So, ich geselle mich auch zu Euch.
Die Theorien von Euch sind alle sehr interessant, und laufen imho darauf hinaus, daß es immer einen Schwachen braucht, auf den eingeprügelt bzw. der ausgebeutet werden kann.
Bei allen, die aktuelle Beiträge geschrieben haben, war das Elternhaus aber intakt (also nach außen hin) und eine Beziehung zu Vater und Mutter war vorhanden.
Bei meinem Elternhaus kann ich überhaupt nicht einschätzen, wer welche Rolle übernommen hat, denn meine Eltern haben sich bereits getrennt, bevor ich eingeschult wurde und zur Einschulung wurde mir der Neue meiner Mutter vorgestellt, zu dem ich Dank meiner Mutter nie eine echte Beziehung aufbauen konnte/durfte.
Scheidungsbedingt wurden wir Kinder (vier, ich war die Jüngste) auseinandergerissen und hälftig getrennt.
Ich kann mich aber ganz dunkel erinnern, daß meine Mutter noch zu Ehezeiten mit meinem Vater oft Dramen veranstaltete und heulend auf dem Sofa lag. Und aus Erzählungen meiner Geschwister weiß ich, daß mein Vater sehr streng war und seine Kinder auch züchtigte, wenn die was angestellt hatten.
Nach der Scheidung meiner Eltern brach jedoch der Kontakt zum Vater ab und erst nach seinem Tod erfuhr ich, daß er seine Kinder quasi verleugnet hatte. Ich war überrascht, aber nicht betroffen, da er ein fremder Mensch für mich war.
Meine Mutter trieb abwechselnd mit jedem ihr perfides Spiel: Waren es zuerst die älteren Geschwister, die beschi.ssen behandelt wurden, aber stets als seelische Mülleimer herhalten mußten, blieb irgendwann nur noch ich. Jahrelang.
Ein gutes Jahr, nachdem ich einen Stiefvater bekommen habe, bekam ich auch einen Stiefbruder, den ich wie eine Vorschreiberin zu betreuen hatte, der zum goldenen Kind wurde.
Meine älteren Geschwister waren nur noch sporadisch und abwechselnd zuhause, mit denen sie sich verbündete und ich war die, die das meiste abbekam: Kinderbetreuung, seelischer Mülleimer, Prügelknabe …
Der Stiefvater wurde NUR schlechtgeredet, ich bekam immer zu hören, was er doch für ein mieser Kerl sei und was er ihr alles antun würde. Ja, er schlug sie auch …
Jahre, nachdem auch die Scheidung von ihrem zweiten Mann durch war (die Trennungsphase verbrachte sie krank im Bett), wurde mir klar, daß dieser Mann gar nicht so böse war und mit welch miesen Spielen sie Menschen provozierte, bis diese ausflippten … und wir Kinder wurden IMMER gegeneinander ausgespielt.
Letztlich habe ich vor mehr als zehn Jahren den Kontakt abgebrochen, weil ich keine Lust mehr hatte, mich für ihr Leben verantwortlich machen zu lassen. Waren es in frühen Jahren ihre Kinder, wegen derer sie ein unerfülltes Leben führen mußte, war es später die mangelnde Unterstützung ihrer Kinder. - Klar, sie wurde ja gezwungen, alle ihre Kinder in die Welt zu setzen (hier kam auch mal der Spruch, sie hätte alle im ersten Badewasser ersäufen sollen) und klar, fehlte es an der Unterstützung, wenn die Kinder nicht für den nahezu alljährlichen Umzug auf der Matte standen, weil sie es sich mal wieder mit Nachbarn/Vermietern verscherzt hatte oder man keine Lust hatte, für sie auch noch die niemals passende Wohnung zu suchen …
Einen letzten Versuch, mich auszusöhnen startete ich vor sieben Jahren aber dennoch, der aber wieder einmal an ihrer Uneinsichtigkeit scheiterte. Sie konnte mir einfach nicht verzeihen, daß ich sie nicht als tolle Mutter sehen wollte und diverse andere über 20 Jahre zurückliegende Verfehlungen meinerseits … es war mir zu blöde.
Bis zu dieser Zeit führte ich meiner Meinung nach recht normale Beziehungen mit relativ normalen Männern, denn natürlich hat jeder Mensch seine Schattenseiten.
