Erstmal vielen Dank euch allen! Mit so schnellen Antworten hätte ich nicht gerechnet. Ich hoffe ich nutze das Forum auch korrekt. Bin auf dem Gebiet absoluter Neuling...
Zur Geschichte:
Zusammengekommen sind wir mit 15 Jahren, also noch recht "kindlich". Er wollte mich und ich war zu schüchtern, um es offiziell zu machen. Habe ihn dann damals auch echt blöd behandelt, wollte die ersten Monate nichts mit ihm machen etc. Bis er dann einmal vor mir in Tränen ausbrach. Wie es also ist nicht geliebt zu werden weiß er schon mal.
Das war ein einschneidendes Erlebnis und ich habe mich auf die Beziehung eingelassen. Seitdem liebe ich ihn abgöttisch. Es gab wenig Streit, wir waren Seelenverwandte, haben viel miteinander gemacht und waren doch nie genervt voneinander.
Ich bin mit ihm quasi erwachsen geworden.
Habe meine Abschlüsse und mein ganzes Leben mit ihm an meiner Seite verbracht. Wir haben mittlerweile den gleichen (Kern)Freundeskreis und sind eng verbunden mit unseren Familien.
Er allerdings noch mehr mit meiner. Wir machten auch regelmäßig was mit meiner Familie.
Wie man sich das dann so wünscht, wollte er irgendwann mit mir ausziehen. Ich war sehr skeptisch, hatte immer Angst vor Geldsorgen, denn eine Wohnung alleine kann ich mir von meinem Studentenjob nicht leisten.
Er hat allerdings sein Auszubildenden Gehalt bekommen und auch seine Mutter überzeugte mich, dass ich das machen sollte. Sie hätte in den ersten Jahren damals auch so gelebt.
Ihm zu Liebe schon ich meine Sorgen beiseite, nahm meinen Mut zusammen und wir zogen letztes Jahr in unsere Wohnung. Eine Traumhafte und sehr günstige Wohnung mit viel Platz und Garten.
Er erzählte oft wie glücklich er sei, dass er nun nicht mehr bei seinen Eltern lebt. Der Haushalt lief gut, niemand fühlte sich scheinbar überfordert oder eingeengt.
Man muss dazu sagen, dass wir während Corona eingezogen sind. Ich sah da aber kein Problem, da wir auch sonst den ganzen Tag zusammen waren.
Vor ca. 4-5 Wochen veränderte er sich schlagartig.
Er nahm in 2 Wochen 8 Kilo ab, hatte keinen Appetit mehr und war traurig. Er redete kaum noch und war vom Wesen her ganz anders.
Ich dachte mir nichts dabei, das ist bestimmt ein Infekt.
Magenprobleme kamen dazu und seine Laune wurde immer schlechter. Zwischen uns war nie Streit.
An einem Abend hat er noch Gartenmöbel gekauft und am nächsten Morgen mache ich die Augen auf und er sagt nur "bist du auch so unglücklich wie ich?"
Bei mir hat sich sofort alles zugeschnürt. So einen Schmerz habe ich noch nie gefühlt. Er wollte sich trennen, sagte er sei nicht mehr glücklich und liebe mich nicht mehr. Da haben wir beide noch geweint. Er rief sogar seine Mutter an, um ihr zu erzählen, dass er dort schlafen wird (das ist sehr untypisch).
Nach einem langen Gespräch haben wir beschlossen es weiter zu versuchen. Er hat eine schlimme Zeit aber die würden wir überstehen.
Er versprach mir direkt anzusprechen, wenn ihn irgendwas belastet...gehört habe ich nie etwas.
Direkt nach diesem Gespräch war er wie ausgewechselt. Er hatte super Laune, wollte mit mir zu seiner Mutter Waffeln essen gehen und konnte überhaupt nicht verstehen, warum ich denn so fassungslos und traurig war.
Ich schickte ihn zum Hausarzt, denn auch meiner Mutter war inzwischen aufgefallen, dass mit ihm was nicht stimmt.
