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Erst Krebsdiagnose - dann Trennung - stark verzweifelt

A
Liebes Forum,
auch ich möchte gerne meine Geschichte mit Euch teilen. Zum einen weil es ja den Schmerz lindern soll, zum anderen weil ich mir auch etwas Beistand und den Austausch mit Euch wünsche.

Zunächst die Vorgeschichte:
Im Juli 2019 habe ich mich von meiner Frau trennen müssen, da ich mehrfach betrogen wurde. Wir waren knapp 20 Jahre verheiratet und ich bin schon damals in ein sehr tiefes Loch gefallen. Selbstverständlich gab es auch in meiner Ehe in der Hauptsache wunderschöne Zeiten und wir hatten zusammen viel geschafft. Wir haben zwei tolle, heute erwachsene Kinder, ein schönes Haus gebaut und auch finanziell hatten wir keine Sorgen. Aber der Alltag hat sich eingeschlichen und wir hatten uns auseinandergelebt. Es kam dann eine für mich extrem schwierige Zeit, ähnlich wie jetzt. Allerdings waren mir damals die Gründe klar, dass ich die Trennung besser verstehen und verarbeiten konnte.

Damals meldete ich mich Mitte Dezember 2019 bei einem Dating-Portal an und am Abend des ersten Tages zwinkerte mir symbolisch eine Frau zu, mit der ich dann schließlich Kontakt aufnahm. Es war so ein tolles Gefühl denn wir hatten von Beginn an eine sehr vertraute Kommunikation. Zunächst per endlosen Chats und schließlich auch mit einigen sehr langen Telefonaten. Wir verabredeten uns ziemlich schnell und unser erstes Date war so wunderschön, es hatte und beide voll erwischt. Wir gingen bereits nach einigen Minuten Hand in Hand spazieren und küssten uns zum Abschied. Es war so ein tolles Gefühl und wir waren beide so glücklich uns gefunden zu haben. Es stellte sich heraus, dass wir beidem am gleichen Tag Geburtstag haben, von daher war ich mir sicher, dass uns das Schicksal zusammengeführt hat. Wir haben uns ganz offen ausgetauscht. Sie wusste von meinem Schicksal der Ehe und zeigte sich sehr einfühlsam. Auch sie hatte ein schweres Schicksal zu verkraften, da sie im März 2018 Ihren geliebten Ehemann nach 20 Jahren Ehe an Krebs verlor. Wir waren von nun an beide füreinander da und es brauchte keiner seine Gefühle verbergen. Uns war klar, dass die Vergangenheit bei beiden noch Raum einnimmt und Momente der Erinnerung kommen würden. Wir konnten miteinander lachen und weinen, es war einfach wundervoll.
Meine Partnerin hat zwei Kinder, das Mädchen damals war 13 Jahre und der Junge 11 Jahre alt. Auch die beiden leiteten zum dem Zeitpunkt noch sehr an dem Verlust des Vaters. Mir war damals bewusst, dass es für nicht einfach werden würde ein Verhältnis zu den beiden Kindern aufzubauen. Bei dem Jungen ging es relativ schnell, das Mädchen lehnte mich in den ersten Monaten jedoch komplett ab. Ich musste mir u.a. wüste Beschimpfungen mit übelsten Schimpfwörtern gefallen lassen. Doch nach ca. 3 Monaten war auch hier das Eis gebrochen und wir schafften es sehr harmonisch und liebevoll miteinander umzugehen. In der Woche von Mo. - Mi. bin ich in Regel immer in meinem eigenen Haus gewesen, von Do. - So. waren wir dann aufgrund der Kinder immer zusammen bei Ihr. Wir wohnten ca. 50 KM voneinander entfernt.

Es folgten mehrere Urlaube die wir zusammen verbrachten und die alle wunderschön gewesen sind. Kroatien, Sachsen-Anhalt, Mallorca .
Doch nicht nur die Urlaube, auch andere Freizeitaktivitäten waren wunderschön. Wir waren schwimmen, haben endlose Radtouren und schöne Ausflüge unternommen. Wir waren regelmäßig in der Sauna, haben zusammen gekocht - kurzum es hat alles gepasst, ebenso unser Liebesleben.

Eine Sache hat unsere Beziehung jedoch sehr belastet, was mir jedoch selber erst später bewusst wurde. An jedem ersten Wochenende im Oktober fährt sie seit vielen Jahren zusammen mit einer Freundin alleine weg. Im Oktober 2020 ebenso - und es hat mich extrem belastet. Dieses Gefühl kannte ich von mir selber so nicht und ich führe es aus meiner Erfahrung aus der Ehe zurück. Da wir fast die gesamte gemeinsam Zeit zu Corona-Zeiten miteinander gelebt haben, waren wir sehr auf uns fokussiert.
Es war ja nicht allzuviel anderes möglich. Von daher gab es nicht so viele Situationen wo wir getrennt etwas unternommen haben. Aber mich belastete es schon wenn Sie alleine irgendetwas unternommen hat - und ich konnte mich gegen diese negativen Gedanken einfach nicht wehren.

