Vor einigen Wochen ist mir wie aus dem Nichts plötzlich ein uraltes Erlebnis von einem Urlaub auf Gran Canaria eingefallen.
Ich hätte nie gedacht, dass man sich wegen einer so alten Sache, welche über 45 Jahre zurückliegt selber noch Vorwürfe und Schuldgefühle machen kann.
Der Ablauf war folgendermaßen:
Mit 2 Freunden (je 23 Jahre) und ich (25 Jahre) hatten wir ein großes Appartement auf Gran Canaria in San Augustin bezogen.
Für 2 Wochen wollten wir hier eine Männer WG führen und die Annehmlichkeiten der Insel genießen.
Morgens machten wir uns - mithilfe eines Brötchen Services - das Frühstück selber, mittags gab es Pizza oder Paella in der Anlage - und abends irgendwo ein Steak oder einmal auch einen Hummer in Playa del Ingles, was gut zu Fuß erreichbar war.
Am Morgen des 2. Urlaubtages fiel mir bei einem Strandlauf eine schöne Urlauberin auf, welche auch in unserer Anlage in einem 1 Zimmer Appartement wohnte.
Ihr Name war Jutta ca. 20 Jahre alt.
Nachdem wir etwas miteinander geredet haben, lud ich sie ein, etwas zusammen mit uns zu unternehmen. Sie sagte sofort zu.
Fast eine Woche haben wir dann vieles zusammen unternommen und zusammen die Insel zu Fuß, mit dem Bus und einem Leihwagen erkundet.
Die Bindung von mir zu ihr wurde immer enger- aber ohne 6. obwohl ich hier nicht nein gesagt hätte.
Bis hierher war es ein phantastischer Traumurlaub.
Da wir abends meist so gegen 20:00 - 21:00 Uhr losgezogen sind, ich aber meistens schon um 18:00 Uhr fertig war, habe ich mich öfters per Dauerlauf in der näheren Umgebung umgesehen.
Dabei ist mir eine Discothek aufgefallen, welche meistens sehr gut besucht war.
Natürlich habe ich mich hier etwas umgesehen und an der Bar einen Cuba Libre getrunken.
Neben mir stand ein gutaussehender braungebrannter Mann ca. 35 Jahre alt mit dem ich sofort ins Gespräch gekommen bin. Es war ein cooler Typ leger gekleidet und immer mit einem Lächeln im Gesicht.
Bei unserem Gespräch sagte ich ihm, dass ich in einer Zulieferfirma für die großen Automobilfirmen arbeite, im Jahr 6 Wochen Urlaub habe und 2 Wochen davon gerade auf Gran Canaria verbringe.
Er sagte, dass er Jimmy heißt, das schöne Wetter und Klima auf Gran Canaria genießt und sich am liebsten nach schönen Mädchen und Frauen umsieht.
Auf meine Frage, ob man davon leben kann, sagte er nur Sehr gut und gab mir als Beweis dafür noch einen Cuba Libre aus.
Ich dachte, es ist sicher so ein reicher Erbe, welcher auf Playboy macht und das Leben so genießt wie wir es uns manchmal vorstellen.
Ich sagte ihm dann noch, dass ich hier auch mit einem schönen Mädchen zusammen bin, welches ich ihm mal vorstelle.
Damit nahm das Unheil seinen Lauf.
Einen Tag später gingen wir 3 zusammen mit Jutta in diese Disco.
Jimmy war wieder an der Bar und ich ging mit Jutta zu ihm um sie ihm vorzustellen.
Anfangs plauderten wir eine längere Zeit gemeinsam, Jimmy gab einige Drinks aus und dann wurde es mir aber langweilig, weil er Jutta viele Komplimente machte und viel Süßholz mit ihr raspelte.
Daraufhin ging ich dann zu den 2 anderen Freunden um gemeinsam mit den vielen anderen anwesenden Mädchen zu tanzen.
Zwischendrin habe ich auch öfters mit Jutta getanzt, welche später aber keine Lust mehr hatte.
Als es dann 1:00 Uhr war wollten meine Freunde nach Hause.
Ich dachte: Kein Problem, ging zu Jutta und sagte ihr dass wir jetzt gehen wollen.
Sie war ziemlich aufgekratzt, lachte nur und machte keine Anstalten mitzugehen.
Diesen Anlauf machte ich dann noch 3 mal - ohne Erfolg.
Sie sagte , ich soll alleine heimgehen, sie bleibt noch.
