Hi,
ich bin Manu.
Ich bin neu hier. Ich habe mich bereits schon viel eingelesen hier und mich mit einigen Themen beschäftigt. Trotzdem will und muss ich jetzt auch meine Geschichte erzählen. Sie ist lang, ich weiß. Ich danke dir, dass du sie liest.
Der Anfang
Sie (18) und ich (20) waren bis heute 5 Monate zusammen. Naja, eigentlich nur 4, aber dazu gleich mehr.
Kennen gelernt haben wir uns im Studium. Dort wohnten wir in einem Wohnheim. Sie zog ins Zimmer neben mir. Da begann es. Wir kamen uns in kürzester Zeit Nahe, wurden auch intim und gingen nach zwei Wochen eine Beziehung ein. Es war ihre erste Beziehung und auch ihr erstes mal Intim werden. Das Gleiche bei mir. Es war das schönste Gefühl auf der Welt.
Die Beziehung
So sahen wir uns jeden Tag Mo-Fr., verbrachten Zeit zusammen, lernten zusammen, kochten, schliefen am Abend zusammen ein und wachten zusammen auf. Es war perfekt. Auch am Wochenende fuhr ich manchmal mit zu ihr Nachhause oder sie zu mir. Natürlich stritten wir auch ab und zu über kleinere Dinge oder waren uns uneinig, Aber das verflog meistens nach kurzer Zeit wieder. Alles war gut, so wie es war.
Unser Duales-Studium beinhaltet auch Praktikumsphasen, in denen wir dann natürlich getrennt gewesen wären. Wir wohnen 111 km auseinander. Fernbeziehung für 5 Monate im Sommer. Hätten uns dann nur noch am Wochenende gesehen. Wir fragten uns natürlich, wie das wohl sein würde. Aber richtige Gedanken haben wir uns natürlich noch nicht drüber gemacht. Wird schon klappen, dachten wir uns.
Die Zeit verging wie im Flug. Ehe wir uns versahen, war unser 4 Monatiges. Dort sahen wir uns das letzte mal.
Warum das letzte mal?
Naja, wie es leider niemand vorhersehen konnte, überraschte uns dieser Corona-Virus genau wie andere auch. Die Ausgangssperre kam. Sie wurde ins Gesundheitsamt zum Arbeiten eingezogen. Ich saß zuhause. Home-Learning.
Die Wende
Am Angang unseres getrennt-seins ging alles gut. Wir telefonierten regelmäßig, vermissten einander. Sie musste 6 Tage die Woche arbeiten, deswegen wollten wir mit einem Treffen trotz Corona erstmal abwarten. Zumal ihre Eltern die Ausgangsbeschränkung sehr ernst nahmen und erstmal nicht wollten, dass ich mal zu ihr komme, bzw. sie zu mir.
Wenn wir uns sehen wird es der schönste Moment. Dachte ich. Ich werde ihr zeigen wie sehr ich sie liebe. Dachte ich. Ich werde sie auf die Stirn küssen und sie nie wieder loslassen. Dachte ich.
Vielleicht kannst du dir bereits denken, dass es soweit nicht kam. Nach zwei Wochen ohne körperlichen Kontakt, begann es. Der Kontakt wurde weniger. Ihrerseits. Sie begann, immer sehr spät am Abend zu antworten, vermied Telefonate. Ich machte mir Sorgen. Stress halt, dachte ich mir. Ich wollte sie nicht unnötig belästigen und fuhr den Kontakt auch erstmal ein bisschen runter, bis die Sorgen immer mehr wurden und ich nicht mehr konnte.
Die Nachfrage
Natürlich fragte ich nach, was denn los sei. Und wir redeten.
Essenz unseres Gespräch war es, dass sie zurzeit nicht das Gefühl hatte, dass wir uns zurzeit nichts zu sagen hätten und wenn wir Facetimen und uns nur anschweigen, könnte sie die Zeit viel besser nutzen, da sie Zuhause viel zu tun hätte. Sie hätte Zweifel, ob das mit uns mit dieser Distanz klappen könnte. Sie wäre sich ihren Gefühlen zurzeit unsicher und wollte mich erstmal schützen, indem sie den Kontakt erstmal vermied. Sie schlug vor, dass wir erstmal Abstand haben und dann weiter schauen, wie es uns danach geht. Aua. Das Tat weh.
