Zitat von ThomasB: Wurde immer verlassen. Das ist ein Muster, das sich wiederholt. Irgendwas stimmt grundlegend nicht mit meinem Mindset. Dessen bin ich mir bewusst, weiß aber nicht, was genau.
Genau das kenne ich auch. Es passierte mir in drei Beziehungen, die nach dem anfänglichen Glück in eine Schieflage gerieten. Ich verlor immer mehr an Boden beim Partner, der sich schließlich trennte und ich war jedes Mal am Boden zerstört. Nach dem dritten Mal begriff ich, dass es ein Muster und kein Zufall ist.
Ich dachte nach, kam aber zunächst nicht weiter, denn erst Mal musste ich die Gefühle der Wertlosigkeit, der Schmach, der Enttäuschung und der Wut durchleben.
Erst als halbwegs wieder Ruhe in meinem Gefühlseben eingekehrt war, war ich fähig, die letzte Beziehung anzuschauen wie ein Stück auf der Bühne. Und ich sah zwei Menschen die beide innerlich unsicher waren, nicht an die Haltbarkeit von Beziehungen glaubten, obwohl sie eine große Sehnsucht danach hatten und die ihre Defizite am anderen auslebten.
Anfangs fühlte ich mich wie eine Königin, sozusagen auserwählt und mit der Zeit rutschte ich immer in eine innere Unsicherheit hinein. Ich verspürte Verlassensängste und die gingen einher mit Versagensängsten. Was muss ich tun, damit er mir bleibt? Was muss ich tun, damit ich weiterhin interessant bin?
Und je mehr Ängste ich hatte, desto unsicherer wurde ich. Ich war nicht mehr authentisch, spielte eine Rolle von der ich glaubte, dass sie bei ihm ankam.
Ich begriff, dass ich seit meiner Kindheit Versagens- und Verlassensängste hatte die sich immer wieder bemerkbar machten, mal stärker und mal schwächer.
Und da setzte ich an und arbeitete daran, mein Selbstwertgefühl zu stärken. Ich merkte, dass ich mir ständig selbst ein Bein stellte, indem ich nicht an mich glaubte. Alle anderen da draußen sind glücklich, haben ihr Leben in der Hand, sind besser, mutiger, intelligenter und vor allem, sie glaubten an sich.
Ich begann mich zu loben wenn ich etwas gut gemacht hatte. Anfangs war es seltsam das zu tun, denn ich war es ja gerade andersherum gewöhnt. Dass ich mich in Frage stellte, mich mit anderen, immer besseren verglich, war ich gewöhnt, aber wie sollte ich auf einmal an mich glauben?
Aber allein die Bewusstwerdung dieses inneren Musters war schon ein großer Gewinn.
Es kam dann viel zusammen denn ein Jahr später wurde ich (ausgerechnet ich, die doch sowieso keinen Mut hatte und immer unsicher war) aufgerodert, ein Zusatzamt für unsere Sparte zu übernehmen. Ich konnte nicht ablehnen bzw. fühlte,dass, wenn ich jetzt wieder kneife, ich mir selbst nichts Gutes tat. Und so sagte ich zu und glaubte, es würde schon nicht so schlimm werden, denn schließlich war ich die Dritte in einem Dreierteam.
Mit der Zeit merkte ich, dass dieses Zusatzamt (das keinen Cent mehr einbrachte) mir Spaß machte. Ich passte besser auf, ich wuchs herein und andere fragten mich wenn sie was nicht wussten oder nicht auf dem neuesten Stand waren. Und da merkte ich dann, Mensch, ich kann das ja auch. Wie kann das sein? Ich war nicht schlechter als andere, ich hatte dazu gelernt und wurde mutiger. Das beiwrkte etwas in mir.
Und dann sah ich auch, woher meine frühere Kleingläubigkeit und Unsicherheit her kamen. Ich hatte sie schon in der Kindheit angelegt, einige Erfahrungen gemacht, die mich glauben machten, dass ich nicht so war wie ich sein sollte. Wäre ich anders, hätte mich Mutter mehr lieb. Ich war kein gutes Kind, nicht gut genug jedenfalls. Und wie oft hatte ich ich allein und einsam gefühlt und fühlte mich so als ob ich es nicht wert war, geliebt zu werden?
