst, über welche Dimensionen wir hier reden. Das ist ok, aber versuch bitte nicht, mir klarzumachen, wie ich als Betroffene etwas zu empfinden habe, wenn du nicht tagtäglich diese Erfahrungen machst. Ich bin etwa keine Narzisstin, aber Aussagen wie: Sie werden euch aussagen, sie werden euch verbrannt zurücklassen und ausbluten lassen, die absolut zum Standart gehören, kann ich problematisch empfinden, ganz einfach aus einem humanistischen Menschenbild heraus. Da müssen wir nur mal eine andere Menschengruppe einsetzen, da wäre das Gebrüll groß, weil man uns das so beigebracht hat. Die Persönlichkeitsstörungen, wie wir sie bisher kannten, wurden aus dem ICD11 entfernt, weil man es nicht mehr verantworten konnte, eine derart stigmatisierte Diagnose weiter zu vergeben - über diese Ausmaße reden wir hier!

Und bitte; Versuche Fachbegriffe richtig zu verwenden. Es handelt sich nicht um meine Mitpatienten Und Diagnosen, es tut mir leid dir das zu sagen, legen nicht Internetforen fest, sondern Psychologen anhand des ICD10 (bzw. ICD11). Es ist vollkommen ok, sich über Diagnosen zu belesen, wenn es eine halbwegs vernünftige Quelle ist, und kein Joachim im Internet, der traurig ist, dass seine Freundin ihn betrogen hat und ihr allein darum, und weil sie morgens immer so mies drauf war, eine NPS unterstellt! Die meisten Leute haben überhaupt keine Ahnung, was eine krankhafte Störung von einer Charakterabweichung unterscheidet, welche Symptome in welchem Ausmaß über welchen Zeitraum zusammenkommen müssen. Und auch ich würde mir das, mangels Studium, niemals anmaßen zu entscheiden. Wann ist da kenne ich mich nicht mit aus, ich lass mal Fachleute drüber gucken eigentlich so dermaßen unbeliebt geworden?

08.02.2022 19:32 • x 1 #46


Acht
Hast du das eigentlich gelesen?
Zitat von Perzet:
Für wirklich Betroffene ist die inflationäre Benutzung bestimmter Diagnosen genauso schlimm - weil ihr Leiden als geringer eingestuft wird - wie für manche einfach nur Egoisten, die nen heftigen Stempel abkriegen.

Damit ist meiner Meinung nach alles auf den Punkt gebracht.
Zitat von WhiteScarlett:
Niemand ist zu verurteilen, wenn er da erstmal reintappt und niemand soll sich sschämen. Generell machen wir doch alle mal Fehler und jeder hat Dinge an sich, wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

Sorry, aber ich persönlich lüge nicht und gehe dann zur Polizei, zeige jemanden wegen Vergiften an, um meine Rechnungen nicht begleichen zu müssen und eine Meldeauskunftssperre erwirken zu können, um dann weiter parasitär durchs Leben wandeln zu dürfen, weil Gläubiger nicht mehr so einfach an meine Daten kommen, ich klaue auch keine Wohnungsschlüssel und sage der andere hat den Schlüssel sicher verbummelt und betrete dann heimlich Wohnungen, die mir nicht gehören, sage nicht: Oh toll, dein Vater ist gestorben, ist doch super, da bleibt jetzt mehr Liebe für mich! oder zeige ein Familienmitglied wegen einer erfundenen Vergewaltigung an.

Irgendwie scheinst du noch nicht gänzlichst erfasst zu haben, dass eine Cluster B-Erkrankung für Menschen, die mit so jemanden in Beziehung stehen, standen oder familiär verbunden sind, durchaus (im Nachgang) schwer traumatisierend sein kann, bis hin zu final wortwörtlich lebensruinierend. Anstatt dich darauf zu beschränken, dass Begrifflichkeiten wie Narzissmus, aufgrund eines schrägen Zeitgeistes inflationär benutzt werden, was nämlich tatsächlich hier eher, wie ein persönlicher Trigger in deinem eigenen Entwicklungsprozess wirkt, würde ich die Seite des Leidens unter derartigen Erkrankungen von Angehörigen und Partnern weitaus weniger abbügeln, sondern in einer beratenden Tätigkeit ebenso integrieren, wie das Leid, der durch die Störung Betroffenen.
Wie Perzet sehr treffend angemerkt hat, sind da ein paar mehr Seiten.

