Hallo zusammen,
nach einem etwas emotionalen Abend, sehe ich heute wieder sachlicher. Ich wende mich mal mit einem Thema an euch, bei dem ich mich über Erfahrungsaustausch und Ratschläge - insbesondere mit und von Frauen, die älter sind als ich und sich vielleicht früher mal in ähnlicher Situation befanden - freue. Hoffe, ich schaffe es, mich kurz zu halten.
Kurz zu mir. Ich bin 27, heute in 7 Monaten bereits 28. Mit dem Studium bin ich seit 2016 fertig, zog berufsbedingt Anfang 2017 in eine der deutschen Großstädte rund 200km entfernt meiner Heimat, habe dort meine kleine - schöne aber alte und oft anstrengende - Wohnung und stehe mittlerweile fest im Berufsleben. Im Großen und Ganzen kann ich nicht klagen. Verdiene für Branchenverhältnisse gut, spare viel für meine Zukunft, kann mir gleichzeitig gut was gönnen. Allerdings bin ich seit rund 5 Jahren Single und mittlerweile will ich das einfach nicht mehr.
Meine Wünsche und Träume für die Zukunft sind relativ bodenständig, unspektakulär, traditionell, klassisch Deutschman kann es nennen, wie man mag. Ich möchte sehr gerne Mutter von 2-3 Kindern werden, eine möglichst lebenslange Beziehung (Heiraten sehr gerne, aber muss jetzt auch nicht zwingend sein) finden, glücklich sein, Haus bauen usw. Ich will kein Hausmütterchen werden, ich bin sehr gerne berufstätig und würde das auch mit Kindern gerne erfolgreich bleiben wollen später (wobei erfolgreich für mich nicht heißt, in meiner Branche wahnsinnig groß rauskommen zu müssen und nur noch am Arbeiten zu sein). Aber ich bekam in den letzten Jahren einfach immer mehr das Gefühl, dass ich jemand bin, die diese Verantwortung für eine eigene Familie einfach braucht und sich wünscht und wirklich (also die Scheidung meiner Eltern hat nicht negativ abgefärbt) gerne auf etwas lebenslanges hinarbeiten wollen würde.
Jetzt zum Problem. Ich habe 2017 einen Mann kennengelernt, in den ich mich sehr verliebt habe. Bin es immer noch. Aus uns wurde nie was, habe ihn seit bald 1,5 Jahren nicht mehr gesehen und bis auf nen Silvester- und nen Geburtstagsgruß haben wir auch keinen Kontakt mehr. Anderweitig verliebt habe ich mich seit ihm nicht mehr, schaffe es einfach nicht, bei Dates (ich habe Phasen mit vielen Dates, dann Phasen ohne jegliche Dates, weil ich dann einfach keine Lust habe und mich nicht überwinden kann) merke ich oft, dass ich emotional einfach nicht ganz frei bin. Hübsche Männer fallen mir auf, aber mehr nicht. Ich bin inzwischen nicht mehr gerne Single. Am liebsten hätte ich ihn und keinen anderen, aber der Realist in mir ist mittlerweile weitestgehend zurückgekehrt und weiß, dass das nie was werden wird. Würde mich einfach so gerne mal wieder glücklich verlieben. Möchte nicht mehr Single sein, alleine (ja, ich habe Freunde und Familie) sein, Dinge alleine erleben müssen. Ich habe inzwischen ein riesen Bedürfnis danach, einfach meinen Alltag endlich mit jemandem teilen zu können, von Einkaufen bis Haushalt und Kochen und und und. Ich kann alleine sein, das weiß ich nach 5 Jahren, aber ich finde es nicht mehr schön und kann es mir auch nicht mehr schön reden. Und bin auch jemand, die sehr viel Wert auf Familie und Gesellschaft legt und das einfach auch braucht. Und so langsam setzt seit einigen Monaten auch immer stärker die Angst vor dem, was kommt (oder vielmehr nicht kommt) ein. Sprich, ich möchte gerne endlich den einen Mann kennenlernen, mit dem ich ankommen kann. Ich will keine Beziehung mehr, in der man irgendwie unterbewusst immer diese Aufbruchstimmung hat und nie so genau weiß, ob man in einem Jahr noch zusammen ist. Ich will mit jemandem über Zukunft reden und das nicht nur zum Spaß, sondern realistisch. Ihr kennt das ja alle, je älter man wird, desto mehr rast die Zeit. Ich kann kaum fassen, dass ich übernächstes Jahr 30 werde. Dann noch ca. 7-8 Jahre bis die biologische Uhr auch ordentlich anfängt zu ticken. Wenn ich z.B. meine nächsten Monat 40-jährige kinderlose, sehr gute Freundin anschaue. Die habe ich kennengelernt, da war ich ca. 14-15 und Praktikantin und sie 26, damals dort meine Kollegin. Die Jahre sind so schnell vorbei gerast, das sehe ich an uns beiden immer besonders gut. Sie hatte seither nie eine feste