Ihr Lieben,
ich bin durch Zufall bei der Recherche über Google auf dieses Forum gestoßen und habe mich etwas eingelesen. Nachdem mein erster Eindruck recht positiv war, möchte ich nun eure Hilfe in Anspruch nehmen.
Zu meiner Situation:
Mein Partner (32) und ich (28) sind seit 6 Monaten zusammen. Eigentlich überraschend, denn wir sind völlig verschiedene Charaktere. Unsere Interessen, Ansichten und Träume könnten kaum unterschiedlicher sein: ich habe nach meinem Studium eine sehr gute Position in einem DAX-Unternehmen inne, mein Freund ist ungelernt und arbeitslos. Während ich mich für Politik, Kunst und Literatur begeistere, sitzt er den ganzen Tag vor der Playstation und spielt mit 18-jährigen Jungs Ballerspiele. Trotzdem liebe ich ihn und habe mich damit abgefunden, dass er meine Interessen nicht teilt. Konzerte besuche ich alleine, in den Urlaub begleiten mich gute Freunde. Glücklicherweise habe ich einen umfangreichen, bunten Freundeskreis, auf den ich zählen kann.
Ich erwarte nicht von meinem Partner, dass er zu mir aufschaut oder mich bewundert. Ganz im Gegenteil: mir ist es wichtig, eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen. Ich bevormunde ihn nicht und begegne ihm mit Respekt und Ehrlichkeit. Bei seinen Projekten unterstütze ich ihn und versuche, immer mit einem offenen Ohr für ihn da zu sein.
Von ihm wünsche ich mir im Gegenzug nicht mehr als Liebe und offene Arme, in die ich mich nach einem harten Arbeitstag schmiegen kann.
Seit einigen Wochen verhält sich mein Freund in dieser Hinsicht aber eher kontraproduktiv. Es ging damit los, dass ich die Zusage meines jetzigen Arbeitgebers bekommen habe. Mein Partner kritisiert mich seitdem, wo es nur geht und nörgelt am laufenden Bande. Meine Erfolge sind nie genug, immer kennt er jemanden, der es noch besser gemacht hätte. Sein bester Freund verdient mehr, eine Freundin sieht besser aus und überhaupt ist alles, was ich mache, durch die Reihe nur mittelmäßig. Er verdirbt mir damit immer wieder die gute Laune und nimmt mir die Freude an den Früchten meiner Arbeit. Ich bin ein sehr warmherziger, sensibler Mensch und mich verletzt sein Verhalten.
Wenn mir dann noch ein Missgeschick passiert oder ich mich zB. in der Küche schneide, lacht er mich aus, nennt mich Dumme Nuss! und zeigt wenig bis gar kein Mitgefühl.
Das Gespräch habe ich bereits wiederholt gesucht. Er empfindet seine Bemerkungen als lustig und rät mir, mich nicht so anzustellen. Er mache ja nur Spaß und ich solle einfach über die Sprüche schmunzeln. Nun bin ich ein sehr humorvoller Mensch und kann wirklich über mich selbst lachen, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein.
Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich dieses Verhalten nicht mehr hinnehmen möchte. Ich liebe meinen Freund und versuche, seine Macken zu akzeptieren, aber nicht um jeden Preis. Allerdings weiß ich nicht, was ich noch tun soll, um etwas an der Situation zu ändern. Gespräche blockt er ab (Immer nur Drama mit dir! Wegen dir kriege ich wieder Herpes!), obwohl ich der Meinung bin, dass man in einer erwachsenen Beziehung auch unbequeme Themen ansprechen können muss.
Ich befürchte fast, dass die Trennung die einzige Option ist, dieser Bredouille zu entkommen. Wie sehr ihr das?
10.09.2018 11:09 •
x 4 #1