08.02.2022 19:43 • x 10 #47


A


Es braucht keine Diagnose, um loszulassen

x 3


WhiteScarlett
Zitat von alleswirdbesser:
Viele, die vielleicht eine Diagnose bekommen hätten, gehen gar nicht mal zum Arzt und lassen sich das schriftlich bescheinigen. Zwingen kann man sie dazu nicht und die Partner wissen oft gar nicht, was dahinter steckt.


Hätten, vielleicht, bekommen KÖNNEN. Haben sie aber aber nicht. Und wir sind uns doch zumindest in einem einig: Weil wir nicht Psychologie studiert haben, können wir niemanden diagnostizieren. Und wir bekommen auch nicht plötzlich ein Diplom, weil derjenige nicht zum richtigen Psychologen geht. Das ändert nichts an unseren nicht vorhandenen Kompetenzen.

Die wilde Diagnostik ins Blaue hinein schädigt dann nur die, die in Therapie sitzen und tatsächlich an sich arbeiten. Was du, korrigiere mich bitte falls ich falsch liege, immer noch nicht so richtig glauben kannst. Ich und alle anderen haben uns die Störung nicht ausgesucht. Wenn du mir sagst, wer Störung xy hat, kann sich nicht ändern ist das ebenso wie wenn du sagst wer in einer anderen Kultur aufgewachsen ist, kann sich nicht ändern. Und ich hoffe, mit letzterem Satz hätten die meisten ein Problem.

Früher, als man noch nicht online Zugriff auf den gesamten ICD hatte, gab es auch toxische Beziehungen, aber wer nicht gerade Psychologie studiert hatte, musste sich damit zufrieden geben zu sagen: Der andere hat sich mies verhalten und mich verletzt. Das Verhalten änderte sich dadurch nicht, auch die Verletzungen blieben die gleichen, es wurde nur nicht pathologisiert. Was ist also der Mehrwert der Diagnostik. Das frage ich wirklich ernsthaft, was gibt das jemanden?

08.02.2022 19:46 • #48


alleswirdbesser
Zitat von WhiteScarlett:
kein Joachim im Internet, der traurig ist, dass seine Freundin ihn betrogen hat und ihr allein darum, und weil sie morgens immer so mies drauf war, eine NPS unterstellt!

Ich würde das Leiden der Angehörigen bzw. Zurückgebliebenen nicht so stark verharmlosen. In der Regel bleibt man nicht einfach nur traurig zurück, manche kommen mit ihrem Leben nicht mehr klar, versuchen es sich sogar zu nehmen. Dass Betroffene über ausgesaugt und benutzt oder gar bedroht worden sein berichten, erfinden sie doch nicht aus Spaß. Sie empfinden so und oft sicher auch zurecht.

08.02.2022 19:52 • x 5 #49


alleswirdbesser
Zitat von WhiteScarlett:
Hätten, vielleicht, bekommen KÖNNEN. Haben sie aber aber nicht. Und wir sind uns doch zumindest in einem einig: Weil wir nicht Psychologie studiert haben, können wir niemanden diagnostizieren.


Auch studierte Psychologen können nur dann eine Diagnose stellen, wenn die Patienten zu ihnen kommen. Und das tun ganz sicher nicht alle. Nicht jeder Kranke erhält seine Diagnose wie den Personalausweis.

Verstehst du was ich meine? Sie haben die Diagnose nicht, weil sie gesund sind, sondern weil sie nie beim Arzt waren. Und selbst wenn, hast sogar du glaube ich geschrieben, dass du diese lieber verschweigen würdest. Wieviele Partner also wissen, dass sie mit einen psychisch kranken Menschen zusammen sind/waren?

08.02.2022 19:55 • x 3 #50


K
Zitat von WhiteScarlett:
Ich und alle anderen haben uns die Störung nicht ausgesucht. Wenn du mir sagst, wer Störung xy hat, kann sich nicht ändern ist das ebenso wie wenn du sagst wer in einer anderen Kultur aufgewachsen ist, kann sich nicht ändern. Und ich hoffe, mit letzterem Satz hätten die meisten ein Problem.