Ich schilderte ihr natürlich auch meine Ansichten, dass eine Beziehung über Distanz durchaus funktioniert. Noch am Telefon konnte ich es nicht mehr halten und konnte nur noch in Tränen ein Ich vermisse dich doch nur rauszuquetschen. Wir redeten noch kurz weiter und verabschiedeten uns. Was sollte ich jetzt nur tun?
Der Abstand
Ich informierte mich natürlich in diversen Foren, was ich jetzt tun sollte. Ich lies ihr den Abstand. Gab ihr die Zeit die sie brauchte. Schrieb nicht mehr zurück. Lies ihr den Abstand. Zog mich zurück.
Mich quälten natürlich die Gedanken. Will sie Schluss machen? Habe ich noch Chancen? Hilfe.
Nach fast zwei Wochen kontaktloser Zeit, wünschte ich ihr eine Frohe Osterzeit, weil ich wusste dass sie auch an Ostern arbeiten muss. Wir unterhielten uns kurz. Kontakt wurde weniger. Legte sich wieder.
Das letzte Telefonat
Nach bereits fast der Dritten Woche ohne Kontakt fragte ich dann noch, ob wir nicht telefonieren können, was auch klappte. Wir redeten. Fragte wie es ihr erging in den letzten Zwei Wochen. Gut meinte Sie. Sie erzählte mir offe, dass sie nie das Bedürfnis hatte, mir zu schreiben. Da roch ich bereits, dass das vermutlich nicht gut ausgehen werde.
Ich sage ihr noch einmal meine Ansicht, dass wir dem ganzen durchaus eine Chance geben müssen, bevor wir sagen können, dass es nicht funktioniert. Ich sagte ihr noch einmal, wie wichtig sie mir ist und auch dass ich nur will das es ihr gut geht. Egal was ist.
Sie meldet sich, sagte sie. Gut. Wir verabschiedeten uns.
Die letzte Nachricht
Es war heute, am 20.04. 2020 als mich ihre Nachricht um 07:19 Uhr erreichte. Ich wachte von meinem Wecker auf, wollte ihn eigentlich ausschalten und weiterschlafen. Bis ich ihre Nachricht sah.
Sie sagte, dass sie das nicht mehr kann. Es fällt ihr wirklich schwer diese Entscheidung zu treffen, aber sie müsse einen Schlussstrich ziehen. Ihre Gefühle für mich sind einfach weniger geworden. Sie weiß nicht woran es läge. Erstens sei sie nicht bereit für eine Fernbeziehung als erste Beziehung. Zweitens fühlt sie sich zu jung und zu unerfahren für sowas.
Sie verabschiedete sich mit den Worten, dass ich so bleiben solle wie ich bin, denn ich bin ein toller Mensch und ein Freund, den man sich nur wünschen kann. Ich solle ihre Entscheidung bitte respektieren.
Ich musste ihre Nachricht bei meinem ersten Kaffee erstmal verarbeiten. Mir kamen so viele Gedanken durch den Kopf. So viele Gefühle. So viel wollte ich ihr sagen. Aber so viel konnte ich nicht sagen. Zusammengefasst schrieb ich, dass ich es schade finde dass sie mir diese persönliche Nachricht auf so einem unpersönlichem Weg mitteilen muss, aber ich ihr nichts vorwerfe. Ich respektiere ihre Entscheidung. Dankte ihr für die gemeinsame Zeit und dass es die schönste war, die ich bis jetzt mit einem Menschen verbringen durfte. Dankte ihr, dass sie mir vertraut hat und dass ich niemanden die Schuld gebe. Meine letzten Worte waren, dass ich niemanden die Schuld gebe. Das Leben ist viel zu kurz für Schuld oder Hass.