Im Oktober 2021 sind Ihre Kinder in das Ferienlager nach Ameland gefahren. Ursprünglich sind wir davon ausgegangen, dass dieses aufgrund Corona nicht stattfinden würde - und um den Kindern eine Freude zu machen buchten wir uns dort eine Wohnung. Nachdem nun die Info kam das die Kinder doch mit der Gruppe fahren konnten, entschlossen wir zwei uns diese Tage für uns beide ebenfalls auf Ameland zu nutzen. Uns auch diese 5 Tage waren einfach nur schön und voll mit Liebe.

Dann kam ein Tag der alles verändern sollte. Im November 2021 bin ich zu einer normalen Krebsvorsorgeuntersuchung gegangen und es stellte sich heraus, das ich einen bösartigen Tumor in der Blase hatte. Ich hatte mehr Angst davor es Ihr aufgrund Ihrer Vorgeschichte zu sagen, wie dass ich mir Sorgen um mein Leben machte. Ich versuchte in dieser Zeit sehr stark zu sein - für sie wie auch für meine und ihre Kinder. Und das viel mir alles andere als leicht, weil ich natürlich auch Angst hatte.
Mitte Dezember wurde ich dann ein erstes mal operiert. Bei der Nachbesprechung sagte uns der Arzt, dass der Tumor doch größer gewesen sei wie ursprünglich angenommen - und es auch Metastasen gegeben hatte. Inwieweit alles entfernt werden konnte würde uns zum einen der pathologische Befund, wie auch eine zweite Kontrolle-OP Mitte Februar 2022 dann zeigen. Auch das war natürlich wieder eine sehr belastende Zeit. Sie wollte, dass ich nach der Entlassung nicht zu mir nach Hause fahre, sondern bei Ihr bleibe um nicht alleine damit zu sein. Wir feierten dann ein sehr schönes und harmonisches Weihnachtsfest und hatten auch ein tolles Sylvester. Anfang Januar kam dann eine sehr schwere Harnwegsinfektion dazu, ich konnte nachts nicht schlafen und hatte 3 Wochen permanent Schmerzen.
Auch hier unterdrückte ich immer meine Angst, was sich als ein schwerer Fehler herausstellte, da ich so depressiv wurde, das war mir natürlich selber nicht bewusst, allerdings ging es mir psychisch in dieser Zeit absolut schlecht. Und sicher war ich in dieser Zeit nicht einfach, gereizt und auch nicht immer fair.
Ich merkte, wie sich meine Partnerin in kleinen Schritten immer weiter von mir distanzierte, was mir gerade jetzt viel Angst machte. Je mehr ich den Eindruck hatte, desto mehr klammerte ich in dieser Zeit.

Mein Partnerin singt in einem Kirchenchor und einige Tage vor der OP im Februar sollte ein Konzert stattfinden. Da ich mir auf keinen Fall eine Corona-Infektion einfangen durfte, war ich natürlich nicht begeistert, dass sie daran teilnehmen wollte. Zunächst war ich sauer, weil sie hier zu diesem Zeitpunkt so hohe Prioritäten drauf legte. Ich merkte jedoch wie wichtig es ihr war und ich machte den Kompromissvorschlag dann die letzten Tage vor der OP bei mir zu Hause zu verbringen. Ich packte also einiges ein und bin nach Hause gefahren.