Beziehung und Kinder bekommen, obwohl sie es sich so gewünscht hätte. Sowas finde ich einfach beängstigend. Und wie gesagt, man denkt immer, das ist ja noch ne Weile hin bis die Uhr tickt. Aber im Endeffekt ist es das nicht. Ich will ja nicht, wenn ich jemanden kennenlerne und mich verliebe, sofort heiraten, Haus bauen, Kinder kriegen. Man will ja auch erstmal noch Zeit für sich und den Partner. Dinge erleben und diese Vorfreude auf das, was man sich irgendwann mal schafft, richtig genießen. Mit dem Mann, in den ich seit 2017 verliebt bin, wäre das wohl nicht möglich, da er einiges älter ist als ich und bereits zwei noch recht kleine Kinder hat. Was für mich speziell bei ihm auch okay wäre - also das, dass da nicht mehr lange Zeit wäre um sich Zeit zu lassen. Aber selbst mit ihm würde ich nicht sofort nach einem halben Jahr schwanger werden wollen (wenn das überhaupt ein Thema für ihn wäre). Mir wäre es mit einem neuen Partner einfach wichtig, jede - ich nenne es mal Etappe - richtig auskosten und genießen zu können. Und dann bin ich aber eben schwupps auch schon Mitte 30. Ich hatte halt nicht das Glück, wie andere um mich herum, mit Anfang 20 den Partner fürs Leben zu treffen. So ist das halt, kann nicht bei jedem gleich laufen. Nur habe ich halt jetzt bereits 3 Jahre damit vergeudet (ich will das Wort kaum nutzen, denn in ihn verliebt zu sein, war/ist trotzdem auch kein Fehler) an einem Mann zu hängen, mit dem es nichts mehr wird. Ich hatte da einfach so lange Hoffnungen. Und ich habe wirklich Angst, dass das noch Ewigkeiten so weitergeht, dass ich mich keinem anderen emotional öffnen kann. Der Kopf kann und will es ja, der Rest von mir nicht.
Mittlerweile bin ich wieder so weit, dass ich mir sage, ich muss mich jetzt wieder zu Dates zwingen. Ich muss einfach Männer kennenlernen. Ja, man kann nichts erzwingen. Aber - und das macht mir Sorgen - irgendeinen muss ich jetzt mal treffen, mit dem es passt. Es sind jetzt 3 Jahre, ich muss vielleicht zu meinem Glück wirklich gezwungen werden. Und inzwischen bin ich wirklich so weit, zu sagen, wenn es einigermaßen passt, ist es ok. Dann ist es halt nicht die große Liebe, aber Hauptsache, es ist ok und man mag sich. Und das spricht eigentlich extrem gegen meine Prinzipien. Mir ist Liebe, die echt ist, sehr sehr wichtig. Gerade, weil ich keine Ehe/Beziehung will, die irgendwann nur noch zum Schein besteht, in der es keinen S. und keine gemeinsame Ebene und Spaß am Leben mehr gibt. Ich finde solche Familien und/oder Paare schrecklich und ich finde es schlimm, dass es sowas sogar wirklich häufig gibt - andere verurteile ich ab und an da schon mal: die, die sich was vormachen. Nur, damit man die perfekte Familie hat.
Aber ganz ehrlich, ich bin diszipliniert am Geld für mein Eigenheim sparen und sage mir immer, Hey, wenns kein Einfamilienhaus wird, weil ich keinen Partner und keine Familie bekomme, dann kauf ich mir halt irgendwann eine schöne Neubauwohnung in meiner Heimat bei meiner Familie. Wenn ich Kinder in meinem Leben brauche, hab ich die meiner Freundinnen. Zwei Katzen will ich mir sowieso zulegen. Ist doch dann auch alles gut. Aber letzten Endes mache ich mir da auch was vor. Denn mein Wunsch ist einfach ein anderer. Andere Menschen werden auch glücklich. Wieso soll ich mich mit der Alternative einfach nur zufrieden geben? Wieso darf ich nicht mit dem glücklich werden, was ich mir wünsche?
Jetzt wurde es doch lange, aber manches lässt sich halt nicht kurz fassen. Wie gesagt, wären wir die Meinungen und Erfahrungen anderer Frauen, die vielleicht älter sind als ich, wichtig. Vielleicht könnt ihr mir ja auch die Angst nehmen. Solltet ihr auch mal in dieser oder ähnlicher Situation gewesen sein: hattet ihr Angst unglücklich alt zu werden bzw. dass sich eure Träume nicht erfüllen? Habt ihr auf den einen Partner gewartet/gehofft oder irgendwann auch gesagt, ihr nehmt jetzt den nächstbesten, einfach um anzukommen? Oder seid ihr ewig Single geblieben? Habt ihr bestimmte Entscheidungen im Nachhinein bereut oder waren sie richtig, wenn auch nicht perfekt?
Danke für eure Ansichten und einen schönen Feiertag an alle.
13.04.2020 12:03 •
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