Keine Antwort bis jetzt. (Abends)
Was jetzt ist
Naja. Was soll ich sagen. Natürlich ging es mir sch.. Lag viel auf dem Boden rum. Weinte. Hörte auf zu weinen. Fing wieder an. Dachte an alles. Dass jetzt jemand anderes als ich sie berühren könnte. Dies. Das. Jenes. Hörte laut und sehr viel Slipknot ( People = *beep* ). Lief draußen rum. Hörte Podcast ( Grüße an andere Hackis da drausen ) Starb fast vor Anstrengung in einer Trainingseinheit. Telefonierte mit meinem besten Kumpel. Sprach sehr viel mit meiner Katze.
Habe mich natürlich eingelesen was ich jetzt tun sollte. Habe mir Videos angeschaut. Ich werde mich jetzt von allem trennen, was ich mit ihr in Verbindung bringe. Auch wenn es natürlich sehr weh tut.
Mich plagen natürlich immer noch Gedanken, dass ich sie nie wieder mit diesen Gefühlen sehen werde. Dass unser letztes Treffen das letzte war, ohne dass wir es wussten. Dass ich sie nie wieder auf die Stirn küssen kann. Nie wieder ihren Körper berühren kann. Dass ich ihr nicht mehr von meinem Tag erzählen kann. Dass ich ihr nie wieder sagen kann, dass ich sie liebe. Aber ich glaube, es ist Normal diese Gedanken zu haben. Und sie werden auch wieder verschwinden. Wie es wohl werden wird, wenn wir uns in der Studiumsphase im September wieder sehen? Naja, glaube, das ist mein geringstes Problem gerade.
Hätte ich anders reagieren sollen? Ich weiß es nicht. Ändern kann ich jetzt sowieso nichts mehr.
Mein Herz ist gebrochen und ich kann natürlich nicht erwarten, dass bis morgen wieder alles in Ordnung ist. Denn das wird es nicht sein. Bei einem gebrochenen Bein würde man auch nicht erwarten, dass es am nächsten Tag wieder verheilt ist.
Es war eine schöne Zeit mit ihr, an die ich mich bestimmt mein ganzes Leben erinnern werde. Das erste Mal mit einem Mädchen. Die erste Liebe. Das ist was besonderes, was man glaube ich nie vergisst. So wird sie mich auch hoffentlich nie vergessen.
Ich werde ihr nicht hinterher rennen. Das bin ich mir nicht wert. Ich will nicht, dass ihre letzte Erinnerung an mich ein Häufchen Elend ist. Ich lasse es so geschehen, wie es eben jetzt ist.
Zu sagen ist nur noch, dass ich stolz auf sie bin. Stolz, dass sie eine Entscheidung treffen konnte. Denn ich, wäre noch nicht so weit gewesen. Ich weiß auch, dass sie das ziemlich mitnimmt. Ich kenne sie.
Was ich mir durch diesen Eintrag erhoffe
Naja. Einerseits will ich denjenigen, die vielleicht ebenfalls in dieser Corona Zeit ihre Beziehung verloren haben, zeigen, dass sie nicht alleine sind. Dass es Anderen auch so geht, dass der mögliche gezwungene Abstand in so einer Zeit nicht immer gut verlaufen muss. Es ist nicht immer vermeidbar.
Natürlich ist eine Trennung schwer, aber wenn es nicht so wäre, könnte man auch nicht von Trennung sprechen.
Es ist natürlich doppelt schwer in der Zeit mit so etwas umzugehen, wenn man seine Freunde nicht sehen kann. Nicht weggehen kann. Wenn man seinen Gedanken zuhause gnadenlos ausgeliefert ist. Mit sich alleine klar kommen muss. Aber von jetzt an kann es nur besser werden. Wenn ich das jetzt überstehe, überstehe ich alles. Das mache ich mir momentan mit jedem zweiten Gedanken klar.
Vielleicht konnte ich dir durch meine Geschichte ein bisschen helfen.
Andererseits hat mir dieses Schreiben unendlich geholfen, meine Gedanken einfach festzuhalten und mich zu beruhigen. Ich kann mich jetzt in Ruhe schlafen legen.
Danke fürs Lesen!
P.S Gedanken zu meiner Story und andere persönliche Geschichten zu eurer ersten Trennung würde ich nur zu gerne lesen!
20.04.2020 21:02 •
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