Deine Rassismus- und Kulturvergleiche im Zusammenhang mit antisozialen Persönlichkeitsstörungen sind ja mal so richtig üble Nebelkerzen. Dass du dich dafür nicht schämst, sowas hier rauszuhauen, zeigt mir, dass du gar nichts verstehst, was nicht zu deinem Weltbild passt.

08.02.2022 20:00 • x 2 #51


WhiteScarlett
@alleswirdbesser Genau. Und nicht studierte Hobbypsychologen können es gar nicht. Egal ob der Patient bei ihnen auf der Couch sitzt, auf der A3, oder im Amazonas. Das bleibt immer gleich. Und deshalb ist ein Betroffener für mich kein Betroffener solange keine richtige medizinische Diagnose vorliegt. Und die Ex ist keine Kranke, solange sie eben diese Diagnose nicht hat. Ob er verletzt wurde, gelitten hat, ist davon unabhängig, das geht auch ohne Störung.

Findest du das nicht sehr anmaßend, zu sagen, Wir können das eh besser, als all die Leute, die jahrelang dafür studieren - die braucht man nicht. Und nochmal die Frage: Wozu braucht man die Diagnose? Ist Schmerz nicht mehr legitim, wenn er nicht durch einen Borderliner oder Narzissten verursacht wird?

08.02.2022 20:03 • #52


WhiteScarlett
@Karenberg Es gibt nur eine antisoziale Persönlichkeitsstörung. Und die narzisstische ist es nicht. Und selbst die antisoziale PS wird nicht bei Geburt frei gewählt. Vergleich nicht verstanden und keine Kompetenz in diesem Gebiet, schade.

08.02.2022 20:06 • x 1 #53


alleswirdbesser
Zitat von WhiteScarlett:
Wir können das eh besser, als all die Leute, die jahrelang dafür studieren - die braucht man nicht.

Wo steht das?

Aber sag mir doch bitte wie man jemanden dazu bewegt zum Psychologischen zu gehen und die Diagnose zu kassieren, der das auf keinen Fall will?

Was muss passieren bzw. wie lange kann es dauern bis jemand von sich aus sagt Ich bin krank, mein Verhalten ist nicht gesund, ich lasse mir jetzt einen Termin geben und warte ein oder zwei Jahre bis ich dran bin. Wie hoch ist hier die Quote und in welchem Alter kommt die Einsicht?

Und gerade Narzissten sehen sich im Recht, halten sich für besser und klüger usw., aber selten für psychisch krank.

08.02.2022 20:09 • x 1 #54


alleswirdbesser
Zitat von WhiteScarlett:
Und die Ex ist keine Kranke, solange sie eben diese Diagnose nicht hat

Und aus welchem Grund hat sie die Diagnose nicht? Weil sie gesund ist oder weil sie nie beim Arzt war? Wie stellst du das fest?

Wenn mein Bein gebrochen ist und ich nicht mehr laufen kann, weiß ich es auch ohne Diagnose. Aber ich gehe freiwillig zum Arzt und lasse mir helfen. Bei psychischen Erkrankungen sieht es leider anders aus.

08.02.2022 20:13 • x 1 #55


Acht
Zitat von WhiteScarlett:
Es gibt nur eine antisoziale Persönlichkeitsstörung. Und die narzisstische ist es nicht. Und selbst die antisoziale PS wird nicht bei Geburt frei gewählt. Vergleich nicht verstanden und keine Kompetenz in diesem Gebiet, schade.

Rein fachlich ist das so nicht richtig, denn es ist bis heute noch nicht gänzlichst geklärt, ob eine antisoziale PS genetisch oder sozialisierungsbedingt ist, man geht momentan von beidem aus. Mit´ner antisozialen PS geht komorbid überdurchschnittlich oft eine narzisstische PS einher.

08.02.2022 20:19 • x 3 #56


Tatiana
'Weil man eine Diagnose hat, kann man sich nicht ändern'?!?!? Wer hat das denn hier behauptet?! Auch da spricht mal wieder das verletzte Du in dir, die diese message mal irgendwann zu hören bekommen hat. Von anderen- nicht uns.

Deine Aussage zu Narzissten lässt mich stark vermuten, dass du dich da so gar nicht auskennst.

Das mit dem 'Erzähl du mir als Betroffene nicht,.....' ist ein Todschlagargument. Ich kann sehr wohl mitreden und kenne mich auch mit der Materie aus.