Auch als ich ihr sagte, dass sie unsere Freundschaft damit kaputt macht hat dies nichts gebracht.
Tief geknickt und ziemlich sauer ging ich dann mit den 2 anderen zu unserem Appartement.
Da ich aber absolut nicht schlafen konnte, ging ich gegen 3:00Uhr zu ihrem Appartement, in welchem noch Licht brannte.
An der Türe hörte ich, dass sie sich über etwas unterhielten.
Dann ging das Licht aus und ich hörte nur noch 6 Geräusche.
Hier habe ich mir dann vorgenommen, dass sie für mich gestorben ist und ich kein Wort mehr mit ihr reden werde - nie mehr.
Vollkommen kaputt und gedemütigt bin ich dann doch noch im Morgengrauen eingeschlafen.
Am nächsten Morgen, beim Frühstück ist sie sonst immer gekommen- diesmal nicht.
An dem nachfolgenden Tag war sie dann auch weg - mit Jimmy irgendwo in Gran Canaria.
Erst am Vormittag des darauffolgenden Tages ist sie dann plötzlich aufgetaucht.
Nachdem ich ja nichts mehr mit ihr reden wollte bin ich sofort verschwunden.
4 Tage noch musste ich versuchen ihr aus dem Wege zu gehen.
Sie hat dann versucht einiges wieder gut zu machen, indem sie Pizza besorgt und gekocht hat.
Ich habe davon nichts angerührt.
Zu Jimmy hat sie zu meinen Freunden nur gesagt, dass er ein großes Schwein und A. ist.
Am Tag vor unserer Rückreise hat sie dann noch ein Auto gemietet um nochmals die Insel zu erkunden.
Meine Freunde sollten mich fragen, ob ich mitfahre - ich habe abgelehnt weil ich immer noch ziemlich wütend war.
Bei der Rückreise hat sie sich dann in dem Transferbus zum Flughafen neben mich sitzen müssen- obwohl ich es nicht wollte, weil kein anderer Platz frei war.
Auf ihre Frage, wie mir der Urlaub gefallen hat, habe ich ihr dann doch die Antwort gegeben, dass die 1. Hälfte sehr gut war, auf den Rest hätte ich lieber verzichtet.
Sie sagte nur:Das sehe ich ebenso - was ich nicht verstanden habe.
Auf eine Nachfrage habe ich aber verzichtet.
Das war unsere Urlaubsreise und ich dachte 45 Jahre lang, dass ich mich richtig verhalten habe. Dieses Ereignis war komplett aus meinem Gedächtnis verschwunden.
Jetzt nach 45 Jahren tauchen aber ganz plötzlich Schuldgefühle auf, weil mein Unterbewusstsein alles folgendermaßen uminterpretiert hat.
- Jimmy war möglicherweise kein reicher Erbe und Playboy sondern ein Loverboy, welcher junge Mädchen verführen und zur Prost. bringen sollte.
- Jimmy hat ev. Dro. in ihre Getränke gemischt um sie gefügig zu machen, weshalb sie so aufgekratzt und aufgewühlt war und seltsam gelacht hat.
- An dem Tag als er mit ihr verschwunden war, hat er ihr nicht Gran Canaria gezeigt- sondern versucht sie für seine 6 Arbeit umzustimmen.
Wenn es so war, dann hat sie Größe und Mut gezeigt weil sie nicht darauf eingegangen ist.
Auch wenn sie mit Dro. gefügig gemacht wurde, konnte sie nichts dazu.
Ich hoffe ja, dass sie das alles gut überstanden und verarbeitet hat.
Ich habe sie Jimmy auch noch nichts ahnend zum Fraß angeboten, indem ich sie ihm vorgestellt habe.
Am meisten stört mich aber, dass ich nicht mehr mit ihr geredet habe und nur auf Spekulationen angewiesen bin.
Eines habe ich aber daraus gelernt:
Auch wenn es noch so weh tut und wenn man noch so stark gedemütigt wird muss man trotzdem miteinander reden, sonst kommt es irgendwann wieder als Bumerang zurück.
Sogar noch nach 45 Jahren
Für Gedanken und Erinnerungen gibt es kein Ablaufdatum und keine Verjährung.
Wenn etwas nicht richtig abgeschlossen wurde kann es immer wieder plötzlich in den Gedanken auftauchen und Schuldgefühle erzeugen.
Dies musste ich einmal niederschreiben um meine Schuldgefühle etwas zu beseitigen.
24.05.2021 19:46 •
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