Am Abend der ersten Chorprobe rief ich dann bei Ihr an um eine gute Probe zu wünschen, da sagte sie mir, dass sie nicht hingehen würde. Da war ich schwer enttäuscht und wütend, dass ich ihr viele Vorwürfe am Telefon gemacht habe. Diese waren sicher nicht alle fair, aber ich war depressiv und hatte zudem große Angst vor der mir bevorstehenden OP und dem Ergebnis. Ich sagte ihr, dass ich am nächsten Tag kommen würde um mir weitere Sachen abzuholen, was ich dann auch getan habe. Ich kann heute nicht einmal sagen was ich damit erreichen wollte. Ich glaube ich wollte sie einfach einmal wachrütteln!? Ich war einfach nicht ich, meine Psyche war im Keller und ich war völlig aufgewühlt.
Nachdem ich mit meinen Sachen zu Hause angekommen bin, fing ich an zu weinen und war extrem verzweifelt. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich wollte noch einmal mit ihr sprechen, sie blockte aber ab und wollte 7 Tage nichts von mir hören. Da meine OP bevorstand musste ich aber Kontakt zu Ihr haben, da sie Kontaktperson für das Krankenhaus war, sie mich fahren wollte usw.
Sie schrieb mir dann, dass sie mich nicht ins Krankenhaus begleiten würde, ich sollte meine Tochter darum bitten. Mein Tochter hat mich dann auch an dem OP-Tag gefahren und mich begleitet. Meine Partnerin hatte jeglichen Kontakt abgelehnt, sie schrieb mit sie könne es nicht.
Einen Tag nach der OP erhielt dann im Krankenhaus per WhatsApp die Nachricht, dass sie so mit mir nicht mehr zusammenlebe wolle, mein Klammern und meine Eifersucht würde ihr zu sehr zu schaffen machen. Es würde sie krank machen, das wäre ihr in den letzten Tagen klar geworden.
Sie wollte bis auf weiteres keinen Kontakt. Weder schreiben, noch telefonieren oder treffen. Sie würde am Wochenende kommen und mir meine restlichen Sachen bringen. Ich hatte sie darum gebeten es nicht zu tun, da ich erstmal wieder Boden und den Füßen bräuchte, darauf hat sie jedoch keine Rücksicht genommen und ist trotzdem gekommen. Auch hier gab es keine Aussprache, sie hat mir einfach keine Möglichkeit gegeben. Erst einige Wochen später im März gab es kein kurzes Telefonat, in diesem war sie sehr kühl und abweisend. Seitdem hat sie mich überall blockiert. Telefon, Facebook, WhatsApp usw.

Positiv ist, dass die Befunde nach der OP durchweg positiv waren. Es sieht so aus, dass ich den Kampf gegen den Krebs zunächst erstmal gewonnen habe. Freuen konnte ich mich bislang keinen einzigen Tag darüber. Die Trennung nimmt einfach ein riesen Volumen in meinem Kopf ein. Ich kann die Trennung einfach noch immer nicht fassen. Ich hätte mir eine faire Aussprache gewünscht. Es sind so viele Fragen für mich unbeantwortet. Ich bin mir jedoch sicher, dass sie sich nicht aufgrund mangelnder Gefühle getrennt hat. Sie schrieb immer, dass sie den Kontakt nicht könne. Vielleicht ist es auch weil ich an Krebs erkrankt war, was Erinnerungen in ihr ausgelöst hat!? Ich schaffe es nicht die Trennung zu akzeptieren. Das blöde Gedankenkarussell dreht sich permanent und ich leide unheimlich.

20.04.2022 14:19 • #1


CanisaWuff
Wow... ziemlich gefühlskalt würde ich mal denken.

20.04.2022 14:35 • x 2 #2


A


Erst Krebsdiagnose - dann Trennung - stark verzweifelt

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FrauDrachin
Hey Andi,

das tut mir schrecklich leid, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...
Jedenfalls schön, dass deine Befunde erfreulich sind! Ich drück sämtliche Daumen, dass das so bleibt!

Dass in dieser schweren Zeit auch noch deine Beziehung in die Brüche geht, ist natürlich ganz schrecklich. Leider aber kein Einzelfall. Auch deine Partnerin war ja ganz massiv betroffen, hatte Angst, die Erinnerung an ihren verstorbenen Mann wurde getriggert, deine Persönlichkeitsveränderung... Ich denke, man kann das schon auch verstehen, wenn das über ihre Kraft geht.

Rat weiß ich dir keinen, außer vielleicht dich erst mal auf dich und deine physische und seelische Heilung zu fokusieren. Eine Umarmung von mir.

20.04.2022 14:43 • x 2 #3


S
Lieber Andy,
wie brutal eine Krebs Diagnose ist kann ich gut nachvollziehen, die pure Angst und die emotionale Talfahrt die damit einhergeht.
Ich glaube und das meine ich ganz wertfrei, das Deine Partnerin Dich halt nicht wirklich geliebt hat. Liebe kann man nicht wirklich definieren, allerdings ist der Mensch, der Dich aufrichtig liebt, an deiner Seite und auch das meine ich ganz wertfrei!

Dir ist bestimmt bewusst, wie wichtig eine gesunde Psyche bei derartigen Krankheiten ist und ich weis auch , das Du dein Gedankenkarussel nicht einfach abschalten kannst, aber Du solltest es versuchen, im Zweifelsfall mit professioneller Hilfe. Ich wünsche Dir alles Gute und versuch nicht mit einer Hand die Vergangenheit festzuhalten, denn Du brauchst beide Hände für die Zukunft!

20.04.2022 20:23 • x 6 #4


T
Für mich liegt der Knackpunkt hier:
Sie hat ihren Mann an Krebs verloren.

Das macht was mit einem, auch dass sie auf Rückzug ist.
Ich würde ihr die Zeit lassen. Vielleicht kommt sie wieder auf dich zu.
Wenn nicht, dann war sie einfach nicht die Richtige.

22.04.2022 02:57 • x 1 #5




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