Zitat von luisa33: Einen Abschied möchte ich gar nicht. Zumindest möchte ich die Freundschaft nicht missen. Natürlich bin ich davon noch meilenweit entfernt und ein Kontaktabbruch ist unumgänglich, aber ja zum ersten Mal freue ich mich auf den Umzug.
Den Abschied formal auszusprechen, ist nicht unbedingt nötig, aber es muss für beide klar sein, dass die Beziehung nicht mehr existiert.
Zum Thema Freundschaft: höchste Vorsicht, denn gerade in der Ablösungsphase kann einen jeder Kontakt wieder zurückwerfen und den inneren Abschied verlängern, denn Deine Gefühle, die ja noch da sind und sich erst mit der Zeit wandeln (sie humpeln ja immer sehr mühsam hinterher, weswegen es die Trennungsschmerzen ja gibt), werden wieder getriggert. Die Wehmut kann temporär wieder einkehren, die Traurigkeit oer auch die Wut auf den Ex.
Wenn Du ihm nicht konsequent aus dem Weg gehen kannst, dann den Kontakt auf das Allernötigste beschränken. Grüßen, aber möglichst keine weiter gehenden Gespräche, die nur weh tun.
Ich war damals so dumm, ihm meine Freundschaft anzutragen und meinte damit weiterhin einen lockeren Kontakt mit gelegentlichen Telefonaten und Getexte- Aber natürlich hatte ich keinerlei Ansprüche mehr zu erheben und auch Fragen mit wem er denn nun künftig Unternehmungen planen würde, waren tabu.
Effekt für mich: Anfangs war er noch an einem Austausch interessiert, aber das Interesse baute sich spürbar ab.
Und dann die ach so lockeren Fragen meinerseits, wie denn diese oder jene Veranstaltung gewesen war, auf die er gegangen war und dann seine allgemein gültigen Aussagen, die nichts aussagten, am allerwenigsten mit wem er zugange war und wen er getroffen hatte. Meine Eifersucht flammte wieder auf, denn mit der Freundschaft wollte ich noch eine Art Kontrolle über ihn haben, etwas wissen und Anteil an seinem tollen Leben haben.
Ganz ehrlich: es tat mir nur weh und die Eifersucht, basierend auf Unwissen, wurde verstärkt wieder spürbar.
Einmal habe ich ihn so ganz nebenbei geprüft. Er hatte ja viele Kontakte, von ganz locker und eher Bekanntschaft auch nähere Freundschaften, denn in Freundschaften war er super. Beziehungen konnte er nicht, niicht auf Dauer.
Kurz nach der Trennung erzählte er, er würde irgend so ein Kulturevent besuchen, das eigentlich gar nicht so recht zu ihm passte. Er ergänzte damals, dass er eingeladen worden sei.
Ich sagte nur aha und fragte nichts. In meinem Kopf aber entstand ein Gebirge an Fragen. Wieso ist er eingeladen worden? Vom Veranstalter etwa (kaum vorstellbar) oder meinte er einen/n Bekannte/n, der ihn zum Mitkommen aufgefordert hatte? War dieser Jemand vielleicht eine Frau? Wenn ja, welche und war sie mir vielleicht sogar bekannt, z.B. von Erzählungen?
Oh Mann, tat das weh!
Wenige Wochen später fragte ich ihn dann mal so ganz beiläuftig und scheinheilig: Sag mal, Du warst doch damals auf dieser seltsamen Veranstaltung, was war denn das eigentlich?
Er erklärte und erläuterte es mir, was mich null die Bohne interessierte. Es war ja nur eine Fangfrage gewesen um nähere Informationen zu bekommen.
Und dann fragte ich noch: Wie bist Du denn darauf eigentlich gekommen?
Seine Antwort sprach Bände: Äh, öh, hmppff, muss ich wohl in der Zeitung gelesen haben - oder so.
Dann wusste ich Bescheid, denn ich kannte sein kurzes Gedächtnis für Aussagen die er früher mal gemacht hatte. Antwort eins war richtig, irgend Jemand hatte ihn dort mit hingenommen.
Und das oder so war bei ihm immer verräterisch, weil es meistens, nein eigentlich immer eine Lüge oder ein Verschweigen bedeutete.
Half mir das? Ja und nein.
Ja, denn ich wusste nun Bescheid dass er dort war und dass er mit Sicherheit nicht allein dort gewesen war.
Nein, denn ich wusste nicht mit wem und selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht gewusst, ob diese vermutlich weibliche Person evt. meine Nachfolgerin war oder als solche in Frage kam.