Und genau das trug ich ins Erwachsenenleben.Ich interessierte mich meist für schwer erreichbare Männer oder solche, die ich eh nicht haben konnte. Wenn aber ein Mann Interesse an mir hatte, flüchtete ich, denn der erschien mir auf einmal unattraktiv und reizlos.
Bindungsängste, in der Kindheit angelegt und ins Erwachsenenleben mitgenommen.
Allein die Bewusstwerdung half schon, denn damit kann man die inneren Fallstricke besser einordnen und verstehen und auch gegensteuern.
Durch die letzte große Krise kam ich endlich bei mir an. Und seitdem hat sich vieles geändert. Ich bin alles andere als perfekt, aber ich stelle keine mehr zu hohen Ansprüche an mich. Ich bin in Ordnung wie ich bin, denn ich kann nicht anders sein als die die ich bin. Ich fühle mich wohler mit mir, sicherer und das strahlt auch auf die Umwelt aus.
Wenn Du immer verlassen wurdest, so steckt ein Muster dahinter. Du solltest mal eine Rückschau auf Deine Kindheit halten, denn da wird das oft schon angelegt. Du bist vermutlich innerlich unsicher, suchst dir vermeintlich stärkere Frauen, die Dich dann wieder verlassen. Und dann hast Du wieder die innere Bestätigung: ich wusste es ja, wie es kommen würde, ich bin nicht genug dies und nicht genug jenes, ich bin ein Versager und wertlos. Das habe ich erkannt, ich tauge nicht für eine Beziehung und wenn ich eine habe, werde ich eh verlassen. So wie immer.
Du kannst nur bei Dir anfangen. Es ist nicht die Umwelt Schuld, denn die Umwelt spiegelt Dir das wieder was du von Dir glaubst.
Arbeite an Deinem Selbstwert, bestätige Dich und lobe Dich wenn Du etwas gut gemacht hast. Genauso wie abwertende Worte zu einem inneren Muster werden können, können auch positive Worte gewählt werden. Es ist die Botschaft an Dich selbst. Aber wer schlecht von sich denkt, spiegelt das wider und gerät an Partnerinnen die das irgendwann dann auch glauben und dann wieder gehen.
Es ist Deine Angelegenheit, für mehr Wohlbefinden zu sorgen, denn es kommt keiner, der Dich aus dem Loch befreit.
Es ist noch nicht zu spät. Ich war Ende 40, als ich begriff, dass vieles hausgemacht und von mir verursacht war. Und wenn es Dir Probleme macht, aus den Negativspiralen rauszukommen, kann man auch einen Psychologen aufsuchen. Ich war zweimal zu einem Beratungsgespräch dort und ich fand es sehr erhellend. Hinterher war ich kein anderer Mensch, aber ich hatte Anregungen bekommen und Zusammenhänge erkannt, mit denen ich weiter machen konnte.
Ich war ja dort weil ich damals aus den Wutgefühlen nicht mehr rauskam, nachdem das letzte Schwein mich abserviert hatte. Es war bestürzend, dass der Therapeut gar nicht darauf einging, sondern mich in den Fokus nahm. Das vermeintliche Schwein war nur dazu da, es mir endlich bewusst zu machen, wie ich vorging. Er war nicht weiter wichtig, denn es ging um mich, um die Eltern, um meine Kindheit, meine Glaubenssätze die ich übernommen hatte. Er war nur das innere Muster, das ich durch ihn wieder bestätigte. Ich war es nicht wert gewesen.
Du kannst da schon was tun für Dich. Bücher können 'Dir auch helfen innere Muster zu identifizieren. Nach einem Buch bist Du kein anderer Mensch, aber vielleicht hast Du Anregungen bekommen oder es hat ein Wiedererkennen stattgefunden. Ja, genau. so ging es mir in der Beziehung.
Bewusstwerdung hilft.
Aus Dir wird keine vor Selbstbewusstsein strotzender Mann, aber das muss auch gar nicht sein. Aber einer der sich mit sich sicherer fühlt und zu sich steht. Und auch das strahlt nach außen und du bekommst eine andere Rückmeldung von der Umwelt.
Aber tun musst Du es selbst, es kann keiner sonst für Dich erledigen. Ein Therapeut kann Dich unterstützen, aber er kann nicht Dein Leben ändern. Das musst Du selbst tun.