Rückblickend war meine erste ernsthafte Beziehung allerdings nicht normal, da zu sehr geprägt vom Einfluß meiner Mutter: Extreme Eifersucht, extreme Kontrolle und man rottete sich bei Muttern zusammen, um über die Männer herzuziehen. - Wie widerlich, was ich damals vorgelebt bekommen und selbst praktiziert hatte!
Diese erste Beziehung zerbrach nach knapp zehn Jahren und lehrte mich, dieses Beziehungs-Modell nie wieder zu leben und ich schaffte es, den mütterlichen Einfluß komplett außen vor zu lassen: Keine Eifersucht, keine Kontrolle, kein Schlechtmachen des eigenen Partners.
Tja, wenige Monate nach dem letzten Aussöhnungsversuch mit Muttern, trat ein Mann in mein Leben, der mein mühsam aufgebautes Leben bis in die Grundfesten erschütterte. Erstaunlicherweise festigte sich auch eine lose Freundschaft mit einer Frau zu einer besten Freundinnen-Sache, für die dasselbe gilt.
Ein Mann, mit dem ich eine Affäre begann, zu der ich mich bequatschen ließ, weil es mir so viel einfacher vorkam, in so einer Beziehung den Alltag nicht leben zu müssen. Der sich binnen weniger Wochen von seiner Frau trennte, um mich ganz für sich zu haben.
Und genau dieser Mann drückte ALLE Knöpfe, die mir in der Kindheit eingebaut wurden.
Meine lose Freundschaft wurde durch meinen vorübergehenden AF-Status zu dieser Super-Freundschaft, da uns dieser Status verband, wie sich herausstellte.
Nach vier Jahren konnte ich die Beziehung zu diesem Mann nicht mehr ertragen, da ich merkte, wie ich emotional immer tiefer in meine Kindheit zurückkatapultiert wurde. Ich ließ es zu, daß ich benutzt, manipuliert, emotional erpresst und von Freunden und Bekannten isoliert wurde und ließ mich soweit bringen, mein Leben um das dieses Mannes zu stricken. - Der Arme, der so von der Scheidung seiner Frau geschüttelt wurde … ich machte mich zum Idioten und ließ mich zum Verbündeten gegen sein Frau einspannen … nur die Freundschaft zu meiner besten Freundin duldete er.
Fast parallel schaffte auch meine beste Freundin den Absprung aus ihrer seltsamen Beziehung, da ihr Partner trotz Trennung von seiner Frau nicht zu ihr stehen konnte. Sie fand in einem ehemaligen Tröster, mit dem sie während einer Affärenpause ein kurzes Intermezzo hatte, einen neuen Partner für's Leben und damit hatte sich auch unsere ach so tolle Freundschaft von einem Tag auf den anderen erledigt. Im Nachhinein wundere ich mich, welche Lügen sie mir so manches Mal aufgetischt hatte.
Wie auch Gast w42 schrieb:
… zweimal schaffte ich sogar eine jeweilige Steigerung. Zudem auch ungesunde Freundschaften mit vermeintlichen Freundinnen gleicher Charakter-Couleur.
Eine Heilpraktikerin, die mir half, meine körperlichen Symptome (extreme Verspannungen mit höllischen Schmerzen) in den Griff zu bekommen, meinte mal: Nun, Du hast zwar Deine Mutter aus dem Leben verbannt, aber es stand schon der nächste Mensch mit fragwürdiger Persönlichkeit auf der Matte, den Du hereingelassen hast …
Es ist erschreckend, wie Recht sie damit anscheinend hatte. Allerdings frage ich mich, warum mir das so spät im Leben und so extrem passiert ist.
Nun bin ich Ende 40 und habe einen kompletten Neustart versucht: Neue Stadt, neuer Job … allerdings bin ich immer noch so verunsichert, daß ich mir schwer tue, Menschen an mich heranzulassen. Andererseits sehne ich mich nach Gesellschaft und fühle mich furchtbar einsam, da ich es auch nicht schaffe, neue Freundschaften zu knüpfen.
Das, was ich immer so sehr bekämpft habe, hat sich scheinbar nun doch erfüllt: Ich wollte niemals so enden, wie meine Mutter, einsam und alleine … ist es noch zu schaffen, das Ruder rumzureißen, oder habe ich eine sich selbsterfüllende Prophezeiung heraufbeschworen?
Geht es jemandem ähnlich?
Hoppla, nun ist es doch so ein langer Beitrag geworden
29.05.2016 11:09 •
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