Ich sagte ihm er soll bitte alles erzählen, auch, dass er nicht mehr glücklich sei.
Natürlich hat er genau das nicht erzählt und so ging der Arzt von einem Infekt aus.
Ein weiteres Gespräch habe ich eingeleitet. Es war, wie auch schon beim ersten Mal, ein Kampf. Er wollte nie reden, lenkte immer vom Thema ab. Immer der unangenehmen Situation aus dem Weg gehen.
Als ich es schaffte, sagte er an seinen Gefühlen habe sich noch nichts getan (innerhalb weniger Tage). Aber so etwas dauert natürlich auch.
Es läge nicht an mir, aber er habe sich das Zusammenleben anders vorgestellt. Wie konnte er nicht sagen.
Ich flehte ihn an nochmal zum Arzt zu gehen, mittlerweile sprach mich auch meine Schwester und mein Schwager auf sein Verhalten an. Er war ein komplett anderer Mensch.
Er war der Meinung der Arzt finde eh nichts und er sei auch nicht verrückt.
Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass das eine Krankheit sei wie jede andere auch, dass Depressionen gut behandelt werden können, aber dass er Hilfe braucht.
Einen Termin hat er dann endlich gemacht.
Zwischenzeitlich ging es weiter bergab. Er zog sic zurück. Von völliger Freude bis tiefe Traurigkeit reichte alles. Mein Schwager lud ihm zur Renovierung ein, um ihn abzulenken. Er redete dort lange mit ihm und bekam auch dort nochmal Unterstützung angeboten. Aber bis sich Gefühle ändern dauert es nunmal.
Er nannte absurde Gründe warum er mich nicht verlassen könnte. Sagte dort aber auch, dass es wohl nur eine Phase ist.
Am nächsten Tag war er gar nicht ansprechbar. Er war so traurig, immer mit gesenktem Kopf.
Ich wollte ihn in den Arm nehmen, doch er drückte mich weg. Er wollte was sagen, tat es aber nicht.
Eine halbe Stunde habe ich dann versucht, dass er mir endlich sagt was er auf dem Herzen hat. Er sagte er liebe mich noch immer nicht (wieder nach wenigen Tagen).
Ich wusste was er damit sagen wollte. Er wollte keine Hilfe und auch nicht mehr zuhören. Ich sagte, dass ich das Gefühl habe, dass er nicht mehr an der Beziehubg arbeiten möchte. Er meinte das könnte möglich sein.
Also wäre der nächste Schritt Abstand zu gewinnen und das war der einzige Satz den ich zur "Trennung" gehört habe.
Am Abend kam er von seinen Eltern wieder und schlief in der Wohnung. Der nächste Tag im Homeoffice war gruselig. Wie fremde saßen wir stumm im Büro. Als ich vom Hundespaziergang nach Hause kam, teilte er mir förmlich mit, dass er sich nun abholen liesse. Und das war das einzige.
Ich war so sauer, so traurig und verzweifelt. Ich habe Angst. Und frage mich, wieso er seine Feigheit so über das Wohl anderer stellt. Hatte ich nicht die Wahrheit verdient? Wenn ich eh keine Chance hatte, wieso musste ich mich so lange quälen?
Nach 9 Jahren hätte ich erwartet, dass er wenigstens sagt, er braucht Abstand aber sobald der Alltag wieder einkehrt, kann man erst sehen, ob das Zusammenleben ihn noch immer unglücklich macht.
In einem letzten Gespräch heute habe ich ihm das gesagt. Er wehrt sich mit Händen und Füßen, will nicht dran arbeiten. Alle sind traurig. Aber er ist wohl seit diesem Tag bei seinen Eltern wieder glücklicher sagt er.
Und das alles, weil er wohl denkt er würde was verpassen im Leben. Aber hätte er das nicht vorher überlegen können?
Ich bin aktuell echt am Boden. Vielen Dank für eure aufbauenden Worte. Das war jetzt ein Roman.
10.06.2021 22:26 •
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