Aber zweifellos wäre es einfach besser für mich gewesen, ich hätte die Trennung ohne diese Umwege durchgezogen. Je weniger Kontakt, desto eher kapieren die Gefühle, also das Gefühlsgedächtnis, das uns ja immer gerne ein Bein stellt, dass er nicht mehr von Bedeutung ist.
Freundschaft bitte auf später verschieben, wenn der Ablöseprozess geschafft ist und der dauert oftmals Monate. Und wenn Du damit durch bist, interessiert er Dich wahrscheinlich nicht mehr sonderlich und wenn Du was über ihn erfährst, dann nimmst Du es zur Kenntnis ohne Herzklopfen zu bekommen und das Fragekarussell wieder in Gang zu setzen.
Wie heißt es so schön? Brexit means Brexit.
Konsequent, ohne irgendwelche halbgaren Zwischenlösungen, die den Prozess nur in die Länge ziehen. Von freundschaftichen Kontakten mit dem Ex. kann ich nur abraten, auch wenn sie nur über Geräte stattfinden.
Du wirst es durch die Änderung Deiner Lebensumstände leichter haben, denn dann bist Du anderweitig gefordert und hast weniger Zeit zum Gedanken Wälzen.
Was mir damals schon half, war auch mein Trotzgedanke. Die miese Ratte hatte mich ausgesondert und oft belogen und oft kalt gestellt und mich verletzt. Ja, aber ich werde mir von ihm nicht mein Leben kaputt machen lassen. Ich werde trotzdem und notfalls mit unterdrückten Tränen in den Augen Dinge unternehmen und mich nicht klein kriegen lassen. Ich werde keine Tabletten brauchen und ich werde das durchstehen und gestärkt aus der Krise heraus gehen.
Natürlich gab es Einbrüche, aber ich sagte mir immer, Du wirst nicht zweimal gewinnen. Das erste Mal hast Du gewonnen, als Du gegangen bist. Aber das zweite Mal, indem ich mir mein Leben davon zerstören lassen, gönne ich Dir nicht.
Natürlich interessierte es IHN nicht weiter, was ich unternahm, aber ich sagte es ihm dennoch manchmal. Ich war im Kino und der Film war so ode so. Ich werde am Freitag in ein Konzert in unserem Stadttheater gehen, auf das ich mich freue usw.
Ich wollte ihm sozusagen beweisen, dass ich mein Leben im Griff hatte.
Ein halbes Jahr später schrieb er, dass er einer früheren Kollegin beim Umzug helfen würde, die an seiner Dienststelle gekündigt hatte. Sie zog einige hundert Kilometer weiter. Durch diese Information und noch einem verklausulierten Nebensatz wurde mir schlagartig klar, dass sie die Neue war.
Das versetzte mir momentan wieder einen Dolchstoss ins Herz, denn er und solo konnte ich ja noch ertragen, aber so was nicht.
Er schrieb, er würde sich melden, wenn er wieder da sein
Aha, er schrieb natürlich nicht. Ich Trottel fragte ihn dann nochmals per Mail, ob er den Kontakt künftig ganz einstellen wolle. Seine harsche Antwort: Ja, ich will den Kontakt einstellen, es ist besser so. Mach's gut und viele Grüße.
Das war versteckt aggressiv von beiden Seiten. Von mir, weil mir klar war, dass ihn meine Frage tangieren, also irgendwie auch bedrängen würde und weil ich damit eine klare Antwort einforderte. Klare Antworten waren niicht so seine Sache, sondern eher verschwurbelte und verallgemeinernde Aussagen.
Und von ihm, weil er mich jetzt richtig abservierte.
Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn er sterben würde oder schwer verunglücken auf der Rückfahrt von Nextie. Meine Rachefantasien blühten, aber ich wusste auch, Rache tut nicht gut, abgesehen davon, dass ich ihm ja eh nichts hätte antun können ohne kriminell zu werden. Aber ich stellte mir vor, ich würde zwei schwere Jungs anheuern, die ihn vermöbelten und wenn er wimmernd am Boden lag, würde ich kommen und ihm in seine Sch...eier treten. Hach, welch gut tuende Vorstellung.
Rückblickend lächle ich über damals. Rache ist nur dumm und führt zu nichts. Es ist würdiger seinen Hut zu nehmen und seinen Stolz zu bewahren.
Vergiss das nie: Deinen Stolz, Deine Würde, Dein Ehrgefühl. Du darfst, ja musst sogar stolz auf Dich sein. Du hast einen Wert, den keiner mit Füßen treten kann, denn er ist da. Immer und keiner kann ihn Dir nehmen wenn Du es nicht zulässt.