08.02.2022 20:24 • x 2 #57


WhiteScarlett
@alleswirdbesser Das ist die Aussage die dahinter steht, wenn du sinngemäß sagst, wenn der Betroffene nicht freiwillig zum Psychologen geht, können wir ihn hier ebenso gut diagnostizieren. Das impliziert es. Wenn du sagst Ja, aber er könnte ja trotzdem eine Diagnose haben, dann muss ich dir sagen, so funktioniert das leider nicht. Menschen sind in unserer Gesellschaft nicht auf Verdacht krank, stell dir das doch mal vor! Das ist absolut menschenverachtend. Es gibt auch nicht den gesunden Menschen und den kranken Menschen - psychische Erkrankungen sind keine Viren, die man mittels Test nachweisen kann, alles spielt sich auf einer Skala ab. Du bist nicht kerngesund, so wie ich nicht sterbenskrank bin. Wir sind nur auf unterschiedlichen Graden der Skala. Man findet bei jedem Menschen Anteile, die nicht 100% gesund sind, schon alleine, weil es dafür keine feste Definition gibt.

Nun ist es so: Du kannst niemanden zwingen, sich diagnostizieren zu lassen, wenn er das nicht selbst will. Und das ist gut, alles andere wäre gegen die Menschenrechte. Du kannst aber auf dich selbst schauen. Und nochmal meine Frage, die du nicht beantworten willst: Wofür brauchst man dafür die Diagnose? Kann man sich nur von jemandem trennen, wenn dieser eine Diagnose hat? Du musst niemand anderen heilen, außer dich selbst, wenn du das willst. Das permanente Festhalten an der Diagnose des Partners ist eben genau das. Ein Festhalten. Wie lässt du los, und hältst es gleichzeitig fest? Das geht nicht! Wann jemand sich in Behandlung begibt, das ist seine Sache, solange er keinen anderen körperlich verletzt. Bei mir war es mit 16, bei anderen mit 30, 45, 65.. spielt für dich keine Rolle. Ob er krank ist oder nicht, spielt auch keine Rolle. Ich wurde von Leuten gestalkt und mir ist so egal, ob die krank sind. Hauptsache ist, sie sind weg.

08.02.2022 20:26 • x 2 #58


alleswirdbesser
Zitat von WhiteScarlett:
Das ist die Aussage die dahinter steht, wenn du sinngemäß sagst, wenn der Betroffene nicht freiwillig zum Psychologen geht, können wir ihn hier ebenso gut diagnostizieren. Das impliziert es.

Nein, das war nicht meine Aussage. Ich habe ganz klar geschrieben, dass jemand ohne Diagnose trotzdem psychisch krank sein kann.

Schau, ich bin laut Trauschein immer noch verheiratet, was nicht heisst, dass ich ein Eheleben führe. Und es gibt Pärchen, die ohne Trauschein glücklich zusammen sind und keinen von Behörden ausgestellten Schein dafür brauchen.

Wenn ein Narzisst zum Beispiel nicht zum Arzt geht, weil er sich für gesund hält, heißt es nicht, dass es so stimmt.

08.02.2022 20:34 • x 2 #59


WhiteScarlett
@Tatiana Du reißt meinen Satz da gerade sehr aus dem Kontext. Ich habe die Dame gefragt, ob sie das so sieht, mit der Bitte, mich gegebenenfalls zu korrigieren. Wenn Sätze fallen wie die gehen nicht in Therapie, weil sie sich nicht reflektieren können, impliziert man nun mal eigentlich genau das. Dass du dich mit der Materie auskennst, davon hast du bisher noch nicht allzu viel gezeigt. Man kann übrigens auch mitreden, ohne anderen ihre Erfahrungen abzusprechen. So wie ich mich seit Beginn der Diskussion bemühe, erfahrenes Leid und Schmerz als real zu validieren, auch wenn ich die gezogene Konsequenz daraus kritisiere. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Differenzieren heißt das Zauberwort.

Ich muss mich auch nicht mit Narzissmus auskennen, weil ich erstens keine bin und es zweitens, diese Diagnose medizinisch betrachtet eigentlich nicht mehr gibt. Aus interessanten Gründen.

08.02.2022 20:37 • #60


A


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